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Veröffentlicht am 17.12.2016

Jazz-City Chicago

Die Musik der verlorenen Kinder
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1920er Jahre, Chicago. Benny Lehrmann entstammt einer jüdischen Familie und lebt mit seinen Eltern und seinen zwei Brüdern in Chicago, wo der Vater ein Kappengeschäft betreibt. Seit Benny bei einem heftigen ...

1920er Jahre, Chicago. Benny Lehrmann entstammt einer jüdischen Familie und lebt mit seinen Eltern und seinen zwei Brüdern in Chicago, wo der Vater ein Kappengeschäft betreibt. Seit Benny bei einem heftigen Schneesturm seinen jüngsten Bruder auf dem Weg zur Schule verlor und dieser Wochen später erfroren aufgefunden wurde, geben seine Eltern ihm unterschwellig die Schuld für dieses Unglück. Benny soll später das Geschäft übernehmen, aber daran hat er überhaupt kein Interesse. Lieber streift er bei Botengängen durch die schwarzen Viertel der Stadt und lauscht den Musikklängen, die dort aus den Bars und einschlägigen Etablissements zu ihm auf die Straße hinausschallen – und das als Weißer. Bennys Hände sind immer in Bewegung, er hat ständig Musik im Kopf und hofft auf eine Karriere als Pianist. Als eines Tages die Fähre Eastland im Hafen versinkt, ist Benny rechtzeitig zur Stelle und hilft bei der Bergung von Menschen. Dabei lernt er die junge Pearl kennen, die durch das Unglück gleich drei Brüder verliert. Die beiden verlieren sich danach aus den Augen, aber die Liebe zur Musik führt Benny Jahre später in den Nachtclub von Pearls Familie…

Mary Morris hat mit ihrem Buch „Die Musik der verlorenen Kinder“ einen sehr gefühlvollen Roman voller Atmosphäre vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, dabei melancholisch und durch und durch von der Liebe zur Musik geprägt. Die Autorin beschränkt sich nicht nur auf ein Thema, sondern beleuchtet die Stadt Chicago der 20er Jahre von allen Seiten, wo die Mafia herrschte, die Prohibition galt und der Rassismus einen seiner Höhepunkte hatte, indem es Stadtviertel nur für Schwarze oder für Weiße gab. Aber über all diesen Konfliktpunkten schwebte die Musik, wobei der Jazz den Mittelpunkt bildet. Viele farbige Musiker machten sich damals aus den Südstaaten auf den Weg nach Chicago, um dort in den Bars und Konzertsälen zu spielen, allen voran Louis Armstrong. Die Erzählweise der Autorin lässt diese Zeit regelrecht wieder auferstehen und den Leser daran teilhaben.

Die Charaktere sind vielfältig angelegt und in ihrer Form detailliert ausgestaltet. Benny ist ein Eigenbrötler, dessen Gedanken nur aus Musik zu bestehen scheinen. Er ist rastlos, verliert sich in Gedanken an die Musik, die ihn tröstet und ihm Geborgenheit gibt. Nur in ihr kann er seine Gefühle ausleben und sich Gehör verschaffen für die Dinge, die ihm wichtig sind, die er gesehen hat und die ihm in der Erinnerung geblieben sind. Napoleon Hill ist ein schwarzer Trompeter, der ebenfalls für die Musik lebt und atmet. Er ist einfühlsam, vor allem aufmerksam und wird zum besten Freund von Benny. Die beiden verstehen sich blind, wenn es ums Musizieren geht und helfen sich gegenseitig bei ihren Auftritten. Pearl ist eine junge Frau, die nach dem Tod ihrer Mutter die Familie zusammenhält. Sie kümmert sich mit ihren Brüdern um die eigene Bar und versucht, ihren jüngeren Schwestern die Mutter zu ersetzen. Opal ist Pearls jüngste Schwester, die noch sehr naiv ist und sich ein Leben im Luxus wünscht und für ihr Leben gern tanzt, dann vergisst sie alles um sich herum. Sie fordert das Schicksal heraus und verliert dabei viel. Auch die anderen Protagonisten dienen auf die eine oder andere Weise als Untermalung der Handlung. Dabei bedient sich die Autorin auch vielen namhaften Personen, die es zu jener Zeit tatsächlich gegeben hat, was die Geschichte noch glaubwürdiger und realer wirken lässt.

„Die Musik der vergessenen Kinder“ ist eine in Worte gefasste Homage an den Jazz. Beim Lesen hat man die Musik im Ohr und scheint die Charaktere geradezu greifen zu können. Ein traumhaftes Kopfkino, wie man es besser nicht machen kann. Alle Liebhaber wunderschön erzählter Geschichten werden sich in dieses Buch verlieben. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight 2016. Einfach wunderbar!

Veröffentlicht am 17.12.2016

Joli Jacquotte

Joli Rouge
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17. Jh. Als Kind wächst Jacquotte Delahaye, Tochter eines Franzosen und einer Haitianerin, wohlbehütet auf einer der Westindischen Inseln auf und macht mit ihrem Freund Pierre gemeinsam die Gegend unsicher, ...

17. Jh. Als Kind wächst Jacquotte Delahaye, Tochter eines Franzosen und einer Haitianerin, wohlbehütet auf einer der Westindischen Inseln auf und macht mit ihrem Freund Pierre gemeinsam die Gegend unsicher, lernt von ihm jagen und kämpfen. Jacquotte ist ein wildes Kind mit rotem Haar, voller Tatendrang und Abenteuerlust, so wünscht sie sich sehnlichst, irgendwann einmal Mitglied einer Bruderschaft zu sein und die Welt per Schiff zu erobern. Doch zu jener Zeit war Frauen diese Welt verschlossen. Aber Jacquotte hat ihren eigenen Kopf, setzt sich über alle Konventionen hinweg und gelangt als Mann verkleidet auf ein Piratenschiff. Die Gefahr, enttarnt zu werden, ist allgegenwärtig. Wird es Jacquotte gelingen, ihre Träume von Freiheit und Selbstbestimmung zu verwirklichen und ein vollwertiges Mitglied der Bruderschaft zu werden?

Alexandra Fischer hat mit ihrem Buch „Joli Rouge“ einen sehr spannenden historischen Roman vorgelegt über die Piraterie im 17. Jh. und die Piraten-Legende Jacquotte Delahaye im Besonderen. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und lässt den Leser schon mit den ersten Seiten abtauchen in eine exotische und fremde vergangene Welt. Die Spannung wird recht schnell aufgebaut und steigert sich im Verlauf der Geschichte immer mehr bis zum großen Finale. Die Autorin versteht es wunderbar, den Leser mit Wendungen und eingestreuten Unvorhersehbarkeiten wunderbar zu unterhalten. Der geschichtliche Hintergrund und die ungeordnete politische Lage wurden akribisch recherchiert und mit der Handlung verwoben. Ebenso werden dem Leser die gesellschaftlichen Traditionen, die rauen Sitten der Schiffsleute, die kriegerischen Handlungen sowie die damalige Lebensweise der Menschen übermittelt, so dass man sich ein gutes Rundumbild machen kann und ein wahres Kopfkino in Gang gesetzt wird, dass durch die exotische karibische Kulisse noch untermauert wird.

Die Charaktere wurden von der Autorin liebevoll und detailliert ausgestaltet und haben alle ihre speziellen Eigenheiten, die sie hervorheben. Dadurch wirken sie sehr authentisch und lebendig. Jacquotte ist eine herausragende Protagonistin, sie ist ungezähmt, widerspenstig, abenteuerlustig, wagemutig und freiheitsliebend. Dabei hat sie das Herz am rechten Fleck. Sie will sich nicht verbiegen müssen und ihre Träume Wirklichkeit werden lassen, auch wenn es sie einiges an Einsatz kosten wird. Sie ist wie ein Vogel, den man nicht einsperren und dem man auch seinen Willen nicht aufzwingen kann, dafür verzichtet sie auf allerlei Annehmlichkeiten und ist sich der Gefahren jede Minute bewusst. Innerhalb der Handlung kann der Leser die Entwicklung vom Kind zur Frau sehr gut beobachten, wobei es auch Phasen gibt, in denen Jacquotte hart und unerbittlich wirkt. Doch dies ist der Lebenserfahrung und den Schwierigkeiten geschuldet, die sie im Laufe der Jahre durchlaufen muss. Pierre ist ein undurchsichtiger Charakter, einst bester Freund von Jacquotte, doch dann verlieren die beiden das freundschaftliche Band zwischen ihnen. Auch die anderen Protagonisten untermauern und bereichern die Handlung mit ihren Episoden und Geschichten.

„Joli Rouge“ ist ein spannender historischer Roman um die Piratin Jacquotte Delahaye, der sämtliche Emotionen im Leser frei setzt, denn man leidet, jubelt oder fürchtet sich bei der Lektüre dieses großartigen und farbenprächtigen Buches. Ein wunderbares Kopfkino begleitet einen und lässt den Wunsch aufkommen, diese außergewöhnliche Person persönlich kennenzulernen. Absolute Leseempfehlung für eine Wahnsinnsgeschichte und „Chapeau“ für die Autorin, der es gelungen ist, diese zu Papier zu bringen!

Veröffentlicht am 17.12.2016

Wenn Pläne schief gehen...

Der Heiratsplan
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1811 Grafschaft Kent. Als der Viscount of Panswick stirbt, hinterlässt er seiner Familie einen Berg von Schulden. Louise Barnett, die Witwe, hat nur noch eine Möglichkeit, um das Unvermeintliche aufzuhalten: ...

1811 Grafschaft Kent. Als der Viscount of Panswick stirbt, hinterlässt er seiner Familie einen Berg von Schulden. Louise Barnett, die Witwe, hat nur noch eine Möglichkeit, um das Unvermeintliche aufzuhalten: sie muss ihre Töchter möglichst reich und adelig verheiraten, damit der Familienbesitz gerettet wird und der Ruf gewahrt bleibt. So versucht Louise, ihre Tochter Penelope unter die Haube zu bekommen, weil sie nach ihrer Ansicht die Hübschere ihrer Töchter ist. Frederica, die Älteste, hatte sich eigentlich auf ihr Debüt in der Londoner Gesellschaft gefreut, und nun muss sie als Anstandsdame einspringen, um ihrer Schwester Penelope bei deren Debüt zu unterstützen. Da keiner von ihnen Erfahrung im Umgang mit der vornehmen Stadtgesellschaft hat, da sie immer auf dem Land gelebt haben, kommen einige Herausforderungen auf sie zu. Wird es gelingen, den richtigen Ehemann zu finden und die Familie vor dem Abgrund zu retten?

Sophia Farago hat mit ihrem Buch „Der Heiratsplan“ den ersten Band ihrer „Lancroft-Abbey“-Reihe vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig und mit einer guten Prise Humor gespickt. Der Leser findet sich schnell im 19. Jahrhundert wieder und sieht sich den gesellschaftlichen Gepflogenheiten und Traditionen gegenüber, die damals den Tagesablauf bestimmten. Der Autorin gelingt es durch eine temporeiche, unterhaltsame Erzählweise und dem Streuen von kleinen Verwirrungen, den Leser immer wieder zu überraschen.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und wirken durch ihre Eigenheiten authentisch und sehr lebendig. Frederica ist eine sympathische Frau, die leider aufgrund ihrer Schwester zurückstecken muss, dabei ist sie selbst voller Träume. Aber sie tut alles, um die Familie zu unterstützen und zu sichern. Penelope wirkt noch sehr naiv und einfältig, sie macht oft einen recht egoistischen Eindruck, was aber ihrem Alter geschuldet ist. Auch die Nebenprotagonisten wissen mit ihren Episoden und ihren eigenwilligen Verhaltensweisen die Geschichte zu stützen und den Leser wunderbar zu unterhalten.

„Der Heiratsplan“ ist ein historischer Liebesroman, in dessen Lektüre man mühelos eintauchen und sich in der schönen Erzählweise verlieren kann. Alle Liebhaber dieses Genres werden mit dieser Geschichte schöne Lesestunden verbringen.

Veröffentlicht am 09.12.2016

Barbarablüten bringen Glück

Winterblüte
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Ostseebad Heiligendamm 1902. Die Familie Baabe besitzt ein florierendes Hotel und bereitet sich auf einen großen Winterball zu Ehren des Herzogs vor. An diesem Tag möchten die Eltern auch die Verlobung ...

Ostseebad Heiligendamm 1902. Die Familie Baabe besitzt ein florierendes Hotel und bereitet sich auf einen großen Winterball zu Ehren des Herzogs vor. An diesem Tag möchten die Eltern auch die Verlobung ihrer Tochter Johanna verkünden, die von zwei auserwählten Bewerbern seit einiger Zeit hofiert wird. Doch Johanna möchte keinen der beiden heiraten, denn sie ist schon lange heimlich in Peter Vanderboom verliebt, aber aufgrund einer langen Fehde zwischen den Baabes und den Vanderbooms hat sie die Hoffnung verloren, ihre große Liebe ehelichen zu dürfen. Johannas Bruder Christian soll eines Tages das Hotel übernehmen, eine Ehefrau ist allerdings noch nicht in Sicht. Bei einem Ausritt findet er eines Morgens eine junge Frau leblos am Strand, die einen Zweig krampfhaft umklammert. Er bringt die mehr Tot- als Lebendige ins Hotel, wo sich bald herausstellt, dass sich die junge Frau an nichts erinnern kann, nicht mal an ihren Namen. Johanna freundet sich schnell mit der jungen Frau an, und Christian verliebt sich Hals über Kopf in sie. Der Zweig kommt in eine Vase und wenn er zu Weihnachten blüht, soll das Glück bringen erzählt die junge Frau Johanna, die nach dem Barbarazweig ihre neue Freundin Barbara nennt und innerlich hofft, dass das Glück auch für sie und Peter kommen wird. Wird Barbara ihr Gedächtnis wiederfinden, und welchen Mann wird Johanna heiraten?

Corina Bomann hat mit ihrem Buch „Winterblüte“ nicht nur den alten Brauch um den Barbarazweig wieder in Erinnerung gebracht, sondern auch einen wunderschönen und unterhaltsamen historischen Roman um diesen alten Brauch geschrieben. Der Schreibstil ist flüssig, von der ersten Seite ab wird der Leser in die Geschichte regelrecht hineingesogen und versinkt in dieser schön erzählten Handlung. Die Bräuche und gesellschaftlichen Traditionen wurden von der Autorin sehr gut recherchiert und mit in die Geschichte eingeflochten. Durch die Landschaftsbeschreibungen wurde man in ein altes Seebad versetzt und hatte beim Lesen ein tolles Kopfkino, hörte die Wellen am Strand, fühlte den Wind und die Seeluft regelrecht in den Haaren und in der Nase.

Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und ausgearbeitet, so dass sie absolut authentisch und lebensecht wirken. Johanna ist eine sehr sympathische junge Frau, die sich in ihrem Elternhaus wohlfühlt, allerdings das Gefühl hat, dass ihre Mutter sich immer mehr von ihr entfremdet. Johanna möchte sich ihren Ehemann selbst aussuchen und verzweifelt fast an dem Drängen ihrer Mutter Augusta, die ihr gegenüber recht hart ist. Da kommt die junge Schiffbrüchige gerade recht, denn es fehlt ihr an einer echten Freundin, mit der sie über ihre Sorgen und Nöte sprechen kann. Einzig ihr Bruder Christian hat immer ein offenes Ohr für sie und hilft ihr, wo er nur kann. Überhaupt ist die Beziehung zwischen den Geschwistern sehr eng und liebevoll im Umgang miteinander. Die junge Frau, die vorübergehend den Namen Barbara erhält, ist ebenfalls ein sehr sympathischer Charakter, der schnell die meisten Herzen erwärmt. Sie ist verzweifelt, allerdings fühlt sie sich sowohl bei Johanna als auch bei Christian sicher. Auch die Nebenprotagonisten sind sehr schön ausgewählt und untermalen die Handlung durch ihre kleinen Geschichten.

„Winterblüte“ ist ein gelungener historischer Roman aus der Neuzeit, der durch eine unterhaltsame Handlung besticht und auch mit Spannungsmomenten nicht geizt. Absolute Leseempfehlung für ein wirklich schönes Buch, dass nicht nur durch eine besondere Coveroptik ins Auge fällt!

Veröffentlicht am 08.12.2016

Der Liebe Leid

Ein Tag in aller Liebe
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Violette Domm lebt in Paris und ist schon lange mit Richard verheiratet, einem Restaurator für antikes Mobiliar. Seit die einzige Tochter Céline nach Amerika zog, fühlt sich Violette immer mehr einsam. ...

Violette Domm lebt in Paris und ist schon lange mit Richard verheiratet, einem Restaurator für antikes Mobiliar. Seit die einzige Tochter Céline nach Amerika zog, fühlt sich Violette immer mehr einsam. Zu allem Unglück benimmt sich Ehemann Richard in den letzten Wochen auch immer merkwürdiger. Als Richard sie nach der Beerdigung seiner eigenen Mutter im strömenden Regen auf dem Friedhof vergisst und allein nach Hause fährt, sieht sich Violette auf einmal einem jungen Mann namens Francois gegenüberstehen, der sie freundlicherweise nach Hause fährt. Während ihr Ehemann ihr gegenüber weiterhin unausstehlich und gleichgültig ist, träumt Violette von dem jungen Mann, der sie auf so nette Weise hofiert und behandelt hat. Richard dagegen hat ein Geheimnis und möchte Violette davor bewahren, die Wahrheit zu erfahren, deswegen tut er betont unfreundlich und desinteressiert ihr gegenüber. Aber auch Francois, der als Pianist in einem Hotel arbeitet, verbirgt etwas und seine Gedanken sind nicht gerade sympathisch. Violette steht zwischen diesen beiden Männern und träumt nur von der Liebe und ein paar neuen Abenteuern, die in ihr gleichförmiges Dasein etwas Aufregung bringen. Und in der Tat – es wird sehr aufregend….

Francoise Dorner erzählt in ihrem Buch "Ein Tag in aller Liebe" eine zauberhafte Geschichte über die Liebe, den Betrug, die Familie und das Leben an sich. Der Schreibstil ist flüssig, dabei oftmals melancholisch und sehr gefühlvoll, fast kann man ihn poetisch nennen. Die Handlung wird aus drei verschiedenen Sichtweisen so gekonnt erzählt, dass sich dem Leser zwischen den Zeilen die Gedanken und Gefühle der einzelnen Protagonisten offenbaren. Es ist, als folge man ihnen wie ein Schatten auf Schritt und Tritt, dabei erlebt man sämtliche Emotionen hautnah mit und lässt sich von dieser wunderbaren Erzählweise treiben.

Die Charaktere sind außerordentlich schön portraitiert und besitzen jeder ihren ganz eigenen Charme, sie spiegeln das normale tägliche Leben wieder. Die Protagonisten wirken sehr authentisch, besitzen sie doch ihre kleinen und größeren Marotten und agieren wie der Mensch von nebenan. Violette ist eine zurückhaltende Frau, die alles im Leben immer hingenommen und nie widersprochen hat. Sie fühlt sich – obwohl verheiratet – einsam und allein und wünscht sich etwas mehr Aufregung und Abenteuer in ihrem Leben. Sie liebt ihren Ehemann sehr, doch dieser zeigt ihr seit einiger Zeit die kalte Schulter. So langsam macht sich Violette Gedanken, ob er sie wohl verlassen wird, denn nie kann sie es ihm recht machen. Da kommt ihr die Begegnung mit dem jungen Pianisten Francois gerade recht. Sie verliert sich in Tagträumen, um ihrer ehe zu entfliehen. Richard ist ein herrischer Mann, der seine Frau zwar liebt, aber insgeheim von der Vergangenheit eingeholt wird. Er ist pedantisch, ungerecht und unwirsch gegenüber Violette. Dabei sind seine Gedanken geradezu verständlich, denn er will seine kleine Frau schützen. Francois ist ein begabter Musiker, der erst Rachegedanken hat, doch dann so von Violettes Charme eingenommen ist, dass er diese Frau beschützen will.

"Ein Tag in aller Liebe" ist ein poetisches Kleinod über die Liebe und das Vertrauen, so zauberhaft geschrieben, dass der Leser gar nicht anders kann, als dieses kleine Buch zu lieben. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight 2016!!!