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Veröffentlicht am 03.11.2016

Ernsthaftes Thema interessant umgesetzt

Die Tage, die ich dir verspreche
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Eine junge Frau – Gwen – bekommt die langersehnte Herztransplantation. Nach langem Aufenthalt in Krankenhaus und Reha darf sie – mit guter Zukunftsprognose – nach Hause. Alle um sie herum – ihr Freund, ...

Eine junge Frau – Gwen – bekommt die langersehnte Herztransplantation. Nach langem Aufenthalt in Krankenhaus und Reha darf sie – mit guter Zukunftsprognose – nach Hause. Alle um sie herum – ihr Freund, ihre Eltern, ihr Bruder – sind glücklich, dass sie nun endlich ihr Leben genießen kann. Ihre Familie will nur das Beste für sie und wollen ihr bei Wohnungssuche, Studienplatz und Sportaktivitäten helfen. Doch Gwen fühlt sich unter Druck gesetzt und kann ihre neu gewonnene Gesundheit nicht genießen. Sie fühlt sich schuldig gegenüber dem Spender ihres neues Herzens, sie fühlt sich auch schuldig gegenüber ihrer Familie, weil sie nicht so unbeschwert und glücklich ist, wie es alle von ihr erwarten.
Sie sucht Hilfe in einem Internetforum, und weil sie das Gefühlt hat, ihr neues Herz nicht zu verdienen, bietet sie ihr neues, gesundes Organ dort an, womit sie natürlich ihren Tod in Kauf nehmen würde. Der Administrator des Forums – ein junger Mann namens Noah – hält Gwen und ihren Eintrag für einen Fake, ärgert sich dementsprechend darüber und löscht Gwen aus dem Forum. Als sie nicht locker lässt, geht er zum Schein auf ihr Angebot ein und will ihr Herz angeblich für sich haben, weil er selbst herzkrank sei.
Noah ist völlig entsetzt, als Gwen plötzlich vor seiner Tür erscheint und er erkennen muss, dass sie es wirklich ernst meint und verzweifelt ist. Er nimmt sie bei sich auf und versucht ihr zu helfen.
Ich fand an dem Buch gut, dass die einzelnen Charaktere – Gwen, Noah, Gwens Eltern und ihr Bruder, ihre Freundin Leni und auch Noahs Freund Severin – schon ziemlich am Anfang ganz klar dargestellt worden sind. Somit konnte man sich ganz auf die Geschichte an sich konzentrieren. Das Buch wird aus zwei verschiedenen Positionen erzählt – einmal von Noah und einmal von Gwen. Da es nur zwei Erzähler gibt, blieb das Buch auch sehr übersichtlich.
Das Buch erzählt sehr ernsthaft die Probleme des Patienten, der ein Spenderorgan erhalten hat. Da ist nämlich nicht nur Freude und Erleichterung vorhanden, sondern auch Lebensangst, Schuldgefühle, Versagensängste und Frustration. Die eigene Familie kann da nicht immer helfen, denn die Angehörigen sind selbst so angespannt, haben so viel durchgemacht und mitgelitten, dass sie nun mit „Siebenmeilenstiefeln“ das Leben des Betroffenen planen und mitgestalten möchte, eben alles nachholen, was vorher aufgrund der Krankheit nicht möglich war.
Aber das Buch erzählt auch von den normalen Problemen junger Erwachsener, wie Noah und Severin sie haben: Sie wollen ihren Platz im Leben finden, sich ausprobieren, anerkannt werden und die große Liebe finden. Bei den alltäglichen Begebenheiten zwischen Noah und Severin sowie zwischen Gwen und Noah konnte ich oft lächeln, weil alles so natürlich war. Eine Katze namens Flecki, die aussieht wie ein großer Luchs, hat mich ebenfalls zum Lachen gebracht.
Das Buch finde ich besonders geeignet für junge Erwachsene, aber auch für betroffene Menschen – egal ob sie Angehörige eines verstorbenen Spenders oder Organempfänger sind. Für mich, die ich mich schon immer für das Thema Organspende interessiert habe, war das Buch auf jeden Fall eine Bereicherung.

Veröffentlicht am 12.03.2017

Leben nach Auschwitz

Der letzte Überlebende
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Sam Pivnik beginnt das Buch mit seiner Kindheit, den unbeschwerten Freuden und Erlebnissen, die ein kleiner Junge im Kreis seiner Familie hat. Obwohl schon damals ein gewisser Antisemitismus herrschte, ...

Sam Pivnik beginnt das Buch mit seiner Kindheit, den unbeschwerten Freuden und Erlebnissen, die ein kleiner Junge im Kreis seiner Familie hat. Obwohl schon damals ein gewisser Antisemitismus herrschte, fanden die kleinen Kämpfe mit nichtjüdischen Freunden im Rahmen übermütiger Kinderstreitigkeiten statt. Aber seine Kindheit bzw. Jugend war vorbei, als die Familie zum ersten Mal getrennt wurde und ihr Dorf verlassen musste. Bereits in Auschwitz wurde der überwiegende Teil seiner Familie ins tödliche Gas geschickt. Es ist beeindruckend, wie viel Kraft ein Mensch allein dafür aufbieten muss, einfach nur "Mensch" zu bleiben, egal wieviel Elend, Gewalt und Tod um ihn herum passiert. Und dem Tod ist Sam Pivnik mehr als einmal entgangen. Doch auch nach dem Verlassen des Konzentrationslagers ist sein Überleben nicht sicher. Die Schilderungen im letzten Drittel des Buches fand ich mitunter etwas langatmig, weil es einem Geschichtsbuch ähnelte.