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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2025

Ist diese Geschichte wirklich noch zeitgemäß

Preston Brothers, Band 1 - Loving Lucas
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Sie lernen sich kennen, als sie beide 11 Jahre alt sind und werden allerbeste Freunde. Lucas und Laney sind unzertrennlich und für alle ist klar, dass die beiden füreinander bestimmt sind. Auch sie sind ...

Sie lernen sich kennen, als sie beide 11 Jahre alt sind und werden allerbeste Freunde. Lucas und Laney sind unzertrennlich und für alle ist klar, dass die beiden füreinander bestimmt sind. Auch sie sind sich ihrer eigenen Gefühle sicher. Aber fühlt der andere genauso?
Jay McLean hat es geschafft, dass ich „Loving Lucas“ vom ersten Augenblick an geliebt habe. Jeden Satz habe ich genossen. Die Freundschaft zwischen Lucas und Laney war so toll, ihre Gedanken und Gefühle einfach wundervoll. Geschafft hat die Autorin dies durch ihren gefühlvollen Schreibstil, der sich ganz nah an den Hauptpersonen bewegte. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte die Geschichte genauso weitergehen können.
Jay McLean hat ihrem Buch jedoch einen anderen Verlauf gegeben. Es gab ein paar Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe und die mich von der Erzählung, aber auch von den Personen entfremdet haben. Ganz besonders Laney ist mir fremd geworden und ich habe bis zum Ende auch keinen neuen Zugang mehr zu ihr gefunden. Zu sehr hatte sie mich enttäuscht.
Laney entwickelt sich im Laufe der Geschichte zur gebrochenen Heldin. Das hat mich zuerst enttäuscht und im weiteren Verlauf sehr geärgert. Das hat mich zu der Frage geführt, ob die gebrochene Heldin noch zeitgemäß ist? Haben wir Leserinnen nicht vielmehr eine starke, selbstbewusste Heldin verdient, die für uns ein Vorbild ist und uns zeigt, wie wir es besser machen können?
Auch mit Lucas habe ich immer wieder gehadert. Zu Beginn war er mir oft zu unaufmerksam und zu sehr mit seinem Bedürfnis nach Spaß beschäftigt. Im weiteren Verlauf fand ich ihn schon fast ungesund behütend. Auch hier hat die Autorin ein, wie ich finde, überholtes Rollenbild ins Zentrum gestellt.
Beides finde ich sehr schade, denn die Autorin kann wirklich sehr gut schreiben. Ihr Erzählstil ist sehr bildlich und beim Lesen stelle ich mir sofort einen Film zu der Geschichte vor. Ihr Buch „Be my first“ aus dem Jahr 2023 ist einer meiner Lieblingsromane aus dem Genre der Liebesgeschichten. Die Reihe „Preston Brothers“, deren Band 1 „Loving Lucas“ ist, umfasst drei Bände und ich hoffe, dass die anderen beiden mich wieder mehr begeistern. „Loving Lucas“ bekommt von mir 3,5 Sterne, weil ich den Schreibstil liebe, mir der Anfang sehr gefallen hat und das Ende durchaus versöhnlich war.

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Veröffentlicht am 25.05.2025

Das Martyrium der kinderlosen Frauen

Hello Baby
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„Hello Baby“ heißt die Gruppe, in der sich sechs kinderlose Frauen austauschen, die sich in einer Kinderwunschklinik in Südkorea kennengelernt haben. Alle Frauen sind auf natürlichem Weg nicht schwanger ...

„Hello Baby“ heißt die Gruppe, in der sich sechs kinderlose Frauen austauschen, die sich in einer Kinderwunschklinik in Südkorea kennengelernt haben. Alle Frauen sind auf natürlichem Weg nicht schwanger geworden und versuchen es nun mit allen Möglichkeiten, die eine Kinderwunschklinik bietet.
In jedem Kapitel erfahren wir etwas über das Leben einer dieser Frauen. Dabei geht es um die Verfahren, die in der Klinik angewandt werden. Es geht um die körperlichen und seelischen Schmerzen, die dieser Schritt bedeutet. Die Frauen stecken voller Gefühle der Angst, der Hoffnung, der Scham, der Freude und des Leids, wenn es wieder nicht geklappt hat. Sie erleben Fehlgeburten, Ausschabungen, Einnistungen.
Der Druck auf die Frauen durch ihre Familien und die Familien der Ehemänner ist unbeschreiblich groß. Denn Mutterschaft wird den Frauen immer noch als der natürliche Weg zugeordnet. Werden die Frauen nicht schwanger, ist es stets ihr Versagen und nicht das ihrer Partner bzw. Ehemänner. Selbst dann nicht, wenn sich nach einer Untersuchung herausstellt, dass der Mann auf dem natürlichen Weg keine Kinder zeugen kann. Häufig ist dies dann ein Tabuthema, über welches in der Familie nicht geredet wird.
Und so sind die Frauen bereit, jegliches Leid zu ertragen, um schwanger zu werden. Der Weg dahin ist in der Klinik steinig, langwierig und mit Schmerz verbunden. Sind die Frauen zu Beginn noch voller Hoffnung, so sind sie nach ein paar Jahren oft gebrochen. Denn der Druck von außen wird nicht geringer, sondern stärker. Auf Verständnis können sie nicht hoffen. Die Männer dagegen führen ihr Leben wie vorher auch einfach weiter. Für sie ändert sich kaum etwas. Oft ziehen sie sich schnell aus den Prozessen zurück, sofern sie nicht unbedingt gebraucht werden.
Doch das alles reicht noch nicht aus an Schuld, Scham und Schmerz, der auf die kinderlosen Frauen abgeladen wird. Sind sie berufstätig, so verschweigen sie ihre Behandlungen, ihren Wunsch nach Schwangerschaft und Kindern. Denn trotz Gesetzen, die sie unterstützen sollten, sieht die berufliche Wirklichkeit anders aus. Eine Frau, die sich für Termine in der Kinderwunschklinik, für die Schwangerschaft oder später aufgrund der Kinder frei nimmt bzw. nicht mehr allzeit für ihre Arbeit zur Verfügung steht, ist mit einem Makel behaftet. Dies lässt sie der Vorgesetzte spüren, indem er ihr regelmäßig ein schlechtes Gewissen macht, wenn sie frei benötigt. Die Kollegen werfen den Frauen vor, das Team verraten zu haben, sich für etwas Besseres zu halten und ihre Arbeit zu vernachlässigen. Denn Arbeit bedeutet Aufopferung, steter Fleiß, Einsatz weit über die täglichen Arbeitszeiten hinaus.
Mich hat das Buch von Kim Eui-kyung tief beeindruckt. Sie schafft es auf 220 Seiten, mir einen komplexen Einblick zu vermitteln, in das Leben der Frauen, in ihre Psyche, ihre Gefühlswelt, in die gesellschaftlichen Strukturen, in denen die Frauen leben und auch in das körperliche Martyrium, das sie erleiden. Dieses Buch kann und will ich mindestens allen Frauen empfehlen.

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Veröffentlicht am 10.05.2025

Ein Leseerlebnis der negativen Art

Kodiak Echoes – Hide Me
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Nachdem die Softwareentwicklerin Brynn gegen ihren Chef ausgesagt hat, kommt sie ins Zeugenschutzprogramm. Mit einem neuen Leben, einer neuen Legende, ausgestattet, soll Brynn nun im 620-Seelen-Ort Echo ...

Nachdem die Softwareentwicklerin Brynn gegen ihren Chef ausgesagt hat, kommt sie ins Zeugenschutzprogramm. Mit einem neuen Leben, einer neuen Legende, ausgestattet, soll Brynn nun im 620-Seelen-Ort Echo Cove im entlegenen Alaska untertauchen. Doch ausgerechnet hier hat es vor 10 Jahren einen Mord gegeben. Seitdem sind die Einwohner Fremden gegenüber sehr misstrauisch. Und auch untereinander ist die Dorfgemeinschaft zerstritten. Denn der Mörder wurde nie gefasst.

Jetzt einmal ehrlich: Wenn du ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen würdest, wäre es für dich okay, in einem Dorf zu landen, das dir offen feindselig gesinnt ist? Du wirst in einem baufälligen Haus untergebracht, in dem dein Handyempfang schlecht und Internet erst gar nicht vorhanden ist. Die neue Legende, die du erhältst, ist so ungewöhnlich, dass du nicht eine einzige Frage dazu beantworten kannst. Weißt du, was ich gemacht hätte? Ich wäre wieder in mein altes Leben zurück gegangen und hätte meine Aussage vor Gericht widerrufen.

Die Autorin Julia Pauss schreibt dem Klappentext zufolge „gerne über Frauen, die ihren Weg finden“. Das würde für mich voraussetzen, dass bei der weiblichen Hauptfigur im Laufe des Buches eine Entwicklung stattfindet. Brynn ist zu Beginn des Buches naiv, hysterisch und unfassbar nervtötend. Zum Ende ist sie naiv, hysterisch und unfassbar nervtötend. Eine Softwareentwicklerin sollte doch zu analytischem Denken fähig sein. Brynn ist jedoch nicht einmal zu einfachem Denken in der Lage. Ich habe selten eine Figur erlebt, die aus ihren Erfahrungen nichts lernt. Wiederholt habe ich überlegt, ob ich das Buch abbreche. Ich möchte keine Geschichten über Menschen lesen, die nur über Instinkte verfügen, die sie ängstlich und hysterisch machen. Die dabei jedoch nie reflektieren, ihr Handeln und Situationen überdenken und sich einfach nie weiterentwickeln.

Gegen Ende steckt Brynn dann auch noch Archer an und auch er handelt lieber instinktiv und irrational. Doch zum Glück bleibt dies nur ein kleiner Ausrutscher.

Da ich nun noch unbedingt erfahren will, warum Ada vor 10 Jahren sterben musste, werde ich Band 2 auch noch lesen müssen. Dabei hoffe ich darauf, dass die Hauptfiguren des zweiten Teils reflektierter, klüger und weniger hysterisch handeln.

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Veröffentlicht am 10.05.2025

Konnte mich nicht fesseln

Devil's Kitchen
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Ich bin ein großer Fan von Candice Fox. Denn ich liebe ihren Erzählstil. Dieses Subtile, die Ironie, dass sie mir mit jedem Satz zu sagen scheint, ich verstehe die Kriminellen, weiß genau, was in ihnen ...

Ich bin ein großer Fan von Candice Fox. Denn ich liebe ihren Erzählstil. Dieses Subtile, die Ironie, dass sie mir mit jedem Satz zu sagen scheint, ich verstehe die Kriminellen, weiß genau, was in ihnen vor sich geht. Das alles finde ich auch in ihrem neuen Buch „Devil´s Kitchen.

Leider vermochte dieses Buch mich trotzdem nicht zu begeistern. Es war mir zu still, zu seicht, zu langsam. Mir fehlte das Tempo aus früheren Büchern, ebenso wie die Lautstärke. Auch die Figuren konnten mich nicht fesseln.

Andy, die ihre Geheimnisse zu wahren versucht, die allen anderen einen Schritt voraus ist, ist die weibliche Hauptfigur. In Rückblenden erfahren wir ihre Geschichte. Wie wurde sie zu der verdeckten Ermittlerin, die nirgendwo Zuhause ist, niemandem vertraut und oft an den einsamen Wolf in Frauengestalt erinnert? Ich mag ihre Geschichte und ich mag auch die Person, die sie geworden ist. Leider bleibt sie jedoch trotzdem zu blass. Wir erleben nur kleine Ausschnitte von ihr und wissen doch nie: ist das jetzt die erfundene Figur Andy oder ist es die reale Person Dahlia, wie Andy hieß, bevor sie verdeckte Ermittlerin wurde.

Die andere Figur, die ich mochte, war Ben. Lange habe ich gedacht, er ist ein Guter, der von seinem Vorgesetzten zum Kriminellen verleitet wurde. Ben ist fürsorglich, er macht sich etwas aus den Menschen in seinem Leben, sieht sich als Beschützer. Und bis zum Ende der Geschichte habe ich ihm ein Happy End gewünscht. Aber auch er bleibt eher eindimensional und blass. Man erlebt ihn in einzelnen Szenen und bleibt doch sehr an der Oberfläche seines Lebens.

Noch weniger erfahren wir über die anderen Personen, die mitspielen und die Handlung vorantreiben. Ihr Schicksal rührt bzw. berührt mich nicht wirklich. Sie spielen ihre Rollen, sie bleiben jedoch Fremde und ihre Motive sind für mich nicht von Interesse.

Insgesamt hätte ich mit den ein- oder zweidimensionalen Darstellungen der Figuren leben können, wenn dafür ordentlich Power hinter dem Erzählten gesteckt hätte. Doch, obwohl ständig etwas passiert, jeder jedem Misstrauen entgegenbringt und für mich als Leserin viele Geheimnisse im Dunkeln liegen, habe ich beim Lesen oft den Gedanken gehabt, dass alles vor sich hindümpelt. Wie ein viel zu heißer Tag im Sommer in New York. Alle sind träge und hoffen darauf, dass der Abend Abkühlung bringt.

Ich wünsche mir, dass Candice Fox wieder zu ihrer frühen Stärke zurückfindet. Nämlich außergewöhnliche Personen in Ausnahmesituationen so darzustellen, dass man gar nicht glauben kann, was diese in ihrer Not alles anrichten. Genauso, wie ich immer noch auf die nächste Trilogie warte. Ihren exzellenten Schreibstil behält sie hoffentlich bei und besinnt sich einfach wieder auf das wirklich Schräge, Abgefahrene und Verrückte.

Diesem Buch jedoch kann ich nur 3,5 Sterne geben.

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Veröffentlicht am 14.04.2025

Löste bei mir Nostalgie aus

Bis die Sonne scheint
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Der Roman von Christian Schünemann spielt in weiten Teilen im Jahr 1983. Daniel steht kurz vor seiner Konfirmation, trifft sich mit seiner besten Freundin Zoe meistens bei ihr, hatte gerade im Rahmen eines ...

Der Roman von Christian Schünemann spielt in weiten Teilen im Jahr 1983. Daniel steht kurz vor seiner Konfirmation, trifft sich mit seiner besten Freundin Zoe meistens bei ihr, hatte gerade im Rahmen eines Schüleraustauschs den französischen Schüler Jean-Philippe zu Besuch. Nun freut er sich auf den Gegenbesuch in Frankreich mit seiner Schule.

Weite Teile der Geschichte erleben wir aus der Sicht von Daniel. Um jedoch die familiären Hintergründe besser zu verstehen, erfahren wir in Rückblenden auch, woher seine Großeltern und Eltern kommen. Gerade die Rückblenden der Großeltern waren für mich sehr spannend. Diese erleben den 2. Weltkrieg und werden davon geprägt. Die Erfahrungen, die die Großeltern seines Vaters machen, sind jedoch komplett anders als das Leben, das seine Großeltern mütterlicherseits führen. Beide zeigen uns jedoch zum Teil auf, wie Daniels Eltern zu den Menschen geworden sind, die sie als seine Eltern sind.

Am meisten gefallen hat mir an dem Buch „Bis die Sonne scheint, dass es dem Autor fantastisch gelingt, das Lebensgefühl der 1980er Jahre einzufangen. Oft sind es nur kleine Bemerkungen, die mich in meine eigene Jugend zurückschicken. Denn der Autor Christian Schünemann und ich wurden beide 1968 geboren und teilen somit ähnliche Erinnerungen an unsere Jugend, wie z.B. die Eltern sitzen abends vor dem Fernseher, der Vater ist Herr über die Fernbedienung, die Mutter strickt. Das ist nur ein kleines Beispiel dafür, wie der Autor mit kurzen Szenen das Flair dieser Zeit einfängt. Das Leben geht langsam, oft ruhig voran. Die Eltern drehen sich mehr um sich selbst als um ihre Kinder. Es gibt wirtschaftlich gute Zeiten, die durch wirtschaftliche Krisen abgelöst werden. Beides ist in der Familie deutlich zu spüren.

Der Roman ist mehr ein Buch der leisen Töne. Sehr schön finde ich, wie der Autor in seinem Buch die familiären Zusammenhänge aufzeigt. Wie wir das Versagen der Personen auf unterschiedlichen Ebenen erleben können. Er lässt uns lesen, wie Träume entstehen und Träume platzen. Ganz egal, ob bei den Eltern oder Kindern.

Wer die 1980er Jahre erlebt hat, wird wahrscheinlich, wie ich, eine nostalgische Reise in die Vergangenheit mit diesem Buch antreten. Für andere Leser und Leserinnen könnte der Alltag von Daniel zu ruhig, die Geschichte zu tempoarm sein. Mir hat das Buch jedoch gefallen und ich empfehle es daher gerne.