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Veröffentlicht am 25.09.2018

Hacklstecka, Schmaidosn und Harpfe – Zutaten für einen guten Krimi

Das Ludwig Thoma Komplott
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Bei Sabine Vöhringers Münchenkrimi „Das Ludwig Thoma Komplott“ handelt es sich um den zweiten Band aus der Tom Perlinger-Reihe. Das Buch ist im September 2018 beim Gmeiner-Verlag erschienen und umfasst ...

Bei Sabine Vöhringers Münchenkrimi „Das Ludwig Thoma Komplott“ handelt es sich um den zweiten Band aus der Tom Perlinger-Reihe. Das Buch ist im September 2018 beim Gmeiner-Verlag erschienen und umfasst 342 Seiten.
Um ihren Verlag aus den roten Zahlen zu führen, spielt Julia Frey mit dem Gedanken, ein aus dem Nachlass ihres Vaters stammendes, bisher unveröffentlichtes Ludwig Thoma-Manuskript herauszugeben. Darin stößt sie auf Hinweise auf eine nie geklärte Serie an Prostituiertenmorden aus den 60ern. In ihrer Not bittet sie ihren Freund Tom Perlinger, Beamter bei der Kripo, um Hilfe. Doch bevor es zu einem Treffen kommt, wird Julia auf offener Straße niedergeschossen. Perlinger und sein Team nehmen die Ermittlungen auf, die sie weit in die Münchener Vergangenheit zurückführen.
In dem einleitenden Prolog schildert die Autorin, wie Claas, Perlingers ehemaliger Kollege, einen Anschlag auf diesen zu verüben versucht. Nach einem Zeitsprung in die Gegenwart treten weitere Sachverhalte zu Tage. Anschlag, Ludwig Thoma, lange zurückliegende Prostituiertenmorde, Immobiliengeschäfte, Russenmafia – wie passt das alles zusammen? Das fragen sich Leser und Ermittler über lange Strecken dieses Romans. Und je weiter der Leser im Lesen voranschreitet, desto verwirrender scheinen die einzelnen Handlungsstränge zu werden, was einerseits für einen sich stetig aufbauenden Spannungsbogen sorgt, andererseits zum immerwährenden Miträtseln veranlasst und von Zeit zu Zeit in die Irre führt. Während man noch daran zweifelt, dass die einzelnen Fäden am Ende zusammengeführt werden können, gelingt es Sabine Vöhringer mit einem fulminanten Ende, diese miteinander zu verweben, sodass der Roman schließlich ein Rundes, Ganzes ergibt. Der Epilog am Ende lässt auf eine Fortsetzung der Perlinger-Reihe hoffen.
Die doch recht große Zahl an Protagonisten erscheint zu Beginn recht unübersichtlich und es dauert eine Zeitlang, bis sich der Leser hier zurechtfindet. Deshalb wäre es gut gewesen, dem Krimi eine Liste mit den wichtigsten Charakteren voranzustellen, um die Orientierung zu erleichtern. Positiv sei hervorgehoben, dass die Handelnden sehr detailliert beschrieben werden, weshalb man sie förmlich vor Augen hat.
Wie es sich für einen Lokalkrimi gehört, erhält der Leser eine quasi kostenlose Stadtführung durch die bayerische Landeshauptstadt, werden doch alle für diesen Krimi wichtigen Orte plastisch geschildert. Ferner erfährt man viel Wissenswertes über die Münchener Geschichte sowie, vor allem, über den Schriftsteller Ludwig Thoma. Insbesondere zur Auseinandersetzung mit seiner Satire „Ein Münchener im Himmel“, die in diesem Krimi eine wichtige Rolle spielt, motiviert diese Lektüre.
Vöhringer Sprache ist flüssig zu lesen, aber auch auf ein gewisses Maß an sprachlichem Lokalkolorit verzichtet die Verfasserin nicht, wenn ein Protagonist sich doch einmal im Münchener Dialekt äußert. Perspektivwechsel werden sinnvoll eingesetzt, um die Spannung aufrechtzuerhalten, und vor allem der Kripobeamte Mayrhofer sorgt zudem das ein oder andere Mal für ein Auflachen in diesem Roman.
Das Cover zeigt ein herrschaftliches Gebäude aus der Münchener Altstadt im Abendlicht und fügt sich somit stilvoll in das Gesamtkonzept dieses Romans ein.
Insgesamt liefert Sabine Vöhringer mit dem Ludwig Thoma-Komplott einen spannenden und unterhaltsamen Kriminalroman, mit Hilfe dessen der Leser im Nebenbei zahlreiche Einsichten in die Münchener Geschichte(n) und ein paar kurzweilige Lesestunden erhält. Dieses war der erste ihrer Romane, den ich gelesen habe, aber bestimmt nicht der letzte. Von mir gibt es für dieses Buch eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 25.09.2018

Jedes einzelne Strafverfahren ist ein Abbild der Welt, in der wir leben.

Mörderinnen
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Veikko Bartels 233-seitiges Sachbuch „Mörderinnen. Fälle aus der Praxis eines Strafverteidigers“ ist im August 2018 bei Mosaik erschienen.
Frauen morden anders als Männer: grausamer, hinterhältiger. Und ...

Veikko Bartels 233-seitiges Sachbuch „Mörderinnen. Fälle aus der Praxis eines Strafverteidigers“ ist im August 2018 bei Mosaik erschienen.
Frauen morden anders als Männer: grausamer, hinterhältiger. Und noch etwas unterscheidet sie von männlichen Tätern: Sie haben einen längeren Leidensweg hinter sich, bis sie diesen letzten Schritt wagen. Doch was ist es, was sie dazu veranlasst? Anhand von vier realen Strafprozessen gegen Mörderinnen, einer Kindsmörderin, einer Gattenmörderin, einer Sadistin und einer Giftmörderin, spürt Bartel in seinem Werk dieser Frage nach.
In seinem Vorwort diskutiert Bartel die Frage, ob es eigentlich das Böse und Moral an sich gebe, und kommt dabei zu dem Schluss, dass eine Tat nie unabhängig von der Gesellschaft gesehen werden darf. Daraus folgt, dass es, unabhängig von der Schwere der Tat, eines Anwalts bedarf, der die persönliche Schuld des Angeklagten als Grundlage für die Strafzumessung zu bestimmen versucht. Vor Gericht wird nicht die Tat, sondern der Mensch verteidigt, was ein Eintauchen in dessen Biographie unabdingbar macht.
Die vier Fälle, anhand derer Bartel die Wege dieser Mörderinnen nachzeichnet, könnten unterschiedlicher nicht sein, finden sich doch unter ihnen alle Bildungsschichten, verschiedene Nationalitäten und Tötungsarten. Doch eines haben alle diese Berichte gemeinsam: Bartel schafft es auf ansprechende Art und Weise die Frauen, die hinter diesen Taten stehen, als Menschen zum Vorschein kommen zu lassen, die mit Monstern, als die gerade Täter/innen grausamer Verbrechen gerne dargestellt werden, nur bedingt etwas gemeinsam haben. Dieses gelingt ihm dadurch, dass er stets eine sachliche Distanz wahrt und auf voyeuristische Darstellungen verzichtet. In den Berichten kommen unterschiedliche Perspektiven zum Tragen, was das Lesen abwechslungsreich macht und je eine eigene Atmosphäre erzeugt.
Zwar stehen die individuellen Schicksale dieser Frauen im Mittelpunkt, doch erhält der Leser auch Einblicke in gerichtliche Verfahren und die Ermittlungsarbeit. Außerdem scheut der Autor nicht vor der Äußerung eigener Befindlichkeiten zurück, was stellenweise den Leser trotz allem zum Schmunzeln verleitet – wohl nicht die schlechteste Art, sich mit dem Schrecklichen, das man vor Augen hat, zu arrangieren und letztlich nicht daran zu verzweifeln. Zudem wird auch nicht vergessen, die Rolle der Presse kritisch zu hinterfragen.
Bartels Sprache ist schnörkellos und angenehm zu lesen, auf Fachjargon verzichtet er, sodass der Leser sich voll und ganz auf die „Geschichten“ und die Biographien der Frauen konzentrieren kann. Dieses wiederum motiviert, über Selbige nachzudenken und vielleicht auch einmal selbst eine andere Perspektive einzunehmen.
Das Cover ist schlicht gehalten und entspricht dem Thema des Buches: Auf dem weißen Hintergrund sieht der Betrachter lediglich eine verwischte Lippenstiftspur, die zugleich etwas Weibliches und Böses oder „Verruchtes“ übermittelt.
Insgesamt gelingt es Bartel mit „Mörderinnen“, einen wirklich faszinierenden Einblick in diese Menschen zu geben und zum Nachdenken anzuregen, ja beim Leser sogar ein Mitfühlen hervorzurufen. Nachdem ich einmal mit dem Lesen angefangen hatte, mochte ich die Lektüre kaum unterbrechen, enthält sie doch – trotz aller Tragik – auch einen Unterhaltungswert. Ein Buch, das ich allen, die sich einmal mit realen Verbrechen beschäftigen möchten, wärmstens empfehlen kann.

Veröffentlicht am 25.09.2018

Glaube ganz einfach!

Glaube ganz einfach
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Yvonne Willicks‘ Sachbuch „Glaube ganz einfach. Eine persönliche Spurensuche. Wie Gott uns überall begegnet“ ist 2018 bei adeo erschienen und umfasst 191 Seiten.
In ihrem Buch berichtet Frau Willicks sehr ...

Yvonne Willicks‘ Sachbuch „Glaube ganz einfach. Eine persönliche Spurensuche. Wie Gott uns überall begegnet“ ist 2018 bei adeo erschienen und umfasst 191 Seiten.
In ihrem Buch berichtet Frau Willicks sehr persönlich von ihrem eigenen Leben mit Gott und Kirche, zeigt auf, wie und wo das Christentum auch heute noch in unserem Alltag präsent ist, und übermittelt dem Leser zahlreiche Informationen über christliche Grundbegriffe. Ergänzt wird dieses Buch durch das Vorwort von Pfarrer Josef Holtkotte, dem Präses des Kolpingwerks, und Quellenangaben am Ende.
„Glaube ganz einfach“ – schon der Titel ist Programm. Das Buch ermutigt, es mit dem Glauben ganz „einfach“ mal auszuprobieren. Und es erklärt wichtige Glaubensinhalte ganz „einfach“. Doch auch, dass Glaube nicht immer „einfach“ ist, dass er das Leben nicht zu einem „Friede, Freude, Eierkuchen“ machen kann und will, verschweigt die Autorin nicht. Aber was er kann: Das Leben einfacher machen, indem er ihm Sinn gibt und den Menschen das Gefühl, getragen zu sein.
Wie und wo das Christentum unser Leben in einer oft mehr als weniger säkularisierten Welt noch prägt, ohne dass viele es wahrnehmen, erläutert die Verfasserin und zeigt damit auf, wie christlich sich unser Alltag doch gestaltet.
Am Ende gibt sie Tipps und ermutigt, einfach mal wieder in die Kirche zu gehen, sich auf das Geschehen dort einzulassen und in der Bibel zu lesen.
Das Buch ist übersichtlich aufgebaut: Die einzelnen Kapitel sind gut voneinander abgetrennt, werden durch eine Doppelseite mit Titel und Bild eingeleitet, gefolgt von eigenen Gedanken der Autorin. Stimmungsvolle Bilder und harmonische Farbgebung vermitteln eine positive Grundstimmung und machen Lust, das Buch immer wieder in die Hand zu nehmen.
Willicks verwendet eine einfache, leicht verständliche Sprache. Theologische Inhalte werden auf ein für alle begreifbares Maß reduziert und durch persönliche Erlebnisse bereichert, was das Buch glaubwürdig macht. Immer wieder wird der Leser direkt angesprochen und so motiviert, mitzudenken und auszuprobieren. Zahlreiche Linktipps werden hier als Hilfe angeboten.
Sich als Person des öffentlichen Lebens heute zu seinem christlichen Glauben zu bekennen, ist bestimmt nicht immer leicht. Umso beachtenswerter ist es, dass Yvonne Willicks es mit diesem Buch wagt und auf unkomplizierte, leichte Art andere dazu animiert, es ihr gleichzutun.
Insgesamt betrachtet hat dieses Buch zweifelslos das Potenzial, Suchenden Mut zu geben, sich mit dem Glauben aktiv zu beschäftigen und sich einfach mal wieder auf Christentum, Kirche und Gott einzulassen. Aber auch praktizierende Christen erhalten in diesem Buch wertvolle Impulse, auf ihrem Weg voranzuschreiten, sich zu ihrem Glauben zu bekennen und werden sich und ihre Gedanken wiederfinden. Mir hat die Lektüre sehr gut gefallen, ich bin förmlich „hindurchgeflogen“ und hatte ein Aha-Erlebnis nach dem anderen. Ein sehr lesenswertes Buch.