Profilbild von Eponine

Eponine

Lesejury Star
online

Eponine ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Eponine über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2021

Eigenwillig und unkonventionell

Gesang der Fledermäuse
0

Darum geht‘s:
Janina Duszeijko ist nicht mehr die Jüngste. Dennoch zieht sie die Einsamkeit in den winterlichen Wäldern auf dem Hochplateau an der polnisch-tschechischen Grenze dem Leben in der Stadt vor. ...

Darum geht‘s:
Janina Duszeijko ist nicht mehr die Jüngste. Dennoch zieht sie die Einsamkeit in den winterlichen Wäldern auf dem Hochplateau an der polnisch-tschechischen Grenze dem Leben in der Stadt vor. Auch fühlt sie sich viel wohler in der Gesellschaft von Tieren als von Menschen. Kein Wunder also, dass die Leute aus der Region sie für wunderlich halten. Als ihr Nachbar Bigfoot auf sonderbare Weise ums Leben kommt und es auch nicht bei diesem Todesfall bleibt, verändert sich die Atmosphäre in den einsamen Wäldern und Janina macht sich auf, die Wahrheit raus zu finden.

So fand ich‘s:
Die letzte Seite habe ich bereits vor ein paar Tagen umgeblättert und ich wollte das erstmal etwas auf mich wirken lassen, bevor ich meinen Leseeindruck zu Papier bringe. Doch auch jetzt nach längerer Betrachtung finde ich es schwierig zu beschreiben, wie ich das Buch empfinde. Das spricht aber überhaupt nicht gegen das Buch – im Gegenteil! Es zeigt im Grunde wie besonders die Geschichte ist und dass man sie nicht einfach so in eine Schublade stecken kann.

Sosehr ich die Protagonistin Janina mochte, genauso wenig war sie greifbar für mich. Mir war ihre Denkweise und Einstellung zur Natur von Anfang an sympathisch. Auch ihre eigenwillige und leicht schrullige Art machte sie liebenswert. Und doch war da auch ein diffuses Gefühl, das ich lange nicht zu benennen vermochte und genau das machte das Buch auf sehr ungewöhnliche und leise Art spannend.

Zum Ende hin hat die Autorin mich dann noch äußerst überrascht. Für mich bleibt trotzdem die Erzählweise das absolute Highlight dieses Buches. Die Autorin kreiert hier eine dichte Atmosphäre, die den Leser die Winterkälte spüren und den Wind zwischen den Bäumen pfeifen hören lässt. Janinas Gedankenwelt und vor allem auch ihre Einstellung Männern gegenüber, brachten mich manches Mal zum Schmunzeln. In diesem Buch steckt sowohl ein bisschen Krimi als auch eine angenehme Portion Philosophie. Und die Geschichte hat etwas von einer Parabel zum Thema Mensch und Natur. Die ruhige Atmosphäre, die die polnischen Wälder hier ausstrahlen, wirkte entschleunigend auf mich, ohne langweilig zu werden.

„Gesang der Fledermäuse“ war mein erstes Buch von Olga Tokarczuk und es ist ihr gelungen, mich mit ihrer unkonventionellen Geschichte und eindringlichen Erzählweise gleich von der ersten Seite an abzuholen und mich bis zum Schluss hin zu fesseln. Dieses Buch ist für mich der beste Beweis, dass so ein Ausflug außerhalb der Genres, die ich hauptsächlich lese, absolut lohnt und bereichernd ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2021

Eine neues, turbulentes Flüsterwald-Abenteuer

Flüsterwald - Durch das Portal der Zeit: Ausgezeichnet mit dem LovelyBooks-Leserpreis 2021: Kategorie Kinderbuch (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 3)
0

Darum geht‘s:
Lukas erlebt mit seinen neuen Freunden Ella, der Elfe Felicitas und dem Menok Rani täglich neue Abenteuer, bei denen sie den mysteriösen Flüsterwald ergründen. Als sie einen alten Fluch auflösen ...

Darum geht‘s:
Lukas erlebt mit seinen neuen Freunden Ella, der Elfe Felicitas und dem Menok Rani täglich neue Abenteuer, bei denen sie den mysteriösen Flüsterwald ergründen. Als sie einen alten Fluch auflösen möchten, müssen sie ihren ganzen Mut fassen und sich auf Zeitreise begeben. Denn nur in der Vergangenheit werden sie die Lösung finden können. Doch die Reise birgt ungeahnte Gefahren und bringt so manches Geheimnis ans Tageslicht.

So fand ich‘s:
Andreas Suchanek hat es tatsächlich wieder geschafft! Nachdem sich der Lesespaß bereits im zweiten Band zum ersten gesteigert hatte, hat der Autor bei diesem dritten Teil aus meiner Sicht noch eine ordentliche Schippe draufgelegt. Auch in „Portal der Zeit“ erleben Lukas, Ella und Co. ein turbulentes Abenteuer, das in Andreas Suchaneks unverwechselbarem schwungvollem, humorvollem und originellem Schreibstil erzählt wird.

Besonders gut gefällt mir auch, wie sich die Figuren entwickeln und manches Mal über sich hinauswachsen. Um das so bewusst erleben zu können und auch um die Geschichte vollumfänglich zu verstehen, empfehle ich auf jeden Fall diese Buchserie in der entsprechenden Reihenfolge zu lesen.

In diesem dritten Teil erwartet der Leser eine große Überraschung, die ich nicht ansatzweise vorhergesehen hatte. Zudem wird diesmal die Geschichte etwas verschachtelter erzählt, was der Zeitreise und deren Auswirkungen geschuldet ist. Dennoch passt so alles zusammen und der Plot entwickelt sich absolut in sich schlüssig weiter und macht definitiv Lust auf noch mehr Flüsterwald-Abenteuer.

Der Cliffhanger am Ende des Buches verspricht ein baldiges Wiedersehen mit Lukas und Co. Laut der Aussage des Autors soll das der letzte Teil dieser ersten Staffel sein. Ich bin nach wie vor begeistert von dieser Serie und bleibe auf jeden Fall weiterhin dran und möchte es nicht verpassen, wenn das Abenteuer weitergeht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 13.10.2021

Romantisch, mit einem Hauch Melancholie

Die Schneeflockenmelodie
0

Darum geht‘s:
Ninas hat ihr Leben dem klassischen Ballett gewidmet und sie hat alles drangesetzt, eines Tages genauso eine berühmte Primaballerina zu werden wie ihre Großmutter Maria. Doch ihre Karriere ...

Darum geht‘s:
Ninas hat ihr Leben dem klassischen Ballett gewidmet und sie hat alles drangesetzt, eines Tages genauso eine berühmte Primaballerina zu werden wie ihre Großmutter Maria. Doch ihre Karriere steht auf der Kippe und auch Marias voranschreitende Demenz stellt sie vor eine große Herausforderung. Sie verzweifelt an der Situation und weiß nicht, wie alles weitergehen soll. Als eine Nachbarin ihre Hilfe benötigt, kommt ihr die Ablenkung gerade recht. Durch eine alte Spieluhr und einem geheimnisvollen Notizbuch, das sie in einer Schatulle findet, erfährt sie von einer ungewöhnlichen Liebe zwischen einer Ballerina und einem Spieluhrenmacher, die sie tief berührt und auch mit ihrer eigenen Geschichte verwoben ist.

So fand ich‘s:
Die letzte Seite ist umgeblättert. Und doch habe ich immer noch die zarten Töne von „Leise rieselt der Schnee“ der Spieluhr im Ohr, die in dieser Geschichte eine große Rolle spielt. Es ist jedenfalls ein schönes und wohliges Gefühl, mit dem ich das Buch beiseitelegen kann – natürlich mit ein wenig Wehmut, dass ich liebgewonnene Figuren zwischen den Buchdeckeln zurücklassen muss. So geht es mir fast immer, wenn ein Buch mich richtig berührt.

Im Nachwort (das übrigens keine Spoiler enthält) erzählt Anna Liebig, dass sie schon als Mädchen vom klassischen Ballett fasziniert war. Und das spürt man meiner Meinung nach auch auf jeder Seite dieses Buches. So zart die Tänzerinnen auf die Zuschauer wirken, umso härter müssen sie im Hintergrund arbeiten. Und das beschreibt die Autorin hier auf sehr eindrückliche und einfühlsame Weise. Dennoch verliert das klassische Ballett hier nichts von dem Zauber, der auf der Bühne entsteht. Ganz im Gegenteil! Der Autorin ist es meiner Meinung nach sehr gut gelungen aufzuzeigen, wie eine Ballerina in zwei Welten lebt: im Theater und „draußen“ im normalen Alltag und in der Familie. Auf dieser Basis erzählt sie einerseits eine Liebesgeschichte zwischen einer Ballerina und einem Spieluhrenmacher, der so gar nicht in die Welt einer Tänzerin zu passen scheint. Andererseits ist es auch eine Geschichte über Selbstfindung und über das, was im Leben wirklich zählt.

Durch das Setting in der Adventszeit und der entsprechenden Winterromantik, ist „Die Schneeflockenmelodie“ ein richtiger Weihnachtsroman. Die Geschichte wird in 24 Kapiteln erzählt. Man könnte also theoretisch das Buch als Adventskalender lesen. Aber ich hätte das niemals geschafft, jeweils erst am anderen Tag weiterzulesen. Ich war da viel zu tief versunken und berührt von Ninas und Marias Geschichte.

Von mir gibt es ohne Zögern eine klare Leseempfehlung für alle, die gerne romantische Geschichten mit einem Hauch Melancholie lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2021

Ein bezauberndes Wohlfühlbuch

Das Weihnachtsherz
0

Darum geht‘s:
Schon als kleines Mädchen wollte Katja wie schon ihre Oma und ihr Vater Goldschmiedin werden und dann später das Familiengeschäft übernehmen. Um das Edelsteinschleifen von den Besten zu erlernen, ...

Darum geht‘s:
Schon als kleines Mädchen wollte Katja wie schon ihre Oma und ihr Vater Goldschmiedin werden und dann später das Familiengeschäft übernehmen. Um das Edelsteinschleifen von den Besten zu erlernen, lebt sie eine Zeitlang in Brasilien. Doch der plötzliche Tod ihres Vaters lässt sie dort die Zelte viel früher abbrechen als geplant.

Obwohl sie und ihre Stiefmutter sich nie annähern konnten, kämpfen sie gemeinsam um den Erhalt des Schmuckgeschäftes. Auch Katjas Oma, deren Demenz immer weiter fortschreitet, bereitet ihr große Sorgen. Als der französische Winzer Nicolas sie mit einem ungewöhnlichen Auftrag betraut, ergreift sie diese Chance auf eine kleine Flucht aus dem schwierigen Alltag und reist ins Elsass. Dort erwartet sie eine Überraschung und sie kommt dem Geheimnis eines alten Schmuckstückes auf die Spur, welches auch ihre Familie betrifft.

So fand ich‘s:
Die Tage werden kürzer und grauer – für mich ist das genau die richtige Zeit, um bereits ein klein wenig in Weihnachtsstimmung zu kommen. Dabei helfen mir auch jeweils schöne Weihnachtsbücher, u.a. eben auch von Angelika Schwarzhuber. Und so freute ich mich auch dieses Jahr auf ihre neue Weihnachtsgeschichte.

Der Beginn von „Das Weihnachtsherz“ ist erstmal alles andere als weihnachtlich, muss die Protagonistin doch gleich mit einer herben Enttäuschung und einem schweren familiären Schicksalsschlag fertig werden. Obwohl die Geschichte recht bedrückend anfängt, bin ich sehr schnell reingekommen. Mir haben vor allem auch die Abschnitte, die 1944 spielen und die Geschichte von der Goldschmiede-Tochter Marianne und dem französischen Kriegsgefangenen Bernard erzählen, sehr gut gefallen.

Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die unterschiedlichen Atmosphären der zwei Zeitebenen einzufangen. Und als es auch in Katjas Geschichte im Hier und Jetzt langsam weihnachtlicher wurde, fühlte ich mich immer wohler. Ich war immer gespannter darauf, wie es Marianne und Bernard ergangen war und wie alles zusammenhing.

Angelika Schwarzhuber erzählt ihre Geschichten auf ruhige und unaufgeregte Weise. Sie versteht es ausgezeichnet, ganz ohne übertriebene Dramatik das Zwischenmenschliche in den Fokus zu stellen. Es sind gerade diese leisen, aber intensiven Töne, die dezent zwischen den Zeilen klingen und so den Zauber der Weihnacht erwecken.

„Das Weihnachtsherz“ ist genau das richtige Buch, um bei einer leckeren Tasse Tee und in eine Kuscheldecke gehüllt, dem Gruselwetter zu trotzen und sich so noch um so mehr auf die lichtvolle Adventszeit zu freuen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2021

Ein atemberaubender Thriller

Eskalation
0

Darum geht's:
Als Dina Martin nach einem Treffen mit einer Freundin spätabends nach Hausen fahren will, wird sie von einem dunklen Wagen verfolgt. Über Handy nimmt dessen Fahrer Kontakt mit ihr auf und ...

Darum geht's:
Als Dina Martin nach einem Treffen mit einer Freundin spätabends nach Hausen fahren will, wird sie von einem dunklen Wagen verfolgt. Über Handy nimmt dessen Fahrer Kontakt mit ihr auf und droht ihr, ihrer kleinen Tochter etwas anzutun, falls sie sich nicht an seine Anweisungen hält. Als Dina zufälligerweise in eine Verkehrskontrolle gerät, flammt ihre Hoffnung auf, dem Verfolger doch noch zu entkommen. Doch dieser lässt sich nicht Mal von der Polizei aufhalten.

So fand ich's:
Viel mehr möchte ich an dieser Stelle über den Inhalt gar nicht erzählen. Bereits ab der ersten Seite taucht man als Leser in einen Thriller ein, dessen Plot sich schon nach kurzer Zeit in eine überraschende Richtung entwickelt. Die Spannungskurve schnellt steil nach oben und flacht auch bis zum Ende des Buches nicht mehr ab.

Ich bin von Haus aus eine bedächtige Leserin und nehme mir für die Bücher gerne viel Zeit. Aber in diesem Fall war das nicht möglich. Ein wahrer Sog hat mich immer schneller über die Seiten fliegen lassen. Die kurzen, knackigen Kapitel und raschen Perspektivwechsel haben das Erzähltempo noch zusätzlich angeheizt.

Die Geschichte beinhaltet einiges an Ermittlungsarbeit, die jedoch genauso spannend beschrieben wird, wie Dinas Leidensweg. Es gibt ein paar blutige Szenen, die zartbesaiteten Lesern ein wenig Zähigkeit abverlangen. Obwohl ich nicht so großer Fan von solchen Darstellungen bin, hat es mich hier nicht weiter gestört. Im Gegenteil, es hat den Lesesog noch gesteigert, da ich unbedingt wissen wollte, wie die Geschichte ausgeht.

Der Schluss hielt für mich dann noch eine gepfefferte Überraschung bereit. Ich hatte mit vielem gerechnet – aber nicht mit dieser Auflösung. Vor allem fasziniert mich, dass so rückblickend der Plot in sich komplett schlüssig ist und auch die kleinen, falschen Spuren, die Nora Benrath für uns Leser ausgelegt hat, in sich zusammenpassen. Alles ergibt schlussendlich einen Sinn – bis hin zum Titel.

Für mich ist Nora Benraths Debüt einer der atemberaubendsten Thriller, die ich in den letzten Jahren gelesen habe und verdient auf jeden Fall die volle Punktzahl.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere