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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2020

Bollywood mit pikanten Szenen

Cherish Hope
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Wer schon immer auf der Suche nach Bollywood in Buchform war, der ist jetzt endlich fündig geworden!

Nayna entstammt einer traditionellen, indischen Familie, sie selbst achtet und schätzt Familie und ...

Wer schon immer auf der Suche nach Bollywood in Buchform war, der ist jetzt endlich fündig geworden!

Nayna entstammt einer traditionellen, indischen Familie, sie selbst achtet und schätzt Familie und Traditionen sehr hoch. Nachdem ihre ältere Schwester Schande über die Familie brachte, als sie vor Jahren mit einem Mann durchbrannte, ordnet Nayna sich den Grundsätzen ihrer Familie unter und versucht, es allen immer recht zu machen. Also stimmt sie zu, dass ihre Eltern einen geeigneten Ehemann für sie finden. Die Suche gestaltet sich schwierig, denn die meisten Kandidaten entpuppen sich als Schwachköpfe. Die ganze Prozedur der arrangierten Ehe ist für uns natürlich mit Vorurteilen belastet. Aber Nalini Singh schildert die Szenen unglaublich amüsant und es ist ja auch nicht so, dass Nayna gezwungen wird oder ihre Eltern sie mit irgendwem auf Teufel komm raus verheiraten wollen. Insgesamt ist Nayna eine moderne Frau. Sie hat studiert, arbeitet als Finanzexpertin und möchte ein selbstbestimmtes Leben führen, wofür sie dann auch kämpft.

Als männlichen Gegenpart gibt es Raj. Hm. Also abgesehen von seinem gottgleichen Aussehen gibt es nichts, was an ihm interessant gewesen wäre. Er bedient das Klischee des sexy Bauarbeiters. Eigentlich sollte er die starren Traditionen verkörpern, indem er sich eine Frau wünscht, die für ihn kocht und Kinder kriegt. Ich konnte nicht wirklich nachvollziehen, was Nayna an ihm reizt. Sie bezeichnet ihn häufig als sexy Adonis und ihren Liebhaber. Wäre mir für eine tiefgründige Liebe zu wenig. Die Beziehung zwischen den beiden dreht sich auch lange Zeit im Kreis, was für einige Langeweile beim Lesen sorgt. Ziemlich viele Phrasen werden ständig wiederholt.

Zwischendrin gab es immer wieder großartige Momente. Die Nebencharaktere entspringen geradewegs einem Bollywoodfilm. Nalini Singh beschreibt die Traditionen, die wunderschönen Gewänder und Feiern so schillernd, dass ich sie bildlich vor Augen hatte. Also trotz der übertriebenen, kitschigen und platten Liebesgeschichte zwischen den Hauptcharakteren würde ich das Buch empfehlen. Alle, die Bollywood lieben, werden die Parallelen im Buch zu schätzen wissen und sich unglaublich amüsieren.

Vielen lieben Dank an die Bloggerjury und LYX für das Rezensionsexemplar!

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.03.2020

Die Hugenottenkriege und das Geheimnis einer Familie

Die brennenden Kammern
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In diesem Reihenauftakt geht es um den Glaubenskrieg zwischen Katholiken und Hugenotten im Frankreich des 16. Jahrhunderts. Die Hugenotten waren die Protestanten Frankreichs und vertraten in Anlehnung ...

In diesem Reihenauftakt geht es um den Glaubenskrieg zwischen Katholiken und Hugenotten im Frankreich des 16. Jahrhunderts. Die Hugenotten waren die Protestanten Frankreichs und vertraten in Anlehnung an Martin Luthers 95 Thesen bestimmte Ansichten zur Ausübung ihrer Religion. Insgesamt umfassen die Hugenottenkriege einen Zeitraum von 300 Jahren und sind geprägt durch Gewalt und Vertreibungen. Die Handlung setzt ein, mit Beginn der Bürgerkriege im Jahre 1562 (kleiner Zahlendreher auf dem Einband).

Minou ist eine herzensgute junge Frau, die sich nach dem Tod der Mutter rührend um ihre Geschwister, den trauernden Vater und die Buchhandlung der Familie kümmert. Aber wenn es die Situation erfordert, ist sie unglaublich mutig und bereit, für ihre Ansichten einzutreten. Sie trifft auf den Hugenotten Piet Raydon und verhilft ihm zur Flucht vor seinem ehemaligen Freund Vidal, der als aufstrebender katholischer Priester das Bischofsamt von Toulouse begehrt und seinen früheren Freund nun als Feind betrachtet. Ihn unterstützt die Herrin von Puivert, eine einflussreiche und zugleich grausame Frau. Das Schicksal von Blanche ist mit dem von Minou verbunden. Die Auflösung dieses Rätsels bildet die Kernhandlung des Romans. Die Liebesgeschichte zwischen Piet und Minou dagegen empfand ich als nebensächlich. Die persönlichen Intrigen und Glaubenskriege dominieren ganz klar das Geschehen.

Ich tue mich mit historischen Romanen ein bisschen schwer. Einerseits bleibe ich an ihnen haften, weil die historischen Bezüge die Handlung faszinierend real gestalten. Andererseits strotzen solche Romane häufig vor Gräueltaten, wofür ich wohl etwas zu zartbesaitet bin. In „Die brennenden Kammern“ werden Folter, Mord und Krieg weite Teile der Handlung gewidmet, was das Buch für mich zu einer schweren Kost macht. Die Familiengeschichte wiederum hat mir gut gefallen. Verschwundene Dokumente, mysteriöse Nachrichten, Entführung. Alles echt spannend, wenn man sich dann in die Handlung eingelesen hat. Am Anfang stürmt eine Vielzahl von Charakteren auf einen ein, die man erst einmal sortieren muss. Viele Charaktere verschwinden aber auch schnell wieder in den Folterkammern…

Insgesamt war es nicht der ultimative historische Roman, der mich von Anfang bis Ende gefesselt hat. Der historische Hintergrund ist gut recherchiert, das Familiengeheimnis besitzt viele Ebenen. Vermutlich weist die Handlung gerade deshalb einige Längen auf, damit auch alle Facetten entsprechend beleuchtet werden. Mich verwirrt nach wie vor der Prolog, der am Ende keineswegs mehr aufgegriffen wird. Hier muss man sich wohl bis zu den Folgebänden gedulden und darf bis dahin nichts vergessen. Fans von Kate Mosse und historischen Romanen mit einer ordentlichen Portion Gewalt dürften auf ihre Kosten kommen.

Vielen lieben Dank an den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 09.09.2019

Ein lebendiger Schreibstil, aber ein Bruch in der Handlung

Washington Black
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Washington Black wird als Sklave geboren und kennt nichts anderes, als zu schuften und Misshandlungen und Gräueltaten durch den Plantagenbesitzer und seine Aufseher mitzuerleben und zu fürchten. Als Leser ...

Washington Black wird als Sklave geboren und kennt nichts anderes, als zu schuften und Misshandlungen und Gräueltaten durch den Plantagenbesitzer und seine Aufseher mitzuerleben und zu fürchten. Als Leser ist man sofort mittendrin in den von Esi Edugyan geschaffenen, emotional aufwühlenden und verstörenden Bildern. Die Autorin schildert die Schrecken der Sklaverei recht unverblümt, jedoch ohne die Seiten mit unnötig schauderhaften und blutrünstigen Details vollzustopfen. Es ist eine gemäßigtere Darstellung der Sklaverei, die dadurch aber nicht weniger bedrückend wirkt. Das scheinbar ausweglose Schicksal des Washington Black, der ja nur ein kleiner Junge ist, zieht einen sofort in seinen Bann.

Als der Bruder des Plantagenbesitzers zu Besuch kommt, wendet sich Washs Leben. Titch wählt ihn zu seinem Leibdiener und bringt dem Jungen Lesen und Schreiben bei. Dabei entdeckt er Washs zeichnerische Begabung die Natur detailgenau einzufangen. Titch selbst ist Wissenschaftler mit einem ausgeprägten Vater-Komplex. Sein Hauptanliegen ist die Fertigstellung eines Luftschiffes, mit dem er und Wash schließlich von der Plantage fliehen müssen. Ab diesem Moment beginnt die abenteuerliche Reise von der tropischen Insel bis ins eisige Polargebiet. Und ab diesem Moment erfährt auch das Buch eine Wendung. Das auf dem Cover gepriesene Luftschiff geht nach nur einem kurzen Flug kaputt und spielt danach im Buch keine Rolle mehr. Schade, denn irgendwie hat man sich mehr erhofft.

In der zweiten Hälfte des Buches soll die Suche nach Freiheit eine zentrale Rolle spielen. Jede Figur sucht sie auf unterschiedliche Weise. Da sämtliche Figuren sehr vielschichtig und einige nicht unbedingt sympathisch sind, muss man schon etwas grübeln, wer seine Freiheit wie zu finden gedenkt. Washington Black hingegen hindert sich im gesamten Verlauf selbst daran, seine persönliche Freiheit zu finden. Natürlich ist seine Situation als Ex-Sklave schwierig, doch er hat eine gewisse Ausbildung erfahren und bewegt sich mühelos in intellektuellen Kreisen. Besonders der letzte Teil der Handlung wird von Washingtons fanatischer Suche nach seinem ehemaligen Wegbegleiter (und unabdingbaren Wegbereiter?) dominiert. Er ergreift keine der Chancen, die ihm gegeben werden, um sich ein eigenes Leben aufzubauen und glücklich zu werden. Dabei bieten sich ihm gerade durch sein künstlerisches Talent und seine Bekanntschaft mit einem berühmten Meeresbiologen zahlreiche Möglichkeiten. Diese unentwegt ungenutzt verstreichenden Entwicklungschancen frustrieren beim Lesen.

Am Ende reiht sich ein absurder Zufall an den anderen, bis Wash endlich Titch wiederbegegnet. Das lang ersehnte Zusammentreffen dieser beiden Figuren fesselt zwar bis zur letzten Seite, doch am Ende kann ich eine gewisse Unzufriedenheit über den Ausgang der Geschichte nicht verleugnen. Was genau will die Autorin uns damit sagen? Da muss doch noch mehr kommen? So viele Fragen bleiben ungeklärt, so viele Fäden hängen in der Luft, dass der Eindruck entsteht, das Buch musste rasch beendet werden, weil keiner mehr genau wusste, worauf es am Ende hinauszielt.

Am Ende möchte ich mich noch beim Verlag bedanken, der mir „Washington Black“ zu Rezensionszwecken überlassen hat!

Veröffentlicht am 05.06.2019

Ein bisschen Kitsch muss manchmal sein

Meistens kommt es anders, wenn man denkt
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Nele hat schon einige Beziehungen hinter sich, in die sie viel investiert hat. Sie hat sich verbogen und verrenkt, um es ihrem Partner recht zu machen, wurde am Ende jedoch nur enttäuscht, betrogen oder ...

Nele hat schon einige Beziehungen hinter sich, in die sie viel investiert hat. Sie hat sich verbogen und verrenkt, um es ihrem Partner recht zu machen, wurde am Ende jedoch nur enttäuscht, betrogen oder abgeschossen. Damit ist jetzt Schluss. An oberster Stelle steht fortan ihre Karriere in einer Hamburger PR-Agentur. Dass Neles Prinzipien auf die Probe gestellt werden, dafür sorgt ihr charmanter Chef.

Mir gefällt Nele als junge Frau, die sich auf ihre Karriere konzentriert, gute Ideen für Kampagnen einbringt und dafür die Anerkennung bekommt, die sie verdient. Sie ist eine sehr liebenswürdige Figur, die für alles Verständnis aufbringt und immer ihr Bestes gibt. Über so viel Liebenswürdigkeit konnte ich manchmal nur den Kopf schütteln. Bei einer Liebesgeschichte wie dieser muss es keinen zu tiefst komplexen Charakter geben, aber Nele ist in ihrer Perfektion irgendwie eindimensional. Egal, was es ist, sie mischt bei allem mit. Ob es die Hochzeitsvorbereitungen ihrer Eltern sind, sie ihren Bruder bei der Suche nach einer Wohnung und Arbeit unterstützt oder ob es die Erstellung von Kampagnen ist. Nele schafft alles mit Bravour. Wie nebenbei erledigt sie die Arbeit ihrer Kollegen, näht die Hochzeitsoutfits, kocht Marmelade und bleibt – abgesehen von den enormen Minderwertigkeitskomplexen, die sie bei mir hervorruft – ein äußerst sympathischer Charakter.

Die Handlung ist nicht so vorhersehbar, wie man vermuten möchte. Viele Klischees, die man bei einer Liebelei zwischen Angestellter und Chef erwartet, werden nicht erfüllt. Das ist sehr erfrischend und sorgt auch für ein gewisses Suchtpotential. Schließlich lässt es einem keine Ruhe, wie es mit den Figuren denn nun wirklich weitergeht. Claas ist definitiv kein Bad Boy, der erobert werden muss. Die Liebesgeschichte zwischen ihm und Nele wird sehr zartfühlend beschrieben. Auch die Nebenfiguren und -handlungen sind detailliert herausgearbeitet und ergeben ein wunderbares Gesamtbild.

„Meistens kommt es anders, wenn man denkt“ ist ein unterhaltsamer Sommerroman, leicht wie eine laue Brise und erzeugt beim Lesen eine wunderbare Sommeratmosphäre von Hamburg und Spaziergängen an der Elbe.

Vielen Dank an Bastei Lübbe und die Lesejury für das Rezensionsexemplar!

Veröffentlicht am 15.04.2019

Monströser Lesespaß

Fjelle und Emil - Monstermäßig beste Freunde
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Emils bester Freund ist ein Monster. Ein richtig echtes. Mit Hauzähnen und Hörnern auf dem Kopf. Und einem moosgrünen Pelz. Die beiden verstehen sich prächtig, sie gehen zusammen zur Schule, spielen, lachen ...

Emils bester Freund ist ein Monster. Ein richtig echtes. Mit Hauzähnen und Hörnern auf dem Kopf. Und einem moosgrünen Pelz. Die beiden verstehen sich prächtig, sie gehen zusammen zur Schule, spielen, lachen und haben jede Menge Spaß. In dem kleinen Örtchen Flusenbek kennt jeder Fjelle und niemand findet es merkwürdig, dass ein Monster unter ihnen lebt. Fjelle neigt zwar zu monstermäßigen Gefühlsausbrüchen, aber auch mit denen können Emil und seine Klassenkameraden umgehen und Fjelle meist schnell beruhigen. Doch eines Tages bekommt die Grundschule einen neuen Direktor, und der macht ordentlich Stunk. Er grenzt das Monster aus, provoziert Fjelle, bis er die Kontrolle über seine Gefühle verliert und beginnt in Flusenbek eine regelrechte Hetzjagd. Das Monster soll weg! Emils Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt.

Die Geschichte ist zwar sehr niedlich mit Fjelle und Emil umgesetzt, aber an sich nichts Neues. Der Verlauf der Handlung ist vorhersehbar und verzichtet weitestgehend auf einen Spannungsbogen. In Kinderbüchern muss das Rad natürlich nicht neu erfunden werden. Eine klare Erzähllinie und Stereotypen sind meist praktischer, um Kindern Themen wie Ausgrenzung, Mobbing oder Toleranz näherzubringen, so wie es hier der Fall ist. Die Themen sind ja hochaktuell. Jeder kann für sich selbst entscheiden, wofür „das Monster“ sinnbildlich steht. Für Andersartigkeit? Durch Herkunft, Religion, Aussehen? Die Moral in der Geschichte ist eindeutig.

Was mich und meinen Sohn anfangs jedoch verwirrt hat, ist die fehlende Vorgeschichte zu Fjelle. Man bekommt am Anfang lediglich die Fakten mitgeteilt, dass Fjelle ein Monster ist und Emil ein normaler Junge und beide gemeinsam zur Schule gehen. Auch wenn es ein Kinderbuch ist… nein, gerade weil es ein Kinderbuch ist, sollte mehr erklärt werden. Mein Sohn fragt natürlich sofort: Wo kommt das Monster her? Wo sind die Eltern? Wieso lebt das Monster bei den Menschen? Die Erklärungen dazu sind im Buch mehr als dürftig. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Moral, die vermittelt werden soll.

Vielen lieben Dank an den Verlag, dass wir ein Rezensionsexemplar lesen durften!