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Veröffentlicht am 25.11.2025

Resilienz am Beispiel des eigenen Lebens

Kann ich das?
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In diesem Buch erzählt die Musiktherapeutin, Yogalehrerin und dreifache Mutter Vivian Mary Pudelko offen und ehrlich verschiedenste Situationen aus dem eigenen Leben, eingebettet in das Rahmenthema Resilienz. ...

In diesem Buch erzählt die Musiktherapeutin, Yogalehrerin und dreifache Mutter Vivian Mary Pudelko offen und ehrlich verschiedenste Situationen aus dem eigenen Leben, eingebettet in das Rahmenthema Resilienz. Anhand ihres eigenen Beispiels vermittelt sie, wie man Krisensituationen im Leben gut überstehen kann und was dazu beiträgt. Dabei stützt sie sich neben ihrer eigenen reflektierten Lebenserfahrung auch auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu dem Thema.

Laut diesen gibt es elf Faktoren, die dabei unterstützen, Resilienz zu entwickeln: Optimismus, kognitive Flexibilität, Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeit, aktives Coping, soziale Unterstützung, positive Emotionen, Hardiness (gemeint ist etwas in Richtung Zähigkeit oder Durchhaltevermögen in schwierigen Situationen), Kohärenzgefühl, einen Sinn im Leben zu sehen und einen Zugang zu Religiosität oder Spiritualität zu finden.

Diese elf Themen und die nach ihnen benannten Kapitel machen auch den Großteil des Buches aus. Dabei geht es neben einer kurzen theoretischen Definition und Erklärung des jeweiligen Faktors immer tief in die persönliche Lebensgeschichte der Autorin hinein: sie berichtet von schwierigen Zeiten, in denen sie in einem Jahr mehrere Todesfälle im engen Familienkreis bewältigen musste, von der Trennung vom Vater ihrer drei Kinder, vom Leben in ihrer Wahlheimat Wien und den Besuchen bei den Verwandten im hohen Norden bei Hamburg und von vielem mehr.

Wer gerne anhand von persönlichen Geschichten etwas Neues über psychologische Themen lernt und sich davon inspirieren lässt, für den bietet dieses Buch sicherlich viele nette Anregungen.

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Veröffentlicht am 25.11.2025

Augenöffnende Informationen über die Bedeutung von Cortisol

Der Cortisol-Code
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Wie kommt es, dass in der heutigen Zeit so viele Menschen immer nur erschöpft sind, trotz Bemühungen um eine gesunde Ernährung an Bauchfett zulegen, an Schlafstörungen leiden, jeden Infekt mitnehmen und ...

Wie kommt es, dass in der heutigen Zeit so viele Menschen immer nur erschöpft sind, trotz Bemühungen um eine gesunde Ernährung an Bauchfett zulegen, an Schlafstörungen leiden, jeden Infekt mitnehmen und kaum mehr so richtig erholt und glücklich sind? All diese scheinbar unverbundenen Symptome können eine gemeinsame Ursache haben: das Stresshormon Cortisol und dass es aus dem Gleichgewicht geraten ist, meist als Resultat von langen Stressphasen in Kombination mit einem daraus resultierenden ungesunden Lebensstil.

Das gelungene Buch "Der Cortisol-Code", verfasst von einem Facharzt und Ernährungsspezialisten gemeinsam mit einer Wissenschaftsjournalistin und Diabetes-Expertin, führt auf leicht verständliche und unterhaltsame Art und Weise in dieses Thema ein. Praxisnah gestaltet gibt es viele Symptom-Checklisten, Fragebögen, Mini-Selbsttests und Fallbeispiele, sodass es leicht fällt, zu überprüfen, ob man selbst oder Menschen im eigenen Umfeld von dieser Thematik betroffen sein könnten. Für interessierte medizinische Laien werden auch die biologischen Zusammenhänge anschaulich und gut verständlich erklärt, genauso wie die wichtige Rolle von Cortisol bei der Blutzuckerregulation, beim Fett- und Proteinstoffwechsel, aber auch die Auswirkungen auf Elektrolyt- und Wasserhaushalt, Immunsystem, Kreislaufsystem, Fruchtbarkeit sowie Psyche und Gedächtnis werden dargelegt. Das zeigt noch einmal anschaulich, wie viele körperliche Bereiche von einem Ungleichgewicht in diesem Bereich betroffen sein können.

Differenziert wird weiters auf die Unterschiede zwischen gesundem und ungesundem Stress eingegangen. Besonders mochte ich, dass im Buch auch Raum für Spezialgebiete war, etwa Stress bei Kindern in früher Krippenbetreuung oder auch, wie unterstützend es für Frauen sein kann, ihr Training an die jeweilige Zyklusphase anzupassen und in der zweiten Zyklusphase, nach dem Eisprung, etwas sanfter zu trainieren als in der ersten.

Etwa in der Hälfte des Buches beginnt es um Lösungsmöglichkeiten zu gehen, mit vielen wertvollen Tipps, wie man ein aus der Balance gekommenes System wieder in eine gesunde Cortisolbalance bringen kann: diese zeigt sich durch natürlich hohe Cortisolwerten am frühen Morgen, die das Aufstehen erleichtern, viel produktive Tagesenergie und niedrige Cortisolwerte am Abend, die beim Einschlafen helfen. Wichtige Bausteine für die Regeneration und Aufrechterhaltung eines gesunden Cortisolprofils sind Ernährung, Bewegung, Tageslicht, genügend gesunder Schlaf, Stressmanagement und Grenzen im Umgang mit Medienkonsum.

Für jene, die gerne mit strukturierten Plänen arbeiten, gibt es am Ende des Buches ein strukturiertes 4-Wochen-Programm, das man einfach befolgen kann: in der ersten Woche liegt der Fokus auf Schlaf und Ernährung und jede weitere Woche kommt ein neues Thema dazu: Training und Entspannung in Woche 2, Medien und Licht/Natur in Woche 3 und Mikronährstoffe und Achtsamkeit in Woche 4. Dazu gibt es exemplarische Tages- und Wochenpläne, die man einfach befolgen könnte, um sich die Umstellung zu erleichtern. Ganz am Ende finden sich dann noch ein paar Rezeptvorschläge für eine gesunde Ernährung.

Insgesamt ist es ein sehr gut geschriebenes, strukturiertes und ansprechendes Buch für alle, die ihren Lebensstil verbessern oder gesünder werden wollen oder sich für Prävention interessieren. Das Buch ist so übersichtlich und hilfreich gestaltet, dass vielbeschäftigte Menschen es nicht unbedingt von vorn bis hinten durchlesen brauchen, sondern sich auch gezielt die Kapitel und Impulse raussuchen können, die sie gerade am meisten interessieren und mit denen sie beginnen möchten auf dem Weg zu einem gesünderen, entspannteren Lebensstil. Ich kann das Buch allen, die sich für ein gesundes Leben interessieren, sehr empfehlen!

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Veröffentlicht am 24.11.2025

Mehr Jugend in Italien als Femizidaufarbeitung

Verehrung
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Zu diesem Buch gibt es sogar eine Netflix-Serie, was große Erwartungen weckt. "Verehrung" von Alice Urciuolo beschäftigt sich mit einer Gruppe von Jugendlichen, die gemeinsam hat, dass sie Elena kannten ...

Zu diesem Buch gibt es sogar eine Netflix-Serie, was große Erwartungen weckt. "Verehrung" von Alice Urciuolo beschäftigt sich mit einer Gruppe von Jugendlichen, die gemeinsam hat, dass sie Elena kannten - Elena, eine junge Frau, die von ihrem Freund getötet wurde. Um diesen Femizid geht es in dem Buch aber eher nur als Hintergrundhandlung: viel stärker stehen die Geschichten der verschiedenen Jugendlichen selbst im Vordergrund. Dabei geht es um Themen wie Unsicherheit mit dem eigenen Körper, Angst davor, hässlich zu sein, oberflächliche Schönheitsideale, erwachende Sexualität und ein bisschen Queerness.

Mich persönlich hat das Buch nicht sehr gepackt, ich habe die Charaktere überwiegend als flach und oberflächlich empfunden und sie haben mich emotional nicht sehr berührt, waren mir überwiegend eher unsympathisch. Auch die Auswirkung des Femizides auf sie habe ich nicht sehr stark gespürt. Das Leseerlebnis war für mich eher langweilig, die Gruppe Jugendlicher eine, zu der ich keine Verbindung gespürt habe.

Ich hätte mir gewünscht, tatsächlich stärker die Auswirkungen des Femizides auf die Jugendlichen zu spüren. So bleibt ein eher nichtssagendes Leseerlebnis zurück. Vielleicht etwas für Leserinnen und Leser, die eine leichte Unterhaltung schätzen. Für die Sensibilisierung zum Thema Femizide gibt es weit bessere Bücher, z.B. "Da wo ich dich sehen kann" von Jasmin Schreiber.

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Veröffentlicht am 24.11.2025

Mehr persönliche Lebensgeschichte als Porträt der Generation Z

Vereint in Zerrissenheit
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Nora Zabel, 1996 im ehemaligen Ostdeutschland geboren, ist CDU-Mitglied, hat sich für diese Partei bei Wahlkämpfen engagiert und arbeitet in diesem Umfeld. Als Mitglied einer Partei, das halb so alt ist ...

Nora Zabel, 1996 im ehemaligen Ostdeutschland geboren, ist CDU-Mitglied, hat sich für diese Partei bei Wahlkämpfen engagiert und arbeitet in diesem Umfeld. Als Mitglied einer Partei, das halb so alt ist wie das durchschnittliche Parteimitglied, und als nach der Wende in den neuen Bundesländern Deutschlands aufgewachsene und sozialisierte junge Frau möchte sie in diesem Buch neue Perspektiven auf junge Menschen in den ostdeutschen Bundesländern aufzeigen.

Das gelingt an einigen Stellen sehr gut. Anschaulich erklärt die Autorin, wie der lange Schatten der DDR bis heute nachwirkt und auch im wiedervereinigten Deutschland geborene junge Menschen bis heute andere Sozialisationserfahrungen machen, aber auch andere Zuschreibungen erhalten, als jene in den "alten" Bundesländern, und wie sehr bis heute Wirtschaft, Politik, aber vor allem die Narrative über Ostdeutschland von der westdeutschen Sicht geprägt sind.

So, wie das Buch mit Titel und Kurzbeschreibung vermarktet wird, hätte ich mir aber deutlich mehr Einblicke in die junge ostdeutsche Generation Z erhofft, und nicht hauptsächlich nur die Meinung und Erfahrung der Autorin selbst, ihren politischen Werdegang, ein paar Gespräche mit politischen Vertretern deutlich älterer Generationen (ein Telefonat und ein Frühstück mit Angela Merkel sowie Gespräche mit Ilko Sascha-Kowalczuk, Armin Nassehi und einem älteren ostdeutschen Ehepaar, Bekannten ihrer Familie).

Erwartet hätte ich mir ein lebendiges Buch, in dem viele Stimmen speziell junger Menschen aus den ostdeutschen Bundesländern zu Wort kommen und ich ein Gefühl und Verständnis für die zerrissene Generation Z in dieser Region bekomme. Das bietet dieses Buch aber nicht. Stattdessen habe ich viel über die Autorin und ihren politischen Werdegang, ihre eigenen Gedanken zu diversen ostdeutschlandspezifischen Themen, einige Statistiken zu Ostdeutschland und Erkenntnisse aus oben erwähnten Gesprächen bekommen. Durchaus interessant zu lesen, aber nicht das, was ich mir erwartet hätte. Um wirklich ein Gefühl für die jungen Menschen Ostdeutschlands zu bekommen, muss ich wohl ein anderes Buch lesen.

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Veröffentlicht am 24.11.2025

Es ist erst vorbei, wenn es ganz vorbei ist

Die letzten Tage
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Es ist April 1945. Die letzten Tage des zweiten Weltkrieges sind angebrochen, und auch im Osten von Österreich weiß das im Grunde jeder. Die sowjetische Armee hat schon weite Teile des östlichen Flachlandes ...

Es ist April 1945. Die letzten Tage des zweiten Weltkrieges sind angebrochen, und auch im Osten von Österreich weiß das im Grunde jeder. Die sowjetische Armee hat schon weite Teile des östlichen Flachlandes eingenommen, doch nun bewegt sie sich überraschenderweise seit Wochen nicht weiter. Klar ist fast allen, der Krieg wird demnächst enden. Selbst die größten Fanatiker zweifeln daran, dass die versprochene Wunderwaffe im letzten Moment noch zum Einsatz kommen würde. Wer pragmatisch ist, will diese letzte Zeit nur noch überleben. Nicht unnötig im Volkssturm sein Leben opfern oder auf eine andere Art den letzten Kriegstagen zum Opfer fallen.

Doch auch in dieser Zeit gibt es jene, die unbarmherzig morden, bis zum letztmöglichen Moment, aus persönlicher Rache, aus Ideologie, aus Unterwürfigkeit, weil sie es können, warum auch immer. Die ihre Feinde am liebsten öffentlichkeitswirksam und als Verräter gebrandmarkt hängen und die Leichen zur Abschreckung tagelang baumeln lassen. Wer ins Visier der HJ und der sonstigen verbleibenden Nazis gekommen ist, egal wie minder das eigene angebliche Vergehen, der muss um sein Leben fürchten. Selbst Polizisten, Kranke oder Verwundete sind nicht sicher vor dem Vorwurf, sich dem Volkssturm nicht angeschlossen zu haben oder die Wehrmacht zu zersetzen. Jegliche Akte der Menschlichkeit etwa gegenüber früheren Kriegsgefangenen oder Menschen aus anderen Ländern machen einen der Kollaboration verdächtig. Und manchmal braucht es auch gar nichts außer Pech, um gefangen genommen und gehängt zu werden. Nicht einmal halbe Kinder sind davor sicher.

Die Gerichtsakten der Täter aus dem Jahr 1947, als sie wegen Kriegsverbrechen schließlich selbst zum Tode verurteilt wurden, sind erhalten geblieben. Und darin wird nachlesbar, wie sie sich rauszureden versuchen, nichts zugeben wollen, die Schuld auf andere oder die Umstände schieben oder nichts gewusst und nichts mitbekommen haben wollen, sich an nichts erinnern wollen, solange es nicht schwarz auf weiß bewiesen werden kann.

Es ist einigen mutigen Menschen zu verdanken, dass diese Gerichtsakten und damit auch die Geschichten all der unschuldigen Opfer der Mörder der letzten Tage erhalten geblieben sind. Lange gab es auch in der Gemeinde Reichenau an der Rax, am Rande der Alpen - da, wo die Sowjetarmee erst etwas später hingekommen ist - wie an so vielen anderen Orten wenig Interesse an Dokumentation und Aufarbeitung. Doch einer hat mutig die Informationen aus den Gerichtsakten geordnet und gesammelt, ein anderer sie kopiert und archiviert, und am Ende wurde der Schriftsteller Martin Prinz gebeten, daraus etwas zu machen.

Das Ergebnis finden wir hier. Als "Roman" würde ich diese Ansammlung an Gerichtsprotokollen, ab und zu unterbrochen durch kurze literarische Einschübe in der Du-Form, die sich an die Ermordeten richten, nur unter einer sehr weiten Auffassung dieses Begriffes bezeichnen. Es sind Gerichtsakten und die lesen sich wie solche - durchaus nüchtern und trocken, doch gerade durch das Bewahren der ursprünglichen Sprache wird so viel von der Feigheit der Täter unmittelbar spürbar. "Eine Sprache, die immer wieder in jenem Konjunktiv landet, der die Wirklichkeit jeder Tat zur bloßen Annahme aushöhlt", wie der Autor seine Vorgangsweise im Nachwort begründet.

Das Buch war für mich aufgrund dieser sperrigen Sprache, und auch, weil es zwar durchaus chronologisch die Ereignisse der letzten Kriegstage wiedergibt, aber nicht in der üblichen bekannten Form den Spannungsbogen einer durchgängigen Erzählung aufweist, sondern viele Einzelschicksale kurz porträtiert, sehr herausfordernd zu lesen. Es hat sich aber auf jeden Fall gelohnt, diese Anstrengung auf mich zu nehmen, da ich dadurch auf authentische Weise einen Eindruck von den Denk-, Sprech- und Handlungsweisen der Täter, aber auch von der Atmosphäre der letzten Kriegstage im Osten von Österreich bekommen habe - und weil dadurch der Schicksale der Opfer gedacht wird. Leseempfehlung für alle, die bereit sind, sich mit diesem düsteren Thema zu befassen und sich dafür auf ein sperriges Buch einzulassen, das im Gedächtnis bleiben wird.

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