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Veröffentlicht am 09.12.2024

Flache Figuren, verwirrender Schreibstill, von Hass triefendes Männerbild

12 Grad unter Null
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Ich schreibe selten Rezensionen, in denen ich ein Buch sehr schlecht bewerte, denn ich weiß, wie schwierig es ist, gute Literatur zu verfassen. Deshalb lobe ich sonst lieber das, was ich ausgezeichnet ...

Ich schreibe selten Rezensionen, in denen ich ein Buch sehr schlecht bewerte, denn ich weiß, wie schwierig es ist, gute Literatur zu verfassen. Deshalb lobe ich sonst lieber das, was ich ausgezeichnet finde, und schweige über das, was ich schlecht finde.

Hier mache ich eine Ausnahme: denn ich finde dieses Buch dermaßen schlecht, bei gleichzeitig bisher so guten Bewertungen, die ich absolut nicht nachvollziehen kann!

Ich bin bis Seite 60 gekommen, das ist knapp die Hälfte des dünnen Büchleins (das zu diesem Preis auch hoffnungslos überteuert ist... ich selbst habe es gebraucht gekauft, bereue aber auch davon jeden Euro).

Die Buchidee klingt spannend: eine Dystopie, in der Männer das Recht haben, alle ihrer Meinung nach in Frauen getätigten Investitionen (Geschenke usw.) zurückzufordern, sieben Jahre rückwirkend. Das hätte ein spannendes Buch werden können. Doch leider bleiben die vorkommenden Figuren dermaßen flach, der Vater ist einfach nur sadistisch-bösartig bis zu missbrauchend, die Frauen schwach und hinnehmend, auch der Verlobte einer der Protagonistinnen lässt sie trotz gemeinsamem Wunschkind, mit dem sie schwanger ist, einfach fallen,... ohne irgendeine Erklärung. Keine der Figuren ist auch nur irgendwie nachvollziehbar gezeichnet, sodass man sich in sie einfühlen könnte. Die Männer sind einfach böse, weil sie böse sind, aus "gekränkter Eitelkeit" (wird an einer Stelle im Buch angegeben). Es wird nicht differenziert, es kommt kein einziger Mann vor, der nicht so ist, das in Frage stellt oder dessen Entwicklung hin zu der frauenverachtenden Einstellung auch nur differenziert gezeichnet wird. Das Buch leidet also an einem eklatanten Mangel an psychologischem Wissen und differenzierter Beschäftigung mit Figurenentwicklung. Dazu kommt ein verwirrender Schreibstil, der vieles offen lässt.

Die guten Rezensionen kann ich mir nur so erklären, als, dass das Buch einen Nerv des momentanen sehr feministisch geprägten Zeitgeistes trifft und die Idee an sich spannend wäre. Die Umsetzung ist leider äußerst mangelhaft. Definitiv keine Empfehlung!

Wer zum Thema was lesen möchte, ist besser beraten, das Geld in gute Bücher dazu zu investieren (z.B. "Der Report der Magd" von Margaret Atwood.

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Veröffentlicht am 09.12.2024

Empowerndes Memoir

Schafft euch Schreibräume!
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Darf ich genauso schreiben, wie es sich für mich richtig anfühlt? Darf ich mich zeigen, als Frau im 21. Jahrhundert, mit meinen Erfahrungen, meinen Gedanken, Wünschen und Ideen? Ja, dazu ermutigt mich ...

Darf ich genauso schreiben, wie es sich für mich richtig anfühlt? Darf ich mich zeigen, als Frau im 21. Jahrhundert, mit meinen Erfahrungen, meinen Gedanken, Wünschen und Ideen? Ja, dazu ermutigt mich dieses Buch.

Muss ich andere beurteilen lassen, ob ich das Recht habe, eine Autorin zu sein? Muss ich mich in deren Kategorien, wie Schreiben zu sein hat, pressen lassen? Nein, das muss ich nicht.

Ich darf meine eigene Stimme finden. Ich darf so schreiben, wie es sich für mich richtig anfühlt. Und ich darf mir einen geschützten Raum dafür suchen oder schaffen, alleine oder gemeinsam mit anderen Schreibenden, so wie es mir entspricht.

Das Buch "Schafft euch Schreibräume!" von Judith Wolfsberger ist ungewöhnlich. Es scheint in kein vorgefertigtes Schema zu passen, es ist eine Mischung aus verschiedenen Genres: Memoir, Reisebericht, Sachbuch und persönliches Statement.
Und genau dadurch zeigt dieses Buch rollenvorbildmäßig auf, wofür es steht: dafür, unkonventionell sein zu dürfen, die eigene Schreibstimme entdecken und entwickeln zu dürfen und genau so zu schreiben, wie es für einen selbst authentisch ist.

Dabei ist es aber auch noch fesselnd geschrieben – ich hatte das Gefühl, die Autorin auf ihre Reisen auf den Spuren Virginia Woolfs begleiten zu dürfen und es war spannend, ihre faszinierende Entwicklungsgeschichte mitzuerleben... zu spüren, wie sie geleitet durch ihre gedankliche Mentorin Virginia immer mehr in ihre eigene Kraft kommt und aus dieser neu gewonnenen Stärke heraus auch ihre Leserinnen bestärkt, sich Räume zu suchen für das eigene, authentische Schreiben.

Nebenbei habe ich auch noch viel über die faszinierende Virginia Woolf und ihre Vision erfahren und Reisetipps für England bekommen... beides Themen, mit denen ich vor dem Lesen des Buches kaum Berührungspunkte hatte, für die mich dieses Buch aber begeistert hat.

Danke für dieses inspirierende Buch!

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Veröffentlicht am 09.12.2024

Inspirierende neuartige Methode

Collage Dream Writing
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Was für ein schönes Buch zu einem spannenden Thema, zu dem es noch kaum deutschsprachige Literatur gibt!


Als ich begonnen habe, dieses Buch zu lesen, hat es mich richtiggehend hinein gezogen in die bunte, ...

Was für ein schönes Buch zu einem spannenden Thema, zu dem es noch kaum deutschsprachige Literatur gibt!


Als ich begonnen habe, dieses Buch zu lesen, hat es mich richtiggehend hinein gezogen in die bunte, tiefe Welt der Träume und Collagen, die durch begleitendes Schreiben noch einmal anders und neu entdeckt und weiterentwickelt werden können. Es ist ein intensives Buch, ein tiefes Buch... die Texte und vor allem die vielen Collagen darin wirkten bei mir noch lange nach. Ich habe jeweils ein Kapitel gelesen und es dann wirken lassen... darüber nachgedacht, aber vor allem nachgespürt... und viele eigene Collagen zu basteln begonnen.

Was erfährt man nun in diesem Buch?
Man darf eintauchen in die historischen Hintergründe der Arbeit mit Collagen und erfährt von verschiedenen Künstlern, die sich damit beschäftigt und diese Methode erforscht und entwickelt haben

Die Autorin nimmt die Leser mit auf ihre persönliche Entdeckungsreise zu Collage Dream Writing, ihr eigener jahrzehntelanger Prozess und ihre umfangreiche Erfahrung mit dem Thema wird anschaulich vermittelt

Dann geht es darum, was Bilder uns sagen können, was Metaphern und Träume bedeuten können, über die Gemeinsamkeiten von Collagen und Träumen sowie Möglichkeiten zur Traumarbeit... beschrieben in einer Weise, die detaillierte Informationen vermittelt und gleichzeitig einlädt, sich auch emotional tief auf das Thema einzulassen

Natürlich ganz viel über die praktische Arbeit mit Collagen: wie erstelle ich eine Collage? Was ist dabei zu beachten? Welche möglichen Schwierigkeiten können auftreten? Dazu gibt es passende Übungen zum Ausprobieren, die sich durch das ganze Buch ziehen.

Dann geht es um das Schreiben zu den entstandenen Collagen, darüber, wie man Writers' Trance erreichen und sich im Schreiben ganz den Botschaften der Bilder hingeben kann... und viele weitere Anwendungsmöglichkeiten

Schließlich gibt es noch viele Anregungen zum Einsatz von Collage Dream Writing in der Selbsterfahrung und in der therapeutischen Arbeit sowie in der spirituellen Entwicklung oder für die Gestaltung persönlicher Lebensvisionen

Am Ende des Buches finden sich noch einmal viele "Writing Prompts" - gut durchdachte, ausformulierte Übungen zum Collagen-Erstellen und Schreiben, die zum Ausprobieren einladen


Fazit: ich kann dieses tolle Buch allen, die an einer neuen, kreativen Methode zur Selbsterkundung interessiert sind – und ganz besonders auch allen, die beraterisch, unterrichtend oder therapeutisch arbeiten – absolut ans Herz legen! Für mich ist es eine große Bereicherung und ich probiere laufend neue Übungen aus dem Buch aus.

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Veröffentlicht am 09.12.2024

Spannender Thriller mit Elementen einer Sozialstudie

Sekunden der Gnade
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Sekunden der Gnade von Dennis Lehane ist ein Buch, das mich während des Lesens und darüber hinaus emotional stark beschäftigt hat.

Der Autor, ein guter Kenner der irischen Subkultur in Boston zur Zeit ...

Sekunden der Gnade von Dennis Lehane ist ein Buch, das mich während des Lesens und darüber hinaus emotional stark beschäftigt hat.

Der Autor, ein guter Kenner der irischen Subkultur in Boston zur Zeit der Aufhebung der Rassentrennung, zeichnet ein düsteres Bild von Armut, Perspektivenlosigkeit, brutaler Gewalt und mafiösen Strukturen im mehrheitlich weiß besiedelten Stadtteil South Boston (Southie).

Wir erleben dieses Umfeld beim Lesen durch die Augen von Mary Pat, einer Mutter, die alles verloren zu haben glaubt. Sie kämpft erbittert darum, die Wahrheit über das Verschwinden ihrer Tochter herauszufinden.

Währenddessen bleiben die Perspektiven des toten schwarzen Jugendlichen und seiner Familie, sowie auch generell die Sicht der schwarzen Bevölkerung, auf die Aufhebung der Rassentrennung in den Schulen und auf die Bustransfers, eher blass. Ich hätte mir gerade bei einem so heiklen, umstrittenen Thema eine vielseitigere Betrachtung aus mehreren Perspektiven gewünscht (die einzige weitere Perspektive ist die des ermittelnden Polizeikommissars).

So bleibt das Buch doch mehr Thriller und Krimi als lehrreiche, für Diversität sensible Sozialstudie. Als solches liest es sich flüssig und bleibt bis zum Ende spannend.

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Veröffentlicht am 09.12.2024

Faszinierende Journaling-Methoden inspiriert von der Natur

Der Ruf der wilden Seele
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Zum Ursprung zurückgehen... in die Tiefe eintauchen... im Fluss sein... den Zyklus von Ebbe und Flut wahrnehmen... sehnsuchtsvoll am Meer sitzen... - all das können Qualitäten sein, die Gewässer in uns ...

Zum Ursprung zurückgehen... in die Tiefe eintauchen... im Fluss sein... den Zyklus von Ebbe und Flut wahrnehmen... sehnsuchtsvoll am Meer sitzen... - all das können Qualitäten sein, die Gewässer in uns hervorrufen.

Wenn wir uns innerlich und äußerlich mit der Natur verbinden, können wir uns selbst tiefer spüren und besser kennen lernen.

Mary Reynolds Thompson macht in ihrem Buch „Reclaiming the Wild Soul“ Vorschläge, welche Qualitäten uns die „Soulscapes“ der Wüsten, Wälder, Ozeane und Flüsse, Berge und Grasländer lehren können.

Jede Soulscape ist in sechs bis acht Unterkapitel geteilt, die dazu einladen, ihre Schlüsselthemen zu erforschen. Beispielsweise kann „Klarheit“ eine Qualität der Wüste sein: sich selbst finden weit weg von der Welt, so wie das Mysteriker, Träumer und Poeten immer wieder getan haben.

Es ist dafür nicht nötig, selbst in die Wüste zu reisen: am Ende jedes Unterkapitels finden sich inspirierende Anregungen für Journal-Writing-Aufgaben, um die jeweilige Qualität zu erkunden und besser kennen zu lernen. Ein faszinierendes Buch besonders für alle, die gerne fühlen, spüren, entdecken, verbinden, schreiben - und die Natur lieben!

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