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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2025

Gut gelesen

Meine bessere Hälfte
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Als Nicht-Musikerin wollte ich schon lange wissen, welche Beziehung die Künstler:innen zu ihren Instrumenten haben. Daher habe ich es angefordert. Für mich eines der wenigen Bücher, die ich ganz klar empfehle. ...

Als Nicht-Musikerin wollte ich schon lange wissen, welche Beziehung die Künstler:innen zu ihren Instrumenten haben. Daher habe ich es angefordert. Für mich eines der wenigen Bücher, die ich ganz klar empfehle. Mit der Gestaltung habe ich aber meine Probleme.

Worum geht es?

Das Buch versammelt 23 Musiker:innen, die über ihre Instrumente sprechen. Als Instrument gilt aber auch die Stimme, der Sauerstoff und die Mitmusiker:innen. Die Bandbreite reicht von Klassik über Jazz bis Eletro. Das Buch beginnt mit klassischen (greifbaren) Instrumenten und arbeitet sich vor zu eher abstrakten Begriffen.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Fasziniert hat mich, dass die Musiker relativ frei und ehrlich ihre Gedanken darlegen und nebenbei manches Vorurteil auflösen. Manche spielen gerne auf jahrhunderte alten Instrumenten, anderen ist das völlig egal. Ich hab das gern und flott gelesen.

Besonders Anne Sophie Mutter, die über ihre Geige spricht, Yuriy Gurzhy, der seine Plattensammlung zeigt, und Masha Qrella, deren Instrumentensammlung mehr über ihre Beziehung zum Musikmachen aussagt, als über ein einzelnes Stück.

Es gibt aber auch Texte, die für mich weniger gut zugänglich waren. Jochen Distelmeyer spricht mehr über sein politisches Engagement als über seine Gitarre. Und Sebastian Krämers "Die Klaviatur" musste ich nach einer halben Seiten abbrechen. Seine Sätze sind lang, metaphernreich und kunstvoll, aber ich habe sie nicht verstanden.

23 Musiker:innen bedeuten auch 23 verschiedene Schreibstile, Köpfe, die man guckt. Das ist ein Abenteuer, mit dem man klarkommen muss.

Von Vorteil ist aber, wenn man die Künstler:innen bereits kennt. Denn das Buch stellt die Instrumente in den Vordergrund, daher sind am Anfang eines jeden Kapitels Bilder der Instrumente zu finden. Am Ende gibt es kurze Biografien der Musiker:innen, allerdings in alphabetischer Reihenfolge, nicht nach der Chronologie es Buches. Das hat mich ziemlich durcheinander gebracht, weil ich gern wissen wollte, welche Musik die Menschen machen. Dann hätte ich ihre Texte noch besser einordnen können.

Immerhin arbeitet das Buch mit Fußnoten, die als kleines Fenster geöffnet werden, man springt nicht im Buch.

Cover und Titel finde ich leider nicht gelungen. Der Titel ist knackig, könnte aber auf viele Dinge zutreffen. Ich verstehe, dass das die beste Beschreibung für ein Instrument ist. Aber ich würde das nicht mit einem Sachbuch assoziieren. Genauso wie das Cover. Es ist zu fröhlich, zu verspielt, die Instrumente auf einem kleinen Bild im Reader nicht zu erkennen. Ich dachte immer, dass es sich um einen Selbstfindungs-Roman über eine Twentysomething handelt.

Fazit

Wenn man im Buchladen steht und sich frag, ob man das Buch kaufen soll - ja, sollte man. Es bietet Einblicke in interessante Persönlichkeiten und Arten, Musik zu betrachten. Keine Zeitverschwendung :)

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Veröffentlicht am 26.04.2025

Nich halb, nich ganz

Sorry, war noch kurz laufen
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Ich habe das Buch angefordert, weil ich die Verknüpfung aus Laufen und Feminismus interessant finde. Letztlich ist das Buch als Laufratgeber mittelmäßig, der Schwerpunkt liegt auf der Grafik. Bis man zum ...

Ich habe das Buch angefordert, weil ich die Verknüpfung aus Laufen und Feminismus interessant finde. Letztlich ist das Buch als Laufratgeber mittelmäßig, der Schwerpunkt liegt auf der Grafik. Bis man zum feministischen Teil gekommen ist, ist die Spannung schon raus.

Meine Bewertung

Das Buch wechselt stetig zwischen Erfahrungsberichten bzw. Interviews und Fakten. Die erste Hälfte bietet klassisches Wissen zu Ernährung, fairer Laufkleidung, Selbtbewusstsein. Nichts Neues, kann man sich aus dem Internet zusammen suchen. Auch der Abschnitt zum Zyklus war eher klein, der geschichtliche Abriss so klein, dass man ihn hätte erweitern sollen um Frauen im Sport allgemein. Wirklich gut wird das Buch, wenn der Feminismus-Aspekt zum Tragen kommt. Die Autorin hat einige Läuferinnen und Organisatorinnen von Laufgruppen und NGOs interviewt, und obwohl diese immer ähnliche Sachen sagen, gibt es einige Sätze, die man sich an die Pinnwand heften kann. Und bei denen ich das Gefühl hatte, wirklich etwas zu lernen. Letztlich sagen aber alle Frauen, dass Sport den Zusammenhalt stärkt, man sich keine Gedanken machen soll, ob man genügend leistet oder gut dabei aussieht.

Ich verstehe die Intuition dahinter, aber richtig gezündet hat es nicht, die Idee mit dem Feminimus.

Am Ende noch ein Abstecher zu Zyklus und Dehnübungen - fand ich sehr praktisch, auch wenn die Bildchen nur semi-gut erklären, wie die Übungen aussehen sollen.

Inhaltlich wirkt es im positiven Sinn abwechslungsreich, im negativen durcheinander. Auch innerhalb eines Abschnitts.

Mein großes Problem ist die Grafik. Das Buch wird nur als Papier-Version vertrieben, mein Rezensions-Exemplar habe ich auf dem Computer gelesen. Barrierfreundlich ist aber auch die Papierversion wohl nicht. Die Schrift wechselt zwischen Serifen und nicht Serifen, teilweise durchschneiden Bilder den Text, manchmal ist der "Fließtext" mit einem unruhigen Hintergrund hinterlegt z.B. als ein BH-Träger eine ansonsten schwarze Fläche durchschneidet. Die Schrift ist klein, die Farben teilweise schreiend. Ein Farbschema ist erkennbar. Die ganze Gestaltung wirkt wie ein Haufen bunter Flächen und das macht das Lesen anstrengend. Obwohl sich die Designerinnen viel dabei gedacht haben.

Als Bilder-Buch allein ist das Buch hübsch. Die Comic-Figuren mit großen Körpern und kleinen Köpfen erinnern an die 50er und ich hab sie mir gerne angeguckt. Ich würde mir manche Seiten als Poster ins Wohnzimmer hängen.

Auch der Schreibstil ist nett, nahbar, aber nicht zu umgangssprachlich; nicht belehrend.

Fazit

Letzlich ist das Buch nichts halbes und nichts Ganzes: Als Laufratgeber zu wenig, als feministischer Text nicht tief genug und als Buch für die Buchwand zu teuer. Obwohl lobend erwähnt werden muss, dass es über Crowdfounding finanziert wurde und 35 Euro für ein grafisches Werk in kleiner Auflage normal sind.

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Veröffentlicht am 24.04.2025

Erstickt in Vorurteilen

Make IT Real
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Ich hatte das Buch angefordert, weil ich die Verknüpfung von MINT und Belletristik interessant finde. Leider erfüllt das Buch sämtliche Klischees, ist vorhersehbar und lässt spannende Konflikte links liegen. ...

Ich hatte das Buch angefordert, weil ich die Verknüpfung von MINT und Belletristik interessant finde. Leider erfüllt das Buch sämtliche Klischees, ist vorhersehbar und lässt spannende Konflikte links liegen. Man bekommt, was man erwartet. Oder weniger.

Rezi enthält Spoiler!

Worum geht es?

Informatikerin Fallon arbeitet in einem Männer-Betrieb und wird bei Beförderungen übergangen. Gleichzeitig versucht sie, ihre Identität als Autorin von Liebesromanen zu verheimlichen. Als ein Kollege zufällig auf einer Lesung auftaucht, greift Fallon zu einer Notlüge.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Von der Informatik sieht man ein bisschen, für mich war's das richtige Maß. Die Autorin schafft es gut, die Arbeit der Entwickler an Beispielen zu erklären, und auch wenn ich nicht jedes Detail verstanden habe, war mir der Kontext klar. Trotzdem wirkt es für mich nicht "lebendig", nicht authentisch, sondern verkrampft. Ein Problem, das sich durch das ganze Buch zieht. Auch, dass der Begriff "Dev" nur kurz erklärt wird, war frustrierend. Ich habe mich das ganze Buch lange gefragt, was das bedeutet. "Dev" steht für "Developer", also jemand aus der Entwickungsabteilung.

"Spicy" wird es auch nicht, es gibt nur eine ausführliche Sexszene, die überwiegend aus Perspektive der Frau geschildert wird, bei der es aber darum geht, dass sie dem Mann Spaß bereitet. Dass Frauen einfach so Spaß haben, wird auch hier ausgeblendet.

Von Fallons Schreiberei sieht man fast gar nichts. Sie gibt eine Lesung, aber man liest weder Auszüge noch erfährt man, worüber sie genau schreibt. Alles wirkt sehr oberflächlich. Was ich schwierig finde, ist das Thema Pseudonym: Am Ende deckt Fallon das Pseudonym auf, weil sie sich nicht mehr verstecken will. Es ist ein Zeichen für ihre Befreiung. Hier wird das Vorurteil geschürt, dass sich Autor:innen nicht mutig genug sind. Es ist aber ein bewusster Schutz aus privatem Ich und Schreiberei. Weil sich Autor:innen angreifbar machen. Weil es einen Arbeitgeber nichts angeht, was man in seiner Freizeit tut. Oder weil man später aufhören will und nicht möchte, dass der eigene Name nur damit verknüpft ist.

Die Dramaturgie ist relativ klar: Frau gibt sich als ihre eigene Schwester aus, was dem Mann gar nicht auffällt, irgendwann kommt das raus, aber er verzeiht ihr. Sie ist aber so zerfressen von ihren Vorurteilen (!), dass sie ihn wegstößt. Sie wird geläutert, Happy End. Weitere Nebenhandlungsstränge sind, dass Fallon den Job wechseln will, aber ihre Ansprüche nicht aufgeben will. Und dass der Mann seine chronisch klammen Musiker-Eltern nicht mehr unterstützen will und seinen Job kündigen und ein Projekt starten will. Besonders die letzten beiden Stränge hätten Potential, werden aber nur wenig ausgeführt. Obwohl vor allem das Thema Eltern selten in Romanen vorkommt.

Auch die Nebenfiguren sind klischeehaft, vor allem die Männer: Es gibt den netten Typen, es gibt den grummligen Typen und es gibt den sexistischen Idioten. Bei Fallon gibt es eine Biologin (?) und eine Frau, die auf die Kinder ihres Bruders aufpasst, weil die Frau verstorben ist. Beide hatten trotz interessanter Ausgangslage nur wenig Raum. Ein wirkliches Kollektiv-Gefühl kam nicht auf.

Was mich am meisten gestört hat, waren Fallons Vorurteile gegenüber Männern in der IT. Sie geht davon aus, dass sie nicht geachtet wird und sich beweisen muss. Diesen Aspekt wiederum fand ich interessant. Sie gibt nicht auf und empfindet es als persönliches Versagen, wenn sie kündigen würde. Ich denke, damit können sich viele Leser:innen identifizieren. Auf mich wirkten die Vorurteile sehr klischeehaft dargestellt und das größte Ekel ist der Mensch, den sie abgewiesen hat. Auch wenn diese Zustände in manchen Branchen (leider) vorhanden sind, hätte man hier künstlerisch und handwerklich mehr machen können. Denn es hat mich emotional nicht gepackt. Mich hat nicht der Sexismus wütend gemacht, sondern die Figur, die das als Rechtfertigung nimmt, sich abzugrenzen. Andererseits ist genau das die Lektion, die die Figur lernen muss - dass sie geliebt wird. Trotzdem fand ich das langweilig.

Auch mit der Sprache hatte ich Probleme. Die Sätze sind teilweise sehr lang und manche Formulierungen waren komisch. Fallon fragt z.B. "wo bei Ada Lovelace wir hier gelandet waren." (S. 164) Die Idee ist gut, wirkt aber nicht fließend. Vor allem, weil Fallon manchmal mehr, manchmal weniger Bezug auf sie nimmt. Außerdem kommen kaum engliche Lehnwörter vor, aber dann Perlen wie "reveale" oder "gemockupten" - vor allem letztes ist nur aus dem Kontext zu entschlüsseln.

Was mir gefallen hat, waren Details, die nebenbei mitlaufen z.B. Fallons Wunsch, ihrem Vater zu gefallen und deswegen Metal Bands zu hören, obwohl sie das nicht mag. Obwohl ihr Vater sie scheinbar trotzdem liebt. Am Ende fragt der Protagonist, ob sich Fallon.exe aufgehängt hat - den Witz fand ich schön, weil er natürlich wirkte. Auch die Feststellung, dass ein Alpha-Male ein (vermeintlich) starkes Männchen ist, eine Alpha-Version aber die erste, fehlerbehaftete Version eines Programms (und einer Geschichte), fand ich witzig. Das macht den Roman sympatisch und es wäre besser gewesen, wenn es mehr davon gegeben hätte.

Fazit

Das Thema Feminismus und Geschlechter-Diskreminierung in MINT ist wichtig - aber als Aufhänger im Text wirkte es zu eindimensional, zu gewollt. Dazu die klischeehafte Liebesgeschichte, die Frauen letztlich nicht wertschätzt, sondern vorführt und das Thema damit etwas ad absurdum führt. Für mich ein Roman, der trotz guter Ausgangslage schnell aus dem Kopf verschwunden ist.

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Veröffentlicht am 23.03.2025

Viel Rilke, etwas Lou, wenig Kunst

Bis unsre Seelen Sterne sind. Rilke und Lou Andreas-Salomé
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Gekriegt hat mich das Buch mit dem Versprechen einer interessanten Frau und ihres Liebhabers, eines genialen Schriftstellers. Bekommen habe ich einen sensiblen Mann, der andere bewundern muss, aber kaum ...

Gekriegt hat mich das Buch mit dem Versprechen einer interessanten Frau und ihres Liebhabers, eines genialen Schriftstellers. Bekommen habe ich einen sensiblen Mann, der andere bewundern muss, aber kaum partnerschaftliche Beziehungen eingehen kann. Und eine Frau, die sich zu intellektuellen Männern hingezogen fühlt und ihnen als Spiegel und Muse dient. Gefehlt hat aber letztlich das künsterlerische Schaffen beider.

Worum geht es?

Das Buch erzählt überwiegend das Leben Rainer Maria Rilkes, ein Stück das Leben Lou Andreas-Salomés. Und ein kleines Stück ihrer Männer. Es ist ein belletristisches Buch, das Gespräche nachstellt und mit Briefen und Tagebucheinträgen ergänzt.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Ich wusste lange Zeit nur mäßig, um wen es tatsächlich geht. An manchen Stellen nimmt Salomé viel Raum ein, an anderen Rilke. Besonders, als es um Carl Andreas-Salome und Friedrich Nietzsche geht, hatte ich das Gefühl, im falschen Buch zu sein.

Es ist interessant zu lesen, wie Rilke um sich selbst kreist, sehr empfindsam ist und wie die Beziehungen zu seinen Frauen dem gleichen Schema folgen: Er himmelt sie an, aber sobald sie sich ihm nähern, verpufft die Energie und er flüchtet sich in Einsamkeit. Schreiben kann er nur durch Leiden. Die Kunst ist sein lebenslanger Partner, der er vieles unterordnet. Rilke ist ein Mensch, der in diesen (manischen?) Phasen viel Aufmerksamkeit von seinem bewundernden Objekt braucht und Energie absaugt. Salome erkennt das und hält daher nach drei intensiven Jahren nur noch brieflichen Kontakt zu Rilke. Trotzdem ist sie die einzige Frau, zu der Rilke bis zu seinem Lebensende ein vertrauensvolles Verhältnis hat.

Im Vergleich dazu wirkt Salome etwas blass. Warum sie verheiratet war, die Ehe aber nicht vollzogen hat, und Beziehungen zu mehreren Männern hatte, wird nicht aufgeklärt. Auch, warum sie sich zu geistigen Männern hingezogen fühlt, ist nicht ganz klar. Ich hätte aber vom Buch erwartet zu lesen, welchen Beitrag Salome zum Schaffen ihrer Liebhaber leistet. Sie wirkt eher als Spiegel, aber ich denke, dass sie sehr wohl auf gleicher Ebene mit den Männern gearbeitet hat. Sie hat Rilke das Schwülstige abgewöhnt, vermute ich. Aber wie die beiden an seinen Texten gefeilt habe, war kaum zu lesen.

Auch Salome als Künstlerin kommt wenig zu Wort. Sie war vielseitig interessiert, hat bei Freud Einblicke in die Psychoanalyse bekommen. Aber sie war als Figur wenig präsent.

Ich hatte auch bei Rilke das Gefühl, auf der Stelle zu treten, weil sich das Buch ständig mit seiner Einsamkeit und seinem Hadern mit neuen Situationen beschäftigt. Weniger mit ihm als Künstler.

Dass das Buch sowohl zwischen Figuren als auch Zeiten wechselt, hat mich nicht gestört. Es kann aber für Leser:innen verwirrend sein.

Gut gefallen hat mir, dass sich die Fußnoten als kleines Pop-Up öffnen, man also nicht im Buch springt, sondern an der Stelle bleibt. Mir erleichert das das Lesen.

Fazit

Die Idee ist gut, die Aufbereitung mäßig. Dass mir Rilke durch das Buch eher unsympatisch wurde, ist ein Effekt, und ich habe vieles über Lou Andreas-Salomé gelernt. Trotzdem ist es ein Buch, das man lesen KANN, aber nicht lesen MUSS.



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Veröffentlicht am 27.02.2025

Zuviele Häppchen

Leuchtende Jahre
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Dieses Buch hat mich zwiespältig zurückgelassen. Das Thema ist wichtig und sollte mehr betrachtet werden. Die Aufbereitung all des Wissens ist aber nur mäßig gelungen.

Worum geht es?

Der Text schildert ...

Dieses Buch hat mich zwiespältig zurückgelassen. Das Thema ist wichtig und sollte mehr betrachtet werden. Die Aufbereitung all des Wissens ist aber nur mäßig gelungen.

Worum geht es?

Der Text schildert die Leben der Schriftstellerinnen Vicki Baum, Gabriele Tigrit, Marieluise Fleißer, Ruth Landshoff, Irmgard Keun, Erika Mann und Mascha Koleko. Das Buch wechselt dabei zwischen den Figuren, die Abschnitte varrieren zwischen einer halben Seite und zwei Seiten.

Wie hat mir das Buch gefallen?

Der Text hat mich beklommen zurück gelassen. Weil die Autorinnen, bis auf Erika Mann und Mascha Koleko, kaum bekannt sind. Und weil sie nach dem Krieg überwiegend verstummt sind. Sie haben kaum noch veröffentlicht, wurden aber teils in den 70ern wieder entdeckt und bekamen endlich Anerkennung.

Meine Vermutung ist, dass der Krieg die Frauen verändert hat, dass es ihnen schwerfiel, in ihren neuen Leben Fuß zu fassen und dass das Bedürfnis der Leser:innen nicht in Aufarbeitung bestand, sondern Ablenkung. Trotzdem macht es betroffen, dass die Frauen das, was sie angetrieben hat, nicht ausleben konnten.

Traurig hat mich auch gemacht, dass man zwangläufig auf die Katastrophe zusteuert. Denn die meisten Autorinnen mussten fliehen. Wenn man einen Text sucht, der das schillernde Leben der 20er beschreibt, dann ist es dieser eher nicht.

Das große Problem ist der Wechsel der Abschnitte. Sie sind gut beschrieben, das Ende immer stimmig. Es sind in sich geschlossene Episoden. Aber aufgrund der Kürze kann man sich nicht in eine Figur fallen lassen, es fiel mir schwer, ein Bild von den Frauen zu bekommen. Vor allem, weil sie überwiegend freigeistig sind und künstlerischen Berufen nachgehen z.B. Schauspielerin oder Journalistin. Hängengeblieben ist mir, neben Erika Mann, Marieluise Fleischer, die von einer toxisischen Beziehung in die nächste stolpert. Auczh Mascha Koleko sticht hervor, weil sie eine Lyrikerin ist (die anderen schreiben Epik), weil sie weniger Raum einnimmt und weil sie eine besonder Ausstrahlung hat.

Über Erika Mann hatte ich einiges an Vorwissen - das hat es mir leichter gemacht. Andere Leser:innen kommen damit besser klar, aber für mich hat es Wissen eher gefestigt, weniger Neues hinzugefügt.

Auch die Werke der Autorinnen kommen zu kurz. Das Buch schildet die Entstehung mancher Texte, aber es fiel mir schwer, die Personenen als Autorinnen wahrzunehmen. Von Mascha Koleko gibt es wenige Auszüge, ansonsten fast nichts. Das ist typisch für Biografien, aber zumindest eine Werksübersicht am Ende wäre schon gewesen.

Für mich bildet das Werk eher einen Startpunkt, um mich mit all den Autorinnen näher zu beschäftigen. Weniger eine "vollwertige" Biografie. Denn von den meisten der Genannten liest man auf Wikipedia eine halbe Seite, es gibt also viel Wissen zu ergründen.

Die allgemeinen Umstände in dieser Zeit werden angerissen und ich finde, dass die Menge und Tief zum Inhalt passt.

Fazit

Der Text hat ein tolles Thema, die Gestaltung mit kleinen Episoden ist aber eher unglücklich. Mir hat das Buch etwas gebracht, aber insgesamt ist es eher ein Flop.



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