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Veröffentlicht am 26.01.2022

Das Erbe der Elfenmagierin

Das Erbe der Elfenmagierin
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Der Einstieg in die Reise des Elfen Ardoas ist mir recht leicht gefallen, obwohl der Schreibstil sehr anders ist, als gewohnt und der Mensch ja bekanntlich ein Gewohnheitstier. Von dieser Eigenschaft müssen ...

Der Einstieg in die Reise des Elfen Ardoas ist mir recht leicht gefallen, obwohl der Schreibstil sehr anders ist, als gewohnt und der Mensch ja bekanntlich ein Gewohnheitstier. Von dieser Eigenschaft müssen sich Leserinnen und Leser jedoch schnell verabschieden, denn James A. Sullivan traut sich Wege einzuschlagen, die unbedingt von vielen Autorinnen gegangen werden sollten.

Ganz locker und mit einer Normalität, die ich mir von anderen renommierten (Fantasy-)Autorinnen auch wünschen würde, entwirft Sullivan queere Figuren und polygame Beziehungsgefüge, in denen Äußerlichkeiten wie das gelesene Geschlecht keine Rolle spielen. Der Tonfall untereinander ist so Respektvoll wie ich es mir in der Realität absolut wünschen würde, wie es aber häufig nicht mal in Familien praktiziert wird. Die Figuren schwurbeln nicht rum, es gibt keine Missverständnisse aufgrund von nicht ausgesprochenen Problemen - das mag ich sehr. Eine beispielhafte Kommunikation. Nun könnte der Gedanke aufkommen, dass die Dialoge langweilig sind, dies ist aber gar nicht der Fall, denn es werden eben auch keine unwichtigen Dinge gesagt, sondern der Fokus liegt darauf nicht über sinnlose Banalitäten zu palawern.

Die Handlung an sich könnte für meinen Geschmack auch am Anfang schon etwas mehr Action vertragen, so richtig Fahrt auf, nimmt die Reise von Ardoas und seinen Gefährt
innen erst ab Ende des ersten Drittels.

Ich las das Buch im Rahmen eines Instagram Fantasy Leseclubs und habe dort gelernt, dass es sich bei Sullivans Chronik um Progressive Phantastik handelt, die vom Autor geprägt wurde. "Die Progressive Phantastik setzt an der Stelle an, an der die Traditionen der Abbildung von Realität im Phantastischen im Weg stehen. Sie ist sich darüber im Klaren, dass jeder Text politisch ist und greift generell progressive Konzepte wie zum Beispiel Feminismus und Diversität auf und bildet sie in Erzählwelten ab." (Tor Online)

"Das Erbe der Elfenmagierin" ist der Auftakt der Dilogie "Die Chroniken von Beskadur" und das Ende ist so geschrieben, dass ich keinen blassen Schimmer habe, wie es im zweiten Teil weiter gehen könnte. Ich freue mich darauf schon bald im Rahmen des Lesekreises weiterlesen und mich mit anderen Leser*innen über die außergewöhnliche Geschichte, deren Elemente hoffentlich mehr und mehr zur Normalität in der Literatur werden, austauschen zu können.

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Veröffentlicht am 26.01.2022

Emotionen und Empathie erfahren

Da sein
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Gefühle zu kennen, Gefühle benennen zu können führt zu mehr Handlungsfähigkeit. In Bezug auf die eigenen Bedürfnisse, aber auch im Umgang mit anderen Menschen.

Es kann passieren, dass mein Kind so handelt, ...

Gefühle zu kennen, Gefühle benennen zu können führt zu mehr Handlungsfähigkeit. In Bezug auf die eigenen Bedürfnisse, aber auch im Umgang mit anderen Menschen.

Es kann passieren, dass mein Kind so handelt, dass ich darin die Emotion Wut lese. Tatsächlich ist sie/er aber müde, traurig oder enttäuscht. Vielleicht wird daraus Wut, weil ich sie/ihn nicht verstehe, vielleicht ist ihr/ihm die Äußerung des Gefühls Wut vertrauter. Je besser sie ihre eigenen Gefühle kennt, desto besser ist die Selbstwahrnehmung, die als Basis für jegliches soziales Handeln dient.

Erst das Äußern der eigenen Gefühle, sei es in Worten, Gesten oder Mimik, sorgt dafür, dass ich meine Bedürfnisse verständlich machen und auch die anderer Personen wahrnehmen kann (Stichwort Empathie)

Das Wissen über Emotionen kommt aber nicht von ungefähr, daher sind unsere Kinder auf unsere Unterstützung angewiesen. Dies kann unter anderem in Form von lesen geschehen.

Kathrin Schärer hat mit "Da sein. Was fühlst du?" eine gute Unterstützung für die Entwicklung der Gefühlswelt konzipiert. Liebevolle Zeichnungen begleiten die tierischen Protagonisten ihres Bilderbuchs, das mit wenigen, aber wichtigen Worten auskommt.

Meine Töchter haben viel Freude am Buch. Daran zu erkennen was die herzigen Tiere wie Maus, Erdmännchen oder Igel gerade fühlen und wie sie mit diesen Gefühlen umgehen. "Da sein. Was fühlst du?" hilft uns ins Gespräch zu kommen. Nicht nur über die Emotionen der dargestellten Tiere, sondern auch über die eigenen. Wie sehe ich aus, wenn ich traurig bin? Bedeuten Tränen immer Traurigkeit? In welchen Situationen empfinde ich Freude? Wann Wut? Die Kinder fühlen sich gesehen und ich fühle mich gefördert in meinem Wunsch meine Töchter Bedürfnisorientiert zu begleiten.

Von mir und meinen Räubermädchen gibt es eine große Empfehlung für "Da sein. Was fühlst du?"

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Veröffentlicht am 04.11.2021

Barbara stirbt nicht

Barbara stirbt nicht
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Ich glaube, Alina Bronsky hat ein Buch über meine Großeltern geschrieben. Natürlich nicht, aber was sie über Walter und Barbara schreibt, ist genau das, was die Beziehungen dieser Generationen ausmacht. ...

Ich glaube, Alina Bronsky hat ein Buch über meine Großeltern geschrieben. Natürlich nicht, aber was sie über Walter und Barbara schreibt, ist genau das, was die Beziehungen dieser Generationen ausmacht. Themen, Werte, Verhaltensmuster, die nicht nur die Generation unserer Großeltern prägt, sondern auch die Generationen, die danach folgen. Die unserer Eltern, unsere eigene und wenn wir nicht aufpassen, auch die unserer Kinder.

Walter und Barbara sind schon lange verheiratet. Nach dem Krieg haben sie zueinander gefunden, obwohl die Barbara eigentlich von denen abstammt, vor denen Walter damals mit seiner Familie flüchtete. Für die Mutter erschütternd, weshalb sie und die Barbara nie so richtig zueinander fanden. Und das, obwohl sich er Walter so viel Mühe gegeben hat Barbara die Sprache richtig beizubringen. Und auch das Kochen. Deutsche Gerichte. Nicht dieses rote Bete Zeugs von denen.

Nun liegt Barbara im Bett und isst nicht richtig. Dabei weiß doch jeder, das man nur gesund wird, wenn man richtig isst. Also fängt Walter an zu kochen. Barbara ist ihm dabei keine gute Hilfe. Ihre Mengenangaben sind unpräzise, die Arbeitsschritte kann sie auch nicht detailliert beschreiben. Doch dann entdeckt Walter diesen Fernsehkoch und beginnt seine Rezepte nachzukochen. Mit dem Kochen kommt der Kontakt zu Barbara, zur Vergangenheit, zu seinen eigenen Kindern und zu anderen Menschen. Via Facebook.

Alina Bronsky ist ein ganz großartiges Generationenporträt gelungen. Klug und mit einem spitzfindigen Humor entwickelt sie die Figur Walter, die ich als Leserin mal liebe, mal am liebsten schütteln möchte. Seine Blick auf die Welt ist so engstirnig, konservativ und geprägt vom Nationalsozialismus, dass man ihn eigentlich nicht mögen kann. Aber auf der anderen Seite zeigt sich, dass er eigentlich ein gutes Herz hat und das alle seine Interaktionen geprägt sind von seiner eigenen Sozialisierung, aus der er nie herausgefunden hat. Nicht alles davon ist schlecht. Nicht sein Wunsch sich zu kümmern, nicht sein Wunsch nach Struktur und nicht der Wunsch danach, dass die Menschen, die er mag (nicht so viele) ebenfalls ein geordnetes Leben führen. Seine Herangehensweise jedoch...er schaut weder nach rechts, noch nach links, ist eingefahren in seinen Denkmustern und auch gar nicht bereit diese zu verändern. Die Wünsche seiner Familie nimmt er nicht mal ansatzweise wahr und versteht trotzdem nicht, warum da so viel aus dem Ruder läuft.

Alina Bronsky hat mich sehr häufig zum Lachen gebracht und gleichzeitig ist der Verlauf von Walters Leben und das der Menschen, die er mit seinem Denken und Handeln geprägt hat, sehr traurig. Seine Geschichte ist wichtig für unsere Generation und die Generationen der Zukunft. Denn genau so läuft es in vielen Haushalten, in vielen Familien ab.

Ich halte ihren Roman für sehr wichtig, um verständnisvoller mit uns selbst umzugehen. Um die Schatten der Vergangenheit in unserer Denkweise aufzudecken. Bronsky schafft Verständnis, ohne zu beschönigen, und öffnet einen Weg eigene Perspektiven zu wechseln und zu verändern. Eine ganz große Empfehlung für "Barbara stirbt nicht", das für mich eins der Highlights des Jahres ist.

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Veröffentlicht am 21.09.2021

Prima Aussicht

Prima Aussicht
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Judith beschließt spießig zu werden und kauft einen Wohnwagen. Eigentlich wollte sie ein zweites Kind, um richtig Familie zu werden, aber Bruno, der Freund mit den psychischen Problemen, möchte das gar ...

Judith beschließt spießig zu werden und kauft einen Wohnwagen. Eigentlich wollte sie ein zweites Kind, um richtig Familie zu werden, aber Bruno, der Freund mit den psychischen Problemen, möchte das gar nicht. Judith traut sich nicht so richtig das Warum? anzusprechen, nimmt aber gerne alle negativen Gefühle dazu mit. Die müssen kompensiert werden mit Dingen wie z.B. campen. Was dort auf dem Campingplatz alles passiert ist nicht nur komisch, sondern saukomisch und ich glaube, ich habe mindestens 10-15 mal gedacht "Oh Gott, das hätte ich sein können".

"Prima Aussicht" ist aber kein Buch übers Campen. Zumindest nicht nur. Judith Poznan setzt ein Statement für Mutterschaft und die damit einhergehenden Probleme der Identifikation und Bedürfnisse, die weder von der Gesellschaft, noch dem Partner gesehen werden. Auch hier wählt Poznan einen humorvollen Ton, aber ohne dass der Ernst der Situation untergeht. Wichtige Themen gehen nicht verloren, sondern stechen deutlich hervor und ich glaube, dass viele Frauen sich von Poznan verstanden und gesehen fühlen.

Nebenbei spricht Poznan über ihre eigene Erziehung und Werte, die ihr durch ihre Kindheit im Ostberlin vor und nach der Wende mitgegeben wurden. Die teilweise in Kontrast stehen zu dem, was man heute von ihr als Mutter erwartet und sie durchaus in Konflikte stoßen, mit denen sie vor der Elternschaft nicht gerechnet hat. Offen spricht sie an wie schwierig es sein kann ein Kind mit wenig auf dem Konto groß zu ziehen. Schwierig, einschränkend, aber nicht aussichtslos, denn Geld ist es nicht, was eine liebevolle Elternschaft ausmacht. Ob es ihr gelingt ihren Sohn auch ohne Geschwisterkind ohne Trauma zu begleiten? Ich glaube schon und ich glaube, dass sie mit ihrer ehrlichen, direkten, aber auch humorvollen Art vielen Eltern Mut machen kann.

Mir hat sie einige Gedankenanstöße gegeben und mich häufig zum Lachen gebracht. Die Handlung an sich, und das ist auch mein kleiner Kritikpunkt, war mir teilweise etwas zu plätschernd und vieles wurde mehrfach gesagt, weshalb ich mich manchmal in einer Schleife der Langeweile fühlte. Nichts desto trotz ein lesenswerter Roman.

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Resilienz in der Familie

Uns haut so schnell nichts um
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Schon kurz nach dem Einzug in mein Bücherregal, habe ich "Uns haut so schnell nichts um" zweimal gelesen. Leandra Vogt bietet mir so viel Input und das sogar auf mehreren Ebenen.

Als Mutter zweier Töchter ...

Schon kurz nach dem Einzug in mein Bücherregal, habe ich "Uns haut so schnell nichts um" zweimal gelesen. Leandra Vogt bietet mir so viel Input und das sogar auf mehreren Ebenen.

Als Mutter zweier Töchter habe ich ein großes Interesse meinen Kindern möglichst viel Kraft und Stärke mit auf den Weg zu geben. Krisen und negative Erlebnisse sind Teil des Lebens und wir können uns und unsere Kinder nicht davor schützen. Was wir tun können: ihnen einen guten Rucksack voll Kraft, Fähigkeiten und Hilfsmitteln packen. Zusammengefasst ist dieser Rucksack das, was Resilienz macht.

Als Resilienztrainerin und Pädagogin verfüge ich schon über einiges Basiswissen im Bereich Resilienz. "Uns haut so schnell nichts um" empfinde ich als Bereicherung, als Ergänzung und Vertiefung zu meiner Arbeit, aber besonders als sehr gutes Hilfsmittel für mein Mutterleben.

Leandra Vogt bietet eine gute Einführung in das Thema, die auch für diejenigen verständlich ist, die noch nie was von Resilienz gehört oder sich näher damit beschäftigt haben. Sie erläutert die 7 Schlüssel der Resilienz, sowie einen weiteren, den sie durch ihre Erfahrung, ihre Arbeit mit Familien für wichtig erachtet. Alle Schlüssel der Resilienz werden ausgiebig und gut verständlich erläutert.

Mit einer ganz besonderen Leichtigkeit geht Leandra Vogt in die Tiefe der eigenen Erfahrungen, der eigenen Kindheit, ihrer Leserschaft. Welche sozialen Gefüge, welche Glaubenssätze, welche Erziehungsmethoden prägen unsere Elternschaft? Welche können wir gut weiterführen und welche besser überdenken, um unsere Kinder in eine resiliente Kindheit zu begleiten?

Resilienz ist trainierbar. Jeder Zeit. Von uns allen. Das zeigt Leandra Vogt im Praxisteil ihres Buches. Ausführlich und gut umsetzbar, ideenreich und so zugeschnitten, das Eltern und Kinder erreicht werden, gibt sie Tipps, um von Zuhause aus eine stärkere Resilienz zu erarbeiten.

Super gerne mag ich das Layout des Buches. Die Kapitel kommen in aktuellem und einladendem Look daher, freundlich und sympathisch. Hier wurde gut gearbeitet, um das Gesamtkonzept aus Inhalt und Optik auf einen Nenner zu bringen, der auf den ersten Blick die Verbundenheit vermittelt, mit der Vogt mich auch inhaltlich anspricht.

Ich konnte nicht nur als Mutter ganz viel aus Vogts Texten und Anleitungen mitnehmen, sondern auch als Resilienztrainierin. Einige Dinge konnte ich aus einem anderen Blickwinkel betrachten und bekomme gute Methoden für meine Arbeit mit an die Hand. Ich fühle mich von Leandra Vogt gestärkt und sicher begleitet. In meiner Arbeit, in meinem Mutter sein und in meinem eigenen Ich.


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