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Veröffentlicht am 26.07.2024

turbulenter und emotionaler Roadtrip

Trip mit Tropf
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Könnt ihr euch einen Comic vorstellen, der eine tierische Schicksalsgemeinschaft, einen turbulenten Roadtrip und das Thema Krankheit behandelt? Der gross und klein begeistert, mit Preisen überhäuft und ...

Könnt ihr euch einen Comic vorstellen, der eine tierische Schicksalsgemeinschaft, einen turbulenten Roadtrip und das Thema Krankheit behandelt? Der gross und klein begeistert, mit Preisen überhäuft und nun auch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert ist?
Wenn eure Antwort "ja" lautet, dann kennt ihr "Trip mit Tropf" von Josephine Mark bereits, ansonsten, möchte ich euch das Buch unbedingt ans Herz legen.

Ein kleiner Hase wartet beim Waldtierarzt auf seinen nächsten Tropf, als er zufällig einen Wolf vor der Kugel eines Jägers rettet. Damit beginnt die Reise eines sehr unterschiedlichen und aussergewöhnlichen Duos. Der Wolfskodex besagt nämlich, dass sich der Wolf nun beim Nager revanchieren muss.
Auf der Flucht vor den Jägern übernimmt der Wolf die Pflege des kranken Hasens, was sich ob des langen Medikamentenplans und dem unhandlichen Tropfs nicht als ganz einfach herausstellt.

Ganz wie es sich für einen einsamen Wolf gehört, mimt auch dieses Exemplar den harten Kerl. So näht er sich seine Schussverletzung gleich selber und würde am liebsten den Hasen verschlingen, als sich auf das Vanilletörtchen der Waldpraxis einzulassen. Doch er realisiert, dass der Hase durch all seine Medikamente und Infusionen ungeniessbar ist.

Schnell wird einem als Leser:in klar, dass beim Wolf auch die schöne Redewendung "Harte Schale, weicher Kern" zutrifft. Sobald die beiden unterwegs sind, regt sich sein Beschützerinstinkt, denn dem Hasen geht es wirklich nicht gut. Obwohl der Medikamentenplan eingehalten wird, wird er immer schwächer, bekommt Nasenbluten und verliert sein ganzes Fell. Auch wenn die Erkrankung nie explizit erwähnt wird, ist einem klar, dass der Hase an Krebs leidet. Josephine Mark gibt der Krankheit Raum, bettet sie aber gekonnt in einen turbulenten Roadtrip, eine rasante Flucht vor den Jägern (und vielleicht sogar in eine aufkeimende Freundschaft?)ein.

Die Illustrationen sind von starken Farben und schlichten Zeichnungen geprägt, die jedoch sehr ausdrucksstark sind.
"Trip mit Tropf" hat mich auf eine unterhaltsame und rasante Achterbahn der Gefühle mitgenommen und konnte mich restlos begeistern. Josephine Mark meistert gekonnt die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Humor und bietet ein Comicerlebnis der Extraklasse. Nach der Lektüre erstaunt es mich überhaupt nicht mehr, dass ihr Werk schon mit diversen Preisen ausgezeichnet wurde.


Fazit:
"Trip mit Tropf" nimmt uns mit auf einen turbulenten und emotionalen Roadtrip - immer dabei: den Medikamentenplan und den Tropf des kranken Hasens. Josephine Mark beweist, dass es möglich ist, Krankheit und Humor in einem Comic unterzubringen und konnte mich mit ihrem unterschiedlichen und aussergewöhnlichen Duo begeistern. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 26.07.2024

gelungener Comic über multiple Persönlichkeitsstörung

Elle(s). Band 2
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Der Reihenauftakt "Elle(s): Die Neue(n)" hat meiner Tochter und mir damals sehr gut gefallen. Die Umsetzung von Elles multiplen Persönlichkeitsstörung ist klasse gelungen und optisch ist der Comic einfach ...

Der Reihenauftakt "Elle(s): Die Neue(n)" hat meiner Tochter und mir damals sehr gut gefallen. Die Umsetzung von Elles multiplen Persönlichkeitsstörung ist klasse gelungen und optisch ist der Comic einfach nur ein Highlight! Kein Wunder, dass Aveline Stokart und Kid Toussaint in Frankreich damit grosse Erfolge feiern und der erste Band nun auch noch mit dem Lesekompass ausgezeichnet wurde.
So freuten wir uns schon riesig darauf, Elle(s) besser kennenzulernen.
Was schon auf den ersten Blick auffällt, ist, dass die Fortsetzung deutlich dunkler daherkommt.

Was man im ersten Band also erahnen konnte, wird nun zur Tatsache: Eigentlich sind es sogar sechs Persönlichkeiten, die um die Kontrolle über Elles Körper ringen. Aufgrund der erschütternden Ereignisse, die Elle erlebt hat, hat eine ihrer Persönlichkeiten die dominante Rolle übernommen und zwar Blue. Da sie als die schlimmste von allen gilt, hatte die rosa Elle sie innerlich in Fesseln gelegt. Doch Blue konnte sich befreien und hat nun die Herrschaft über den Körper übernommen. Rosa Elle wurde von Blue in ihrem eigenen Unterbewusstsein eingeschlossen und versucht nun, wieder an die Oberfläche zu kommen. Dabei durchstreift sie die imaginären Welten der anderen Persönlichkeiten.

Die neue Leitfigur ist gesellig, humorvoll, ehrgeizig und kreativ - eine scheinbar ideale Kombination! Doch wenn diese Persönlichkeit wirklich so herausragend ist, stellt sich die Frage, warum Elle so lange versucht hat, sie vor sich selbst zu verbergen?

Auch der zweite Band "Universell(e)" ist ein Highlight! Die Thematik der multiplen Persönlichkeitsstörung im Comic ist total faszinierend und grandios umgesetzt. Dadurch dass die verschiedenen Elles jeweils eine andere Haarfarbe haben, erkennt man sehr gut, mit wem man es gerade zu tun hat. Wirklich sehr gelungen!

Die Illustrationen und Farbgebung von Aveline Stokart sind frisch, frech und einfach nur klasse. In diesem zweiten Band tauchen wir tief in Elle(s) Unterbewusstsein ein und entdecken die unterschiedlichen Welten der Persönlichkeiten.

Auch "Universell(e)" endet mit einem Aha-Erlebnis, das mit Elle(s) Geburt zu tun hat. Mit dieser Auflösung hätte ich nicht gerechnet und so bin ich sehr gespannt, wie weitergehen wird. Das Cover vom dritten Band stimmt einen ja schon mal positiv ein, aber wer weiss....


Fazit:
"Elle(s): Universell(e)" ist ein richtiges Comic-Highlight! Die Umsetzung von Elles multipler Persönlichkeitsstörung ist äussert spannend und kreativ umgesetzt. In diesem zweiten Band tauchen wir tiefer in Elle(s) Unterbewusstsein ein und es wird einiges düsterer.
Wir wollen unbedingt herausfinden, was Aveline Stokart und Kid Toussaint sich noch alles einfallen lassen...

Veröffentlicht am 26.07.2024

toller Comic über multiple Persönlichkeitsstörung

Elle(s). Band 1
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Einen Schulwechsel nutzen viele Autor:innen als Auftakt in ihre Geschichte. Meistens ist dies mit Problemen verbunden, denn wer ist schon gerne neu an einer Schule? Elle geht mit dieser Situation jedoch ...

Einen Schulwechsel nutzen viele Autor:innen als Auftakt in ihre Geschichte. Meistens ist dies mit Problemen verbunden, denn wer ist schon gerne neu an einer Schule? Elle geht mit dieser Situation jedoch ziemlich entspannt um. Sie hat ihren eigenen Stil und ist schlagfertig. Schnell findet sie Anschluss bei den Freunden Maëlys, Otis, Farid und Farid.
Doch der Schulalltag wird immer stressiger und auch privat geschehen einige Dinge, die Elle verwirren. Da verliert Elle ihre Selbstkontrolle und je nach Situation übernimmt eine andere Persönlichkeit das Ruder. Ihre neuen Freunde erkennen Elle kaum wieder. Einmal ist sie aggressiv, dann total traurig oder sie sagt einfach gar nichts mehr.

Maëlys erkennt Elles multiple Persönlichkeiten und versucht mit ihr gemeinsam mehr über diese Krankheit und deren Ursache herauszufinden.

Dieser Comic ist einfach nur ein Highlight! Die Thematik einer multiplen Persönlichkeitsstörung im Comic ist neu und sehr interessant. Dadurch dass die verschiedenen Elles jeweils eine andere Haarfarbe haben, erkennt man sehr gut, mit wem man es gerade zu tun hat. Wirklich sehr gelungen!

Die Illustrationen und Farbgebung von Aveline Stokart sind frisch, frech und einfach nur klasse. Ich bin überzeugt, dass diese Comicreihe gut bei Jugendlichen ab 12 Jahren sehr gut ankommen wird. Favolina ist zumindest schon ein grosser Fan (siehe unten) und ich auch.

Dieser erste Band "Die Neue(n)" endet in einem Roadtrip zum Geburtsort von Elle und lässt viele Fragen offen, so dass man unbedingt wissen möchte, wie es weiter geht und was Elles Vergangenheit mit ihrer Krankheit zu tun hat.

Fazit:
"Elle(s): Die Neue(n)" ist ein Reihenauftakt, der sich gewaschen hat. Die Umsetzung von Elles multiplen Persönlichkeitsstörung finde ich richtig gelungen und optisch ist der Comic einfach nur ein Highlight! Kein Wunder, dass Aveline Stokart und Kid Toussaint in Frankreich damit grosse Erfolge feiern. Also wir wollen Elle(s) unbedingt besser kennenlernen.

Veröffentlicht am 26.07.2024

cozy Mystery-Crime-Comic ab 10 Jahren

Sam und die Geister. Band 1
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"Sam und die Geister Band 1: Luise" ist der erste Teil einer cozy Mystery-Crime-Comic-Dilogie. Die Geschichte handelt von Sam, die vor einigen Monaten ihren Vater verloren hat. Seither ist ihr grosser ...

"Sam und die Geister Band 1: Luise" ist der erste Teil einer cozy Mystery-Crime-Comic-Dilogie. Die Geschichte handelt von Sam, die vor einigen Monaten ihren Vater verloren hat. Seither ist ihr grosser Bruder Tim für sie verantwortlich, doch das Jugendamt zweifelt an Tims Fähigkeit, sich um seine Schwester zu kümmern.

Als sie wieder einmal auf dem Friedhof beim Grab ihres Vaters ist, entdeckt Sam eine aussergewöhnliche Gabe: Sie kann die Geister Verstorbener sehen und sogar mit ihnen kommunizieren.
So lern sie Luise Castillo kennen, die versehentlich in einem anonymen Armengrab bestattet wurde.
Luise ist untröstlich, denn ihr Mann André muss unbedingt erfahren, dass sie verstorben ist. Auch wenn der Zeitpunkt denkbar ungünstig ist, schafft es Sam, ihren Bruder dazu zu überreden, der alten Dame zu helfen.

Sam ist wirklich ein aufgewecktes Mädchen und hat das Herz auf dem richtigen Fleck. Kein Wunder, dass man sie sofort ins Herz schliesst. Mit Luise versteht sie sich sofort, so dass das ungleiche Duo für den einen oder anderen Schmunzler sorgt.

Trotz der Schwierigkeiten mit dem Jugendamt und dem Verlust von Sams und Tims Vater behält der Comic eine durchweg positive und fröhliche Atmosphäre. Auch wenn gelegentlich schlechte Nachrichten auftauchen und der Tod allgegenwärtig ist, ändert dies nichts an der Stimmung. Vielmehr erzählt "Sam und die Geister Band " gekonnt eine unterhaltsame Krimi-Mystery-Geschichte über die Suche nach dem Ehemann eines kürzlich verstorbenen Geistes.

Doch nicht nur die Geschichte konnte mich überzeugen, auch die Illustrationen von Julien Monier sind richtig klasse. Auch wenn es hier um Geister geht und man viel auf dem Friedhof ist, ist die Atmosphäre weder düster noch beklemmend. Gerade die Geister sind sehr freundlich und immer hellgrün-weisslich gezeichnet.

Fazit:
"Sam und die Geister 1: Luise" ist der gelungene Auftakt zu einer cozy Mystery-Crime-Comic-Dilogie. Carbone und Julien Monier konnten mich mit ihrer charmanten Idee und tollen Illustrationen begeistern, so dass ich mich schon darauf freue, Gustav im zweiten Teil kennenzulernen.

Veröffentlicht am 26.07.2024

äusserst unterhaltsamer Feel-Good-Comic

Elfies Zauberbuch. Band 1
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Wer würde nicht gerne mit seinen Geschwistern in einem Doppeldeckerbus von Ort zu Ort fahren und so nicht nur der strengen Tante zu entkommen sondern auch noch viel Neues zu entdecken? Vor allem wenn der ...

Wer würde nicht gerne mit seinen Geschwistern in einem Doppeldeckerbus von Ort zu Ort fahren und so nicht nur der strengen Tante zu entkommen sondern auch noch viel Neues zu entdecken? Vor allem wenn der untere Teil des Buses zu einem Bücherladen umfunktioniert wurde und du entdeckst, dass du nicht nur ein leeres Buch von deiner Mutter geerbt hast?

So ergeht es nämlich Elfie.
Elfie und Magda wachsen als Waisenkinder bei ihrer strengen Tante auf. Plötzlich taucht ihre ältere Schwester Luna wie aus dem Nichts auf, und Elfie ist begeistert: Luna hat einen roten Doppeldeckerbus zu einer fahrenden Bibliothek umgebaut und möchte ihre Schwestern auf eine Tour von Dorf zu Dorf mitnehmen. Ihre erste Station ist eine kleine Insel in der Bretagne, wo die Einwohner wegen einer verschwundenen Briefmarke in Streit geraten sind.

Elfie träumt davon, wie ihre Mutter Schriftstellerin zu werden. Als sie von ihrer ältesten Schwester ein Geschenk der verstorbenen Mutter, ein Tagebuch, ausgehändigt bekommt, beginnt sie damit, eine Geschichte zu erfinden.
Am nächsten Morgen macht sie dann eine erstaunliche Entdeckung: Sie ist eine Hexe! Als einzige der drei Schwestern hat sie offenbar die magischen Kräfte ihrer Mutter geerbt. Der Origamifrosch, den Elfie am Abend zuvor gefaltet hat, ist plötzlich lebendig und kann sogar mit ihr sprechen.

Mir hat dieser Auftakt zu "Elfies Zauberbuch" richtig gut gefallen. Audrey Alwett und Christophe Arleston haben wunderbar liebenswerte und facettenreiche Charaktere entworfen, die man sofort ins Herz schliesst.
Die Geschichte ist ein tolles Abenteuer, das ein Familienschicksal mit der Entdeckung magischer Kräfte sowie einer alten Familienfehde auf einer kleinen Insel in der Bretagne verbindet. Ich bin schon gespannt, was die drei Schwestern noch alles auf ihrer Reise quer durch Frankreich erleben.

Die Zeichnungen von Mini Ludvin tragen die Geschichte ganz wunderbar. Jedes Bild ist voller Details und präsentiert die Charaktere in einem wunderschönen Stil. Zusammen mit der fröhlichen Farbgebung ergibt sich ein äusserst unterhaltsamer Feel-Good-Comic.