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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2022

Nicht so gut wie seine anderen Krimis

Die Passage nach Maskat
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Auf diesen Krimi habe ich mich sehr gefreut, weil ich Cay Rademacher eigentlich wahnsinnig gerne lese. Er ist besonders begabt darin, das Schicksal von Menschen in einer schweren Zeit anschaulich zu beschreiben, ...

Auf diesen Krimi habe ich mich sehr gefreut, weil ich Cay Rademacher eigentlich wahnsinnig gerne lese. Er ist besonders begabt darin, das Schicksal von Menschen in einer schweren Zeit anschaulich zu beschreiben, sodass man wirklich das Gefühl hat, man ist mittendrin und dabei. Genau das fehlte mir hier ein bisschen.

Die historische Epoche, die Rademacher für seine neue Reihe gewählt hat, ist sehr spannend, vielleicht, weil man so viele Parallelen zu heute sieht. Grenzenloser Luxus, maßlose Dekadenz und ein Zurollen auf eine Katastrophe - das ist irgendwie das Grundfeeling, das sich aktuell langsam in der Gesellschaft etabliert.
Theodor Jung ist ein sympathischer und interessanter Protagonist und es ist nicht schwer, sich in seine Verzweiflung hineinzuversetzen, zunächst, weil die Familie seiner Frau ihn überhaupt nicht akzeptiert und Dora ihm zu entgleiten scheint, und dann nach ihrem Verschwinden, wo er nicht einmal sicher sein kann, ob er sich nicht alles eingebildet hat. Soweit alles eine interessante Prämisse. Auch bei den anderen Figuren waren coole Menschen dabei, auch wenn es sich oft um erwartete Stereotypen handelte wie die gealterte und drogenabhängige Erotikdiva.

Was mich leider nicht überzeugen konnte, war der Fall selbst. Man muss positiv anmerken, dass die Auflösung so überraschend war, dass man sie wirklich nicht erwartet hat. Davor schien aber alles ganz vorhersehbar und wenig spannend, d.h. die überraschende Auflösung versteht man nicht unbedingt nach und nach und freut sich am Ermittlungserfolg, sondern sie fällt einem gewissermaßen auf den Kopf und man ist etwas perplex. Am Ende ging mir alles ein wenig zu schnell, vor allem die Entwicklungen zwischen Theodor und Dora und damit zusammenhängend der Nebenplot mit dem Dienstmädchen. Auch das Gefühl der Epoche ist nicht ganz so stark rübergekommen wie in Rademachers Nachkriegs-Hamburg-Reihe.

Insgesamt ist das hier trotzdem ein gutes Buch, aber durch meine hohen Erwartungen, die nicht erfüllt wurden, ist es für mich nur Durchschnitt.

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Veröffentlicht am 05.09.2022

Slawischer Sarkasmus mit mystischem Ohr

Samson und Nadjeschda
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Dieser Krimi hat mir große Freude bereitet, schon dadurch, dass er mal ein anderes Setting hatte - sowohl vom Handlungsort als auch von der Epoche her. Ich persönlich finde den Übergang von Kaiserzeit ...

Dieser Krimi hat mir große Freude bereitet, schon dadurch, dass er mal ein anderes Setting hatte - sowohl vom Handlungsort als auch von der Epoche her. Ich persönlich finde den Übergang von Kaiserzeit zu Sozialismus in der Sowjetunion wahnsinnig spannend und genau das beschreibt der Autor hier ganz nebenbei sehr gut. Man lernt in der Schule höchstens was über die großen Ereignisse und Eckdaten, aber hier erlebt man zusammen mit Samson das echte Leben, die Absurditäten des Krieges (z.B. wie schwierig Beerdigungen sind und wie die Menschen dennoch daran festhalten, weil das einfach ein so zentrales Ritual unseres Lebens ist) und der Bürokratie, die schon damals Einzug in das Leben der Menschen hielt. Man lernt, dass nichts an der Zeit glorreich war und jeder nur irgendwie ums Überleben kämpfte - jeder so, wie er konnte.

Die Rolle, die Samsons Ohr im Verlauf der Geschichte spielte, fand ich als Idee sehr originell, auch wenn dadurch das Buch etwas... na ja, ich würde nicht sagen etwas "Mystisches", aber irgendwie etwas Übernatürliches bekam. Ein bisschen in Richtung Magischer Realismus, aber eben nur als ganz kleines Element. Samson als Figur war mir sehr sympathisch, vor allem, dass er in den Beruf als Ermittler nur so reinstolpert und dann auch ganz authentisch dumme Fehler macht - weil er es eben nie gelernt hat! Auch sein unbeholfener Umgang mit Waffen passt da gut rein. Nadjeschda hatte ich mir anders vorgestellt, ich hatte etwas weniger Idealismus erwartet, aber damit fand ich sie als Figur auch irgendwie eine interessante Ergänzung zu Samson, der allem eher kritisch gegenübersteht.

Und schließlich ist da noch der Schreibstil. Ich würde nicht so weit gehen, den Autor auf ein Level mit Bulgakow zu stellen, wie es der Klappentext tut (da bin ich aber auch etwas voreingenommen, Bulgakow ist für mich unantastbar), aber es geht schon in die Richtung. Das Buch hat diesen scharfen und hoffnungslos desillusionierten, aber total subtilen Sarkasmus, den ich nur von russischsprachiger Literatur kenne und einfach nur liebe. Die Übersetzung bringt das auch sehr gut rüber, also auch da gute Arbeit.

Alles in allem ein gutes Buch, wobei mir zum letzten Stern noch ein bisschen mehr Spannung gefehlt hätte. Dennoch empfehlenswert für alle, die mal einen anderen Krimi lesen möchten!

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Veröffentlicht am 29.07.2022

Solider Durchschnitt

Liebe funkelt apfelgrün
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Dieses Buch hat von der Aufmachung her viel versprochen, aber reicht in meinen Augen nicht über eine Durchschnittslektüre hinaus. Das wunderschöne Cover spiegelt sich leider bis auf die beiden Katzen, ...

Dieses Buch hat von der Aufmachung her viel versprochen, aber reicht in meinen Augen nicht über eine Durchschnittslektüre hinaus. Das wunderschöne Cover spiegelt sich leider bis auf die beiden Katzen, die ruhig häufiger hätten vorkommen können, kaum im Buch wieder. Ich schließe mich auch der Auffassung anderer an, dass es kein bisschen zu Schottland passt.

Der Einstieg war etwas schwierig, da die Prämisse von Milas Flucht nach Schottland nicht ausführlich genug kommuniziert wurde. Zunächst wird nur angedeutet, dass Theo etwas Schlimmes getan haben soll, aber auch nachdem das Ganze in Rückblenden nacherzählt wird, wird die Sache nicht nachvollziehbarer. Es wäre deutlich effektiver gewesen, wenn man die Entwicklung der Gefühle zwischen ihnen und die vielen Nachrichten miterlebt hätte. So muss man sich auf die Aussage der Autorin verlassen, dass Theo total süß zu Mila war. Das Einzige, was man aber selbst wahrnimmt, ist ein Schleimbeutel. Es fiel mir nach diesem langsamen Einstieg wirklich schwer weiterzulesen.

Als der versprochene Finley endlich auftaucht, entwickelt sich langsam und stellenweise wirklich niedlich eine Beziehung zwischen ihm und Mila, die wirklich eine Basis hat. Leider ist der weitere Verlauf der Handlung vorhersehbar und am Ende sehr gehetzt und für meinen Geschmack mit einer viel zu sachlichen Auflösung des Gefühlschaos – was im Übrigen auch nicht zu Milas Charakter passt. Neben den beiden ist das Buch gefüllt mit Figuren, die die Idylle eines kleinen Dörfchens in den schottischen Highlands unterstreichen, aber auch mit wandelnden Klischees wie der zickigen Blair. Alles in allem zeichnet sich aber sowohl die Handlung als auch Milas engeres Umfeld durch eine fast unerträgliche Harmonie aus, die mich gestört hat, obwohl ich schon genrebedingt darauf vorbereitet war.

Man darf hier wirklich keine realistische Auseinandersetzung mit Problemen erwarten – es ist eine Wohlfühlgeschichte zum Schwelgen, mehr nicht. Und auch dieser Teil ist für meinen Geschmack nicht genug ausgearbeitet. Eigentlich interessant: Mila ist mir zu verträumt und kindisch gewesen, aber trotzdem kam die Gefühlsseite in der Beziehung – also das, worum es in einem Liebesroman vor allem geht – leider zu kurz. Was man positiv anmerken kann, ist, dass Mila im Finale des Buches ein gewisses Wachstum zeigt. Alles in allem ganz gut lesbar, wenn man nicht zu viel erwartet.

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Wohlfühlkrimi mit unpassendem Ende

Mord in Montagnola
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Mascha Vassena hat einen Krimi geschrieben, für den ich ihr wahnsinnig dankbar bin. Es ist ein absolutes Wohlfühlbuch von einem gemütlichen Urlaubssetting über liebenswerte Figuren wie ihren grummeligen ...

Mascha Vassena hat einen Krimi geschrieben, für den ich ihr wahnsinnig dankbar bin. Es ist ein absolutes Wohlfühlbuch von einem gemütlichen Urlaubssetting über liebenswerte Figuren wie ihren grummeligen Literaturprofessorvater und seine Katzen bis hin zu einer Protagonistin, mit der ich mich ausnahmsweise mal zu 100% identifizieren konnte. Bei den Katzen ist es besonders schön, dass sie 1. wirklich oft auftauchen, 2. sogar eine zentrale Rolle spielen und 3. alle irgendwie typisch Katze sind, auch wenn sie sich ganz unterschiedlich verhalten. Da ich selbst zwei derartige Exemplare zuhause habe, fiel es mir nicht schwer, mich mit Moira im heimischen Häuschen ihres Vaters mit dem überwucherten Garten wohlzufühlen. Moira selbst gefiel mir durch ihre ausgeglichene Art, ihren Humor und besonders ihre Einschätzungen zu New Age und Esoterik, ihre Vorliebe für "exotische" Sprachen und ihr psychologisches Feingefühl.

Wenn diese Art von Krimis richtig gut geschrieben sind, trifft die Handlung immer die richtige Mischung zwischen großer Spannung und dem Wissen, dass nichts Schlimmes passieren kann. Genau das ist der Autorin perfekt gelungen. Noch besser haben mir die Verwicklungen gefallen, durch die Moira - eine Übersetzerin, die mit Polizeiarbeit gar nichts am Hut hat - intensiv in die Mordermittlungen einbezogen wurde. Am Anfang schien es noch etwas konstruiert, machte dann aber nach einer Weile, nachdem man mehr über die anderen Figuren erfahren hatte, absolut Sinn.

Der Grund, weshalb ich einen Stern abziehen muss, ist das Ende und die Auflösung des Falles, die in meinen Augen unnötig und unpassend skandalöse und dramatische Ausmaße annahmen. Vielleicht hätte ich das der Autorin eher abgenommen, wenn sie mehr in die Richtung angedeutet hätte. So bleibt es ein irgendwie unwürdiges Ende, das nicht so recht zu dem Buch passen mag, das eher eine Art von intelligenter und mit Humor durchsetzter Spannung aufbaut und sonst auf horrorhaftes Leid verzichtet.

Trotz des Endes warte ich gespannt auf weitere Bände mit Moira und Luca, Moiras Vater und natürlich Herta, Ingeborg, Luise, Marlen und die scheue Elfriede!

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Durchschnittlich gut verständlich

Das rätselhafte Universum
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Dieses Buch beginnt sehr stark und lässt dann leider nach. "Das rätselhafte Universum" beginnt vom Stil her so, als wäre es wirklich für alle unabhängig vom Hintergrund. Für den Anfang, wo die Geschichte ...

Dieses Buch beginnt sehr stark und lässt dann leider nach. "Das rätselhafte Universum" beginnt vom Stil her so, als wäre es wirklich für alle unabhängig vom Hintergrund. Für den Anfang, wo die Geschichte der Physik und die frühen großen Fragen skizziert werden, stimmt das auch, in Teil 2 - "Die sieben Welträtsel heute" - konnte ich an einigen Stellen nur schwer folgen.

Um Vergleichswerte zu liefern: Ich bin selbst wissenschaftlich tätig und interessiert, würde mich aber speziell im Bereich der Physik zu den Laien zählen. Ich lese sehr gerne Michio Kaku zu dem Thema und seine simple, verständliche und fesselnde Ausdrucksweise habe ich hier auf Dauer vermisst (ganz zu schweigen von seiner unterhaltsamen Art).

Die Struktur dieses Buches ist gut durchdacht, es ist auch an vielen Stellen angemessen durch Grafiken ergänzt, aber leider ist es, wie die meisten anderen, die ich gelesen habe, nicht das Wunderbuch, das mir den miserablen Physikunterricht in der Schule wiedergutmacht. Vielleicht waren das zu hohe Erwartungen, aber die Lektüre hat mich irgendwie enttäuscht zurückgelassen.