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Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn Familie alles ist was bleibt

The Cement Garden
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Jack und seine drei Geschwister bleiben alleine zurück als nicht lange nach dem Tod des Vaters auch noch die Mutter stirbt. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion vergraben sie ihre Leiche im Keller, wollen sie ...

Jack und seine drei Geschwister bleiben alleine zurück als nicht lange nach dem Tod des Vaters auch noch die Mutter stirbt. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion vergraben sie ihre Leiche im Keller, wollen sie immer bei sich behalten. Die Minderjährigen verraten niemandem von ihrem Tod, ziehen sich immer mehr in ihre kleine Welt zurück und können so ein ganz normales Familienleben führen. Nach außen hin zumindest.

Ian McEwan weiß ohne Zweifel toll zu erzählen, inhaltlich hat sich The Cement Garden aber in eine Richtung entwickelt, die mir so gar nicht gefiel. Einige Charakterentwicklungen fand ich logisch, andere total erzwungen. Z.T. kratzt der Autor nur an der Oberfläche, versäumt den tieferen Blick auf das Innenleben. Gerade gegen Ende scheint er die schockierende Wirkung in den Vordergrund zu stellen (sofern man davon schockiert sein will). Die Stimmung ist gekonnt aufgebaut, düster, beklemmend… und doch ging mir das alles nicht wirklich nahe. Obwohl man die Geschichte aus Jacks Perspektive erzählt bekommt, bleiben Gefühle und Sehnsüchte seltsam abstrakt. Manchmal erschienen mir die vier Geschwister lebloser als die einzementierte Mutter. Viele Kleinigkeiten machten die Geschichte zudem unglaubwürdig, z.B. das Verhalten sämtlicher Personen außerhalb der Familie. Wieso fragt keiner der Nachbarn, Freunde, Bekannten nach der Mutter?

Insgesamt konnte mich McEwan diesmal leider nicht wirklich fesseln, obwohl interessante Ansätze vorhanden waren.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Austens Erstling

Sense and Sensibility
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Nach dem Tod des Vaters lebt die Familie Dashwood in mehr oder weniger bescheidenen Verhältnissen auf dem Land. Die beiden Töchter, Marianne und Elinor könnten nicht verschiedener sein. Die eine trägt ...

Nach dem Tod des Vaters lebt die Familie Dashwood in mehr oder weniger bescheidenen Verhältnissen auf dem Land. Die beiden Töchter, Marianne und Elinor könnten nicht verschiedener sein. Die eine trägt das Herz auf der Zunge und neigt zum Melodramatischen. Die andere ist die Vernünftige, Rationelle der Familie. Beiden gemein ist jedoch die erste Liebe, die einschlägt wie der sprichwörtliche Blitz.

Dieser erste Roman aus Austens Feder zeigt schon ihren Witz und Biss, den ich an ihren Büchern so schätze. Sie hat ihre ganz eigene (spitze) Art auf die englische Society herabzublicken und diese immer wieder gekonnt auf die Schippe zu nehmen. Nicht ganz so ausgereift war meiner Meinung nach die Grundhandlung wie man es von ihren späteren Werken her kennt, gut unterhalten fühlte ich mich trotzdem. Verantwortung und Konsequenzen der eigenen Handlung zu tragen, das sind die zwei Hauptthemen, auf die Austen immer wieder zurückkommt. Trotzdem handelt es sich hierbei um eine schöne Liebesgeschichte, die – soweit darf ich wohl spoilern – austentypisch endet.

Fazit: nicht ihr bestes Werk, aber durchaus lesenswert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Potential verschenkt

Empfindliche Wahrheit
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Gibraltar: ein Diplomat Ende 50 ist unter dem Decknamen Paul Anderson in geheimer Mission unterwegs. Obwohl er sonst eigentlich eher nicht als Spion an vorderster Front tätig ist, wurde er vom neuen Staatsminister ...

Gibraltar: ein Diplomat Ende 50 ist unter dem Decknamen Paul Anderson in geheimer Mission unterwegs. Obwohl er sonst eigentlich eher nicht als Spion an vorderster Front tätig ist, wurde er vom neuen Staatsminister Quinn persönlich für diesen Einsatz ausgewählt. Er soll als „rotes Telefon“ agieren und so Quinn unmittelbar über das Fortkommen von Operation Wildlife berichten. Diese wird in Kooperation mit der privaten Sicherheitsfirma Ethical Outcom durchgeführt und soll einen Waffenankauf von hochgefährlichen Terroristen unterbinden. Die Operation gelingt. Zumindest soll Paul das glauben. Und auch Toby Bell, ein enger Mitarbeiter von Quinn stößt auf einige Ungereimtheiten. Nachforschungen eindeutig unerwünscht…



Empfindliche Wahrheit war mein erstes Buch von diesem Autor, ich kann also nicht sagen ob es sich um einen „typischen Carré“ handelt. Ich muss auch ehrlich zugeben, dass mir der Stil des Autors nur bedingt zugesagt hat. Er schreibt recht unaufgeregt, vielleicht war das mit ein Grund warum mich dieses Buch nur mäßig fesseln konnte. Zudem hatte ich sprachlich immer das Gefühl in einem Spionagethriller aus den 60ern zu stecken, die Handlung spielt aber heute; kamen SMS, Google und Co vor, hat mich das immer etwas irritiert. Die Gründe für das Handeln der Protagonisten Anderson und Bell kann man sehr gut nachvollziehen, insgesamt bleiben diese Charaktere aber etwas blass. Le Carré greift ein brisantes Thema auf, kann es aber nicht gänzlich überzeugend umsetzen. Anfang und Ende des Buches fand ich recht schwach, im Mittelteil jedoch schafft es der Autor einen Sog aufzubauen, der einen mitten hineinzieht in das Gebilde aus Lügen, Vertuschungen, Korruption und Verschwörungen. Hätte er dieses Niveau über das ganze Buch halten können, wären durchaus 5 Sterne drin gewesen, aber so schien mir einiges Potential verschenkt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

LiebesBisschen

Liebes Bisschen
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Die Autorin betreibt in Hamburg ihr kleines, feines Café und bietet mit diesem Buch die Möglichkeit auch daheim einige ihrer Kreationen nach zu backen.

LiebesBisschen ist in fünf Kapitel unterteilt:

In ...

Die Autorin betreibt in Hamburg ihr kleines, feines Café und bietet mit diesem Buch die Möglichkeit auch daheim einige ihrer Kreationen nach zu backen.

LiebesBisschen ist in fünf Kapitel unterteilt:

In den „Basics“ stellt die Autorin die wichtigsten Küchenhelfer und Grundzutaten vor. Außerdem zeigt sie die Herstellung der diversen Teigarten, die die Basis für die folgenden Rezepte bilden. Anschließend folgen „Kleine Sünden“ wie Pralinen, Cookies oder diverse Riegel. Kapitel drei beinhaltet „Süße Teilchen“ sprich Cupcakes, Cakepops und Eclairs. In „Kuchen und Mini-Kuchen“ darf es auch mal etwas Exotischeres sein, wie die Karamell-Tarteletts mit Lakritz oder eine Schokoladentorte mit Roter Beete. Die Rezepte im letzten Kapitel „Haute Couture“ wie beispielsweise eine dreistöckige Hochzeitstorte oder einige Motivtorten sind vielleicht eher für den erfahreneren Bäcker geeignet, trotzdem liefert dieses Kapitel die eine oder andere Anregung. Im Anhang finden sich schließlich einige Vorlagen für Kekse und Torten, auch gibt die Autorin Anregungen wo man benötigte Küchenhelfer und außergewöhnliche Zutaten erwerben kann. Alle Rezepte sind in übersichtlichen Schritten erklärt, sodass auch der Backneuling sich an die Einfacheren heranwagen kann, mit aussagekräftigen Fotos bebildert und anhand einer Schwierigkeitsskala von 1 – 3 bewertet. Außerdem sind Zubereitungs- und Backzeit aufgeführt. Gut gefallen hat mir auch die Auflistung welche kleinen Küchenhelferlein für das jeweilige Rezept benötigt werden. Ich habe einige Rezepte ausprobiert und sie waren alle sehr lecker!

Das Buch ist wirklich sehr liebevoll und wunderschön bunt gestaltet, auch die reichlich vorhandenen Bilder sind allesamt sehr schön gewählt, sodass schon das reine Blättern eine echter Augenschmaus ist.

Einige Kritikpunkte möchte ich jedoch auch ansprechen: gerade bei den schwierigeren Rezepten hätte ich mir doch den einen oder anderen Insidertipp gewünscht, nicht alles war in den Ausführungen ausführlich genug beschrieben. Auch wären Alternativen zu manch außergewöhnlicher Zutat schön gewesen, nicht jeder hat Lakritzpaste, Veilchenzucker oder Rosenkonfitüre im Schrank stehen bzw. möchte sich diese Dinge zulegen. Ähnliches gilt für die benötigten Küchenhelfer, nicht alle Rezepte sind mit der durchschnittlichen Küchenausstattung zu bewältigen. Auch sind die Rezepte z.T. etwas einseitig ausgefallen, es gibt beispielsweise ganze drei Keksrezepte, bei denen identischer Teig und identische Glasur verwendet wird; einziger Unterschied ist die Form der Kekse. Da hätte ich mich über ein „neues“ Rezept doch mehr gefreut.

Wer ein Buch mit klassischen Rezepten sucht, wird mit LiebesBisschen nicht ganz richtig liegen, wer aber auch mal über den bisherigen (Kuchen-)Tellerrand hinausschauen will und vielleicht sein Faible für amerikanisch angehauchte Backwaren ausleben will, der wird es kaum mehr aus der Hand legen, bis auch das letzte Rezept nachgebacken ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

"Ich will diesem Mädchen nichts tun"

Das Falsche in mir
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Lukas Salfeld führt ein völlig normales Leben: guter Job bei einer Sicherheitsfirma, verheiratet, zwei Töchter. Doch dieses Leben ist nur Schein, denn er hat als Jugendlicher seine Freundin Marion ermordet ...

Lukas Salfeld führt ein völlig normales Leben: guter Job bei einer Sicherheitsfirma, verheiratet, zwei Töchter. Doch dieses Leben ist nur Schein, denn er hat als Jugendlicher seine Freundin Marion ermordet und zehn Jahre im Gefängnis abgesessen. Seine Familie weiß nichts davon, denn Lukas hat seinen dunklen Trieb im Griff. Oder doch nicht? Denn in seiner gemütlichen Heimatstadt Leyden verschwindet ein junges Mädchen, das Marion erschreckend ähnlich sieht. Und Lukas kann sich einfach nicht mehr erinnern, was er zur Tatzeit gemacht hat…

Dieses Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Die Passagen, in denen der Täter mit seinem Trieb ringt, gehen so unglaublich tief unter die Haut, sind erschreckend, düster und doch kann man diesen Mann manchmal einfach nur bemitleiden. Ebenso eindringlich geschildert ist der Kampf, den Lukas jeden Tag auf sich nimmt um ein ganz normaler Mensch zu sein. Das Falsche in mir startet sehr gut, verliert sich dann aber in der zweiten Buchhälfte etwas. Den erzählerischen Wechsel zwischen Lukas, Marions Tagebuch, der Ermittelnden Sina Rastegar u.a. gefiel mir zu Anfang noch ganz gut, gegen Ende war es für mich einfach zu viel des Guten und störte den Ablauf der Geschichte. Ebenso konnten mich einige Wendungen nicht recht überzeugen, manche Verbindungen waren für mich einfach zu früh zu erahnen, weswegen ich später etwas enttäuscht war; nicht zuletzt über die Auflösung des ganzen Falls.

Christa Bernuth hat hier einen soliden Krimi geschrieben, der sich recht flüssig lesen lässt und trotz weniger Schwächen spannende Unterhaltung bietet.