Eine Geschichte mit Historie und Tiefgang
Töchter der verlorenen HeimatTöchter der verlorenen Heimat ist ein eindrucksvoller, feinfühlig erzählter Roman, der nicht nur eine bewegende Familiengeschichte offenlegt, sondern zugleich ein Stück komplexer Südtiroler Historie lebendig ...
Töchter der verlorenen Heimat ist ein eindrucksvoller, feinfühlig erzählter Roman, der nicht nur eine bewegende Familiengeschichte offenlegt, sondern zugleich ein Stück komplexer Südtiroler Historie lebendig werden lässt. Das Buch ist hervorragend geschrieben – atmosphärisch dicht, emotional stimmig und historisch präzise.
Im Zentrum stehen Paula und Johanna, Mutter und Tochter, deren Vergangenheit bei einem Familienbesuch in Südtirol sowohl Mutter Johanna, als auch Tochter Paula vor große Herausforderungen stellt. Besonders gelungen ist, wie die Autorin ihre beiden Perspektiven miteinander verzahnt: es entsteht ein authentisches, vielschichtiges Bild ihrer gemeinsamen und getrennten Familiengeschichte.
Die Art und Weise, wie Paula und Johanna Vergangenes aufarbeiten, ist beeindruckend. Mit viel innerer Stärke, aber auch mit Zweifeln und Verletzlichkeit Paula der Wahrheit ihrer Herkunft auf den Grund. Johannas Erinnerungen zeigen nicht nur das Bild der Frau in den zwanziger und dreißiger Jahren sondern auch die für mich unbekannte Geschichte Südtirols. Die wechselvolle Geschichte Südtirols – geprägt von Identitätskonflikten, politischen Umwälzungen und biografischen Brüchen – wird eindrucksvoll und detailreich geschildert. Die historischen Aspekte sind nicht bloß Kulisse, sondern integraler Teil der Figurenentwicklung und des gesamten erzählerischen Bogens.
Insgesamt ist Töchter der verlorenen Heimat ein tiefgründiger und atmosphärischer Roman, der lange nachklingt. Er verbindet persönliche Geschichten mit regionaler Geschichte zu einem bewegenden Gesamtwerk und zeigt, wie Vergangenheit und Gegenwart untrennbar miteinander verwoben sind. Ein absolut lesenswertes Buch.