Profilbild von Freakajules

Freakajules

Lesejury Star
offline

Freakajules ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Freakajules über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rezension | Das Joshua-Profil von Sebastian Fitzek

Das Joshua-Profil
0

Als echter Fitzek-Fan musste natürlich auch der neuste Thriller des deutschen Erfolgsautors bei mir einziehen. Nachdem Anfang Oktober 2015 „Die Blutschule“, ebenfalls von Sebastian Fitzek unter den Pseudonym ...

Als echter Fitzek-Fan musste natürlich auch der neuste Thriller des deutschen Erfolgsautors bei mir einziehen. Nachdem Anfang Oktober 2015 „Die Blutschule“, ebenfalls von Sebastian Fitzek unter den Pseudonym Max Rhode (Protagonist im „Joshua-Profil“) erschienen ist, war ich gespannt, wie die beiden Bücher zusammenhängen und wie die Geschichte von Max weitergeht.

Die Charaktere haben es mir leicht gemacht, mich von Anfang an in die Geschichte hinein zu versetzen. Max war mir direkt sympathisch, ebenso seine Pflegetochter Jola und sogar – man mag es kaum glauben – Max’ Bruder, der pädophile Kinderschänder Cosmo. Fitzek hat es mal wieder geschafft, mich in seine Welt der Verbrechen und Verschwörungen mitzuziehen und mich mit den Charakteren mitfiebern zu lassen. Am Anfang der Geschichte gibt es viele Handlungsstränge, die zwar verwirrend sind, sich aber nach und nach zu einem Gesamtbild formen. Fitzeks Kunst, unerwartete und rätselhafte Wendungen einzubauen und schnell Spannung zu erzeugen, hat er auch in „Das Joshua-Profil“ wieder perfekt gezeigt. Die Geschichte zeigt zwar einige Schwächen (Eine funktionierende Waffe als Briefbeschwerer? Überleben einer Hausexplosion?), doch durch den fortgeführten Spannungsbogen ist dies zu vernachlässigen und hat mich bei der Geschichte eher weniger gestört.

Besonders beeindruckt – und damit hatte ich nicht gerechnet – war das Nachwort. Fitzek schreibt dort über seine persönliche Meinung über Misshandlung, Missbrauch, Kinderschänder, Big Data und Predictive Policing, was mich gleichermaßen traurig gemacht und zum Lachen gebracht hat. Insgesamt kann ich jedem nur empfehlen, seine Nachworte und Danksagungen zu lesen. Diese haben mich schon des öfteren erheitert.

Was meiner Meinung nach kein anderer so gut kann wie Fitzek ist das Schreiben über hoch aktuelle Themen. So werden im „Joshua-Profil“ die Themen Snowden, NSA, Datenschutz und Predictive Policing angesprochen und nehmen einen großen Platz im Plot ein. Jedoch ist es nicht notwendig, sich darüber zu informieren, bevor man das Buch liest. Vor allem auf Predictive Policing geht Fitzek in seinem Nachwort nochmal genauer ein; die Arbeit des Programms ist aber dem ein oder anderen vielleicht auch aus dem Tom-Cruise-Film „Minority Report“ bekannt.

Meinen allergrößten Respekt hat Herr Fitzek für die Marketing-Kampagne von „Die Blutschule“ und „Das Joshua-Profil“. Auf der Facebook-Seite hat er lange das Buch von Max Rhode beworben und erst spät wurde das Geheimnis gelüftet, dass der besagte Schriftsteller nur ein Pseudonym ist. Ebenfalls den größten Respekt für sein Auftreten auf der Frankfurter Buchmesse als bärtiger, tätowierter Schriftsteller. Ich bin mir nicht sicher, ob jeder ihn als Sebastian Fitzek erkannt hat ;)

„Die Blutschule“ vor dem neusten Werk zu lesen, ist meiner Meinung nach nicht unbedingt notwendig. Wichtige Textpassagen, die die Geschichte beeinflussen, werden zitiert. Sowohl am Anfang, als auch im Mittelteil werden sogar Seiten komplett aus „Die Blutschule“ abgedruckt. Jedoch kam es mir so vor, als hätte der Plot rund um Max, Jola und Joshua mehr Sinn ergeben und das ganze rund werden lassen. Vor allem Max und Cosmo erschienen mir dadurch glaubhafter, da ihre Charaktere durch „Die Blutschule“ realer und um einiges tiefer wirkten.

Fazit
Sebastian Fitzeks „Das Joshua-Profil“ hat mich aufgrund der spannende Geschichte und der interessanten, aktuellen Themen begeistert, sein bestes Werk ist es allerdings nicht. Die typische „Fitzek-Wendung“ am Ende war zwar überraschend, hat bei mir aber nicht das „Das meint er doch nicht ernst“-Gefühl ausgelöst, wie es bei einigen seiner anderen Werke der Fall war. Dennoch auf jeden Fall eine eindeutige Kaufempfehlung.

Veröffentlicht am 15.04.2017

Rezension | "Das dunkle Herz des Waldes"

Das dunkle Herz des Waldes
0

"Das dunkle Herz des Waldes", was für viele jetzt schon ein Jahreshighlight im Genre (Jugend-)Fantasy ist, oder zumindest zahlreiche gute Bewertungen aufweist, ist für mich leider der erste Leseflop des ...

"Das dunkle Herz des Waldes", was für viele jetzt schon ein Jahreshighlight im Genre (Jugend-)Fantasy ist, oder zumindest zahlreiche gute Bewertungen aufweist, ist für mich leider der erste Leseflop des Jahres. Denn neben einer recht einfachen – jedoch potenzialreichen – Buchidee und einer sehr ansprechenden Außenverpackungen hatte das Buch für mich leider nichts zu bieten und hat mich daher mehr als enttäuscht zurückgelassen.

Zunächst einmal hatte ich ganz andere Erwartungen an dieses Buch. Im Klappentext wird von Zauberern und einer dunklen Magie gesprochen, hervorgerufen durch den Dunklen Wald, die mich an ein schönes, einnehmendes und magisches Buch hat denken lassen. All das ist jedoch nicht eingetreten. Mit der Geschichte habe mich schon auf den ersten 100 Seiten sehr schwer getan. Und obwohl ich noch die Hoffnung auf Besserung hatte, wusste ich da schon, dass das Buch mich nicht würde packen können. Weil mich weder der Plot, noch die Charaktere reizen konnten. Insgesamt ist die Geschichte sehr zäh und kommt an keiner Stelle wirklich in Fahrt. Dabei gab es viele spannend-wirkende und gut durchdachte Ideen und Momente: Kriege und Kämpfe, Beschwörungen, die Geschichte rund um die Königin, das Ende, die aber durch langatmige Erzählungen und Ausschmückungen eben genau das waren – langatmig. Und ein 576 Seiten starkes Buch kann sich extrem ziehen, wenn es einen einfach nicht mitreißt.

Das Setting der Geschichte hat mir grundsätzlich gefallen, auch die Beschreibungen des Dunklen Waldes, des Turms des Drachen, des Königreichs und der kleinen Täler, was aber leider bei der Langatmigkeit des Plots schlichtweg unterging und mich nicht wirklich erreichen konnte – wie ein Kopfkino, das zwar schöne Bilder produziert, aber immer an den selben Stelle hängen bleibt und nur nach langem Warten ein wenig weiterläuft. Ähnlich enttäuschend war für mich auch die Darstellung der Magie, von der ich mir viel versprochen hatte, die aber irgendwie spurlos an mir vorbeizog. Das Ausrufen irgendwelcher kursiv geschriebener, fremdartiger Wörter war für mich noch lange kein Zauberspruch oder ausgedrückte Magie. Eine Beschreibung der Wirkung und der Kraft, die diese zwangsläufig auslöst, hat mir von vorne bis hinten gefehlt und sämtliche magische Erwartungen in sich zusammenfallen lassen.

Der Höhepunkt an Enttäuschung waren für mich jedoch die Charaktere. Im schlechtesten Fall – und das kommt oft vor – habe ich zumindest eine Figur, die ich mag und mit der ich mich auch identifzieren kann. Trotz der Fülle an Charakteren, die Das dunkle Herz des Waldes bietet – Agnieszka, der Drache, Kasia, Marek, die Königin, der Falke, andere Zauberer im Königreich – hat mich kein einziger Charakter wirklich überzeugen können.

Während des ganzen Buches habe ich keine Beziehung zu Agnieszka aufbauen können, weil ihr Verhalten für eine Heldin, als die sie mehr oder weniger die ganze Zeit dargestellt wird, einfach zu kindlich und zu naiv war. Sie ist ein Widerspruch in sich, weil sie sich ständig erwachsen verhalten will, Konsequenzen tragen will, aber oft doch mehr Glück, als Verstand hat. Sie legt sich mit großen Zaubereren an, geht niemals wirklich diplomatisch vor und überschätzt ihre Magie oft dermaßen, dass andere sie retten müssen. Zudem hat mich die ständige Betonung der Autorin, dass Agnieszka nicht in der Lage ist, ihre Kleider sauber und rein zu halten (beim Spazieren im Wald, beim Kochen, beim Entdecken des Turms, ...), zunehmend nur noch genervt. Irgendwann habe ich schon verstanden, dass sie tollpatschig ist – doch die Wiederholung dessen und die Verlagerung des Schwerpunkts auf diese Charaktereigenschaft hat für mich die Hauptprotagonistin nur noch nerviger und unzulänglicher erscheinen lassen. Und letztlich so auch ein wenig fehl am Platz in der gesamten Handlung.

Dementsprechend war mir dann auch die künstlich erstellte Liebesbeziehung einfach zu viel. Zum einen fand ich sie einfach unnötig für ein Buch, das eine Lesemepfehlung ab 13 Jahren ausspricht (bezüglich der Sexszene), andererseits erschien sie mir schlichtweg unglaubwürdig und in der Entwicklung des Plots völlig unpassend. Es geht die ganze Zeit darum, die Täler und das Königreich vom Dunklen Wald zu befreien, dass Agnieszka Zaubern lernt und kämpft – und plötzlich dann das? Es machte auf mich den Eindruck, als wolle die Autorin alle möglichen Twists einbauen – mir war das dann doch zu viel des Guten.

Da ich nicht nur keinen Bezug zu Agnieszka aufbauen konnte, sondern auch zu keinem anderen Charakter, waren mir ihre Schicksale leider einfach egal. Selbst der überraschende Tod einer doch relativ wichtigen Figur hat mich kalt gelassen, ebenso haben mich Verletzungen, Todeskämpfe oder andere traurige und emotionale Szenen kaum berührt.

Aufgrund all dieser Kritikpunkte hat es letztlich auch der Schreibstil der Autorin nicht geschafft, mich vor einer enttäuschenden Leseerfahrung zu bewahren. Grundsätzlich hat mich die Art und Weise wie Naomi Novi schreibt, schon überzeugen können. Die Sprache ist nicht ganz so schlicht und profan wie bei anderen Jugendbüchern (was für mich als ältere Leserin in diesem Genre ansprechender war); sie ist schon ein wenig anspruchsvoller. Jedoch hat die Autorin mit Tempo, Dynamik und Spannungsaufbau trotzdem nicht glänzen können, sonst wäre die Bewertung des Buches sicher anders ausgefallen. Ich persönlich glaube, dass eine Raffung von 576 Seiten auf beispielsweise 376 Seiten der Geschichte viel besser getan hätte, denn trotz weniger Seiten wäre viel mehr Platz für die Entfaltung der eigentlich Plotdynamik gewesen.

Zum Schluss gibt es dann noch einen positiven Punkt: Das Cover. Es ist wirklich wunderschön und spiegelt die Grundidee der Geschichte – die mir übrigens sehr gefallen hat – gut wider. Vermutlich bin aber auch deswegen von dem Buch enttäuscht, weil die Außenverpackung und der Inhalt so unterschiedlich sind und in einem enormen Maße auseinandergehen.

Fazit
Für mich ist "Das dunkle Herz des Waldes" weit hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben und hat mich schlichtweg enttäuscht. Die Buchidee klang so interessant und hat so viel Potenzial geboten, das bei weitem nicht ausgeschöpft wurde und so nur eine langatmige und zähe Geschichte liefert. Da auch die Charaktere meiner Meinung nach nicht glänzen konnten, ist dieses Buch leider einfach nicht meins gewesen. Schade.