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Veröffentlicht am 12.08.2021

Mystischer Werwolf-Horror

Nur wieder das Ende der Welt
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Meine Meinung

Ein neuer Band der Neil Gaiman Bibliothek ist im Mannheimer Dantes Verlag erschienen und verzückt sogleich durch ein monströses Cover in leuchtenden Farben. Die Geschichte basiert auf einem ...

Meine Meinung

Ein neuer Band der Neil Gaiman Bibliothek ist im Mannheimer Dantes Verlag erschienen und verzückt sogleich durch ein monströses Cover in leuchtenden Farben. Die Geschichte basiert auf einem Text von Neil Gaiman und wurde von P. Craig Russell für die Comicadaption aufbereitet.

In der gerade einmal rund 60 Seiten umfassende Story über den auf den ersten Blick ganz normalen Büroangestellten Lawrence Talbot wird ein ordentliches Tempo vorgelegt. Bereits das Cover verrät jedoch, dass der Protagonist ein Geheimnis in sich trägt, nämlich einmal im Monat wird aus dem durchschnittlichen Erdenbürger eine klauenbewährte Bestie.

Man begleitet Lawrence durch sein alltägliches Leben in der kleinen Ortschaft Innsmouth, begonnen an einem Morgen, nachdem er die Nacht als Werwolf verbrachte und sich nun erstmal sämtliches unverträgliches Zeug aus dem Leib kotzt. Angekommen in seinem Büro erwartet ihn ein fremder Mann, der Lawrence nichts weniger als den nahenden Weltuntergang ankündigt. Von hier an stolpert man durch eine kuriose und mystische Erzählung, die recht abrupt auf ein apokalyptisches Ende zusteuert.

Sehr gut gefallen hat mir der skurril anmutende Grundstimmung der Kurzgeschichte sowie die lovcraftschen Bezüge, die in einem detaillierten Glossar auch für Laien nachvollziehbar erläutert werden, gefallen. Die kurios wirkenden Illustrationen mit einem leicht cartoonesken Touch stammen von Troy Nixey. In das richtige Licht werden die Szenen durch die Kolorierung von Matthew Hollingsworth getaucht, welcher sich einer nostalgischen Farbpalette bedient, sodass es wirkt als läge ein leichter Schleier über dem Geschehen.

Normalerweise bin ich ein großer Fan von Gaimans Erzählkunst, doch mit diesem Werk konnte er mich nicht vollkommen in den Bann ziehen. Mir fehlte wohl im Ganzen einfach der Bezug zu den Protagonisten und es hätte ruhige etwas mehr Ausschmückung der Zusammenhänge geben dürfen.

Fazit

Mystischer Werwolf-Horror und nur wieder ein Weltuntergang mit düsteren lovecraftschen Einflüssen, der für jeden Fan phantastischer Storys einen Blick wert ist.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 18.07.2021

Veröffentlicht am 12.08.2021

Ein rauschendes Kurzgeschichten-Kaleidoskop

Grand Union
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Meine Meinung

Von der hochgelobten literarischen Stimme Zadie Smiths wollte ich mir schon länger ein Bild machen. Was eignet sich da besser, als mit ihrem ersten Erzählungsband Bekanntschaft zu schließen?

In ...

Meine Meinung

Von der hochgelobten literarischen Stimme Zadie Smiths wollte ich mir schon länger ein Bild machen. Was eignet sich da besser, als mit ihrem ersten Erzählungsband Bekanntschaft zu schließen?

In »Grand Union« sind auf weniger als 300 Seiten neunzehn knackige Kurzgeschichten versammelt, die sich mit einer ganzen Bandbreite bunter Themen queer durch die Gesellschaft und Historie befassen, und sich auch in ihrem Stil merklich unterscheiden. Gerade durch die wechselnde Sprache und den schnellen Wechsel der Materie fiel es mir schwer einen leitenden Faden zu entdecken, den ich wirklich dankbar ergriffen hätte. Zu lose waren mir die Episoden aneinandergereiht und manches Mal hatte ich das Gefühl den Kern des Gelesenen nicht richtig greifen zu können. Wirklich Schade, denn Zadie Smith erzeugt mit ihrem besonderen Talent eine unglaubliche Rhythmik, der man sich nicht entziehen kann.

Durch die Erzählungen bringt Zadie Smith gegenwärtige Problematiken von Rassismus über den schnelllebigen Einfluss des Internets (insbesondere der sozialen Medien) auf unser Leben, bis hin zu Gedanken zum Älter werden und den bewegenden Einkauf einer alternden Dragqueen, bei der deutlich wird wie einsam und isoliert sie sich in der Gesellschaft aufgrund ihrer transsexuellen Identität fühlt, nachdem ihre Showtime abgelaufen ist.

Besonders spannend wird es, wenn Smith sich Klassenunterschieden widmet oder sich ihre Figuren um Selbstreflexion und Aufrichtigkeit gegenüber sich selbst bemühen. »Grand Union« beheimatet eine unheimliche Dichte und Tiefe und trotz der kürze der einzelnen Storys bewegt das Erzählte zum Nachdenken und in sich hineinhören.

Fazit

Ein rauschendes Kurzgeschichten-Kaleidoskop. In wechselnder Sprache und Stilistik verarbeitet Zadie Smith eine enorme Themenvielfalt der gegenwärtigen Gesellschaft, doch für mich fehlte ein leitender roter Faden, sodass ich beileibe nicht alles Angesprochene einordnen konnte.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 17.07.2021

Veröffentlicht am 12.08.2021

Fernöstliche Fantasy

Der Lotuskrieg 1
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Beschreibung

Das Inselreich Shima hat sein Land durch die industrielle Ausbeutung der Lotus-Gilde an den Rand des Zusammenbruchs getrieben. Luft und Wasser sind mit Giften verschmutzt, sodass die Natur ...

Beschreibung

Das Inselreich Shima hat sein Land durch die industrielle Ausbeutung der Lotus-Gilde an den Rand des Zusammenbruchs getrieben. Luft und Wasser sind mit Giften verschmutzt, sodass die Natur im roten Gift des Lotus erstickt. Die einst heiligen Tiergeister sind bereits zu Legenden verblasst, da entsendet der Shõgun seine Jäger mit dem Auftrag, einen Donnertiger zu fangen. Die mächtige Kreatur, halb Adler und halb Tiger soll die Macht des imperialen Herrschers vollkommen machen.

Unter dem Kommando des obersten Jägers Masaru aus dem Fuchs-Clan beginnt eine aussichtslose und gefährliche Jagd in Begleitung seiner 16-jährigen Tochter Yukiko, die das Geheimnis einer besonderen Gabe in sich trägt, auf die bei der Lotus-Gilde die Todesstrafe steht. Tatsächlich fängt die Mannschaft einen Donnertiger, doch das Himmelsschiff gerät in ein Unwetter durch das Yukiko und die legendäre Tiergestalt in der Wildnis stranden. Aufeinander angewiesen, um zu überleben, entsteht eine Freundschaft, die die Macht hat ein ganzes Imperium aus den Fugen zu heben…

Meine Meinung

Der dystopische Fantasy-Roman »Stormdancer« ist der Auftaktband zur Trilogie »Der Lotuskrieg« und das Debütwerk des mittlerweile bekannten Schriftstellers Jay Kristoff (»Nevernight«, »Die Illuminae Akten« etc.). Bereits 2012 im englischen Original erschienen wurde die Trilogie nun zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt und vom Cross Cult Verlag veröffentlicht.

Die Geschichte spielt auf einem von Japan inspirierten Inselreich und macht direkt durch das wundervoll und dazu passende gestaltete Buchcover auf sich aufmerksam. Besonders prachtvoll ist die limitierte Hardcover-Sonderausgabe geworden, denn diese brilliert zusätzlich mit einem farbigen Buchschnitt und ist ein echtes Schmuckstück für jedes Bücherregal.

Der Einstieg in Jay Kristoffs fantasievolle und düstere Dystopie benötigt zwar einiges an Aufmerksamkeit, da man sich zunächst in der Welt aus den unterschiedlichen Clans, Anreden und Zusammenhänge zwischen Regierung und der Lotus-Gilde zurechtfinden muss, aber danach wird man mit einer unheimlich fesselnden und faszinierenden Story belohnt, die süchtig nach mehr macht.

Der Weltenbau in »Stormdancer« hat mich absolut begeistert, denn bisher habe ich noch keinen Roman gelesen, in dem japanischer Flair mit Steampunk-Elementen und einer dystopischen Fantasy-Handlung gemischt wurden und dann auch noch gekonnt die verheerenden Auswirkungen des Raubbaus vom Menschen am Ökosystem thematisiert wird. Außerdem hat mir die telepathische Verbindung zwischen Yukiko und dem Donnertiger unheimlich gut gefallen, da sie so bildlich und detailliert beschrieben wird, dass man das Gefühl bekommt, selbst mit diesem mystischen Wesen in Kontakt zu stehen.

Jay Kristoff hat bereits in diesem Debütwerk bewiesen, dass er es versteht einen spannenden Plot zu liefern, der mit feingliedrigen und ausschweifenden Ausführungen daherkommt, ohne dabei langweilige Längen zu verursachen. Vielmehr verursacht Kristoffs bildgewaltiger Erzählstil ein explosives Kopfkino par excellence.

In den actionreichen Part mischt sich die Gefühlswelt der 16-jährigen Hauptprotagonistin, deren Schwärmerei für einen grünäugigen Samurai sie blind für die tatsächlich wichtigen Dinge macht. Nun könnte man meinen, dass diese Romanze viel Spielraum in der Geschichte einnimmt. Falsch gedacht, denn die schwierige Beziehung zwischen Yukiko und ihrem Vater überschattet alle Liebelei. Damit konnte mich »Stormdancer« auch auf emotionaler Ebene auf ganzer Linie abholen.

Nach einem atemberaubenden Showdown-Ende, bei dem kein Auge trocken bleibt, kann ich es kaum erwarten, den Fortsetzungs-Band »Kinslayer«, der bereits im November 2021 erscheinen wird, in die Händen bekommen zu können.

Fazit

Fernöstliche Fantasy, die mit Spannung und Emotion genauso zu begeistern weiß, wie mit einer Botschaft zum Klimaschutz.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 15.07.2021

Veröffentlicht am 12.08.2021

Dystopischer Familien-Drama-Road-Trip mit fesselnder Dynamik

Family Tree. Band 1
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Meine Meinung

Vielfach habe ich Comicautor Jeff Lemire als absoluten Comictipp genannt bekommen, nun sollte also »Family Tree (1) Setzling« meine erste Erfahrung mit dem Star der Szene sein.

Auf den ...

Meine Meinung

Vielfach habe ich Comicautor Jeff Lemire als absoluten Comictipp genannt bekommen, nun sollte also »Family Tree (1) Setzling« meine erste Erfahrung mit dem Star der Szene sein.

Auf den ersten Blick wirkt die Geschichte wie eine typische Kleinstadt-Horror-Story in der Stadt Lowell im ländlichen Maine. Es wird das Jahr 1997 geschrieben und ein noch unbekannter Sprecher/in aus dem Off führt uns rückblickend durch die sich anbahnende Katastrophe. Dieser Auftaktband zu einer dreiteiligen Serie verläuft insgesamt noch in ruhigeren Bahnen und wird nur dezent mit einer Verfolgungsjagd, die sich noch nicht so ganz einordnen lässt, aufgemischt.

Das Augenmerk liegt hier in der Einführung der Protagonisten: die alleinerziehende Mutter Loretta mit ihrer Tochter Meg und Sohnemann Josh und deren Großvater Judd.

Alles beginnt bei Meg mit einem kleinen Ausschlag, der sich schnell ausbreitet und das Mädchen in ein baumartiges Wesen zu verwandeln droht. Loretta hat kaum Zeit sich große Sorgen zu machen, da tauchen auch schon zwielichtige Gestalten auf und ihr Schwiegervater Judd, der unglaubliches zum Tod seines Sohnes zu berichten weiß, wird auf die Spielfläche gespült. Jeff Lemire hat hier wirklich eine spannende Familiendynamik erschaffen, die den Horror der Entwicklungen noch im Schatten stehen lässt.

Dennoch darf ein klitzekleiner Blick auf die mysteriöse Umwandlung Megs geworfen werden, gegen die Loretta unbedingt etwas unternehmen möchte. Der resolute Charakter von Loretta gerät dabei ganz schön in Konflikt mit Judd. Doch um ihrer Familie willen müssen die beiden an einem Strang ziehen. Richtig genial könnte die seltsame Baum-Verbindung werden, die sich nun zwischen Meg und ihrem Vater auftut.

Die vielversprechende Geschichte lässt so einige Fragezeichen entstehen, welche hoffentlich in den nächsten Bänden ausgeräumt werden und auch die beiden Kinder könnten noch etwas mehr Profil vertragen. Trotzdem kann Lemire mit »Family Tree« das Gefühl vermitteln, dass hier noch großartiges Comic-Kino auf die Leser*innen zukommen wird.

Die Illustrationen zur dystopischen Familien-Horror-Story stammen aus der Zeichenfeder der Künstler Phil Hester, Eric Gapstur und Ryan Cody. Ich muss zugeben, dass die minimalistischen Zeichnungen mit ihren scharfen Ecken und markanten Schattierungen die bedrückende Weltuntergangsatmosphäre transportieren.

Fazit:

Jeff Lemires dystopischer Familien-Drama-Road-Trip hat eine fesselnde Dynamik, der sich in den Folgebänden sicherlich noch zu einem rasanten Horror-Story-Feuerwerk entzündet.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 14.07.2021

Veröffentlicht am 12.08.2021

Ein abenteuerlicher und rasanter Abschlussband

Liberty Bessie. Band 2
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Meine Meinung

Im Finalband der Zweiteiler-Serie »Liberty Bessie«, der den Titel »Auf den Spuren der Maylaro« trägt, führt die junge afroamerikanische Pilotin Bessie Bates die Suche nach ihrem totgeglaubten ...

Meine Meinung

Im Finalband der Zweiteiler-Serie »Liberty Bessie«, der den Titel »Auf den Spuren der Maylaro« trägt, führt die junge afroamerikanische Pilotin Bessie Bates die Suche nach ihrem totgeglaubten Vater bis in die entlegenste Einöde Lybiens.

Das Autorengespann Jean-Blaise Djian und Pierre-Roland Saint-Dizier beginnen zunächst bei Bessies Reise, die Dank der Hilfe zwielichtiger Gestalten mehr schlecht als Recht verläuft. Der begabten Mechaniker Max ist ihr jedoch eine zuverlässige Hilfe und gemeinsam decken sie die Mysterien des Verschwindens von Bessies Vater im Zweiten Weltkrieg auf.

Der Handlungsverlauf legt ein recht flottes Tempo vor und durch Verfolgungsjagden schnellt der Spannungspegel auch schon mal schnell nach oben. Jedoch macht diese schnelle Erzählweise zuweilen einen gehetzten Eindruck auf mich und die Übergänge sind ab und an etwas holprig. Vielleicht auch deshalb, weil die Beziehungen unter den Charakteren nur notdürftig beleuchtet werden.

Bessie bleibt als toughe Hauptprotagonistin mein Highlight dieser Kurzserie, denn sie beeindruckt mit ihrer kämpferischen Natur, lässt sich auch in gefährlichen Situationen nicht unterkriegen und das alles wirkt auf den Bildern immer so leichtfüßig und keineswegs übertrieben.

Für das ansprechende Artwork ist wieder der französische Künstler Vincent verantwortlich, dessen lebhafte Illustrationen die schwungvolle Note der Geschichte unterstreichen. Großartig finde ich den plastischen aber dennoch cartoonesken Stil, der den bedrückenden Entwicklungen ihre Schärfe nimmt und somit hervorragen zu Bessies Gemüt passt.

Fazit

Ein abenteuerlicher und rasanter Abschluss der fiktiven Story über eine mutige afroamerikanischen Pilotin, die ihren eigenen Weg geht.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 13.07.2021