Ein wahrlich farbenreicher, wenn auch nicht farbenfroher Roman.
Das Leben ist ein FestDie französische Autorin Claire Berest schafft in ihrem Roman sehr eindringlich, die überbordende und auch unheimlich verletzende Liebe zwischen der Malerin Frida Kahlo und dem "größten mexikanischen Maler" ...
Die französische Autorin Claire Berest schafft in ihrem Roman sehr eindringlich, die überbordende und auch unheimlich verletzende Liebe zwischen der Malerin Frida Kahlo und dem "größten mexikanischen Maler" Diego Rivera darzustellen. Hier geht es um nicht weniger als Liebe, Hass, Zärtlichkeit und Verletzungen, Schmerzen - seelischer wie auch körperlicher Art und allem dazwischen.
Mit einer vollmundigen Sprache passt sich die Autorin scheinbar auch stilistisch der Art von Frida Kahlo an. Hier gibt es keine Grautöne, sondern viele Farbnuancen des Lebens. Wobei mir da der französische Originaltitel "Rien n'est noir." (Nichts ist schwarz.) passender erscheint, als der deutsche "Das Leben ist ein Fest". Hier ist nichts ausschließlich schwarz, auch weil jede Kapitelüberschrift einer Farbnuance zugeordnet ist und damit den Inhalt des jeweiligen Kapitels vorausscheinen lässt. Hier orientiert sich die Autorin an das "Gemalte Tagebuch" von Kahlo selbst. Auch nutzt sie viele Zitate aus erhaltenen Briefwechseln von Kahlo und Rivera. Das ist sehr gut recherchiert und lässt den Text unglaublich lebendig werden. Man hat das Gefühl mit Frida im Bett zu liegen und zu leiden oder zu lieben (je nachdem). In den Anmerkungen am Ende des Buches wir darauf hingewiesen, dass die Zitate kursiv gedruckt sind. Das ist eindeutig. Was weniger eindeutig ist, ist der erste Teil des somit kryptisch werdenden Kommentars: "Bei den kursiv gesetzten Stellen handelt es sich um kleine Anspielungen der Autorin oder um fremdsprachige Ausdrücke oder um Zitate von Frida Kahlo und Diego Rivera." Ist nicht immer ein gesamter fiktionaler/fiktionalisierter Roman eine Anspielung der Autor*innen? Was soll das denn heißen? Nun gut, selbst wenn ich dies diskret überlese, kann ich explizit eine andere genutzte Wortwahl leider nicht überlesen: Im Buch tauche immer wieder die Wörter "Indianerin", "indianisch" etc. auf. Das kann man machen in einem aktuell verfassten Roman, aber meines Erachtens unter den Bedingungen, dass es sich entweder um belegte Zitate von historischen Figuren handelt, aus dem Kontext hervorgeht, dass dieses Wort gezielt genutzt wird, um eine gesellschaftliche Einordnung im Rahmen der damaligen Zeit zu geben oder durch eine Anmerkung im Nachwort einsortiert wird. Indianer ist die im Deutschen verbreitete Sammelbezeichnung für die indigenen Völker Amerikas mit bestimmten Ausnahmen und dabei eine Fremdbezeichnung durch die Kolonialisten. Ich finde es bedenklich und nicht zu ignorieren, wenn in einem heutigen Roman unkommentiert dieses Wort repliziert wird.
Im Großen und Ganzen hat mir der vorliegende Roman wirklich sehr gut gefallen. Ich hatte bisher nur rudimentäre Kenntnisse zu Frida Kahlos und Diego Riveras Beziehung bzw. dem Leben von Frida Kahlo. Zu Ersterem erfuhr ich sehr viel - zu Letzterem nebenher durch Rückblicke auch so einiges, was bei Bedarf vertieft werden kann. Also eigentlich eine 4 Sterne Bewertung. Im speziellen Fall jedoch mit Abstrichen in der Form. Demnach sehr gute 3 Sterne von mir für diesen außergewöhnlichen Roman über eine außergewöhnliche Frau sowie ihre außergewöhnliche Beziehung.