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Garten_Fee_1958

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Veröffentlicht am 11.09.2017

Veränderungen im Nightingale Krankenhaus

Die Nightingale Schwestern
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London, 1940. Während der Blitzkrieg über London wütet, setzen die Krankenschwestern des Nightingale Hospitals alles daran, den Krankenhausbetrieb aufrechtzuerhalten. Auch Dora, die inzwischen Mutter von ...

London, 1940. Während der Blitzkrieg über London wütet, setzen die Krankenschwestern des Nightingale Hospitals alles daran, den Krankenhausbetrieb aufrechtzuerhalten. Auch Dora, die inzwischen Mutter von Zwillingen ist, kehrt zurück, um ihre einstigen Kolleginnen bei der kräftezehrenden Arbeit zu unterstützen. Ganz anders als die Hilfsschwestern Jennifer und Cissy, die vor allem zwei Dinge im Sinn haben: schöne Kleider und attraktive Männer. Doch ihre romantischen Träume werden schon bald von dramatischen Ereignissen überschattet …
Wie auch schon in den ersten Romanen dieser Serie ist der Schreibstil flüssig und leicht lesbar, in diesem Band richtet die Autorin ihr Augenmerk zusätzlich auf Hilfsschwestern, die nach einer kurzen Ausbildung den Schwestern zur Hand gehen sollen. Auf Cissy, Jennifer und Eve wartet eine turbulente Zeit am Nightingale Krankenhaus, denn Freundschaften werden auf die Probe gestellt, Schicksalsschläge zu überwinden und auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Besonders Eves Geschichte war berührend, nach dem Tod ihrer Mutter lebt sie bei ihrer boshaften und lieblosen Tante, die unter dem Mäntelchen christlicher Nächstenliebe Eve ausbeutet und quält. Doch auch für Eve naht Rettung.
Die Autorin schafft es auch diesmal, den Charakteren Leben einzuhauchen, sie authentisch wirken zu lassen, weitere Ereignisse mit einzubinden, die Fäden weiterzuspinnen und eine spannende, fesselnde aber auch berührende Geschichte zu erzählen.

Veröffentlicht am 11.09.2017

Lebe deinen Traum

Luisa und die Stunde der Kraniche
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Ein wunderschönes Cover ein altes Reetdachhaus vor spät nachmittäglicher Idylle an der Ostsee, ein paar Kraniche ziehen am Himmel…
Luisa, Protagonistin des Romans lebt als Goldschmiedin in Berlin mit ihrem ...

Ein wunderschönes Cover ein altes Reetdachhaus vor spät nachmittäglicher Idylle an der Ostsee, ein paar Kraniche ziehen am Himmel…
Luisa, Protagonistin des Romans lebt als Goldschmiedin in Berlin mit ihrem Freund Richard zusammen. Eines Tages macht Richard Luisa einen Heiratsantrag, denn er hat einen neuen Job in London und aus repräsentativen Gründen möchte er nun heiraten. Luisa, völlig überrumpelt, fährt kurzentschlossen nach Zingst in das der Familie gehörende alte „Haus Zugvogel“ um sich über ihre Zukunft klar zu werden, die richtige Entscheidung zu treffen…
Die Protagonistin Luisa vereinigt einige schwierige charakterliche Eigenschaften, einmal in einem Trott gefangen, fällt es ihr schwer Entscheidungen zu treffen, verwöhnt durch Richard, der ein sehr luxuriöses Leben mit ihr zusammen führt, genießt sie die Bequemlichkeit des Luxus, ohne es weiter zu hinterfragen, doch ihr ist irgendwie bewusst, sollte sie mit Richard eine Ehe eingehen, diese noch viel weitreichendere Konsequenzen für ihr weiteres Leben haben würde. Doch sie schreckt auch vor der Herausforderung eines Lebens ohne Richard zurück, das Risiko ist für sie wenig kalkulierbar, weil eben nicht planbar doch sie erhält unerwartet Hilfe von der mystischen Mary, die ihr bei allen Begegnungen immer ein wenig mehr Impulse gibt, ihr Leben zu überdenken, zu hinterfragen und Entscheidung auf den Prüfstand zu stellen, sie tut dies auf eine sehr sanfte, vorsichtige und berührende Art und Weise.
Der Roman ist flüssig und leicht geschrieben, einer Protagonistin, die es dem Leser schwierig macht, sich mit ihr zu identifizieren, ihn aber auch nicht unbedingt dazu herausfordert, aber da ist noch mehr, in diesem Roman spielt Zeit ein wichtige Rolle. Luisas Großvater hat die „blaue Stunde“ zelebriert, die Zeit zwischen dem Sonnenuntergang und dem Eintritt der Nacht, die Dämmerung, die ganz besondere Lichtverhältnisse hat und von ihm hat sie gelernt, das Zeit wertvoll ist, Lebenszeit irgendwann endet. Und das ist in meinen Augen auch ein klein wenig eine Botschaft…
Nicht zu vergessen die Kraniche, die dem Roman den Titel gegeben haben, Tanja Krätschmar schildert sehr eindrucksvoll die Naturbeobachtungen und die damit besondere Atmosphäre der Ostsee.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Chicago 1886 - ein Rückblick des Arbeiteraufstandes

Mit Müh und Not
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Ein sehr gut gelungenes Cover mit einem Bild aus dem historischen Chicago zieht die Blicke sofort in seinen Bann.
Der dritte Band des Auswanderer-Krimis spielt im Jahr 1886 in Chicago, der ehemaligen ...

Ein sehr gut gelungenes Cover mit einem Bild aus dem historischen Chicago zieht die Blicke sofort in seinen Bann.
Der dritte Band des Auswanderer-Krimis spielt im Jahr 1886 in Chicago, der ehemaligen Wirkungsstätte der beiden Polizisten Bob und Jack Hundorf, die den Polizeidienst quittiert haben und nun im Dakota-Gebiet leben. Historisch angelehnt an den Haymarket Bombenanschlag, ein mehrtägiger Streik, indem es darum ging, die tägliche Arbeitszeit von zwölf auf acht Stunden zu reduzieren, wird Andreas Brenner, ein Reporter der Zeitung verhaftet, da der zum Zeitpunkt des Anschlages vor Ort war. Bob und Jack Hundorf reisen sofort nach Chicago, um ihrem Freund zu helfen…
Der Autor beschreibt in seinem Roman eindrucksvoll die emotionale Stimmung der Arbeiter in Chicago, die teilweise in erbärmlichen heruntergekommenen Behausungen lebten, mehr schlecht als Recht von dem Geld leben konnten und von wenigen, aber mächtigen Unternehmern ausgebeutet wurden, Geschichte, die den meisten hier in Deutschland eher unbekannt ist. Außerdem erfährt der Leser, dass ca. ein Drittel der damaligen Bevölkerung deutsche Einwanderer waren. Die historischen Ereignisse werden sehr authentisch geschildert, der Schreibstil ist flüssig und nimmt den Leser sofort hinein in die Geschichte. Nicht zuletzt hat der Autor in der Leserunde weitere Bilder zur Verfügung gestellt, nicht nur, um die damalige Kluft zwischen arm und reich zu dokumentieren, sondern dem Leser ein Gefühl für die damaligen Umbrüche zu geben und auch die Spuren der deutschen Einwanderer aufzuzeigen.
Dennoch war es für mich nicht unbedingt ein Krimi, in meinen Augen wäre die Bezeichnung, hervorragend recherchierte Geschichte und Gesellschaft des frühen Amerikas, bezeichnender gewesen.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Fremdsein - nicht nur ein Gefühl

Fremdsein
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Eine Anthologie, die berührende aber auch nachdenklich stimmende Geschichten in einem einzigartigen Projekt zur Verfügung stellt: Alle Einnahmen kommen internationalen Hilfsprojekten für Flüchtlingskinder ...

Eine Anthologie, die berührende aber auch nachdenklich stimmende Geschichten in einem einzigartigen Projekt zur Verfügung stellt: Alle Einnahmen kommen internationalen Hilfsprojekten für Flüchtlingskinder zu Gute.
Fünfzehn völlig unterschiedliche Geschichten, sowohl von namhaften Autoren, als auch von jungen unbekannten Autoren nehmen das Thema „Fremdsein“ auf, um dem Leser auf ihre eigene Art und Weise das Thema vor Augen zu führen, denn es bedeutet für jeden Menschen etwas anderes. Fast alle dieser Geschichten bilden zusammen ein sehr harmonisches Ganzes und beleuchten die unterschiedlichen Wahrnehmungen des Fremdseins. Man kann sich wegen körperlicher Gebrechen ebenso fremd fühlen, wie aus sprachlichen Barrieren, durch Vorurteile genauso wie durch den Beruf. Unterschiedlich soziale Komponenten können dazu beitragen oder auch einfach nur so entstehen.
So vielschichtig das Thema Fremdsein ist, so facettenreich sind auch die Kurzgeschichten der einzelnen Autoren, mal humorvoll mal sehr nachdenklich machende Geschichten.
Ein Projekt, was hilft und den Leser durch unterschiedliche Geschichten mitnimmt auf eine ganz besondere Reise.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Drei Frauen, drei verschiedene Schicksale

Marlenes Geheimnis
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Ein wunderschön gelungenes Cover, eine junge Frau mit ihrem Fahrrad auf dem Weg zum Bodensee. Im Hintergrund die weit entfernte Landschaft um den Bodensee in diffuses Licht getaucht.
Drei Frauen, drei ...

Ein wunderschön gelungenes Cover, eine junge Frau mit ihrem Fahrrad auf dem Weg zum Bodensee. Im Hintergrund die weit entfernte Landschaft um den Bodensee in diffuses Licht getaucht.
Drei Frauen, drei verschiedene Schicksale. Marlene hat sich nach ihrer Vertreibung aus ihrer Heimat, dem ehemaligen Sudetendeutschland am Bodensee niedergelassen und zusammen mit ihrer Mutter Eva eine erfolgreiche Schnapsbrennerei aufgebaut. Nach Evas Tod erhält ihre Nichte Nane das Tagebuch ihrer verstorbenen Großmutter Eva, denn viele Dinge weiß Nane nicht und Stück für Stück fördert dieses alte Tagebuch ein lang gehütetes Geheimnis ans Tageslicht, verbunden mit immer noch schwelenden Familienstreitigkeiten…
Der Schreibstil von Brigitte Riebe ist voller Emotionen, flüssig und fesselt den Leser von Beginn an, es fällt schwer, diesen Roman aus der Hand zu legen. In zwei unterschiedlichen Erzählsträngen, dem der Vergangenheit und Gegenwart erfährt der Leser Stück für Stück eine sehr tragische Familiengeschichte, deren Anfänge im Jahr 1942 im damals von deutschen Truppen besetzten Reichenberg dem heutigen Liberec beginnen. Die Schilderungen sind mit großer Sensibilität und Feingefühl geschrieben, gehen tief ins Innere, bewegen und machen traurig. Flucht, Vertreibung, damals wie heute aktuell – doch hat die Generation damals viel verschwiegen, versucht, ihr Trauma alleine aufzuarbeiten, die Folgen tragen wir als Nachkriegsgeneration noch immer.
Parallel beschreibt sie auch die Vergeltungsmaßnahmen der nationalsozialistischen Besatzmacht nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich in Prag, die vollständige Zerstörung und Ermordung der Einwohner des Dorfes Lidice in Tschechien. Brigitte Riebe hat mit den handelnden Charakteren sehr facettenreiche und vor allen Dingen sehr authentische Personen geschaffen, sie entstehen Stück vor Stück durch die Handlung, der Leser kann sie visualisieren, kann sich in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen.
Der Leser spürt, dass dieser Roman mit großem Engagement und mit starker innerer Anteilnahme geschrieben wurde.
Ein außergewöhnlicher Roman mit hohem historischem Anspruch, einzigartig, tief bewegend, voller Emotionen und bis ins Innerste berührend.