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Veröffentlicht am 11.07.2017

Historischer Krimi der Extraklasse

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf (Die Henkerstochter-Saga 7)
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Klappentext: Der Schongauer Henker Jakob Kuisl reist im Februar 1672 zum Scharfrichtertreffen nach München. Erstmals hat ihn der Rat der Zwölf dazu eingeladen — eine große Ehre. Kuisl hofft, unter den ...

Klappentext: Der Schongauer Henker Jakob Kuisl reist im Februar 1672 zum Scharfrichtertreffen nach München. Erstmals hat ihn der Rat der Zwölf dazu eingeladen — eine große Ehre. Kuisl hofft, unter den Ratsmitgliedern außerdem einen Ehemann für seine Tochter Barbara zu finden. Barbara ist verzweifelt: Sie ist ungewollt schwanger und traut sich nicht, ihre Notlage ihrem Vater zu offenbaren. Dann kommt in München eine Reihe von Morden an jungen Frauen ans Licht, und Kuisl wird um Hilfe bei den Ermittlungen gebeten. Alle Morde tragen die Handschrift eines Scharfrichters. Der Verdacht fällt auf den Rat der Zwölf ...

Schon der Prolog des Romans beginnt spannend im Jahr 1649 mit der lebendigen Einmauerung von Johanna, die sich von Gott für ein Verbrechen, dass sie begangen hat, bestraft fühlt….
Jacob Kuisl, der Schongauer Henker wartet seit Jahren darauf, in den Rat der Zwölf aufgenommen zu werden, den Rat der Zwölf könnte man wie bei Handwerkern als Gilde bezeichnen. Als er nun endlich die Einladung erhält, reist die komplette Familie nach München, wo das Treffen etwas außerhalb in der Au stattfindet, da die Henker innerhalb der Stadttore von München nicht erwünscht sind . Die Klausur wird jedoch von Morden an jungen Frauen überschattet, die nach Art der Henker getötet wurden. Die Henker, zur damaligen Zeit verachtet in der Bevölkerung und ausgegrenzt, geraten in Aufruhr, denn es kann nur einer von ihnen sein und die Henker versuchen den Schuldigen in ihrer Mitte ausfindig zu machen, doch wie so oft im Leben, ist alles anders, als es zu sein scheint….
Ein historischer Krimi, der auch schon wie seine Vorgänger begeistert, der Schreibstil ist leicht, flüssig und nimmt den Leser von der ersten Seite an mit in die vergangene Zeit, er wird ein Teil der Familie Kuisl und begleitet sie. Der Spannungsbogen wird schnell aufgebaut und zieht sich wie ein roter Faden bis zum finalen Schluss. Die Charaktere wirken echt, authentisch, haben ihre Ecken und Kanten sowie ihre Sorgen und Nöte. Sehr gut beschrieben auch die damaligen gesellschaftlichen Strukturen, die für uns heute sehr schwierig erscheinen, besonders die Frauen, die kein selbstbestimmtes Leben führen durften, sie waren auf Gedeih und Verderb den Männern ausgeliefert.
Jakob Kuisl ist mit 60 Jahren schon ein alter Mann, aber trotzdem noch immer ein Haudegen, der sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen lässt, spürt immer öfter sein Alter, ist scharfsinnig und versucht, die Familie zusammen zu halten, die älteste Tochter Magdalena ist sympathisch sowie clever und ihre drei Kinder sehr unterschiedlich, die beiden Jungen Paul und Peter könnten unterschiedlicher nicht sein, Peter liest in jeder freien Minuten und möchte viel lernen, Paul ist ein Raufbold und Draufgänger. Simon, Magdalenas Ehemann ist Medikus und widmet sich viel seinen Forschungen. Ebenso wie die anderen Nebencharaktere haben alle ihre Rolle in diesem spannenden historischen Krimi.
Anschaulich und lebendig erzählt, packend und spannend geschrieben hat mir dieser historische Krimi sehr gut gefallen.
Am Ende des Romans hat Oliver Pötzsch fünf historische Touren in und um München herum zusammengestellt und beschrieben, damit der Leser selbst auf mittelalterlichen Spuren wandeln kann.

Veröffentlicht am 10.07.2017

Beeindruckende Kurzgeschichten

Liebe wird überschätzt
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Klappentext: Über Menschen, die sich finden und verlieren. Valeria Parrellas Liebesgeschichten gehören zum Besten der italienischen Literatur der letzten Jahre.

Ein außergewöhnliches Cover, viele Schichten ...

Klappentext: Über Menschen, die sich finden und verlieren. Valeria Parrellas Liebesgeschichten gehören zum Besten der italienischen Literatur der letzten Jahre.

Ein außergewöhnliches Cover, viele Schichten übereinander, genauso so vielschichtig wie die acht Erzählungen als Kurzgeschichten.
Ebenso unterschiedlich, wie auch vielschichtig sind die einzelnen Geschichten, unterschiedlich auch die Tonlagen und die Menschen einer jeden Geschichte und auch die Hintergründe, es geht teilweise nicht unbedingt nur um erotische Liebe, sondern auch um religiöse Liebe, die Liebe innerhalb einer Familie, oder auch nur eine Vertrautheit. Keine der Geschichten gleich der anderen. Eine Geschichte ist ein wenig philosophisch angehaucht, eine andere eher eine wenig trivial, alle auf ihre ureigene Art einzigartig, voller Emotionen und manche voller Poesie.
Jede Geschichte erzeugt beim Leser eine eigene Emotion, mir hat die Kurzgeschichte über den Gefangenen am besten gefallen. Valeria Parrella hat Kurzgeschichten geschrieben, die man als Leser sacken lassen muss, über die man nachdenken kann und die zum Nachdenken anregen. Geschichten, die Kopf herumgeistern.

Veröffentlicht am 10.07.2017

spannend und eindrucksvoll

Henkersmarie
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Klappentext: Eine Henkerstochter auf der Flucht vor ihrem Schicksal

Rothenburg ob der Tauber, um 1540. Maria wächst als Henkerstochter in einer schäbigen Gasse heran. Dem Mädchen ist der Beruf des Vaters ...

Klappentext: Eine Henkerstochter auf der Flucht vor ihrem Schicksal

Rothenburg ob der Tauber, um 1540. Maria wächst als Henkerstochter in einer schäbigen Gasse heran. Dem Mädchen ist der Beruf des Vaters eine fremde Welt. Nur zu deutlich spürt sie, dass sie gemieden wird - gelten Henker und ihre Familien doch als "Unehrliche", mit denen man nicht in Berührung kommen soll. Als sie alt genug ist, nimmt ihr Vater sie zum ersten Mal zu einer Hinrichtung mit. Danach schwört sie sich, die Henkerswelt für immer hinter sich zu lassen, sobald sie erwachsen ist. Aber ihre Eltern haben andere Pläne: Sie soll den Sohn und baldigen Nachfolger des Freiburger Henkers heiraten. Bleibt ihr nur die Flucht?

Der Prolog im Roman beginnt mit dem Jahr 1525. In Nürnberg soll ein junges Mädchen als Kindsmörderin hingerichtet werden. Der Henker bringt in letzter Minute die Bitte vorn, das Mädchen los zu bitten, also zu heiraten, damit sie dem Tod entgeht. Der Rat entspricht der Bitte, allerdings müssen beide unterschreiben, die Stadt Nürnberg nie wieder zu betreten.

Die Protagonistin des Romans Marie, lebt mit ihren Eltern in Rothenburg anno 1533 im Klingenviertel, einem speziellen Viertel, da der Henker damals zu den ausgegrenzten der Gesellschaft gehörte. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Familie des Henkers. Sehr detailliert werden die vielfältigen Aufgaben des Henkers zu damaligen Zeit wiedergegeben, denn er ist nicht nur Henker, er muss zum Beispiel auch die Kloakengruben leeren. Oft zogen die Henker mit ihren Familien nach einigen Jahren an einen anderen Ort und überall war es das Gleiche, der Henker und auch seine Familie galten als ehr-und rechtlos, durften nicht berührt werde, mussten auffällige Kleidung tragen. Das Auftreten des Henkers und seiner Familie in der Öffentlichkeit war streng reglementiert. Dieser Roman schildert sehr anschaulich die unterschiedlichen Lebensverhältnisse und Arbeitsaufgaben.

Astrid Fritz versteht es meisterhaft, dem Leser vor Augen zu führen, wie die Protagonistin Marie empfindet und auch ihre Geschwister, ihre Emotionen, als Ausgestoßene nicht zur Gesellschaft zu gehören, ihre Ausgrenzung in der Schule, unter der sie sehr leidet. Während Marie sich zurückzieht geht ihr Bruder Veit mit der Situation völlig anders um, er möchte den Beruf des Vaters ergreifen und geht emotional mit der Situation völlig anders um. Jonathan der jüngste der Geschwister, ebenso sensibel wie intelligent, wird noch einen anderen Weg einschlagen.

Der Schreibstil ist leicht und flüssig, aber ebenso spannend. Die ängstliche Zurückhaltung der Mutter, das Verständnis des Vaters für die Probleme seiner Kinder, Marias nicht nur geheime Wünsche nach einem Leben ohne Ausgrenzung und Veits Prügellust und unterschwellige Aggressivität sind nur ein paar der Themen. Zu den emotionalen Momenten gehören für mich die innigen und offenen Gespräche zwischen Maria und ihren Vater, der als sehr liebevoller Vater behutsam mit den Ängsten und Wünschen seiner Kinder umgeht.

Ein ausgezeichnet recherchierter Roman von Astrid Fritz. Viele doch eher nicht bekannte Informationen über den im Mittelalter verachten, vielschichtigen aber auch recht gut bezahlten Beruf des Henkers. Der Roman ist mir sehr unter die Haut gegangen und hat mich berührt.

Im Glossar am Ende des Romans werden die mittelalterlichen Begriffe sehr gut erklärt.

Eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 10.07.2017

Interessante Geschichte mit Schwächen

Die Tochter des Seidenhändlers
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Klappentext: Vietnam, 1950.Die junge Nicole, Tochter eines französischen Seidenhändlers und einer Vietnamesin soll in Hanoi einen in Vergessenheit geratenen Stoffladen neues Leben einhauchen. Ihr Elan ...

Klappentext: Vietnam, 1950.Die junge Nicole, Tochter eines französischen Seidenhändlers und einer Vietnamesin soll in Hanoi einen in Vergessenheit geratenen Stoffladen neues Leben einhauchen. Ihr Elan wird gedämpft, als sie erfährt, dass ihre ältere Schwester Sylvie zukünftig das familieneigene Seidenimperium leiten wird. Während im Land der Widerstand gegen die französische Fremdherrschaft wächst, zieht Nicole die Loyalität zunehmend in Zweifel und ist umso empfänglicher für das glühende Engagement des einheimischen Rebellen Tran. Doch dann tritt charismatische Mark in ihr Leben und versetzt ihr Herz gehörig in Aufruhr. Als sie merkt, dass auch Sylvie ein Auge auf Mark geworfen hat, trifft Nicole eine folgenschwere Entscheidung….
Ein wunderschön gestaltetes Cover, sanfte Farben, die Blüten der Blumen im Vordergrund, das Cover macht aufmerksam.
1950 befindet sich Vietnam im politischen Umbruch, die Einwohner begehren auf gegen die französische Kolonialherrschaft, die das Volk, hauptsächlich Bauern immer ärmer und die Kolonisten immer reicher macht.
Nicole, die Protagonistin des Romans ist die Tochter eines französischen Seidenhändlers und einer Vietnamesin, ebenso wie Sylvie, ihre Schwester. Nicole, die viel vom Aussehen ihrer Mutter hat, steht bereits seit ihrer Kindheit im Schatten ihrer Schwester Sylvie, bei der sich das europäische Aussehen des Vaters durchgesetzt hat. Nicole ist nicht nur im Aussehen das Gegenteil ihrer Schwester, auch ihre Charaktere sind völlig verschieden. Sylvie soll deshalb die Firma des Vaters übernehmen, während Nicole im Gegenzug in Hanoi ein kleines Seidenstoffgeschäft übernehmen soll. Dabei kommt Nicole in Hanoi mit Aufständischen in Berührung, die sie für ihre Sache gewinnen wollen und so ganz nebenbei erfährt sie, dass ihr Vater in illegale Geschäfte verwickelt ist, es kommt zu gefährlichen Konflikten…
Die von der Autorin sehr gut beschriebenen kulturellen und geschichtlichen Informationen sind sehr interessant und lesenswert, denn über die Geschichte Vietnams zur französischen Kolonialzeit wusste ich bislang recht wenig.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht lesbar, doch konnte mich die Protagonistin nicht so ganz überzeugen, Nicole ist in meinen Augen sehr naiv und wirkt unglaubwürdig und vielfach ihre Entscheidung nicht nachvollziehbar. Die weiteren Charaktere wirken wesentlich authentischer. Die Spannung lässt im letzten Drittel des Romans stark nach, einige Episoden werden eher langatmig beschrieben, was die wichtigen Ereignisse dadurch ein wenig in den Schatten stellt.
Insbesondere Nicole und ihre Schwester Sylvie haben schwere traumatische Kindheitserlebnisse zu verarbeiten, den frühen Tod der Mutter, Umzug und einen Vater, der sich nach dem Tod der Mutter hinter einem Gesicht der unnahbaren Härte versteckt, die beiden Frauen haben es beide, auf ihre eigene Art und Weise nicht leicht, besonders Nicole, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat und auf mich innerlich sehr zerrissen wirkt.
Insgesamt hat mir der Roman gefallen, die Schilderungen eines doch eher unbekannten Stückes vietnamesischer Geschichte, doch mit der Protagonistin konnte ich mich in kleinster Weise anfreunden, im letzten Teil überwiegen eher langatmig beschriebene Episoden, die dem Roman dadurch Spannung nehmen.
Ich bedanke mich für bei der Lese Jury für das kostenlos zur Verfügung gestellte Leseexemplar.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 09.07.2017

gelungener Abschluss der Triologie

Das Haus der grauen Mönche
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Klappentext: Anno 1504: Jorge von Linden baut sich in Lübeck eine neue Existenz auf. Als Schreiber arbeitet er für die Brüder Wibbeking in deren Handelskontor. Doch die Zeiten sind hart für die Kaufleute, ...

Klappentext: Anno 1504: Jorge von Linden baut sich in Lübeck eine neue Existenz auf. Als Schreiber arbeitet er für die Brüder Wibbeking in deren Handelskontor. Doch die Zeiten sind hart für die Kaufleute, denn die Zwistigkeiten zwischen Schweden und Dänemark eskalieren. König Johann verlangt, dass sich die Hanse auf seine Seite stellt, wenn sie weiterhin unbeschadet Ostseehandel treiben will. Ausgerechnet Jorge und Clas Wibbeking werden bei einer Reise nach Reval für die Gilde Opfer einer Intrige und geraten in Gefangenschaft. Marlein van Enghusen ahnt nicht, dass ihr Jugendfreund ganz in ihrer Nähe ansässig geworden ist. Als ihr Vater droht, sie zurück nach Hattingen zu holen, nimmt sie ihr Schicksal selbst in die Hand und geht eine Ehe mit Albrecht Schulten, dem wesentlich älteren Geschäftspartner ihres Onkels, ein. Aber schon bald gelten getroffene Vereinbarungen nichts mehr. Dann bricht tatsächlich Krieg aus und es scheint für niemanden eine Zukunft zu geben…
Jorge kehrt dem Bergbau den Rücken und zieht nach Lübeck, wo er in die Dienste der Brüder der Kaufmannsfamilie Widdeking tritt. Sein Fleiß und seine Ehrlichkeit imponieren den beiden Kaufleuten, die ihn immer mehr in ihre Geschäfte mit einbeziehen. Clas Wibbeking nimmt Jorge mit auf eine Handelsreise nach Reval, die für beide fatal endet, Jorge gerät in Gefangenschaft und Clas gilt als verschollen. Nur mit Not und Mühe kann sich Jorge befreien und auch Clas, der das Opfer einer Intrige eines vermeintlichen Handelspartners wurde, schafft den Weg zurück nach Lübeck. Der schwelende Unfrieden eskaliert, als König Johann verlangt, dass sich die Hanse auf seine Seite stellt, wenn sie weiterhin unbeschadet Ostseehandel treiben will…
Ein passender Abschluss der Trilogie ist mit diesem Band eindeutig gelungen. In verschiedenen Erzählsträngen, alle in sich spannend und fesselnd geschrieben, wird die Geschichte der van Enghusens und der van Krekenbecks weitererzählt, eine Geschichte, geprägt von Erfolg und Misserfolg, von Trauer und Glück und sehr authentisch der geschichtliche Hintergrund. Der Schreibstil ist flüssig und leicht und die Spannungsbögen so gesetzt, dass der Leser in den Bann der Ereignisse gezogen wird. Der Roman schildert recht glaubhaft das Leben der Menschen verschiedener Schichten und Regionen in der damaligen Zeit und die Charaktere wurden weiterentwickelt, werden komplexer, insbesondere Jorge, der in seiner Entwicklung zu einem erfolgreichen Händler während der Kriegsereignisse nicht nur sein Handeln hinterfragt.
Eine empfehlenswerte interessante historische Trilogie.