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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2022

Ein wenig anders als erwartet

Die Brautprinzessin
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Zunächst einmal muss ich leider gestehen, dass ich „Die Brautprinzessin“ zwar vom Namen her kannte, aber weder die Details zur Geschichte, noch den Film kannte, bevor ich das Buch tatsächlich zur Hand ...

Zunächst einmal muss ich leider gestehen, dass ich „Die Brautprinzessin“ zwar vom Namen her kannte, aber weder die Details zur Geschichte, noch den Film kannte, bevor ich das Buch tatsächlich zur Hand nahm. Ich liebe Märchen, ich liebe Fantasygeschichten und Abenteuer und vor allem Geschichten über die große Liebe. Daher war ich ziemlich neugierig auf „Die Brautprinzessin“.
Nachdem ich das Buch nun gelesen habe, bleiben bei mir ein paar gemischte Gefühle zurück. Und im folgenden will ich die Gründe dafür ein wenig ausführen.
Das Buch stammt in seiner ersten Auflage wohl aus dem Jahr 1973, es handelt sich hierbei also um keine Neuerscheinung, sondern um eine relativ junge Wiederauflage eines doch in die Jahre gekommenen Romans. Und das merkt man dem Buch meiner Meinung nach auch in einigen enthaltenen Formulierungen an.
Ich gebe zu, das Rahmenkonstrukt zu „Die Brautprinzessin“ ist kreativ. Der Autor selbst gibt hier vor, ein bereits bestehendes Werk epischen Ausmaßes dahingehend gekürzt zu haben, dass nur noch die spannenden Teile enthalten seien. Zudem kommentiert er in teilweise sehr zynischem Ton sowohl die Unzulänglichkeiten des fiktiven Autors S. Morgenstern und erzählt auch sonst eine sehr zynische „Geschichte“ über sein Leben, seine Ehe und die Widrigkeiten, mit denen er sich aufgrund der Überarbeitung des Romans von S. Morgenstern konfrontiert sieht.
Ich jedenfalls fand einige Formulierungen in diesen „Anmerkungen des Autors William Goldman“ eher irritierend – zum Beispiel die Art und Weise, wie William Goldman zumindest zu Beginn des Romans über Frau und Sohn schreibt. Für mich ist „Die Brautprinzessin“ gerade durch diese fiktiven Kommentarabschnitte kein Buch, das ich sehr jungen Kindern vorlesen oder zum selbst lesen überlassen würde.
Die Abschnitte des Romans, die sich tatsächlich mit Butterblume, Westley, Inigo und Fezzik und den Prinzen Humperdinck drehen, sind eigentlich ganz unterhaltsam. Aber auch in Teilen meiner Meinung nach wieder nicht unbedingt für jüngere Kinder geeignet. Ob es jetzt die eher stereotype Beschreibung der Prinzessin Butterblume ist, deren beste Eigenschaft einzig ihre Schönheit zu sein scheint oder die sadistische Verhaltensweise des Grafen oder die bösartige Natur des Prinzen Humperdinck – aus erwachsener Sicht kann ich annehmen, dass bestimmte Eigenschaften hier überspitzt dargestellt werden und dies der Unterhaltung des Lesers dienen soll. Für Kinder bedürfen sie sicher zumindest einer Erklärung und Einordnung in einen gewissen Rahmen bzw. Kontext, würde ich meinen.
Die Abenteuer in „Die Brautprinzessin“ sind definitiv spannend, gerade die Charaktere Inigo und Fezzik fand ich interessant und hätte gerne noch mehr über sie erfahren. Westley und Butterblume waren dagegen beinahe zu klischeehaft ineinander vernarrt, ohne dass man so richtig sagen konnte, was genau sie jetzt am anderen, außer ihrer jeweils äußeren Erscheinung so anziehend fanden. Allerdings war „Die Brautprinzessin“ aufgrund der Konstruktion der Geschichte (siehe oben) eben nicht das, was ich eigentlich erwartet hatte.
Der Schreibstil des Autors war nicht schlecht, aber für mich passt dann das stereotype Frauenbild (gefühlt ist Butterblume zuerst gemein und dann eigentlich nur noch hübsch und wartet immer wieder auf ihre Rettung) einfach nicht mehr in die heutige Zeit, wenn man das Buch nicht als Satire und absolute Überspitzung von veralteten Rollenbildern sehen möchte.
Im Großen und Ganzen komme ich auf drei von fünf Sternen. Die Geschichte war trotz der von mir genannten Kritikpunkte unterhaltsam und ich möchte mir nach der Lektüre nun tatsächlich auch die Verfilmung ansehen.

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Veröffentlicht am 26.03.2022

Melancholische Geschichte

Zugvögel
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In „Zugvögel“ begleitet man als Leser*in Franny, eine Frau, die von einer Art Verzweiflung angetrieben zu sein scheint, die von Anfang an in der Handlung mitschwingt. Stück für Stück entblättert sich das ...

In „Zugvögel“ begleitet man als Leser*in Franny, eine Frau, die von einer Art Verzweiflung angetrieben zu sein scheint, die von Anfang an in der Handlung mitschwingt. Stück für Stück entblättert sich das ganze Ausmaß dieser Verzweiflung, während Franny verbissen versucht, ihre Mission zu erfüllen – den scheinbar letzten verbleibenden Küstenseeschwalben zu folgen.
Die Gegenwart der Handlung, also Frannys Reise auf dem Fischerboot, scheint in einer Zukunft zu spielen, von der ich nicht sagen kann, ob sie 10 Jahre in der Zukunft oder zu welchem Zeitpunkt auch immer stattfindet. Die Fischerei ist in großen Teilen bereits verboten, um ein Aussterben der Meeresfische zu verhindern, die Vögel sterben aus… es ist eine düstere Zukunft, in die uns Charlotte McConaghy da mitnimmt. Neben den diversen dramatischen Ereignissen während ihrer Reise entblättert sich in Rückblenden auch Puzzleteil für Puzzleteil Frannys Vergangenheit, die nicht weniger dramatisch verlaufen ist.
Charlotte McConaghy hat einen schönen Schreibstil und ein Gefühl für die Momentaufnahmen, die sie in dieser Geschichte präsentiert und durch die Sie uns sowohl Franny als auch ihr Umfeld und ihre Lebensgeschichte näherbringt. Am Anfang war mir Franny doch sehr fremd, zum Ende der Geschichte habe unglaublich mit ihr mitgefühlt und war beinahe traurig, dass die gemeinsame Reise mit den Küstenseeschwalben am Ende des Romans auch für mich zu Ende ging.
„Zugvögel“ ist allerdings keine leichte Kost, kein fröhlicher Unterhaltungsroman. Die Geschichte ist eher melancholisch, wenn ich versuchen müsste, sie mit nur einem Wort zu beschreiben. Das macht das Buch nicht weniger gut, aber man sollte vielleicht in der richtigen Gemütslage für eine eher traurige Geschichte sein und mit dieser Erwartungshaltung an die Geschichte herangehen.
Im Mittelteil des Romans zieht sich die Handlung ein kleines bisschen, dafür gibt es von mir einen Stern Abzug in der Gesamtwertung. Insgesamt vergebe ich aber vier von fünf Sternen und freue mich auf weitere Werke der Autorin.

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Veröffentlicht am 26.03.2022

Historischer Roman über den Donnerstagsclub

Die Spionin der Charité
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„Die Spionin der Charité“ von Christian Hardinghaus ist ein historischer Roman, der sich, so wie ich es verstanden habe, soweit möglich an recherchierten tatsächlichen Ereignissen und historischen Zusammenhängen ...

„Die Spionin der Charité“ von Christian Hardinghaus ist ein historischer Roman, der sich, so wie ich es verstanden habe, soweit möglich an recherchierten tatsächlichen Ereignissen und historischen Zusammenhängen orientiert. Figuren wie Dr. Ferdinand Sauerbruch und Fritz Kolbe kennt man wahrscheinlich spätestens seit der großartigen ZDF-Serie rund um das berliner Krankenhaus – die Charité.
Da ich die Serie gesehen hatte, war ich ein wenig verwundert über den Namen Lily Hartmann (und nicht das Fräulein Fritsch), unter dem die Sekretärin Sauerbruchs und spätere Ehefrau von Fritz Kolbe in dieser Geschichte als indirekte Erzählerin auftritt. Ganz zum Ende des Buches werden jedoch in der Danksagung die tatsächlichen Namen einiger im Roman verfremdeter Personen genannt, sodass sich spätestens hier diese Verwirrung für mich aufgelöst hat. Lily erzählt die Geschichte zwar durchaus eingefärbt durch ihre Wahrnehmung und nur soweit sie die Ereignisse rund um den Donnerstagsclub und dessen Mitglieder entweder miterlebt oder erzählt bekommen hat, aber sie erzählt sie nicht aus der Ich-Perspektive.
Die Geschichte ist packend und erschreckend zugleich – man spürt die Gefahr, die für die Widerstandsbewegung damals in der Luft lag. Und Christian Hardinghaus zeigt die Widerstandsgruppe rund um Ferdinand Sauerbruch nicht nur als starke Charaktere, die ihrer Überzeugung nach handeln und den ihnen größtmöglichen Beitrag zum Widerstand zu leisten versuchen. Er zeigt auch Menschen, die Momente der Angst und Verzweiflung erleben – und sich dennoch weigern, sich zu beugen. Ich empfinde dafür den allergrößten Respekt.
Obwohl ich den Schreibstil des Autors nicht immer als fließend und leicht zugänglich empfunden habe, hat mich die Geschichte, die in „Die Spionin der Charité“ erzählt wird, in ihren Bann gezogen.
Für den Schreibstil des Autors ziehe ich leider in der Gesamtwertung einen Stern ab, komme aber dennoch auf vier von fünf Sternen und empfehle den Roman definitiv weiter.

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Veröffentlicht am 25.03.2022

Fesselnd bis zum Ende

Die Vertraute
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In „Die Vertraute“ erzählt Gilly Macmillan die Geschichte von Lucy. Heute ist Lucy eine Autorin von Kriminalromanen, früher war Lucy die Schwester des Jungen, der auf mysteriöse Weise verschwunden ist. ...

In „Die Vertraute“ erzählt Gilly Macmillan die Geschichte von Lucy. Heute ist Lucy eine Autorin von Kriminalromanen, früher war Lucy die Schwester des Jungen, der auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Und als Dan, der Ehemann von Lucy, ebenfalls verschwindet, steht plötzlich die Frage im Raum, ob Lucy vielleicht doch in beiden Vermisstenfällen eine düstere Rolle gespielt haben könnte.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass mich „Die Vertraute“ absolut gefesselt und begeistert hat. Meiner Meinung nach passt der englische Titel des Buches „To tell you the truth“ viel besser zu der eigentlichen Geschichte und deren Konstruktion. Denn Lucy ist alles andere als eine verlässliche Erzählerin. Und das setzt Gilly Macmillan absolut grandios um. Jede Information, jede Erinnerung, Interaktionen mit anderen Menschen und selbst die Zwiegespräche zwischen Lucy und Eliza – nichts ist aus Lucys Perspektive, aus der die Geschichte erzählt wird, absolut eindeutig.
Gerade dadurch wurde für mich auch Lucys Unsicherheit und das Gefühl, langsam aber sicher im Wahnsinn zu versinken, während der gesamten Lektüre spürbar. Ist Lucy eine 100% sympathische Protagonistin? Absolut nicht. Aber sie ist interessant, gezeichnet von ihrer Vergangenheit und war insbesondere dadurch für mich eine glaubhafte Protagonistin.
Der Spannungsbogen wird zudem bis zum Ende aufrecht erhalten. Längen sucht man in „Die Vertraute“ meiner Meinung nach vergeblich. Für mich war das Buch einfach nur großartig und ich vergebe daher auch volle fünf Sterne für den Roman.

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Veröffentlicht am 01.03.2022

Blieb leider hinter meinen Erwartungen zurück

Thirteen
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Ganz vorne auf dem Cover prangt schon folgende Ankündigung: „Der Serienkiller steht nicht vor Gericht. Er sitzt in der Jury.“ Was genau im Mittelpunkt der Handlung dieses Thrillers stehen wird, ist somit ...

Ganz vorne auf dem Cover prangt schon folgende Ankündigung: „Der Serienkiller steht nicht vor Gericht. Er sitzt in der Jury.“ Was genau im Mittelpunkt der Handlung dieses Thrillers stehen wird, ist somit von vorne herein kein Geheimnis. Dennoch war ich neugierig darauf, was der Autor, Steve Cavanagh, mit diesem Ausgangssetting anstellen würde.
Und im Großen und Ganzen war „Thirteen“ für mich leider kein besonders spannendes oder fesselndes Leseerlebnis. Die Storyline zieht sich gefühlt ein wenig, die Einschübe zwischen den Kapiteln, die in der Aufmachung eines Gutachtens durch den Juryberater daherkamen, haben mich eher irritiert als wirklich zur Handlung beigetragen. Auch die Auflösung des großen Geheimnisses rund um den prominenten Angeklagten Bobby Solomon fand ich eher klischeehaft, wenn ich ehrlich sein soll. Die Handlung wechselt zwischen der Perspektive von Eddie und dem in der Jury sitzenden Serienkiller – und leider waren die Kapitel aus Sicht des Killers meiner Meinung nach ein wenig zu bemüht, eine Blaupause eines Serienkillers zu zeichnen – Beschreibungen von Erlebnissen und Verhaltensweisen, wie man sie aus der Verhaltensanalyse (spätestens seit Serien wie Criminal Minds und Mindhunter) kennt, finden sich in dem Thriller wieder.
Mir war durch den Klappentext leider auch nicht bewusst, dass es sich bei dem Thriller um einen Band aus einer ganzen Reihe von Büchern rund um den Anwalt Eddie Flynn handelt. So konnte ich die Anspielungen auf seine Vergangenheit und seine aktuelle familiäre Situation nicht wirklich einordnen.

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