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Veröffentlicht am 26.03.2022

Historischer Roman über den Donnerstagsclub

Die Spionin der Charité
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„Die Spionin der Charité“ von Christian Hardinghaus ist ein historischer Roman, der sich, so wie ich es verstanden habe, soweit möglich an recherchierten tatsächlichen Ereignissen und historischen Zusammenhängen ...

„Die Spionin der Charité“ von Christian Hardinghaus ist ein historischer Roman, der sich, so wie ich es verstanden habe, soweit möglich an recherchierten tatsächlichen Ereignissen und historischen Zusammenhängen orientiert. Figuren wie Dr. Ferdinand Sauerbruch und Fritz Kolbe kennt man wahrscheinlich spätestens seit der großartigen ZDF-Serie rund um das berliner Krankenhaus – die Charité.
Da ich die Serie gesehen hatte, war ich ein wenig verwundert über den Namen Lily Hartmann (und nicht das Fräulein Fritsch), unter dem die Sekretärin Sauerbruchs und spätere Ehefrau von Fritz Kolbe in dieser Geschichte als indirekte Erzählerin auftritt. Ganz zum Ende des Buches werden jedoch in der Danksagung die tatsächlichen Namen einiger im Roman verfremdeter Personen genannt, sodass sich spätestens hier diese Verwirrung für mich aufgelöst hat. Lily erzählt die Geschichte zwar durchaus eingefärbt durch ihre Wahrnehmung und nur soweit sie die Ereignisse rund um den Donnerstagsclub und dessen Mitglieder entweder miterlebt oder erzählt bekommen hat, aber sie erzählt sie nicht aus der Ich-Perspektive.
Die Geschichte ist packend und erschreckend zugleich – man spürt die Gefahr, die für die Widerstandsbewegung damals in der Luft lag. Und Christian Hardinghaus zeigt die Widerstandsgruppe rund um Ferdinand Sauerbruch nicht nur als starke Charaktere, die ihrer Überzeugung nach handeln und den ihnen größtmöglichen Beitrag zum Widerstand zu leisten versuchen. Er zeigt auch Menschen, die Momente der Angst und Verzweiflung erleben – und sich dennoch weigern, sich zu beugen. Ich empfinde dafür den allergrößten Respekt.
Obwohl ich den Schreibstil des Autors nicht immer als fließend und leicht zugänglich empfunden habe, hat mich die Geschichte, die in „Die Spionin der Charité“ erzählt wird, in ihren Bann gezogen.
Für den Schreibstil des Autors ziehe ich leider in der Gesamtwertung einen Stern ab, komme aber dennoch auf vier von fünf Sternen und empfehle den Roman definitiv weiter.

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Veröffentlicht am 25.03.2022

Fesselnd bis zum Ende

Die Vertraute
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In „Die Vertraute“ erzählt Gilly Macmillan die Geschichte von Lucy. Heute ist Lucy eine Autorin von Kriminalromanen, früher war Lucy die Schwester des Jungen, der auf mysteriöse Weise verschwunden ist. ...

In „Die Vertraute“ erzählt Gilly Macmillan die Geschichte von Lucy. Heute ist Lucy eine Autorin von Kriminalromanen, früher war Lucy die Schwester des Jungen, der auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Und als Dan, der Ehemann von Lucy, ebenfalls verschwindet, steht plötzlich die Frage im Raum, ob Lucy vielleicht doch in beiden Vermisstenfällen eine düstere Rolle gespielt haben könnte.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass mich „Die Vertraute“ absolut gefesselt und begeistert hat. Meiner Meinung nach passt der englische Titel des Buches „To tell you the truth“ viel besser zu der eigentlichen Geschichte und deren Konstruktion. Denn Lucy ist alles andere als eine verlässliche Erzählerin. Und das setzt Gilly Macmillan absolut grandios um. Jede Information, jede Erinnerung, Interaktionen mit anderen Menschen und selbst die Zwiegespräche zwischen Lucy und Eliza – nichts ist aus Lucys Perspektive, aus der die Geschichte erzählt wird, absolut eindeutig.
Gerade dadurch wurde für mich auch Lucys Unsicherheit und das Gefühl, langsam aber sicher im Wahnsinn zu versinken, während der gesamten Lektüre spürbar. Ist Lucy eine 100% sympathische Protagonistin? Absolut nicht. Aber sie ist interessant, gezeichnet von ihrer Vergangenheit und war insbesondere dadurch für mich eine glaubhafte Protagonistin.
Der Spannungsbogen wird zudem bis zum Ende aufrecht erhalten. Längen sucht man in „Die Vertraute“ meiner Meinung nach vergeblich. Für mich war das Buch einfach nur großartig und ich vergebe daher auch volle fünf Sterne für den Roman.

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Veröffentlicht am 01.03.2022

Blieb leider hinter meinen Erwartungen zurück

Thirteen
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Ganz vorne auf dem Cover prangt schon folgende Ankündigung: „Der Serienkiller steht nicht vor Gericht. Er sitzt in der Jury.“ Was genau im Mittelpunkt der Handlung dieses Thrillers stehen wird, ist somit ...

Ganz vorne auf dem Cover prangt schon folgende Ankündigung: „Der Serienkiller steht nicht vor Gericht. Er sitzt in der Jury.“ Was genau im Mittelpunkt der Handlung dieses Thrillers stehen wird, ist somit von vorne herein kein Geheimnis. Dennoch war ich neugierig darauf, was der Autor, Steve Cavanagh, mit diesem Ausgangssetting anstellen würde.
Und im Großen und Ganzen war „Thirteen“ für mich leider kein besonders spannendes oder fesselndes Leseerlebnis. Die Storyline zieht sich gefühlt ein wenig, die Einschübe zwischen den Kapiteln, die in der Aufmachung eines Gutachtens durch den Juryberater daherkamen, haben mich eher irritiert als wirklich zur Handlung beigetragen. Auch die Auflösung des großen Geheimnisses rund um den prominenten Angeklagten Bobby Solomon fand ich eher klischeehaft, wenn ich ehrlich sein soll. Die Handlung wechselt zwischen der Perspektive von Eddie und dem in der Jury sitzenden Serienkiller – und leider waren die Kapitel aus Sicht des Killers meiner Meinung nach ein wenig zu bemüht, eine Blaupause eines Serienkillers zu zeichnen – Beschreibungen von Erlebnissen und Verhaltensweisen, wie man sie aus der Verhaltensanalyse (spätestens seit Serien wie Criminal Minds und Mindhunter) kennt, finden sich in dem Thriller wieder.
Mir war durch den Klappentext leider auch nicht bewusst, dass es sich bei dem Thriller um einen Band aus einer ganzen Reihe von Büchern rund um den Anwalt Eddie Flynn handelt. So konnte ich die Anspielungen auf seine Vergangenheit und seine aktuelle familiäre Situation nicht wirklich einordnen.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Schwere Kost

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Der Klappentext hatte mich bereits auf eine aufwühlende und dramatische Geschichte vorbereitet. Und ich kenne die Art und Weise, wie Matt Haig schreibt und mit welchen Untiefen der Seele er sich zum Teil ...

Der Klappentext hatte mich bereits auf eine aufwühlende und dramatische Geschichte vorbereitet. Und ich kenne die Art und Weise, wie Matt Haig schreibt und mit welchen Untiefen der Seele er sich zum Teil in seinen Romanen auseinandersetzt auch bereits – aber „Der fürsorgliche Mr. Cave“ hat mich dann doch mehr mitgenommen, als ich erwartet hatte.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Terence Cave, Besitzer eines Antiquitätenladens und vom Schicksal schwer gebeutelt, erzählt. Seine Worte richtet er an seine Tochter, Bryony.
Zu Beginn der Handlung (und dies ist kein Spoiler, da es bereits im Klappentext enthalten ist), verliert Terence seinen Sohn und Bryony damit ihren Zwillingsbruder. Dieser weitere Verlust scheint für Terence den Punkt zu markieren, an dem er unter dem Leid und Schmerz seiner vorangegangenen Verlust (Mutter und Ehefrau) zerbricht.
Sein Bestreben, seine Tochter zu beschützen, äußert sich in extremen Regeln und fortlaufender Überwachung, gegen die die Teenagerin umso heftiger rebelliert. Einige der Szenen, die sich in dem Roman abspielen, waren für mich sehr aufwühlend. Und ja, im Verlaufe des Romans wird klar, dass Terence in bestimmten Situationen keinen gesunden Bezug mehr zur Realität hat und sich seine psychische Verfassung auch zunehmend verschlechtert. Dass sein Verhalten wahnhaft und sein Drang nach Kontrolle zwanghaft ist. Die Erfahrungen mit seiner Mutter und die Art und Weise, wie seine Frau zu Tode gekommen ist, sorgten bei mir zumindest dafür, dass ich verstehen konnte, wieso sein Verhalten so eskalieren konnte.
Der Schreibstil des Autors ist wie immer flüssig und liest sich sehr angenehm. Die Handlung war dagegen weniger „schön“ – und auch die Auflösung der Handlung zum Ende hin hat mich dieses Mal nicht, wie z.B. bei der „Mitternachtsbibliothek“ mit einem hoffnungsvollen Blick nach vorne zurückgelassen.
Auch wenn man den Eskalationsprozess der Geschichte irgendwie vorausahnen kann, so war ich von der Tiefe, mit der sich Matt Haig mit dem Absturz von Mr. Cave auseinandersetzt, doch auch fasziniert. Es ist eine toxische Mischung aus Schuldgefühlen, Trauer, Wut und einem unbändigen Wunsch den letzten Menschen zu beschützen, der ihm geblieben ist, die sein Verhalten verursacht. Wenn man in Betracht zieht, dass man es hier mit den Taten eines Mannes zu tun hat, die vermutlich aufgrund einer Art Psychose oder etwas in dieser Richtung geschehen, so wäre auch Mr. Cave eigentlich wiederum ein „Opfer“ und „Täter“ zugleich. Mein erster Impuls war allerdings auch, dass ich vor allem in Bryony das „Opfer“ gesehen habe, dass unter den Regeln ihres Vaters um Freiheit kämpft. Ich will damit nicht andeuten, dass Mr. Caves Verhalten zu rechtfertigen ist, aber diese Erkenntnis, dass er ja nicht von Grund auf „böse“ ist, um böse zu sein, sondern seine Handlungen aufgrund einer psychischen Erkrankung erfolgen, macht den Roman vielleicht beim Lesen auch so „unbequem“.
Von mir erhält „Der fürsorgliche Mr. Cave“ dennoch vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Fesselnd trotz zum Teil wirklich unsympathischer Protagonisten

Alles Begehren
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Im Mittelpunkt des Romans „Alles Begehren“ von Ruth Jones steht die Affäre von Callum und Kate. Für mich war dieser Ansatz, der bereits aus dem Klappentext des Romans hervorgeht, gleichermaßen interessant ...

Im Mittelpunkt des Romans „Alles Begehren“ von Ruth Jones steht die Affäre von Callum und Kate. Für mich war dieser Ansatz, der bereits aus dem Klappentext des Romans hervorgeht, gleichermaßen interessant und abschreckend. Wie wird eine solche Geschichte erzählt, was sind das für Charaktere, die da im Mittelpunkt der Handlung stehen werden? Ich glaube, diese Fragen haben vor allem dafür gesorgt, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte.

Gleich zu Anfang muss ich sagen, dass es sich bei „Alles Begehren“ zumindest nach meinem Empfinden nicht um eine Liebesgeschichte im herkömmlichen Sinn handelt. Die Geschichte spielt auf verschiedenen zeitlichen Ebenen - zum einen im Jahr 1985, in der Gegenwart und gibt ganz am Ende auch einen Einblick in die „Zukunft“ der Protagonisten.

Ich habe am Anfang ein bisschen Zeit gebraucht, um mich in die Geschichte einzufinden. Denn sowohl Callum als auch Kate waren mir absolut unsympathische Persönlichkeiten – egoistisch und rücksichtslos und in Teilen fürchterlich verlogen. Die Charaktere haben mich mit ihrem Verhalten wirklich abgestoßen – denn man erhält neben den Einblicken rund um die Affäre von Kate und Callum auch detaillierte Einblicke in deren (familiäres und freundschaftliches) Umfeld und die Scherbenhaufen, die ihr Verhalten dort zwangsläufig hinterlässt.

Ganz ehrlich, ich habe dem „Paar“ Callum und Kate keine einzige Sekunde während des Lesens ein Happy End gewünscht. Und dennoch konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Es hat mich gefesselt bis zur allerletzten Seite. Und damit ist der Autorin, Ruth Jones, meiner Meinung nach ein absolutes Meisterwerk gelungen.

„Alles Begehren“ ist eine aufwühlende Geschichte, eine Geschichte, über die man diskutieren kann und bei der ich neugierig bin, ob es Leser/innen gibt, die die Affäre von Kate und Callum anders, gütiger betrachten, als ich das beim Lesen getan habe. Es ist keine leichte Kost – und das Ende der Geschichte kam mir dann doch ein bisschen kurz abgehandelt daher. Aber in einer Gesamtwertung komme ich immer noch auf vier von fünf Sternen.

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