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Veröffentlicht am 30.09.2024

Drogenhandel durchdringt unsere Gesellschaft

Nacht der Verräter
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Der Polizist Max Bauer, der im Dienst einen Brandanschlag überlebte und mit Hilfe seiner Frau Julia dem psychischen Loch entkommen ist, wird von Neuem vom Schicksal geschlagen. Seine Frau ist während einer ...

Der Polizist Max Bauer, der im Dienst einen Brandanschlag überlebte und mit Hilfe seiner Frau Julia dem psychischen Loch entkommen ist, wird von Neuem vom Schicksal geschlagen. Seine Frau ist während einer Party bei seinen russischen Brüdern verschwunden.
Max weiß nichts über Julias Vergangenheit und findet lange keinen Ansatzpunkt zur Suche.
Zeitgleich wird er von der „Internen“ verdächtigt, am Kokainhandel seiner angeheirateten russischen Familie teilzuhaben. Kurzerhand wird Max unter Druck gesetzt seine Familie zu bespitzeln, kein leichtes Unterfangen.

Dieses Mal gibt es einen „Stand-Alone“, keinen Melia Adan, Vincent Veih-Thriller. So gut die Stand-Alone-Thriller von Horst Eckert sind, immer nah am Puls der Zeit, so sehr hoffe ich, dass die Adan/Veih Reihe fortgesetzt wird.
Nacht der Verräter ist wie immer hoch aktuell und beleuchtet Probleme, die unsere Gesellschaft immer mehr korrumpieren und kaputt machen. Die Drogenkartelle entpuppen sich mittlerweile als Hydra. Aus jedem abgeschlagene Kopf wachsen mindestens zwei neue.
Max Bauer ist sehr gut charakterisiert worden. Wir können seinen immensen Kampf zwischen Loyalität zu seinem Beruf, vielleicht sogar zu seiner Berufung, die immer noch mit ein wenig Naivität gepaart ist, der Loyalität seiner Familie gegenüber und dem Zweifel, ob er seine Frau richtig eingeschätzt hat.
Über Julia habe ich dagegen zu wenig erfahren. Irgendwie bekam ich sie nicht zu fassen. Jede ihrer Handlungen war überraschend und nicht immer nachvollziehbar.
Max‘ russische Familie hat aus ihrer Einstellung allerdings von Anfang an keinen Hehl gemacht.
Die Handlung war spannend aufgebaut und die verschiedenen Spannungsbögen haben mich kaum durchatmen lassen. Aber nach fast vierhundert Seiten war es schon wieder vorbei. Schade, hoffentlich lässt Horst Eckert uns nicht so lange auf den nächsten Thriller warten.

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Veröffentlicht am 25.09.2024

Zu viele Nebenschauplätze

Meeresfriedhof
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Während des 2. Weltkriegs wird das Hurtigruten Schiff des Norwegischen Reeders Thor Falck von einer englischen Miene getroffen und versengt. Zahlreiche deutsche Soldaten und der Reeder selbst ertrinken. ...

Während des 2. Weltkriegs wird das Hurtigruten Schiff des Norwegischen Reeders Thor Falck von einer englischen Miene getroffen und versengt. Zahlreiche deutsche Soldaten und der Reeder selbst ertrinken.
Seine Frau, die Schriftstellerin Vera Falck, und der gemeinsame Sohn Olav überleben.
Olav Falck gelingt es, in den folgenden fünfundsiebzig Jahren ein Imperium aufzubauen. Mittlerweile fungiert er als Patriarch der Familie und als Vorsitzender der einflussreichen SAGA-Stiftung.
Als seine Mutter Selbstmord begeht und ihr Testament verschwunden ist, überschlagen sich die Ereignisse.

Wie ich erst nach der Lektüre erfahren habe, ist Meeresfriedhof das erste Buch einer drei-teiligen Falck-Saga. Das Familiengefüge und Entstehung eines Imperiums finde ich sehr interessant. Allerdings haben mich die zahlreichen Kriegsszenen irritiert. Ich fand sie nicht notwendig, sogar störend.
Die dubiosen Machenschaften der SAGA-Stiftung in Verbindung mit den Geheimdiensten oder auch ohne Verbindung zu den Geheimdiensten hätten auch unblutiger dargestellt werden können. Mir ist die Aufgabe von Johnny Berg, beziehungsweise seine eigen Intension nicht klar geworden. Wahrscheinlich muss ich dazu die beiden Folgebände lesen.
Des Weiteren konnte ich mich mit keiner Protagonistin und mit keinem Protagonisten anfreunden. Auch Sasha, die anfänglich sympathisch wirkt, weil sie die Wahrheit herausfinden will, verändert sich zum Gegenteil. Hans Falck, der Gutmensch, macht zwar einen positiven Eindruck, aber auch er hat seine dunkle Seite.
Die einzelnen Familienmitglieder werden gut charakterisiert, obwohl natürlich am Ende viele Fragen offenbleiben. Es folgen ja noch zwei Bände.
Abgesehen von den syrischen, kurdischen, amerikanischen Kriegsschauplätzen, die teilweise von norwegischen Söldnern durchsetzt waren, lies mich die Familien-Saga unbefriedigt zurück.
Ich weiß noch nicht, ob ich die Folgebände lesen möchte.

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Veröffentlicht am 18.09.2024

Fantastisch

Der längste Schlaf
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Die junge Wissenschaftlerin Mara Lux, permanent unter Schlaflosigkeit leidend, forscht an einem Londoner Institut über das Thema Schlaf, Schlaflosigkeit und welche Methoden zu erholsamen Schlaf führen ...

Die junge Wissenschaftlerin Mara Lux, permanent unter Schlaflosigkeit leidend, forscht an einem Londoner Institut über das Thema Schlaf, Schlaflosigkeit und welche Methoden zu erholsamen Schlaf führen können. Leider kann sie sich selbst mit ihren Forschungsergebnissen nicht helfen, denn es sind ihre Träume, die ihr Angst machen und die zuweilen zukünftige Ereignisse beleuchten, deren Sinn sich Mara aber nicht rechtzeitig erschließt.
Mara hat viel zu früh ihre Eltern verloren. Deutschland hat sie zum Studium verlassen und ist auch danach in England geblieben. Obwohl sie bis auf ihre Freundin Roxi keine Verbindungen mehr nach Deutschland hat, erhält sie von einem deutschen Anwalt eine Nachricht über die Schenkung eines Herrenhauses von einem anonym bleibenden Unbekannten.
Als Mara sich mit dieser Schenkung beschäftigt, erlebt sie einige Überraschungen.


Die äußerst spannenden, meist unblutigen Thriller von Melanie Raabe, die ich immer geradezu verschlungen habe, entwickeln sich mehr und mehr zu ebenfalls spannenden, aber mystischen und übersinnlichen Romanen. „Die Kunst des Verschwindens“ ging schon in diese Richtung. Damals konnte ich mich noch nicht vollkommen darauf einlassen.
Dieser Roman hat mir besser gefallen, obwohl dieses träumerische, tiefgründige und mystische nicht mein Lieblingsgenre ist. Aber die „Thriller-Queen“ hat einiges an Spannung und Rätselhaftem einbaut, so dass dieses „Traumbuch“ zeitweise zum Pageturner wurde.
Die Geschichte, naja, ist fantastisch und auch übersinnlich, aber in einigen Szenen hatte ich und wahrscheinlich viele andere Leser, das Gefühl, dass man selbst schon Déjà-vus im Leben hatte, Erinnerungen an Träume, die sich nicht erklären ließen und auch Warnungen vor Situationen.
Diesen Roman empfinde ich als die „was-wäre-wenn“ Gedanken-Assoziation einer genialen Autorin.
Ein Buch, auf das man sich einlassen sollte. Mich lud es zum Träumen ein und brachte meine Träume zum Nachklingen.
Danke!

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Veröffentlicht am 13.09.2024

Sehr nah an der Realität

Tode, die wir sterben
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Diese Rezension betrifft das Hörbuch:

Der Mord an einem 13-jährigen Jungen in einem Malmöer Brennpunktviertel wird von der Polizeiführung als Bandenkrieg zweier rivalisierender Drogenkartelle eingestuft. ...

Diese Rezension betrifft das Hörbuch:

Der Mord an einem 13-jährigen Jungen in einem Malmöer Brennpunktviertel wird von der Polizeiführung als Bandenkrieg zweier rivalisierender Drogenkartelle eingestuft.
Wegen fehlender Beamte und einem gesuchten frischen Blickwinkel, setzt die Polizei den frischverwitweten Kommissar Jon Nordh und die strafversetzte Undercover Ermittlerin Svea Karhuu ein. Svea vertraut viel auf ihr Bauchgefühl und ihre Instinkte, während Jon versucht mit seiner Trauer um seine Frau umzugehen und den Aufgaben als alleinerziehender Vater nachzukommen.
Im Laufe der Ermittlungen ändert sich ihr Fokus und ihnen droht der Fall entzogen zu werden, aber sie haben eine Spur.




Die letzten Bücher von Danielsson/Voosen wurden von Verena Wolfien gelesen. Ich habe sie immer gern gehört. Thomas Schmuckerts Stimmfarbe hat für mich schon etwas Spannendes, fast Gruseliges. Ich finde sie passt sehr gut zu diesem spannenden und teilweise etwas düsteren Schwedenkrimi.
Ich bin davon überzeugt, dass das neue Ermittlerteam Svea Karhuu/Jon Nordh genauso erfolgreich wie die 10-teilige Serie Ingrid Nyström/Stina Forss sein wird.
Kerstin Signe Danielsson und Roman Voosen verstehen sich gut darauf spannende fiktive Krimis mit aktuellen Verbrechen zu mischen. Dabei wird nicht plakativ eine aktuelle Situation oder ein Verbrechen angeprangert, sondern die Kommissare ermitteln im Umfeld des Opfers, versuchen das Motiv und natürlich den Täter zu finden, graben dabei immer tiefer oder folgen ihren Intuitionen und plötzlich offenbart sich ihnen eine andere Situation. Sie erkennen eine Spur, der sie ohne Rücksicht folgen.
Zum Einstieg erfahren wir viel über die private Situation der beiden Ermittler. Wir beobachten ihre Anpassungsschwierigkeiten und Jons Trauerbewältigung, aber es ist schon erkennbar, dass hier eine gutes Team zusammenwachsen kann.
Ich freue mich auf die folgenden Fälle für Svea Karhuu und Jon Nordh.

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Veröffentlicht am 13.09.2024

Beste Empfehlung

BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«
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Die vierzehn-jährige Sybilla Schwarz, genannt Billie, wächst mit drei Brüdern und zwei Schwestern im Haus des Bürgermeisters Schwarz von Greifswald auf.
Billie ist ein besonders aufgewecktes Kind. Sie ...

Die vierzehn-jährige Sybilla Schwarz, genannt Billie, wächst mit drei Brüdern und zwei Schwestern im Haus des Bürgermeisters Schwarz von Greifswald auf.
Billie ist ein besonders aufgewecktes Kind. Sie lernt lesen und schreiben, dürstet nach Bildung, möchte studieren und eine berühmte Dichterin werden.
Aber es herrscht Krieg in Pommern und Greifswald wird vom Krieg überrollt. Wallensteins Offiziere nisten sich in das Haus des Bürgermeisters ein und terrorisieren die Bevölkerung.
Mit Mut, Leidenschaft, Klugheit und einer großen Portion Eigensinn findet Billie ihren Weg.


Der Debüt-Roman von Stefan Cordes war eine Empfehlung der wunderbaren Autorin Melanie Raabe. Eine Leseempfehlung, die ich gerne weitergebe.
Obwohl mir der Name der Dichterin Sybilla Schwarz, die im 17. Jahrhundert lebe, unbekannt war, habe ich mich schon nach wenigen Seiten in ihre liebenswerte, kluge und rebellische Wesensart verliebt. Sie ist die jüngste von sechs Kindern, wird von einem Bruder unterstützt, vom anderen Bruder verachtet, weil sie nur ein Mädchen ist. Aber sie setzt sich durch, sie lernt, beobachtet, rebelliert und kämpft für die Vernunft.
Stefan Cordes hat Billies viel zu kurzes Leben bestens ins Szene gesetzt. Er beschreibt spannend und zugleich berührend Billies Weg, der sie die Kraft der Worte und der Poesie entdecken lässt.
Er gibt uns Einblick in die damalige Familienstruktur, die Vorbehalte und auch ihr Zusammenhalt. Er beleuchtet die moralischen Grundsätze im 17. Jahrhundert, aber auch die Neugier der Mädchen, die Verliebtheit, die Billie zu mannigfaltigen Gedichten inspirierte.

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