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Veröffentlicht am 27.10.2020

Ebenso faszinierend wie erschreckend!

Mut zur Freiheit
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Dieses Buch ist die Autobiographie von Yeonmi Park, die als 13-Jährige mit ihrer Mutter aus Nordkorea floh. Es gliedert sich in drei Abschnitte: Nordkorea, China und Südkorea. Im ersten Teil beleuchtet ...

Dieses Buch ist die Autobiographie von Yeonmi Park, die als 13-Jährige mit ihrer Mutter aus Nordkorea floh. Es gliedert sich in drei Abschnitte: Nordkorea, China und Südkorea. Im ersten Teil beleuchtet sie nicht nur ihr eigenes Leben und das ihrer Schwester Eunmi, sondern erzählt uns auch die Lebensgeschichten ihrer Eltenr und Großeltern, was einem noch besser hilft, die Situation der Menschen dort zu verstehen. Der zweite Teil schildert ihre Zeit in China, die sie als Illegale dort verbrachte und wo sie ständig von einem Menschenhändler zum nächsten weitergereicht wurde. Zuletzt berichtet sie über ihr neues Leben in Südkorea und die damit verbundenen Probleme.


Wie Zeitreisende kamen sich Yeonmi Park und ihre Mutter sich vor, als sie in China und später in Südkorea ankamen. Nordkorea ist technisch sehr rückständig und es gibt in der Regel nicht einmal Strom. Wir lesen von Hungersnöten, in denen Yeonmi und ihre Schwester auf den Wiesen Gräser gegessen haben, um irgendetwas im Bauch zu haben. Wir lesen von der Angst, für eine kleine Gedankenlosigkeit schon ins Lager zu kommen und vom mystischen Kult um die Führer, die angeblich mit ihren Gedanken das Wetter beeinflussen und die Gedanken der Bürger lesen können.

Wir bekommen Einblicke in eine Gesellschaft, in der jede Ordnung zusammengebrochen ist und sich darunter eine verdeckte zweite gebildet hat, in der jeder versucht, durch Verbrechen wie illegalen Handel zu überleben und in der ohne Bestechung nichts funktioniert, mit Bestechung jedoch fast alles - solange man nicht erwischt wird.

Genaue Inhalte über ihren Lebenslauf möchte ich gar nicht im Detail wiedergeben. Aber bevor ich dieses Buch gelesen habe, hatte ich bereits jede Dokumentation zu Nordkorea verschlungen, die ich im Internet finden konnte. Dieses Buch gewährt einem jedoch noch einmal völlig andere Einblicke in dieses Land. Es zeigt Seiten des Landes, die keine westliche Kamera jemals erblicken wird.

In der Mitte des Buches gibt es außerdem auch einige Fotos von Yeonmi und ihrer Familie zu sehen, die sie aus Nordkorea mitnehmen konnten.

Dieses Land ist gleichermaßen faszinierend wie erschreckend!
Yeonmi Park schildert ihre Geschichte sehr offen und obwohl ich bereits so viele Berichte über Nordkorea gesehen hatte, zeigte es mir unendlich viel Neues, das ich noch nicht wusste. Die Biographin selbst ist mir auch sehr sympatisch und ich habe das Buch sofort noch ein zweites Mal gelesen.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Das Mädchen mit den sieben Namen

Schwarze Magnolie
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Kurz vor ihrem 18. Geburtstag beschließt die junge Nordkoreanerin, die damals noch Min-young Park hieß, über den gefrorenen Fluss nach China zu schleichen. Ein letztes verbotenes Abenteuer, bevor sie erwachsen ...

Kurz vor ihrem 18. Geburtstag beschließt die junge Nordkoreanerin, die damals noch Min-young Park hieß, über den gefrorenen Fluss nach China zu schleichen. Ein letztes verbotenes Abenteuer, bevor sie erwachsen wird. Doch dann kommt es ganz anders, der Rückweg ist ihr versperrt und sie muss notgedrungen in China bleiben - in ständiger Gefahr entdeckt und ausgeliefert zu werden.



Nachdem Mut zur Freiheit von Yeonmi Park gelesen hatte, wollte ich noch eine zweite Nordkorea-Biografie lesen, um vergleichen zu können. Und ich bin sehr froh darüber, denn Hyeonseo Lee gibt einem noch einmal völlig andere Einblicke in dieses Land. Beide Frauen stammen aus der Grenzstadt Hyesan und haben jahrelang illegal in China gelebt, bevor sie schließlich nach Südkorea flohen. Das ist jedoch auch schon alles, was die beiden gemeinsam haben.

Im Gegensatz zu Yeonmi Park ist Hyeonseo Lee in Nordkoreas Oberschicht aufgewachsen und führte daher ein eher angenehmes Leben dort. Selbst die große Hungersnot musste sie nie am eigenen Leib erfahren. Allerdings war es sehr spannend, unter was für schlechten Umständen selbst die hochrangigen Familien zum Teil leben müssen. So beschreibt sie zum Beispiel eine Wohnung, in der die Familie gelebt hat, mit schwarzem Schimmel an der ganzen Außenwand und ohne Heizung oder warmes Wasser.

Zudem hat Hyeonseo Lee viel länger die Schule besucht und auch die Jungpioniere, die entfernt vergleichbar mit der Hitlerjugend sein dürften.

In China war ihr Weg ein sehr untypischer. Sie gelangte nicht durch Schleuser hinüber, sondern ging alleine und kam zunächst bei Leuten unter, die sie kannte. Bald schon jedoch musste sie sich allein durchschlagen und sie gehört wohl zu den ganz wenigen, die nie gezwungen waren im Rotlichmileu zu arbeiten. Auch ihre Flucht in den Süden könnte untypischer nicht sein. Man sagte ihr damals, sie gehöre zu den seltenen 1 %, die auf diesem Wege ins Land kommen. Umso schwieriger gestaltete es sich, ihre Familie nach zu holen. Ich habe wirklich mit ihr gelitten!

Ich bin sehr froh, noch ein anderes Buch zu diesem Thema gelesen zu haben und war doch überrascht, wie wenig Gemeinsamkeiten die beiden Geschichten der jungen Frauen aufweisen. Aber es zeigt uns deutlich, dass es unzählige dieser Geschichten dort draußen gibt und auf lange Sicht möchte ich gerne noch mehr davon hören bzw. lesen.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Tolle Atmosphäre in den Weiten Russlands

Weit im Norden
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Makepiece Hatfield ist die letzte Einwohnerin der ehemaligen Quäkerstadt Evangeline. Der Kampf um Nahrung und Ressourcen ließen die Stadt zunehmend im Chaos versinken, bis sie schließlich dem Untergang ...

Makepiece Hatfield ist die letzte Einwohnerin der ehemaligen Quäkerstadt Evangeline. Der Kampf um Nahrung und Ressourcen ließen die Stadt zunehmend im Chaos versinken, bis sie schließlich dem Untergang geweiht war. Makepiece führt ein einsames Leben, bis sie eines Tages auf Ping trifft. Die Bekanntschaft mit einem anderen Menschen verändert ihre Sicht auf das Leben und wir begleiten Makepiece auf ihrer langen Reise, die ihr zeigt, wie die Welt außerhalb von Evangeline mittlerweile aussieht. Durchzogen ist das ganze von Erinnerungen, die uns rückblickend erklären, was genau in Evangeline und mit Makepiece geschehen ist.



Die genauen Stationen ihrer Reise möchte ich jetzt nicht vorwegnehmen, jedoch fand ich sie fast alle sehr gut geschildert. Vor allem hat mir gefallen, wie realistisch einem immer wieder die Natur des Menschen vor Augen geführt wird. Es war fast schon überraschend, dass die Menschen meistens so beschrieben wurden, wie sie sich tatsächlich verhalten würden. So kennt man das nur aus wenigen Büchern.

Die Handlung enthielt gegen Ende leider einige Plotholes und Deadends, und driftete durch einen Gegenstands, der als das Danielsfeuer bezeichnet wird, auch leider in den Bereich SciFi oder Fantasy.


Die Rückblenden empfand ich zum Ende hin ebenso als zu überdramatisiert und etwas an den Haaren herbei gezogen, weil man sie eben immer weiter steigern musste, wie es scheint. Das war schade.

Bis auf diese Punkte hat mir das Buch aber sehr gefallen, vor allem die sibirische Lanschaft und die Tatsache, dass der Fokus hier gar nicht so genau auf den Untergangs der Zivilisation gelegt wird, sondern auf das Überleben im nachfolgenden Abschnitt. Man erlebt weniger das große Ganze, sondern nur eine, sehr persönliche Geschichte.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Durst, Einsamkeit und Haie

Nichts als überleben
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Robie lebt auf der abgelegenen Insel Midway. Während eines Besuchs bei ihrer Tante in Honolulu entscheidet sie spontan und ungeplant, früher wieder nach Hause zu fliegen. Das Flugzeug stürzt in den Pazifik ...

Robie lebt auf der abgelegenen Insel Midway. Während eines Besuchs bei ihrer Tante in Honolulu entscheidet sie spontan und ungeplant, früher wieder nach Hause zu fliegen. Das Flugzeug stürzt in den Pazifik - und Robie stand nicht auf der Passagierliste. Allein in einem Rettungsfloß treibt sie auf dem Meer, ohne dass jemand nach ihr suchen würde.

Natürlich kann ich über das Buch nicht viel sprechen, da es so kurz ist.

Robie war mir als Charakter anfangs nicht so sympathisch, weil sie so völlig anders ist als ich, sehr girlymäßig. Im Verlauf macht sie aber eine Entwicklung durch.

Gut geschildert fand ich Robies psychischen Zustand, der sich früh dramatisiert und dann immer weiter steigert. Im Verlauf des Buches wird sie geradezu wahnsinnig, womit ich nicht gerechnet hatte und was mich dann sehr positiv überrascht hat. Ein Aspekt davon war jedoch von Anfang an so offensichtlich, dass mich die Auflösung dann nicht mehr überrascht hat, dennoch gut gemacht.

Der Plot ist leider die Schwäche des Buches, was nie gut ist. Allerdings muss man sich schon anstrengen, um aus der Ausgangssituation überhaupt einen Plot rauszuholen, denn Robie treibt in ihrem Floß auf dem Meer und im Grunde war es das ja auch schon. Wie sie ins Flugzeug kommt und wieso niemand das weiß ist natürlich sehr konstruiert und auch vieles andere ist wenig glaubwürdig und sehr gestellt. Überhaupt die Tatsache, dass sie überlebt ist im Grunde unglaubwürdig, allerdings hat es solche Fälle ja schon gegeben, das kritisiere ich also nicht, auch wenn es sich nicht gut liest. Der spätere Verlauf, wo sie nicht mehr im Floß ist, ist dagegen stärker und besser geraten.

Außerdem sei erwähnt, dass in diesem Buch Tiere zu Schaden kommen. Da gibt es nur ein paar wenige Szenen, aber mir gefällt sowas überhaupt nicht. Das ist aber keine Kritik, nur eine Warnung für alle, die sowas nicht lesen möchten.

Ein Buch mit schwachem Plot, aber die Autorin schafft es tatsächlich Spannung und Drama aufzubauen, dafür hat sie meinen Respekt. Insgesamt ganz okay für zwischendurch, am Ende halten sich große Schwäche und große Stärke die Waage.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Schöne Illustration, Handlung eher unstimmig

Stigmata
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Dieses Buch hat mich etwas zwiegespalten zurückgelassen.


Gut gefallen haben mir zum Einen die vielen Bilder, die in die Geschichte integriert wurden. Im Laufe des Buches findet Protagonistin Emma ...

Dieses Buch hat mich etwas zwiegespalten zurückgelassen.


Gut gefallen haben mir zum Einen die vielen Bilder, die in die Geschichte integriert wurden. Im Laufe des Buches findet Protagonistin Emma immer mehr Fotos, die offenbar aus dem leeren Album aus dem Paket stammen und diese Bilder werden dem Leser jedes Mal gezeigt.
Das allmähliche Immer-weiter-Aufdecken der Geschichte von Emmas Mutter fand ich auch gut gemacht. Inhaltlich war diese Geschichte nicht ganz mein Geschmack und auch hier und da nicht ganz stimmig bzw. die Auflösung am Ende war mir dann viel zu weit hergeholt.

Emma selbst fand ich etwas blass und sie hat bei mir nicht wirklich irgendeinen Eindruck hinterlassen. Gleiches gilt für den Schreibstil, der an sich keine besonderen Merkmale hat, bis auf eines, das mir aber eher negativ aufgefallen ist.

Ein mittelmäßiges Buch, dass hier und da nicht stimmig oder zu flach ist. Allerdings ist es ansprechend gestaltet durch die Bebilderung und für wahrscheinlich für jugendliche Leser auch spannender als für mich mit meinen Mitte-20. Es hatte durchaus seine spannenden Momente und man hat das Gefühl, mit Emma durch ein Labyrinth zu irren, es ist also auch nicht alles schlecht. So mittelmäßig eben.

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