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Veröffentlicht am 27.03.2017

Sehr nüchterner, für mich enttäuschender Krimi der Autorin, der viele Längen aufweist und echte Spannungsmomente vermissen lässt

Am Anfang war dein Ende
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Als ein Schüler, unbekleidet und erschossen, im Wald von Greenbury, New York aufgefunden wird, vermutet der dazu gerufene Detective Peter Decker, dass es sich womöglich auch um Mord handeln könnte. Mit ...

Als ein Schüler, unbekleidet und erschossen, im Wald von Greenbury, New York aufgefunden wird, vermutet der dazu gerufene Detective Peter Decker, dass es sich womöglich auch um Mord handeln könnte. Mit von der Partie ist auch sein Ex-Kollege McAdams, der seinen Job bei der Polizei an den Nagel gehängt hat und nun in Harvard Jura studiert. Denn McAdams hatte sich kurz zuvor bei Decker für ein paar Tage „Urlaub“, den er eigentlich zum ungestörten Lernen nutzen wollte, angemeldet und erscheint allzu begeistert darüber, etwas Ablenkung zu bekommen, auch wenn es ihn bekümmert, dass ein solch junger Mann ums Leben gekommen ist. Schnell ist der Name des Toten ermittelt, auch wenn am Tatort keinerlei Papiere aufgefunden wurden. Es handelt sich um einen hochintelligenten, studierenden Mathematiker, der aufgrund seiner Begabung im Vorfeld gleich von mehreren namenhaften Universitäten umworben worden war, sich allerdings, um näher bei seiner Familie zu sein, für das College von Greenbury entschieden hatte. Der Tote, Elijah Wolf, stammte aus einer Mennonitenfamilie und bekam ein Stipendium.

Keiner aus seinem näheren Umfeld, kann eigentlich so wirklich an einen Selbstmord glauben. Zwar war er mehr oder weniger ein Einzelgänger und fixiert auf Mathematik, doch erschien es sogar kurz vor seinem Tode so, als wäre er vergnügter als sonst. Zudem arbeitete Elijah Wood an einem äußerst spannenden Thema für Mathematiker- Die Fourier- Transformation und bereitete bereits seine wichtige Abschlussarbeit vor. Eine Abschlussarbeit, die auch für seine Mitstudierenden und Professoren von großem Interesse zu sein scheint, denn jeder von ihnen bedrängt Decker in der Folgezeit, ihm doch die Arbeit auszuhändigen, die Decker verborgen hinter einer Schublade in Elijahs Zimmer gefunden hat. Doch Decker beschließt lieber einen befreundeten und vor allem neutralen Professor von Harvard hinzuzuziehen, denn keiner kann im Falle, dass Elijah ermordet wurde, als Verdächtiger ausgeschlossen werden. Weder Mitstudenten noch Professoren. Und dann geschieht ein zweiter Todesfall. Ausgerechnet Elijahs Vertrauensperson am College, die ihm helfen sollte, sein Arbeit fertigzustellen, wird tot aufgefunden. Ebenfalls im Wald, ebenfalls nackt und von einem Schuss niedergestreckt. Ein erneuter Selbstmord, Mord oder was sollen Decker und McAdams davon halten?

Schon nachdem ich die ersten Seiten von Faye Kellermans „Am Anfang war Dein Ende“ gelesen hatte, wurde mir klar, dass ich es hier nicht mit dem ersten Teil einer neuen Serie zu tun hatte, wie ich es mir erhofft hatte, sondern mit dem leider bereits 24. Teil der Decker/Lazarus Reihe, die wie ich nach kurzem Recherchieren im Web entdeckte, zuvor im btb Verlag erschienen war. „Am Anfang war Dein Ende“, ist somit der erste Teil, der bei Harper Collins Germany herausgegeben wurde. Ich hätte es gut gefunden, wenn man diesbezüglich als Leser zuvor informiert worden wäre. (Auf dem Klappentext?) Somit wurde ich etwas ins kalte Wasser geworfen und konnte den flapsig, lockeren und humorigen Unterton den Decker, McAdams und Deckers Frau miteinander austauschen, nicht so sehr genießen, zudem hätte ich mir gewünscht, die Hauptakteure bereits in den Vorgängerbänden besser kennengelernt zu haben. So blieben sie mit leider recht fremd. Da ich aber ebenfalls, bevor ich mich für diesen Krimi entschieden habe, im Vorfeld hätte schauen können, ob ich es hier mit einer bereits erschienenen oder neuen Serie zu tun habe, habe ich beschlossen, diesen Kritikpunkt, bezüglich der etwas blass wirkenden Akteure, nicht in meiner Bewertung zu berücksichtigen. Ansonsten hätte ich diesem Roman noch weniger als der gegebenen drei von 5 Punkten verliehen. Wieso einer solch mäßige Bewertung meinerseits?

Das liegt vor allem daran, dass die Autorin die Ermittlungsarbeit dermaßen akribisch und langatmig gestaltet hat (auch wenn sie dadurch an Glaubwürdigkeit gewinnt), dass ich oftmals versucht war, den Roman einfach beiseite zu legen. Dazu widmet sie sich dem besonderen Steckenpferd des toten Studenten Elijah „Die Fourier- Transformation“, mit einer solchen Hingabe, die Mathematiker und alle anderen an diesem Thema interessierten Leser sicherlich fesseln mag, doch übertreibt sie es meiner Meinung nach zu sehr mit den Erläuterungen und Erklärungen dazu, die sich immer und immer wieder in ewiger Wiederholung in den einzelnen Buchkapiteln auffinden. Ebenfalls fand ich es unrealistisch beschrieben, dass ein Ex-Cop, der mittlerweile studiert, also seinen ehemaligen Job aufgegeben hat, bei Mordfällen dem Expartner über die Schulter schauen und ihm bei den Ermittlungen helfen darf. Genauso wie übrigens auch Deckers Ehefrau, die einfach mal mitgenommen wird, zur Mutter des ersten Toten, um mit dieser vertraulich zu sprechen.

Die Ermittlungsarbeiten ziehen sich dermaßen in die Länge, dass praktisch zu keinem Zeitpunkt echte Spannung aufkommt. Zugegeben, es mag interessant sein, mal zu lesen, wie Polizeiarbeit funktioniert, doch wenn sie sich aufgeschrieben liest, wie ein nüchterner Polizeibericht, fehlt mir einfach das gewisse Etwas, was einen Krimi auszeichnen sollte. Ab dem Zeitpunkt des zweiten Todesfalls, kommt dann etwas Bewegung in die Story, doch ehrlich gesagt habe ich mich dennoch sehr durch das Buch quälen müssen. Am Ausdruck und Stil den die Autorin an den Tag legt, liegt es sicherlich nicht, zudem haben andere Bücher der Reihe überragende Bewertungen bekommen, wie ich erfahren habe. Leider hält sich mein Interesse, weitere Teile der Serie kennenlernen zu wollen, momentan in Grenzen.

Kurz gefasst: Sehr nüchterner, für mich enttäuschender Krimi der Autorin, der viele Längen aufweist und echte Spannungsmomente vermissen lässt.

Veröffentlicht am 09.02.2017

Ungewöhnlicher, atmosphärischer Eso-Mystery- Thriller, jedoch mit kleinen Schwächen

Sie weiß von dir
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Büroangestellte Louisa fällt aus allen Wolken, als sie feststellen muss, dass der Mann, den sie kürzlich im Pub kennenlernte und mit dem sie einen heißen Kuss austauschte, ihr neuer Chef ist. David ist ...

Büroangestellte Louisa fällt aus allen Wolken, als sie feststellen muss, dass der Mann, den sie kürzlich im Pub kennenlernte und mit dem sie einen heißen Kuss austauschte, ihr neuer Chef ist. David ist Psychiater und neu in der Stadt. Er lebt zusammen mit seiner bildhübschen Frau Adele in einem perfekten Haus und anscheinend führen beide ein glückliches Eheleben. Die geschiedene, alleinerziehende Mutter eines aufgeweckten Jungen, Louise, die seit einiger Zeit mit ein paar Pfunden zusätzlich zu kämpfen hat, kann gar nicht nachvollziehen, wieso ausgerechnet ein Mann wie David an ihr Interesse zeigt. Doch nun, nachdem beide wissen, wen sie vor sich haben, beschließen sie, ihre Beinahe-Affäre zu vergessen und nur noch Angestellte und Chef zu sein. Als Louise eines Tages zufällig auf der Straße mit einander anderen Frau zusammenstößt, die sie freundlich zu einem Kaffee einlädt, ahnt Louise noch nicht, dass sie Adele vor sich hat. Doch auch als sie erfährt, wer Adele wirklich ist, kann sie die neue geschlossene Freundschaft zu Adele nicht wieder aufgeben. Sie verheimlicht David, dass sie sich regelmäßig mit Adele trifft. Auch als David eines Tages vor ihrer Tür steht und sie sich doch besseren Wissens auf eine stürmische Affäre mit ihm einlässt, schweigt sie sich aus. Mit ungeahnten Folgen…

Ich gebe es zu, der Klappentext zu „Sie weiß von dir“, hat mich neugierig gemacht. Ein Roman, der mit einem solch haarsträubenden Ende aufwartet, dass man es nicht erahnen kann und sich anderen Lesern darüber ausschweigen soll, weckt nun einfach meine Neugierde. Außerdem fand ich die Covergestaltung des Thrillers sehr gelungen und hochwertig. Das Auge isst ja bekanntlich mit. Leider hat der Rowohlt Verlag meiner Meinung nach einen entscheidenden Fehler gemacht bei der Deklarierung des Romans. Es handelt sich hier nämlich nicht um reguläre Thriller oder Krimilektüre. „Sie weiß von dir“, wartet mit esoterisch angehauchten Erklärungen auf, die im Bereich des Paranormalen; Mystery- Bereiches liegen, was einigen Lesern, die keinen Zugang dazu haben, sicherlich sauer aufstoßen wird. Kann man sich mit diesem nicht unwichtigen Punkt arrangieren, wird man durchaus am Ende der Geschichte überrascht. Die Story wird aus Sicht aller wichtigen Akteure vorangetrieben. Eine jedoch kommt dabei zu kurz- allerdings ist nach dem Lesen des Romans klar, wieso diese Figur so nebulös blieb. Ich fand diesen Roman keinesfalls schlecht geschrieben. Die Geschichte hat mich durchaus in seinen Bann gezogen, doch mir fehlte ein wenig mehr Zugang zu den Hauptakteuren. Die Figuren blieben zu blass charakterisiert und auch der sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen David und Louise fehlte es an Glaubwürdigkeit, weil zuviel zwischen ihnen unausgesprochen blieb, so dass man hier eher von sexueller Anziehungskraft als von Liebe sprechen konnte.

Kurz gefasst: Ungewöhnlicher, atmosphärischer Eso-Mystery- Thriller, jedoch mit kleinen Schwächen. 3.5 von 5 Punkten.