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Veröffentlicht am 21.01.2024

Solider Krimi aus Großbritannien mit charismatischen Haupt und Nebenfiguren.

Gezeitengrab
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Nachdem die forensische Archäologin Ruth Galloway und der knorrige Inspector Nelson bereits in den beiden Vorgängerbänden „Totenpfad“ und „Knochenhaus“ zusammen arbeiteten, schickt Elly Griffith ihr Dream-Team ...

Nachdem die forensische Archäologin Ruth Galloway und der knorrige Inspector Nelson bereits in den beiden Vorgängerbänden „Totenpfad“ und „Knochenhaus“ zusammen arbeiteten, schickt Elly Griffith ihr Dream-Team in „Gezeitengrab“ erneut ins Rennen. Mittlerweile ist Ruth alleinerziehende Mutter einer Tochter, nachdem sie neun Monate zuvor ohne Schutz eine Nacht mit Nelson, verbrachte. Nelson ist jedoch bereits verheiratet und Vater von zwei Töchtern und Ruth möchte sich nicht in die, wie sie glaubt, funktionierende Ehe zwischen Nelson und seiner Frau drängen. Doch der Polizist fühlt sich dennoch weiterhin von der pummeligen, chaotischen aber hochintelligenten Ruth angezogen; vielleicht auch weil sie das absolute Gegenteil seiner Frau verkörpert.

Als am Strand in Broughton Sea’s End sechs Leichen aufgefunden werden, die gefesselt an Händen und Füßen sind, wird Ruth beauftragt, die Knochen auf ihr Alter hin zu untersuchen. Dadurch bekommt sie aber auch wieder näheren Kontakt zu DCI Nelson, dem sie lieber aus dem Wege gehen würde, um ihre angespannte Situation nicht weiter zu strapazieren. Außerdem empfindet sie immer noch etwas für Nelson.

Ihre Untersuchungen ergeben, dass es sich bei den gefundenen sterblichen Überresten um die von sechs Deutschen handelt, die während des zweiten Weltkrieges nach Broughton Sea’s End kamen. Zur gleichen Zeit hatte der Ort eine private Bürgerwehr ins Leben gerufen, die am Strand patrouillierte um einer eventuellen deutschen Invasion zuvorzukommen. Ob es tatsächlich die Bürgerwehr war die diese sechs Soldaten tötete bleibt zunächst auch weiterhin ein Rätsel, denn siebzig Jahre später leben kaum noch Augenzeugen und die wenigen, die Auskunft über gewisse Ereignisse machen könnten, schweigen, bis sie kurz nach ihrer Befragung durch DCI Nelson plötzlich versterben. Eine Folge ihres fortgeschrittenen Alters, oder treibt ein Mörder hier sein Unwesen, der nicht möchte, dass die alten Menschen womöglich etwas ausplaudern?

Ich war sehr angetan von den ersten beiden Romanen der Galloway & Nelson Reihe, auch wenn ich zunächst etwas Zeit und Gewöhnung benötigte, um mit dem Schreibstil der Autorin klar zu kommen da sie ihre Romane fast komplett in der Gegenwartsform schreibt, was eher unüblich ist. Galloways und Nelsons One Night Stand, ihre neugeborene Tochter und die Komplikationen die sich daraus ergeben (denn Nelson hat seiner Frau bislang noch nichts von seinem Fehltritt und seiner Vaterschaft gebeichtet) haben mich sehr neugierig auf „Gezeitengrab“ werden lassen und auch wenn Elly Griffith ihrem Heldenpaar langsam tiefere Gefühle füreinander auf den Leib schreibt und dem Paar klar wird dass ihr One Night Stand womöglich so viel mehr bedeuten könnte, räumt sie auch in diesem Band natürlich nicht alle Hürden aus, die dem frischgebackenen Elternpaar zum Happy End verhelfen lassen könnten; somit muss man in dieser Hinsicht auf kommende Teile der Serie hoffen. Aber zumindest das Ende des Romans lässt vermuten, dass das Geheimnis um DCI Nelsons Vaterschaft womöglich in Bälde gelüftet wird.

Während die Autorin auch ihre anderen, bereits in Aktion tretenden Nebenfiguren der Vorgängerbände in „Gezeitengrab“ auftreten lässt, kristallisiert sich mittlerweile für mich immer mehr heraus, dass meine heimliche Lieblingsfigur in der Serie Cathbad, der Druide ist. Seine gewohnt rätselhaften Dialoge sorgten wieder für einige Schmunzler bei mir, aber er wächst mir auch immer mehr ans Leserherz und ich bin sehr gespannt wie es mit ihm weitergehen wird.
Der Kriminalfall an sich ist diesmal leider etwas vorhersehbar geraten und eher unspektakulär zu nennen, somit eignet sich dieser Roman nicht für Neueinsteiger, sondern nur für reine Fans, die erfahren möchten, wie es mit Ruth und DCI Nelson weitergeht. Die Verdächtigenliste ist sehr überschaubar und da man auch recht schnell die Identität der Toten erfährt, ahnt man als aufmerksamer Leser leider recht früh, wer der Mörder ist und welche Motive ihn antreiben.

Kurz gefasst: „Gezeitengrab“ ist definitiv kein Roman für Krimi und Thrillerfans die eine stets spannungsgeladene Atmosphäre erwarten oder erhoffen; doch alle diejenigen, die „Totenhaus“ und Knochenpfad“ mochten, werden sicherlich auch an „Gezeitengrab“ Gefallen finden. Solider Krimi aus Großbritannien mit charismatischen Haupt und Nebenfiguren.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Ein rundum gelungener, einfühlsamer Frauenroman über Freundschaft und Selbstfindung!

Glücksklee
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Lakeview ist ein kleines, idyllisches Dörfchen auf dem Land mit wenigen Einwohnern. Ruth, eine ehemalige Bewohnerin von Lakeview, ist mittlerweile eine berühmte Schauspielerin in Hollywood geworden und ...

Lakeview ist ein kleines, idyllisches Dörfchen auf dem Land mit wenigen Einwohnern. Ruth, eine ehemalige Bewohnerin von Lakeview, ist mittlerweile eine berühmte Schauspielerin in Hollywood geworden und kehrt für ein paar Wochen zurück in ihren Heimatort. Doch ganz ungetrübt ist ihre Wiedersehensfreude nicht, denn ein One Night Stand mit einem Kollegen sorgt für Aufruhr in den Medien, zudem stellt Ruth wenig später fest, dass sie schwanger ist. Und dann trifft sie auch noch ihre einstige große Liebe Charlie wieder, der sie heute verachtet.

Die lebenslustige verheiratete Jess würde dagegen gerne an Ruth Stelle sein, denn ihre besten Freundinnen, die in Lakeview leben, sind bereits Mütter und schließen Jess bei ihren Unternehmungen immer mehr aus. Doch Brian, Jess Mann glaubt, Jess plötzlicher Kinderwunsch hätte nur damit zu tun, dass Jess ihren Freundinnen imponieren wolle.

Dagegen hat Trish keinerlei Kinderwünsche- die Journalistin hat jedoch eine verbotene Affäre. Als sie Ruth wieder trifft, ist sie hin und hergerissen, ob sie Ruth Geheimnisse in der Öffentlichkeit preisgeben soll…

Eine weitere Rückkehrerin, die sich nach Jahren mal wieder in Lakeview sehen lässt, ist Nina. Und auch sie hat einen guten Grund bei ihrem Vater unterzukommen. Nachdem sie sich von Steve, ihrem Freund getrennt hat, weil dieser ihr verschwieg, dass er bereits ein verheirateter Familienvater ist, ist sie nun schwanger. Nun steht sie praktisch allein da, denn ihre Mutter ist auf Reisen und Ninas Vater, der sie kaum beachtet, scheint ihr auch keine große Hilfe zu sein. Doch dann trifft sie in Ellas Cafe die anderen Frauen…

Zunächst einmal muss ich leider sagen, dass der Klappentext einen falschen Inhalt wiedergibt, denn die Sache mit dem ausgesetzten Baby ist ein Geschehnis, das bereits in der Vergangenheit stattfand- keine der Frauen, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen, haben vor ihr Kind auszusetzen! Und die Schauspielerin heißt auch nicht Eva, wie es auf dem Klappentext vermerkt wurde, sondern Ruth!

„Glücksklee“ ist als eine Art Episodenroman zu betrachten- dabei stellt die Autorin dem Leser zunächst gleich mehrere Hauptakteurinnen vor und setzt sie über die momentane Lebenssituation jeder einzelnen ins Bild. Jeder der Frauen steht vor einer wichtigen Entscheidung in ihrem Leben und muss sich entscheiden, was sie wirklich vom Leben erwartet. Holly Greene alias Melissa Hill gelingt es dabei, jedes der einzelnen Frauenschicksale glaubwürdig darzustellen und obwohl es durchaus einige traurige und berührende Momente in diesem Roman gibt die mich zu Tränen rührten, geht es dennoch nie schwülstig oder kitschig darin zu. Alle Protagonistinnen dieser Geschichte sind interessante und vor allem vielschichtige Persönlichkeiten in die man sich dank der tiefgründigen Beschreibung der Autorin gut hineinversetzen kann. Dazu verströmt „Glücksklee“ jede Menge an dörflichem Charme. Lakeview ist so bildhaft beschrieben, dass man fast das Gefühl bekommt, man wäre für eine kurze Zeit selbst ein Bewohner des beschaulichen Örtchens. Aber auch Romantiker kommen auf ihre Kosten- sowohl Ruth als auch Jess Liebesgeschichten werden wunderschön erzählt und gehen ans Herz, wobei mir Ninas und Ruths Werdegang eigentlich am besten gefallen hat.

Kurz gefasst: Ein rundum gelungener, einfühlsamer Frauenroman über Freundschaft und Selbstfindung!

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Veröffentlicht am 21.01.2024

„Not my cup of tea“: Unsympathische, manipulative Heldin, Figuren die unglaubwürdig agieren und ein zu modern geratener Schreibstil

Die süßen Lügen einer Lady
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Lady Alexandra Morley steckt in einem finanziellen Dilemma. Sie, die stets von sich dachte, auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen und dem Glück auch noch nachzuhelfen vermochte, in dem sie einst den ...

Lady Alexandra Morley steckt in einem finanziellen Dilemma. Sie, die stets von sich dachte, auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen und dem Glück auch noch nachzuhelfen vermochte, in dem sie einst den bereits altersschwachen Lord Morley ehelichte, der bald darauf verstarb. Sie, die nicht nur einen Titel gewann, sondern auch zu Londons interessantesten Frauen gehörte; sozusagen den Mittelpunkt des tons markierte, muss sich jetzt damit auseinandersetzen, dass ein trotteliger, angeheirateter Verwandter, der ihre damalige Mitgift in eine Firma investierte, die nun am Rand des Ruins steht, sie in die Armut treibt. Doch selbst ist die Frau! So macht sich Alexandra mit ihrer jüngeren Schwester und einer Freundin im Schlepptau auf nach Italien. Im Hinterkopf natürlich einen Plan B.
Währenddessen trommelt der findige Wissenschaftler Phineas Burke seine beiden adligen Freunde, zwei Brüder zusammen, denn ihm missfällt der sündige Lebenswandel der beiden ungeheuer und er will sie mit einem einjährigen Aufenthalt in Italien, wo sie sich in Studien und der Enthaltsamkeit üben sollen, ein wenig umkrempeln. Außerdem möchte Phineas an seiner neusten Erfindung arbeiten. Ein Automobil!

Ausgerechnet auf Lady Alexandra und ihren weiblichen Anhang trifft die illustre Herrenrunde, als sie in einem italienischen Gasthof Halt machen und auf dem weiteren Reiseweg stellt sich plötzlich heraus, dass sowohl Frauen als auch Herren die gleiche Herberge für ein Jahr erwählt haben, denn der gewitzte Vermieter hat das kleine Schlösschen doppelt vermietet. Sehr zum Verdruss der Männerrunde. Doch Phineas ist eigentlich insgeheim sehr angetan von der schönen, aber recht kratzbürstigen Lady Morley, erst recht, als sie ihm anbietet, ihn bei der Arbeit an seinem Automobil zu unterstützen…

Der erste Teil der neuen „Affairs by Moonlight“ Reihe von Juliana Grey, markierte auch gleichzeitig meinen ersten Versuch, einen Roman der Autorin auszuprobieren. Für den Roman sprachen das wunderschöne Cover im englischen Original (das mir bereits damals bei Erscheinen positiv im Gedächtnis geblieben war, so dass meine Neugierde auf den Inhalt geschürt wurde), der außergewöhnliche Plot, das italienische Setting und eine angeblich humorvolle Atmosphäre zwischen dem Heldenpaar.

Zugegeben, der Storyaufbau an sich, hatte durchaus seine Momente. Jedoch fand ich die Umsetzung des Ganzen leider eher halbherzig und farblos inszeniert. Man bekommt als Leser zwar Akteure geboten, die sich eigentlich recht amüsante Wortduelle liefern, doch fand ich ihre Charakterisierung dann für meinen Geschmack viel zu flach. Ebenso seicht plätschert die Handlung vor sich hin, was ich sehr schade fand, denn zumindest ab dem Moment, als sich langsam herauskristallisiert, dass einem gegen Ende des Romans ein Autorennen erwartet, hegte ich diesbezüglich große Hoffnungen, dass sich das Blatt nochmals wenden würde.

Ein für mich großes Manko waren dann auch Ausdruck und Schreibstil der Autorin. Weder verhalten sich die Akteure wie Menschen ihrer Zeitepoche in Ausdruck und Gebaren, noch konnte mich der sehr lässige und viel zu moderne Schreibstil für sich einnehmen. Im Gegenteil, ich war eher etwas abgestoßen, von manchen, recht gewöhnlichen Ausdrücken der Protagonisten.
Dazu konnte ich mich leider so gar nicht mit der Heldin anfreunden. Sie wirkt sehr manipulativ, unsympathisch und zeitweilig nur auf ihren Vorteil bedacht und eher so, als ob sie nicht in der Lage wäre, überhaupt jemanden wirklich lieben zu können. Dass sie sich dann ausgerechnet in den rothaarigen Phineas verguckt, der ihre Gefühle erwidert, (warum erschloss sich mir leider auch zu keinem Zeitpunkt, denn Alexandra hat leider kein liebenswertes Wesen) konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Dazu plätschert die Geschichte über weite Strecken vor sich hin, so dass ich mich regelrecht durch diesen Roman quälen musste.

Dennoch, wer historische Liebesromane mag, aber lieber Historicals mit einer modernen Schreibe bevorzugt und nicht so viel Wert auf eine tiefschürfende Charakterisierung der Akteure legt, sondern sich einfach nur mit einem Liebesroman mit historischem Anstrich versehen, die Zeit vertreiben möchte, sollte es mit „Die süßen Lügen einer Lady“ ruhig mal probieren.

Kurz gefasst: „Not my cup of tea“: Unsympathische, manipulative Heldin, Figuren die unglaubwürdig agieren und ein zu modern geratener Schreibstil vs. interessante Ausgangssituation und außergewöhnliches Setting. Ein Historical, der sicherlich die Leserschaft spalten wird.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Für Fans von Mary Balogh, Julia Ross oder Georgette Heyer, aber ein schwieriges Heldenpaar

Ein unsittliches Angebot
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Nach dem plötzlichen und unerwarteten tödlichen Reitunfall ihres Mannes, sieht sich seine Witwe in einer sehr ungünstigen Position. Da sie keinen Sohn aus ihrer gemeinsamen Ehe vorweisen kann, fällt der ...

Nach dem plötzlichen und unerwarteten tödlichen Reitunfall ihres Mannes, sieht sich seine Witwe in einer sehr ungünstigen Position. Da sie keinen Sohn aus ihrer gemeinsamen Ehe vorweisen kann, fällt der Besitz Seaton Park womöglich bald an den Bruder des Verstorbenen. Dieser jedoch hat sich bereits in Jugendzeiten einen schlechten Ruf im Ort erworben in dem er weibliche Bedienstete missbrauchte und schwängerte. Zudem gilt er als hartherziger Mann, dem nur sein eigenes Wohl am Herzen liegt. Martha, die Witwe fürchtet daher, dass auch ihr mit dem Pfarrer des Ortes geplantes Schulprojekt kurzfristig aufgehalten wird und die Dörfler in Zukunft in Elend leben müssen. Da Martha eine sehr gottesfürchtige und mildtätige Ader besitzt, greift sie deswegen zu einem verzweifelten Plan um Seaton Park doch noch halten zu können.

Sie bittet den attraktiven Theo Mirkwood, der von seinem Vater aufs Land verbannt wurde um sich dort endlich einen etwas anständigeren Lebensstil anzugewöhnen, darum, sie zu schwängern. Im Ausgleich für seine Bemühungen will sie ihm eine stolze Summe aushändigen, die ihm für eine Weile finanzielle Unabhängigkeit zusichern wird. Theo ist einverstanden und bemüht sich nach Kräften, der Witwe zu Willen zu sein. Doch einen Haken gibt es an der Sache. Martha will lediglich seinen Körpersaft, was sie ihm zuvor unmissverständlich klar macht und gibt sich Theo gegenüber beim eigentlichen Akt sehr zugeknöpft und schroff, so dass Theo schließlich befürchten muss, dass es mit seinen hoch- gelobten Liebeskünsten nicht viel auf sich haben kann. Wird es ihm dennoch gelingen Martha zu schwängern und können die beiden auch außerhalb des Bettes eine innige Freundschaft aufbauen, oder sind sie einfach zu verschieden?

Cecilia Grants Roman hat in den USA bei Erscheinen des englischsprachigen Originals für viel Furore gesorgt. Die Kritiker und Rezensenten überschlugen sich mit Lobpreisungen über das Buch, die Geschichte und den Schreibstil der Autorin. Somit war ich auch sehr gespannt auf den Debütroman von Cecilia Grant.
Zumindest in Sachen zeitgemäße Ausdrucksweise und gehobener Schreibstil kann der Autorin wirklich kaum eine andere Schriftstellerin im historischen Romance - Bereich das Wasser reichen. Man spürt sehr schnell dass Cecilia Grant eine Gabe dafür hat, sich gut auszudrücken und ihren Protagonisten geschliffene Dialoge auf den Leib zu schreiben, die auch aus einem Regencyroman stammen könnten der von Georgette Heyer höchstpersönlich geschrieben wurde.

So weit so gut, doch warum habe ich „Ein unsittliches Angebot“ letztendlich nicht besser bewertet? So wunderbar ich die Ausdrucksweise der Autorin auch fand; die Geschichte die sie hier um ihr Heldenpaar spinnt, fühlte sich für mich unglaublich konstruiert an. Mal ehrlich welche Frau würde sich von einem fremden Mann schwängern lassen, nur um andere Menschen, die ihr eigentlich fremd sind zu schützen? Und das auch noch vor dem Hintergrund, dass Martha eine fürchterlich steife, reservierte, spießige und langweilige Frau ist, die sehr selbstgerecht auftritt. Ihre Art andere Menschen missionieren zu wollen; auch wenn sie es dennoch gut meint, hat mich sehr befremdet. Aber das größte Ärgernis war für mich die Art und Weise, wie sie den Helden behandelt und vor allem wie sie sich beim Beischlaf gibt und wie abfällig ihre Gedankengänge dabei sind.
Zugegeben, sie hat zuvor eine recht lieblose Ehe geführt und verachtet unseren Tunichtgut von Helden; man kann da keine große Gefühlsexplosion bei ihr erwarten zumal sie sehr nüchtern und unromantisch gestrickt ist, doch die Dosis an Unromantik, die die Autorin ihren Lesern mit dieser Heldin hier zumutet, war in meinen Augen des Guten oder eher des Schlechten zu viel. Die Liebesszenen verkommen zu einem rein mechanischen, beinah klinisch beschriebenen Akt, an dem zum Ende hin lediglich „die Besamung“ steht, ohne dass Gefühle involviert wären. (Erst viel, viel später öffnet sich die Heldin dem Helden gegenüber auch mental- für meinen Geschmack viel zu spät).

Auch Theo, und nicht wie fälschlicherweise im Klappentext angegeben Christopher, (es gibt keinen Christopher in diesem Roman!) konnte mich nicht wirklich berühren. Seine Flapsigkeit und seine immer gute Laune strapazierten meine Nerven schon hier und dort etwas und dass er dennoch trotz der Beleidigungen und Entwürdigungen durch Martha, ausharrte um ihr stets zur Verfügung stehen zu können, hat mich auch nicht wirklich begeistern können. Man nimmt ihm seinen Lebemanncharakter zu keinem Zeitpunkt ab. Er wirkt eher wie ein Milchbübchen, den als ein gestandener Mann.
Statt einer schönen Liebesgeschichte bekommt man hier stattdessen ein trockenes, sehr langatmiges Sittengemälde geboten, das sich in dörflicher Idylle abspielt und zumindest bis 100 Seiten vor Ende des Romans recht gefühlsarm gestrickt wurde. Ab diesem Moment jedoch versucht die Autorin dann auf Biegen und Brechen ihren Liebesszenen erotische Momente zu verleihen und ehrlich gesagt, kam diese Kehrtwendung für mich viel zu spät.

Die Seiten dazwischen füllte die Autorin mit mir endlos erscheinenden Dialogen der Protagonisten über die Vorteile der Landwirtschaft, Äcker und Landnutzung und die Planung einer Käserei. Der Zweck des Ganzen: Unser zuvor unnützer Held soll durch die tugendhafte Heldin umgekrempelt werden und entdeckt durch sie dann schließlich, wie viel Verantwortung er für die Dorfbewohner und seine Pächter trägt.

Kurz gefasst: Für Fans von Mary Balogh, Julia Ross oder Georgette Heyer; allerdings sollte man sich hier im Klaren darüber sein, dass man im Gegensatz zu Baloghs, Ross oder Heyers Romanen hier auf Romantik und Zärtlichkeit verzichten muss. Dazu machen es dem Leser die sehr schwierige Heldin und eine eintönige Handlung sehr schwer genügend Durchhaltevermögen an den Tag zu legen. Eine sehr zähe Angelegenheit!

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Toller historischer Liebesromanklassiker!

Die Normannenbraut
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Erin, Tochter des Königs von Tara, muss ansehen, wie ihre Tante und ihr Onkel bei einer Schlacht ihrer Landsleute gegen die einfallenden Wikinger, brutal niedergemetzelt werden. Sie beobachtet dabei einen ...

Erin, Tochter des Königs von Tara, muss ansehen, wie ihre Tante und ihr Onkel bei einer Schlacht ihrer Landsleute gegen die einfallenden Wikinger, brutal niedergemetzelt werden. Sie beobachtet dabei einen großen, blonden Hünen, der zwar nicht an der Tat beteiligt war, doch die Mannen angeführt hat. Dieser Mann ist Olaf, genannt der „Wolf von Norwegen“. Insgeheim schwört Erin Rache und da sie von klein an die Kampfeskunst erlernt hat, zieht sie bald heimlich mit ihrem Cousin in Verkleidung los, um ihre eigenen Schlachten gegen die Wikinger zu schlagen.

Ihr Vater, König Aed, der Ard-Righ, der Hochkönig von Irland, kämpft schon jahrelang gegen die einfallenden Wikingerstämme aus Dänemark und Norwegen. Doch leider ohne großen Erfolg. Bekümmert muss er mit ansehen, wie immer mehr seiner Gefolgsleute getötet oder versklavt werden. Eines Tages jedoch kommt es zu einer weiteren Schlacht, in der die Geliebte Olafs getötet und er selbst schwer verletzt wird. Besinnungslos findet ihn schließlich Erin an einem See, als sie auf dem Weg zu ihrem Freund, dem Druiden Mergwin, ist. Als sie ihn erkennt, handelt sie sehr schnell und bindet seine Handgelenke.

Stolz auf ihren Fang, will sie Olaf schnellstmöglich zu ihrem Vater bringen. Doch sie unterschätzt Olafs Kräfte und so schafft er es, sie in seine Gewalt zu bringen. Hasserfüllt wirft Erin ihm die schlimmsten Vorwürfe an den Kopf, die ihr einfallen, doch seltsamerweise tötet Olaf sie nicht. Schließlich gelingt ihr in einem Moment der Unaufmerksamkeit Olafs, die Flucht.

Die Zeit vergeht und eines Tages stehen sich Olaf und König Aed wieder im Kampf gegenüber. Olaf bezwingt den alten Mann und Aed ergibt sich seinem Schicksal und bittet um seinen Tod. Olaf jedoch verweigert ihm diese Bitte und überrascht schließt König Aed schließlich einen Friedenspakt mit dem Wikinger, der mit der Hochzeit zwischen Erin und Olaf besiegelt werden soll.

Als Erin erfährt, dass sie mit Olaf verheiratet werden soll, ist sie zutiefst entsetzt. Noch zu gut erinnert sie sich an ihre letzte Begegnung. Daher beschließt sie zu fliehen. Doch ihre Pläne schlagen fehl und sie wird von ihrer Schwester mit einer Droge betäubt. Im Rausch lässt sie die Hochzeit über sich ergehen und als sie wieder zu sich kommt, wird ihr erst bewusst, was passiert ist. Sie ist mit dem Wikinger verheiratet!

Ihr schlimmster Albtraum ist zur Realität geworden und nun stellt sich Erin die Frage, wie sich Olaf verhalten wird. Als seine Frau hat er nun alle Rechte in der Hand. Wird er sie für den Vorfall am See bestrafen? Und kann aus dieser gezwungenen Ehe überhaupt etwas anderes wachsen außer Unglück und Misstrauen? Die Runen, die der Druide Mergwin legt, sagen eine dunkle Zeit voraus...

Dies ist nun der erste Teil der Wikingerreihe von Heather Graham. Es gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern, also meinen Keepern. Ich habe es zwar schon öfters gelesen, aber noch nie rezensiert.

Das letzte Re- Reading lag nun auch schon einige Jahre zurück und so war ich sehr neugierig darauf, ob es mir heute noch genauso gut gefallen würde. Vor allem, weil die Männer in den 80er und 90er Jahren in Liebesromanen auch den Frauen gegenüber, immer extrem gewaltbereit waren und die Bücher meistens damit endeten, dass der Willen der weiblichen Protas gebrochen werden musste. Ziemlich unschön und sehr unromantisch. Kein Thema für einen Liebesroman, wie ich finde!

Zunächst einmal war es in diesem Buch gottlob nicht so! Natürlich ist der Held sehr dominant und eben ein echter Wikinger, doch trotz allem was unsere Heldin, Erin, ihn an Boshaftigkeiten an den Kopf wirft, reagiert er meistens gelassen und angemessen.

In manchen Situationen tat er mir sogar schon fast leid, weil die Heldin sich weiterhin so engstirnig zeigte, doch trotzdem war es schön zu lesen, wie sich die Hassgefühle beider Protas im Laufe des Buches langsam in Liebe verwandeln, obwohl es sich keiner von beiden zunächst eingestehen möchte.

Heather Graham hat es mit diesem Buch geschafft, eine wunderschöne, magische Liebesgeschichte zu schreiben. Ich kann dieses Buch wirklich allen ans Herz legen, die etwas ernstere historische Liebesromane mögen.

Übrigens, für alle die auch an der wahren Geschichte interessiert sind: der Hauptprotagonist dieses Buches, Olaf der Weiße, Sohn eines norwegischen Königs hat wirklich gelebt und landete im Jahre 852 mit Bruder Ivar Beinlaus in der Bucht von Dublin. Er krönte sich selbst zum König von Dublin (Dub-lhin).

Nach seinem Tod wurde Ivar dann Nachfolger auf den Thron. (Im Jahre 871) Es ist ebenfalls belegt, dass Olaf der Weiße die Tochter von Aed Finnlaith heiratete um Frieden zwischen den beiden Völkern zu schließen.

Allerdings hatte er noch zwei weitere Frauen. Eine davon war die Tochter Kenneth McAlpin. Olaf starb 871 in einer Schlacht...

Die Nachfahren Olafs des Weißen leben heute noch. Sein irischer Name „Amhlaobh“ wurde zu MacAuliffe.

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