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Veröffentlicht am 21.01.2024

Berührende Geschichten mit Tiefgang, komplexe Romanfiguren; „Wie ein Sommertag“ ist ein wunderschöner Frauenroman

Wie ein Sommertag
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Claire und Luca leben seit ein paar Jahren zusammen. Eigentlich ein Dream Team: Er, der ehrgeizige charmante Starkoch und sie, die Frau für alle Fälle, die das Fünf Sterne Hotel in Cornwall für sie beide ...

Claire und Luca leben seit ein paar Jahren zusammen. Eigentlich ein Dream Team: Er, der ehrgeizige charmante Starkoch und sie, die Frau für alle Fälle, die das Fünf Sterne Hotel in Cornwall für sie beide leitet. Doch obwohl Luca überaus attraktiv ist, kommen Claire manchmal Zweifel, ob sie wirklich in seinem Leben die Nr. 1 ist. Er wird von den Frauen umschwärmt, wie Motten das Licht und selbst Angelica, ihre Angestellte und Claires Vertretung, scheint Lucas Reizen gegenüber nicht immun zu sein. Ausgerechnet an dem Wochenende, an dem das Hotel restlos ausgebucht ist und viel Arbeit auf Luca, Claire und Angelica und die restlichen Angestellten des Hotels wartet, trifft auch eine Hochzeitsgesellschaft ein. Der zukünftige Bräutigam, der hier seinen Junggesellenabschied feiern möchte ist Nick, Claire erste große Liebe. Einst waren sie ein glückliches Paar, bis der Tod eines Familienangehörigen beide auseinander brachte.

Die Anwesenheit von Nick in ihrem Hotel bringt Claire völlig durcheinander, dabei müsste sie eigentlich ihre Gedanken beisammen haben- ein schwerreiches befreundetes Ehepaar, plant ein zweites Luxushotel in London, eine Art Ableger des Hotels, das Luca und Claire in Cornwall aufgebaut haben. Luca sieht diese Chance als Möglichkeit, endlich in seinem Beruf voranzukommen. Claire jedoch ist sich nicht sicher…

„Wie ein Sommertag“ ist ein wunderschöner, unter die Haut gehender Roman, der gleich mehrere Personen und deren Schicksale in den Fokus stellt. Zwar bildet die Hauptstory die Dreiecksgeschichte zwischen Luca, Claire und Nick, doch gelingt es der Autorin meiner Meinung sehr gut, auch alle übrigen Romanfiguren sehr gut zu charakterisieren, so dass sie nicht, wie so oft in anderen Romanen lediglich als Staffage dienen.
Im Gegenteil- auch die übrigen Geschichten sind interessant und gingen mir beim Lesen sehr unter die Haut.

Da wäre einmal Colin, ein glücklicher Ehemann und Vater. Vor zwölf Jahren erkrankte seine Frau jedoch an Depressionen und er ließ sich zu einem Seitensprung, der nicht ohne Folgen blieb, hinreißen. Einmal im Jahr fährt er nun mit seiner Ex-Geliebten und der gemeinsamen Tochter ein Wochenende ans Meer, doch diesmal ist alles anders. Auch Laura und Dan haben ein besonderes Anliegen. Beide sind seit Jahren ein Paar und ineinander verliebt. Doch Dan hat sich bislang noch nicht über ihre Zukunft geäußert. Er begleitet Laura, weil diese auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater ist.
Angelica ist heimlich verliebt in Luca, doch sie will Claire nicht hintergehen. Auch zu Hause hat sie nicht viel zu lachen. Sie muss sich um ihren behinderten Bruder kümmern, denn ihre Mutter ist eine Trinkerin.
Und auch das Millionärsehepaar Trevor und Monique, das nach außen hin den Anschein gibt, als ob es glücklich wäre, hat großen Kummer.

Was mir sehr gut an „Wie ein Sommertag“ gefällt ist, wie komplex und sensibel die Autorin die Gefühlswelt der sehr unterschiedlichen Romanfiguren darzustellen vermag. Und zwar so, dass man sich sehr gut in sie hineinversetzen kann. Dabei verzichtet sie total auf Theatralik oder übertriebene Rührseligkeit. Die Figuren und ihre Gefühlswelt wirken daher gerade so echt, weil deren Dialoge nicht übertrieben wirken und man sich sogar fragt, wie man selbst in solchen Momenten, wie sie die Personen erleben, reagieren würde.
Und Victoria Henrys Roman macht auch eines klar: Egal ob man finanziell gut gestellt ist oder nicht- Glück hat nichts mit Reichtum zu tun. Ehrlich gesagt hatte ich mir lediglich einen fluffig leichten Frauenroman erhofft, als ich zu diesem Buch griff. Dass mich dabei jedoch komplexe Charaktere und berührende Stories erwarten würden, die mir so sehr unter die Haut kriechen, hätte ich nicht gedacht. So hat mich „Wie ein Sommertag“ positiv überrascht und gehört nun zu meinen Lieblingsbüchern 2014.
Claires und Nicks Vorgeschichte hat mir übrigens sogar ein paar Tränen entlockt; also Taschentücher bereitlegen, besser nicht vergessen!
Abgerundet wird der Roman dann am Ende von lecker klingenden Rezepten, einer Musik & Leseliste der Autorin für ein schönes Wochenende und ein Nachwort, in dem sich die Autorin auf sympathische Art an ihre Leser wendet.

Kurz gefasst: Berührende Geschichten mit Tiefgang, komplexe Romanfiguren; „Wie ein Sommertag“ ist ein wunderschöner Frauenroman rund um ein Hotel in Cornwall, das keineswegs nur als Strand oder Urlaubslektüre taugt. Unbedingter Lesetipp!

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Ein Stück irische Geschichte, sehr spannend und informativ erzählt!

Der dunkle Weg
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Die junge Deutsche Ida, will eigentlich nur ihre Freundin Grace, die sie zu Studienzeiten in England kennenlernte, besuchen, doch Graces Heimatland, Irland fasziniert Ida sehr, so dass sie sich schließlich ...

Die junge Deutsche Ida, will eigentlich nur ihre Freundin Grace, die sie zu Studienzeiten in England kennenlernte, besuchen, doch Graces Heimatland, Irland fasziniert Ida sehr, so dass sie sich schließlich dazu entschließt, etwas länger dort zu bleiben.
Sie möchte dort auch beruflich sehr gerne Fuß fassen und ist erfreut, als ihr angeboten wird, Zeichnungen anzufertigen, die gesammelt, in einem Buch erscheinen sollen, das über die Missstände und das Elend irischer Mitmenschen aufmerksam machen soll.

Die Orte die Ida dafür aufsuchen muss und auch die unterschiedlichen Stimmungen, die im Land vorherrschen, lassen sie nicht kalt. Besonders imponiert ihr der Arzt Cian, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, weniger begüterte Menschen zu behandeln, die in den Elendsvierteln der Stadt leben und von den reichen Menschen übergangen werden.
Die schwelende Empörung über die ungerechte Behandlung der einfachen Arbeiter, die englische Ignoranz hinsichtlich der hungernden Bevölkerung, lässt den Hass in den Iren wachsen. Sie schließen sich zu Organisationen zusammen und wollen für ein unabhängiges Irland kämpfen.
Ida, die anfangs neutral in ihrer Einstellung war, als sie nach Irland kam, kann ebenfalls nicht mehr nur hinsehen und setzt sich mit viel Herzblut für die Sache ein.
Die wachsende Liebe zu Cian bestärkt sie zudem darin, in Irland bleiben zu wollen. Einzig Cians Geheimnis, das er vor ihr verbirgt, lässt sie noch zweifeln. Als das Attentat in Sarajevo verübt wird, das den 1. Weltkrieg auslösen wird, gerät Idas Leben völlig aus den Fugen…

In „Der dunkle Weg“ bringt Susanne Goga den Lesern ein unter die Haut gehendes Stück irischer Geschichte näher, das mich beim Lesen sehr berührt hat. Sie führt, neben dem Heldenpaar Ida und Cian, einige Nebenfiguren ein, die unterschiedlicher nicht sein könnten, jedoch einen guten Querschnitt durch die Bevölkerung darstellen. So wird die Geschichte sowohl von Einzelschicksalen vorangetrieben, als auch durch die Erwähnung historischer Hintergründe, die sich zumeist aus Idas und Cians Dialogen ergeben. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten, seien es die katastrophalen Verhältnisse, in denen irische Arbeiter vor sich hinvegetieren oder auch Orte, in denen sich der Mittelstand aufhält- ich fand sie sehr bildhaft beschrieben, so dass ich mich beim Lesen gut in die Geschichte hineinfallen lassen könnte.

An Susanne Gogas Erzählstil gibt es nichts zu rütteln. Sie drückt sich gewählt und zeitgemäß aus, doch diesmal hatte ich leider ein kleines Problem mit dem Heldenpaar. Sie blieben mir, obwohl sie durchaus als interessante Menschen mit Ecken und Kanten beschrieben wurden, ein wenig fremd. Ich fand nicht so richtig Zugang zu ihnen, da ihre Gedanken und Gefühlswelt ein wenig zu kurz kamen im Gegensatz zur packenden historischen Rahmenhandlung.

Mir fehlte zudem auch ein wenig mehr Tiefgang hinsichtlich der Liebesgeschichte. Zwar kommen Cians Probleme irgendwann ans Tageslicht, doch fand ich die Aussprache diesbezüglich etwas zu dürftig. Ich hätte mir dagegen gewünscht, dass Ida und Cian mehr Gefühl im Umgang miteinander zeigen und ihre Unterhaltungen dialogreicher gewesen wären. Stattdessen tauschten die beiden sich jedoch oft nur über Belangloses miteinander aus und es fehlte mir das gewisse Knistern zwischen dem Paar.
Man spürt beim Lesen jedoch sehr deutlich, dass die Autorin mit viel Herzblut ans Schreiben dieses Romans gegangen ist, was auch die Recherche zur Geschichte miteinschließt. Den historischen Hintergrund fand ich nämlich unglaublich spannend beschrieben und ich konnte den Roman auch kaum zwischendurch zur Seite legen.

Kurz gefasst: Ein Stück irische Geschichte, sehr spannend und informativ erzählt!

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Eine unterhaltsame, abwechslungsreiche Reise im Orient Express nach Venedig; im Fokus stehen jedoch die Reisenden und ihre Schicksale, die den Leser regelrecht ans Buch fesseln.

Nachts nach Venedig
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Viele Jahre zuvor:
Die gelangweilte Arztfrau Adele lernt eines Tages bei einer Versteigerung den Kunstkritiker Jack kennen. Obwohl sie verheiratet ist und zwei Kinder hat, lässt sie sich auf eine Affäre ...

Viele Jahre zuvor:
Die gelangweilte Arztfrau Adele lernt eines Tages bei einer Versteigerung den Kunstkritiker Jack kennen. Obwohl sie verheiratet ist und zwei Kinder hat, lässt sie sich auf eine Affäre mit ihm ein. Mit Jacks fachmännischer Hilfe gelingt es ihr, ein gutgehendes Gemäldeatelier auf die Beine zu stellen. Doch dann kommen ihr eines Tages Gewissensbisse, denn sie liebt ihren Mann, auch wenn dieser sie vernachlässigt….

Gegenwart:
Adele bittet ihre gerade dreißig gewordene Enkelin, die ihr Atelier mittlerweile übernommen hat, darum, ein Bild aus Venedig abzuholen und bucht ihr ein Ticket für den Orient Express. Für Imogen, die an einem Scheideweg ihres Lebens steht, kommt die Reise gerade recht, denn der Mann von dem sie glaubte, dass er sie liebt, scheint ihre Gefühle nicht unbedingt in gleichem Maße zu teilen. Zudem gilt er nicht als standesgemäß…

Nachdem sein bester Freund an einer schweren Krankheit verstarb, lässt sich Archie hängen. Doch ausgerechnet ein Gewinn bei einem Preisausschreiben, das Archies Freund vor seinem Tod noch in Archies Namen abschickte, ändert alles. Archie hat tatsächlich nun eine Reise mit dem Orient Express nach Venedig gewonnen. Allerdings gibt es auch einen Haken an der Sache, denn der Veranstalter des Preisrätsels ist eine Heiratsvermittlungsagentur. So sieht Archie sich am Bahnhof plötzlich mit der weiblichen Gewinnerin des Preisausschreibens konfrontiert, die ihm als passende Frau fürs Leben präsentiert wird. Doch Hutmacherin Emmie will, genau wie Archie, eigentlich nicht verkuppelt werden….

Simon beschließt, zusammen mit seiner neuen Lebensgefährtin Stephanie und seinen Kindern aus erster Ehe, Beth und Jamie, eine Fahrt mit dem Orient Express zu machen. Die Reise soll alle noch mehr zusammenschweißen, doch die Probleme der Kinder scheinen das junge Glück zu trüben…

Nachdem er einen Unfall schwer verletzt überlebt hat, möchte der Starfotograf Riley Nägel mit Köpfen machen. Die Gelegenheit bietet sich ihm bei der alljährlichen Reise mit seiner langjährigen Vertrauten und Geliebten, der Schauspielerin Sylvie. Doch wird sie seinen Heiratsantrag annehmen wollen?

Nachdem mir Veronica Henrys Vorgängerband „Wie ein Sommertag“ schon sehr gut gefallen hat, der in einem Hotel spielt, konnte ich natürlich auch nicht wirklich widerstehen, als ich sah, dass die Autorin einen neuen Roman am Start hat.
Diesmal entführt die Autorin ihre Leser auf eine malerische Zugreise gen Venedig und zwar im berühmten Orient Express.

Man lernt als Leser gleich mehrere Personen kennen, die alle zwar das gleiche Ziel haben, die sich jedoch in völlig unterschiedlichen Lebenssituationen befinden. Und gerade ihre Lebensgeschichten sind es, die diesem Roman die richtige Würze verleihen, denn die Figuren, ihre Handlungsweisen und ihre Schicksale werden packend und auf unterhaltsame Art und Weise geschildert. Veronica Henry versteht es dabei sehr gut, die Neugierde ihrer Leser zu schüren und dadurch, dass die Geschichten der Protagonisten im Wechsel erzählt werden, bleibt der Handlungsverlauf gleichbleibend spannend.

Was mir sehr gut an „Nachts nach Venedig“ gefällt ist, wie komplex und sensibel die Autorin die Gefühlswelt der sehr unterschiedlichen Romanfiguren darzustellen vermag. Und zwar so, dass man sich sehr gut in sie hineinversetzen kann, was aus diesem Roman mehr als nur nette Unterhaltung oder Strandlektüre macht.

Besonders spannend fand ich jedoch die Vorgeschichte geschildert; also Adeles und Jacks Story, die sich bereits vor vielen Jahren abspielte. Adele und Jack sind zwar keine einfach gestrickten Romanfiguren, die man schnell in sein Leserherz schließt, jedoch sind es gerade ihre komplexen Charaktere, die mich neugierig auf den Ausgang der Geschichte haben werden lassen. Einziger Wermutstropfen für mich war, dass die diversen Handlungsverläufe ab dem Zeitpunkt, als die Reisenden Venedig erreichten, abflachten und es ein wenig so wirkte, als ob die Autorin ihren Roman ab diesem Moment unbedingt beenden wollte. Daher der kleine Punktabzug.

Positiv aufgefallen sind mir nach Beendigung des Romans, das Rezept für „Risi e Bisi“, diverse Film und Buchtipps und nicht zu vergessen, das Rezept für einen lecker klingenden Cocktail, von der Autorin selbst zusammengestellt.

Kurz gefasst: Eine unterhaltsame, abwechslungsreiche Reise im Orient Express nach Venedig; im Fokus stehen jedoch die Reisenden und ihre Schicksale, die den Leser regelrecht ans Buch fesseln.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Spannender, opulenter historischer Krimi vor italienischer Kulisse

Die zweite Herzogin
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Barbara von Habsburg ist keine Schönheit, doch dafür sitzt ein kluger Kopf auf ihren Schultern und so nimmt gibt sie dem Werben des ferrarischen Oberhauptes, Alfonso d’ Este recht bald nach, da er sehr ...

Barbara von Habsburg ist keine Schönheit, doch dafür sitzt ein kluger Kopf auf ihren Schultern und so nimmt gibt sie dem Werben des ferrarischen Oberhauptes, Alfonso d’ Este recht bald nach, da er sehr einflussreich ist. Barbara reist zusammen mit drei Frauen aus ihrem habsburgischen Gefolge nach Ferrara um dort Alfonsos Frau zu werden. Aber schon während der Hochzeitsvorbereitungen dringen hässliche Gerüchte an ihr Ohr- so soll Alfonso seine erste Frau Lucrezia de Medici, die erste Herzogin von Ferrara, getötet haben, da sie ihn mehrmals betrog.

Eigentlich will Barbara diesen Vorwürfen keinen Glauben schenken, doch Alfonsos widersprüchliches Verhalten und auch seine grausamen Anwandlungen ihr gegenüber, versetzen die neue Herzogin in Angst und Schrecken und so beginnt sie damit auf eigene Faust Nachforschungen zu Lucrezias plötzlichem Tod anzustellen. Sehr zum Verdruss Alfonsos, doch Barbara hat nicht umsonst das Durchsetzungsvermögen der Habsburger geerbt. Allerdings bringen sie ihre Ermittlungen auch persönlich in Lebensgefahr, denn verständlicherweise will der wahre Mörder Lucrezias nicht, dass seine finsteren Machenschaften enthüllt werden. Kann Barbara Alfonso rückhaltlos vertrauen, oder hat er wirklich etwas mit dem Mord an seiner ersten Ehefrau zu tun?

Es gibt Romane, die man eher durch Zufall entdeckt und die sich dann als wahre Leseperlen entpuppen. "Die zweite Herzogin" von Elizabeth Loupas ist so eine Perle und hat mich von der ersten Seite an in den Bann gezogen.

Der Roman erzählt die Geschichte der historischen Persönlichkeit Barbara von Österreich, die im Jahre 1565, im Alter von fünfundzwanzig Jahren aus politischen Gründen den Herzog von Ferrara, Alfonso II. d’ Este heiratete. Obwohl die in diesem Roman in Erscheinung treten historischen Persönlichkeiten wirklich gelebt haben, hat die Autorin für ihre Geschichte, zusätzliche Gerüchte aufgegriffen, die sich um den plötzlichen Tod der ersten Herzogin Lucrezia de Medici ranken und daraus einen historischen Kriminalroman entstehen lassen, in dessen Mittelpunkt die kluge Barbara steht, die zunächst aus eigenen Gründen Licht ins Dunkel bringen will weil sie befürchtet, einen Mörder zum Mann genommen zu haben.

Die erste Hälfte des Romans befasst sich zunächst mit den neuen Eindrücken und Begebenheiten bei Hofe, die auf Barbara einströmen, wobei die Autorin sich eines sehr bildhaften Schreibstils bedient. Aber auch die negativen Seiten des Hoflebens finden Erwähnung; wie etwa die gefährlichen Intrigenspiele der Mächtigen. Bemerkenswert fand ich in dieser Hinsicht Barbaras sehr kluges Verhalten und ihre geschickten Winkelzüge, derer sie sich bedient; immer unter dem Gesichtspunkt, dass Frauen in diesen historischen Zeiten kaum eigene Macht besaßen und in Gänze von ihrem Ehemann beherrscht wurden. Die Nachforschungen sind sehr spannend gestaltet, man kann als Leser sehr gut Barbaras Gedankengängen folgen und ist praktisch stets gleichauf mit ihren Ermittlungen.

Aus dem Off gibt es noch eine zweite "Ich-Erzählerin", die ihre Geschichte Stück für Stück zum Besten gibt- nämlich Lucrezia selbst, die nun als eine Art Geistererscheinung zwischen zwei Welten schwebt, für alle unsichtbar bleibt und sich nur dann und wann an den Leser wendet. Dadurch bekommt auch Lucrezia Kontur verliehen und man kann sich sehr gut in ihr teils flatterhaftes und übermütiges Verhalten hineinversetzen, dass zum einen ihrer Jugend geschuldet war und zum anderen trotziges Verhalten darstellte, da ihr Ehemann ihr zu Lebzeiten jegliche Liebe verwehrte.

Es ist sowohl ein historischer Kriminalroman, als auch ein spannender Unterhaltungsschmöker im besten Sinne, der geschickt Fiktion mit wahrer Historie vermischt, dabei aber durchaus auch deutlich macht, wie wenig Frauen in der damaligen Gesellschaft zählten.

Man sollte daher nicht allzu zimperlich veranlagt sein, wenn man sich durch diverse Romanpassagen liest, denn Alfonsos Verhalten seiner neuen Frau gegenüber ist nicht immer sehr gentlemanlike und er ist auch alles andere als ein Sympathieträger- dennoch ist seine Beschreibung typisch für ein Mann seiner Zeit.

Kurz gefasst: Spannender, opulenter historischer Krimi vor italienischer Kulisse.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Eine Frau auf sich allein gestellt- Packender Psycho-Thriller aus deutschen Landen, eiskalt serviert

Bald ruhest du auch
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Die hochschwangere Lena und ihr Mann Daniel haben einen Streit im Auto; eigentlich um etwas völlig Harmloses, doch am Ende wird Lena, vorher von Daniel aus dem Auto herauskomplimentiert, Witwe sein, denn ...

Die hochschwangere Lena und ihr Mann Daniel haben einen Streit im Auto; eigentlich um etwas völlig Harmloses, doch am Ende wird Lena, vorher von Daniel aus dem Auto herauskomplimentiert, Witwe sein, denn Daniel verunglückt auf einer Landstraße tödlich.
Lena ist am Boden zerstört, doch das Leben muss weitergehen, schon für ihre noch ungeborene Tochter Emma. In der Folgezeit steht Lena besonders Schwiegermutter Esther zur Seite. Diese bemüht sich sehr ihre Schwiegertochter zu unterstützen, besonders, nachdem das Baby da ist und Lena in Wochenbettdepressionen verfällt.

Doch dann, als Lena sich gerade an ihr Muttersein gewöhnt hat und ihrer Tochter gegenüber, endlich mütterliche Gefühle entwickelt, geschieht das Unfassbare. Emma wird entführt und kurz darauf erhält Lena eine rätselhafte Botschaft in der sie erpresst wird.
Ihr Leben, gegen das ihrer Tochter!
Lena ist wie von Sinnen vor Angst, fühlt sich zunächst beinahe machtlos und dennoch entscheidet sie sich dazu, in Erfahrung zu bringen, wer ihr Feind ist. Doch die Zeit läuft gegen sie und dann geschehen plötzlich Morde in ihrem nahen Umfeld…

Ich habe versucht so wenig wie möglich vom Inhalt her zu verraten, um nicht die Spannung zu nehmen. Hinter dem Autorenpseudonym Wiebke Lorenz steckt ein Mitglied des Autorenduos Anne Hertz. Und auch wenn hier eine völlig andere Sparte, nämlich die des Psycho-Thrillers bedient wird, stellte sich beim Lesen des Romans, dank des eingängigen Schreibstils, schnell der gleiche Lese-Sog bei mir ein, wie bei der typischen Anne Hertz Lektüre, der mich direkt in die Geschichte katapultierte.

Man kann sich sehr gut in die Gedanken und Gefühlswelt der Protagonistin Lena hineinversetzen, bangt und hofft mit ihr mit, doch Lenas Weg ist sehr steinig und sie hat im Laufe der Geschichte einige Schicksalsschläge zu verkraften, die auch mich, als Leser nicht kalt ließen. Die wichtigste Frage in diesem Roman lautet „Wem kannst Du vertrauen?“ Wie Lena lange Zeit, tappte auch ich diesbezüglich lange im Dunklen, wer ihr etwas Böses will und aus welchem Grund. Die Auflösung des Ganzen hat mich dann ziemlich überrascht, wenn ich in Bezug auf Daniels Unfall auch bereits einen leisen Verdacht hatte. Der Epilog (der es wirklich in sich hat) am Ende, als man glaubt, nun wären alle Fragen geklärt, belehrt einen dann schnell eines Besseren. Einen Punktabzug gibt es lediglich für etwas, über das ich einfach in Romanen nicht stolpern möchte. Es hat etwas mit dem Schicksal von Lenas Hund zu tun.

Kurz gefasst: Eine Frau auf sich allein gestellt- Packender Psycho-Thriller aus deutschen Landen, eiskalt serviert.

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