Ein Roman auf zwei Zeitebenen erzählt, der zum Nachdenken anregt.
Ich warte auf dich, jeden TagUSA 1999:
Das Schicksal meint es nicht gut mit Erin, die nach fast zwanzig Jahren Ehe von ihrem Mann verlassen wurde. Sie fühlt sich einsam, denn ihr bereits erwachsener Sohn studiert in Europa. Den einzigen ...
USA 1999:
Das Schicksal meint es nicht gut mit Erin, die nach fast zwanzig Jahren Ehe von ihrem Mann verlassen wurde. Sie fühlt sich einsam, denn ihr bereits erwachsener Sohn studiert in Europa. Den einzigen Trost findet sie in ihrem Job. Sie arbeitet in dem Buchladen ihrer Freundin Charlotte als Verkäuferin, doch eines Tages eröffnet ihr Charlotte, dass es auch mit dem Buchladen finanziell sehr schlecht steht. Trotz ihrer Sorgen rät Charlotte Erin, zu einer Europareise, denn sie spürt sehr deutlich, dass Erin einen Tapetenwechsel braucht, um über ihren Ex-Mann Jeffrey hinwegzukommen.
Und außerdem kann Erin dann Nachforschungen über ihren verstorbenen Großvater anstellen, denn dieser hatte anscheinend, bevor er in die USA auswanderte in Deutschland eine heimliche Liebe während des Naziregimes…
Deutschland 1933:
Die Widerstandskämpferin Lily kommt aus bescheidenen Verhältnissen. Umso überraschter ist sie, als sie bemerkt, dass sich ausgerechnet der aus reichem Hause stammende Alexander für sie interessiert. Doch die Zeiten sind gefährlich für ein junges Liebespaar. Wird ihre Liebe gegen alle Widrigkeiten bestehen können?
Ich habe meine Zusammenfassung des Inhalts extra recht knapp gehalten, um nicht im Vorfeld zu viel zu verraten, damit die Spannung gewahrt bleibt. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen, immer im Wechsel erzählt. Jedoch achtet die Autorin darauf, dass der Leser nie zu viel auf einmal erfährt, so dass man bis zuletzt neugierig auf das Ende der Geschichte bleibt.
Obwohl ich fand, dass die Autorin sehr viel informatives, historisches Hintergrundwissen in den Handlungsstrang um Lily und Alexander miteinfließen lassen hat, konnte ich jedoch nicht so sehr Zugang zu dem Heldenpaar finden, wie ich es mir gewünscht hätte. Vielleicht lag es auch daran, dass der Annäherung von Lily und Alexander das gewisse Prickeln, eine liebevolle Atmosphäre fehlt. Vielmehr fand ich den Erzählstil von Clarissa Linden in diesen Momenten fast ein wenig zu nüchtern und gerafft, was sehr schade war.
Auch Lilys Beharren, obwohl Alexanders Leben und das seiner Familie in Gefahr war, in Deutschland bleiben zu wollen- und das nur aufgrund ihres starken politischen Engagements, machte sie in meinen Augen leider nicht sympathischer.
Dafür mochte ich Erins Story. Zwar lässt sie sich anfangs sehr hängen, nachdem sie von ihrem Mann verlassen wurde, doch gefiel mir die Idee ihrer Freundin Charlotte, Erin mithilfe von bestimmten Büchern und ihren Botschaften wieder aufrichten zu wollen, sehr gut. Und auch die gespannte Situation im Umgang mit Erin und ihrer Mutter und die Gründe dafür fand ich sehr gut beschrieben, was dem Roman in der zweiten Hälfte Tiefgang verleiht und mit Grund dafür war, dem Roman statt einer 3.5 doch eine 4.0 Bewertung zu geben.
Erins Suche nach Lily, um mehr über das Leben ihres verstorbenen Großvaters zu erfahren, der zu seinen Lebzeiten stets verschlossen und kühl wirkte, hat mich am meisten an das Buch fesseln können, denn diese birgt viele Geheimnisse um dann gegen Ende der Geschichte mit einer überraschenden Wende aufzuwarten, die mir einige Tränen entlockt hat.
Erins Suche in Europa sorgt dann am Ende auch dafür, dass sie einen interessanten Mann kennen lernt. Für meinen Geschmack hätte diese sich anbahnende Love Story nicht unbedingt sein müssen, zumal auch diese, wie Lily und Alexanders Liebesgeschichte, ein wenig nüchtern und knapp abgehandelt wird. Dennoch untermalt sie Erins langsamen Weg, sich darüber bewusst zu werden, was sie wirklich im Leben will und dass man auch einmal loslassen muss, um sein Glück finden zu können.
Kurz gefasst: Eine Frau auf der Suche nach Wahrheiten, die sich zunächst selbstfinden muss, um glücklich werden zu können. Ein Roman auf zwei Zeitebenen erzählt, der zum Nachdenken anregt.