Profilbild von HappyEndBuecherdeNicole

HappyEndBuecherdeNicole

Lesejury Star
offline

HappyEndBuecherdeNicole ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HappyEndBuecherdeNicole über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2018

Unterhaltsame, sehr spannende Auswanderungsgeschichte einer deutschen Familie in schwiegen Zeiten- ein echter Pageturner, der mich eine schlaflose Nacht gekostet hat, weil ich das Buch nicht eher zur Seite legen konnte, bis ich die letzte Seite ausgelesen

Wolgatöchter
0

Ilse Reiche, Ehegattin des Malers Georg Reiche, hätte eigentlich allen Grund ihren Ehemann zu verlassen, denn er entpuppt sich im Laufe der Zeit als zwar freundlicher, liebender Gatte jedoch mit einem ...

Ilse Reiche, Ehegattin des Malers Georg Reiche, hätte eigentlich allen Grund ihren Ehemann zu verlassen, denn er entpuppt sich im Laufe der Zeit als zwar freundlicher, liebender Gatte jedoch mit einem sehr schwachen Charakter gesegnet. Tugenden wie Fleiß oder Strebsamkeit findet man bei ihm leider vergebens und so verwundert es nicht, dass Ilse alle Register ziehen muss, damit ihre Familie nicht verhungert. Ihren drei Töchtern, Annmarie, Aurora und Lydia versucht sie daher, erwähnte Tugenden zu vermitteln, die dem Vater fehlen, doch Aurora, die attraktivste der Schwestern, entwickelt dennoch Standesdünkel, die nicht zu ihrer einfachen Herkunft zu passen scheinen und ergeht sich in Missmut und Tagträumereien über ein besseres Leben in Reichtum.

Lydia und Annmarie sind dagegen zwei vernünftige Mädchen, die im Haushalt mit anpacken. Während Lydia die Gabe des Zeichnen und Malens von ihrem Vater geerbt hat, hat Annmarie jedoch den richtigen Platz im Leben noch nicht gefunden und scheint eine Frau ohne Leidenschaften zu sein, was Ilse sehr befremdet.
Um seine Familie finanziell über Wasser zu halten, lässt sich Georg in einem schwachen Moment dazu hinreißen, Kunstwerke zu kopieren und die Fälschungen zu verkaufen, was schon einmal dafür gesorgt hat, dass er ins Gefängnis musste.
Wegen seiner kriminellen Taten sind die Reiches bereits mehrmals gezwungen gewesen, ihren Wohnort zu wechseln und so gelangen sie schließlich im Jahre 1792 nach Frankfurt.

Doch dort angekommen will kein Mensch Georg eine Anstellung geben und so fürchtet er langsam aber sicher den Hungertod für sich und seine Familie. Ein ihm unbekannter Mann, der zum Teil russische Wurzeln hat, spricht ihn dann, als Georg verzweifelt in einer Schenke sitzt und sein letztes Geld ausgibt, im richtigen Moment an und offenbart ihm eine verheißungsvolle Offerte. Zarin Katharina die Große möchte viele Deutsche nach Russland locken, damit die Orte bevölkert und die riesigen Ländereien bewirtschaftet werden können. Und Georg und seine Familie sollen Teil der neuen Einwanderer werden. Als Anreiz wird ihm eine stattliche Summe Geld, und dann vor Ort, ein eigenes Haus für seine Familie nebst landwirtschaftlicher Gerätschaften versprochen. Da Georg jedoch weiterhin seiner Malerei nachgehen möchte und der Mann durchblicken lässt, dass nicht nur Bauern sondern auch Einwanderer mit anderen beruflichen Qualitäten gesucht werden, lässt sich Georg auf dieses, wie er denkt, lohnendes Angebot ein. Er ahnt nicht, dass nicht nur die Reise nach Russland überaus gefährlich und beschwerlich werden wird, sondern auch die Ankunft am Zielort jede Menge an unangenehmen Überraschungen für die Familie bereithalten wird. Werden die Reiches in Russland durchalten?

Zunächst fiel mir das ansprechende Cover des Romans auf und trotz der Tatsache, dass ich nicht unbedingt gerne Romane mit russischem Setting lese, da ich bislang kein besonderes Interesse an der Historie des Landes hatte (eine Meinung, die ich nach dem Lesen dieses Buches revidiert habe) , habe ich mich dennoch für dieses Buch entschieden, da ich halt sehr gerne historische Romane von Ines Thorn lese.

Auf 380 Seiten erzählt die Autorin eine, wie ich finde, sehr spannende Auswanderungsgeschichte einer deutschen Familie in schwierigen Zeiten. Die Mitglieder der Familie Reiche könnten unterschiedlicher nicht sein- werden jedoch mit mütterlicher Liebe und eiserner Entschlossenheit von Mutter Ilse zusammengehalten.
Gerade die Unterschiedlichkeit der einzelnen Akteure und wie ihr Charakter im Laufe der Zeit, durch die Veränderungen, die sie in Russland erwarten, geformt wird, haben mich sehr interessiert weiterlesen lassen, wobei ich jedoch anmerken muss, dass ich Ilses bedingungslose Liebe für einen solch schwachen Tagträumer, wie Georg es ist, leider zu keinem Zeitpunkt nachvollziehen konnte, da sie ansonsten als eine solch starke Frau beschrieben wird. Aber wahrscheinlich ist es gerade ihre innere Stärke, die sie an der Seite ihres Ehemanns ausharren lässt, auch wenn er glaubt, für richtige Arbeit nicht geschaffen zu sein.

Sowohl die beschwerliche Reise nach Russland als auch die Schwierigkeiten in ihrer neuen Heimat sorgen dafür, dass beim Lesen niemals Langeweile aufkommt, allerdings fand ich schon hier und da, dass manche Schwierigkeiten sich zu einfach in Luft auflösen. Auch auf das Erlernen einer neuen Sprache wird mir, für meinen Geschmack etwas zu wenig eingegangen - selbst wenn sich die Reiches in einem Ort aufhalten, in dem fast nur Deutsche leben.

Da ich mich, wie eingangs erwähnt, mit der russischen Historie nicht auskenne, war es mir bislang auch neu, dass es bereits zu damaligen Zeiten Auswanderungswellen gen Russland von Deutschen gab. Ich weiß daher nicht, wie viel historische Authentizität in diesen historischen Unterhaltungsroman eingeflossen ist, doch hat mich die Jahresangabe auf dem Buchcover etwas stutzig hat werden lassen, da die Geschichte nicht im Jahre 1765 beginnt, sondern viel später, wenn man bedenkt, dass sich die weiblichen Protagonistinnen zu Beginn des Romans über Offiziere der französischen Revolution unterhalten. Auch kann Katharina die Große Napoleons Feldzüge nicht mehr mitbekommen haben nach meinem Wissenstand, da die Zarin bereits 1796 verstarb und Napoleons Stern nach Kämpfen in Ägypten und Italien erst Anfang 1799 aufging, als er zunächst als erster Konsul der französischen Republik eingesetzt wurde.
Abgesehen davon, haben mich diese historischen Ungenauigkeiten aber auch nicht großartig gestört beim Lesen, da der Roman in erster Linie ja ein Unterhaltungsschmöker sein soll und keine historische Abhandlung und in diesem Buch eindeutig die Menschen, ihre Sorgen, Ängste und Nöte im Fokus des Geschehens stehen.

Ich könnte mir übrigens auch gut eine Fortsetzung um eine der drei Schwestern, Aurora, vorstellen, denn ihr Ende bzw. Werdegang hätte meiner Meinung nach noch viel Potential.

Kurz gefasst: Unterhaltsame, sehr spannende Auswanderungsgeschichte einer deutschen Familie in schwiegen Zeiten- ein echter Pageturner, der mich eine schlaflose Nacht gekostet hat, weil ich das Buch nicht eher zur Seite legen konnte, bis ich die letzte Seite ausgelesen hatte.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Ein gelungener historischer Roman der die Renaissancezeit wieder lebendig werden lässt!

Das Mädchen mit den Teufelsaugen
0

Als eines Tages die Zigeunerin Tonia vor der Haustür des Handwerkers Ruppert steht und um eine Unterkunft für die Nacht bittet, kann der gutherzige Mann ihr diese Bitte nicht verwehren.
Rupperts Frau dagegen ...

Als eines Tages die Zigeunerin Tonia vor der Haustür des Handwerkers Ruppert steht und um eine Unterkunft für die Nacht bittet, kann der gutherzige Mann ihr diese Bitte nicht verwehren.
Rupperts Frau dagegen ist aus einem ganz anderen Holz geschnitzt und will die verletzte junge Frau eigentlich aus dem Haus werfen. Doch Tonia erzählt der hochschwangeren Hausherrin von ihrer Gabe des Handlesens und so lässt sich die Schwangere ihre vermeintliche Zukunft voraussagen.

Plötzlich setzen die Wehen bei ihr ein, das Kind kommt und so ist die Hilfe der Zigeunerin von großem Nutzen, vor allem da sich später herausstellt, dass die frischgebackene Mutter ihre Tochter nicht stillen kann. Tonia wird die Amme von Rosamund, dem "Teufelskind", wie es im Dorf genannt wird, da es zwei verschiedenfarbige Augen besitzt. Und nicht nur das. Einzig von Tonia erfährt das Kind Liebe und Erziehung, da sich Rosamunds Mutter kaltherzig von ihr abwendet.

Eines Tages kommt es im Dorf zu einem folgenschweren Zwischenfall- Die Augenbinde, die Rosamund stets bei Ausflügen ins Dorf trägt, wird ihr von einer Dorfbewohnerin neugierig vom Kopf gerissen und ab diesem Moment nimmt das Unheil seinen Lauf. Tonia wird an Rosamunds Statt kurze Zeit später als Hexe angeklagt und hingerichtet.

Jahre später- Mittlerweile hat Rosamunds Mutter noch einer weiteren Tochter das Leben geschenkt, die im Gegensatz zur Erstgeborenen sämtliche Privilegien genießt. Rosamund dagegen eignet sich im Laufe der Jahre in der Handwerksstatt des Vaters
beeindruckende Fähigkeiten in der Farbenherstellung und Malerei an und ist Rupperts ganzer Stolz, auch wenn er sich nicht traut, sich gegen die kaltherzige Behandlung die seine Frau seiner Erstgeborenen angedeihen lässt, zu wehren. So kommt es schließlich, dass Rosamunds Vater auch keine Gegenwehr zeigt, als seine älteste Tochter wieder einmal ins Visier der abergläubischen Gemeinde gerät und seine Frau und seine jüngste Tochter Rosamund in ein Kloster abschieben wollen.

Doch ab genau diesem Zeitpunkt wendet sich das Blatt für das "Mädchen mit den Teufelsaugen" und sie kehrt einige Zeit später, als Heilige verehrt, zurück in ihre Heimatstadt. Doch der sehnlichste Wunsch von Rosamund wäre es, wenn auch sie einen Mann finden würde, der sie trotz ihrer optischen Andersartigkeit liebt.
Wird sie ihn finden?

"Das Mädchen mit den Teufelsaugen" ist ein mitreißender historischer Roman, der dank der anschaulichen Schilderungen von örtlichen Begebenheiten der Renaissanceepoche und dem typischen Verhalten der Menschen, dieses Zeitalters mit viel Lokalkolorit aufwartet.

Besonders interessant fand ich es, mit wie viel Glaubwürdigkeit die Autorin das Gedankengut ihrer Haupt und Nebenfiguren einfließen lässt, wobei man schnell feststellen wird, dass die Probleme und Beweggründe der Menschen vergangener Zeiten durchaus auch heute nichts an Aktualität eingebüßt haben.

Ines Thorn offenbart die Schwächen ihrer Romanfiguren, wobei sie niemals den Fehler begeht Partei zu ergreifen oder zu verurteilen. Die einzelnen Standpunkte und Überzeugungen ihrer Protagonisten werden vielmehr ohne Bewertung aufgeführt, so dass dem Leser jederzeit die Möglichkeit bleibt sich seine eigenen Gedanken machen zu können- ein Punkt der mir sehr gut gefallen hat!

Passend zu einem Roman der in einer Zeit des Umbruches angesiedelt ist, spielen Dinge wie Religion, Weltanschauung und Aberglaube auch hier eine wichtige Rolle, wobei die Autorin sich sehr viel Mühe damit gegeben hat, nah an der Realität zu bleiben bzw. gut recherchiert hat. Nicht nur in Bezug auf abergläubisches Gedankengut, sondern auch was typische, tief verwurzelte Ängste der Menschen angeht.

Zum Ende des Romans hin wird man sogar mit einigen interessanten philosophischen Gedanken konfrontiert, die noch einmal sehr deutlich hervorheben, wie unsicher die Menschen in damaligen Zeiten in Bezug auf Glaubensfragen waren.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Frau Rosamund, die durch ihre optische Andersartigkeit von den restlichen Bewohnern ihres Ortes nicht nur von Geburt an ausgegrenzt, sondern auch sehr schnell als Hexe betitelt wird.

Rosamund ist hin und hergerissen zwischen Verzweiflung und der Hoffnung vielleicht doch irgendwann dazugehören zu können, bzw. ein normales Leben führen zu dürfen.
Obwohl sie ein liebeswertes, mitleidiges Naturell hat, benimmt sich die weibliche Hauptfigur niemals unterwürfig- zwar versucht sie klugerweise besonnen und friedlich mit ihren Mitmenschen auszukommen, geht aber, wenn es darauf ankommt auch einmal aus sich heraus und zeigt ihre geistige Reife. Somit kann man sich mit Rosamund sehr schnell als Leser identifizieren und wird ihre Geschichte gespannt verfolgen wollen.

Diverse Szenen wie etwa eine Hinrichtung werden sehr detailliert geschildert, was eventuell für zartbesaitete Leser ein wenig zuviel sein könnte- wer jedoch historische Lektüre gewohnt ist, wird weniger Probleme damit haben und diesen Aspekt eher positiv bewerten, weil die Schrecken vergangener Zeiten, die dem Leser hier sehr deutlich vor Augen geführt werden, die Glaubwürdigkeit des Romans zusätzlich untermauern und zum Nachdenken anregen.

Der eingängige, sehr gute Schreibstil der Autorin fesselt bis zum Schluss und lässt eine Fortsetzung stark vermuten.

Kurz gefasst: Ein gelungener historischer Roman der die Renaissancezeit wieder lebendig werden lässt!

Veröffentlicht am 12.03.2018

Gut geschrieben, aber auch ein paar Schwächen...

Eine skandalöse Liebesfalle
0

Der Marquess of Vere, von seinem Bruder und engsten Freunden kurz „Penny“ genannt, gilt im ton als zwar über alle Maßen gut aussehender und begehrter Gentleman, jedoch sind sich alle Mitglieder der Gesellschaft ...

Der Marquess of Vere, von seinem Bruder und engsten Freunden kurz „Penny“ genannt, gilt im ton als zwar über alle Maßen gut aussehender und begehrter Gentleman, jedoch sind sich alle Mitglieder der Gesellschaft darüber einig, dass Penny, was Intelligenz und Scharfsichtigkeit angeht, einige Defizite aufweist. Zudem treibt er sämtliche Menschen, die sich zufällig in seiner Nähe aufhalten und ihm nicht sogleich wieder entrinnen können, mit fürchterlich langweiligen und dummen Dialogen und Meinungen zu diversen Themen schier in den Wahnsinn. Das muss leider auch die junge und zurückgezogen lebende Elissande Edgerton schneller feststellen als ihr lieb ist, als Penny und weitere Mitglieder des tons, Zuflucht wegen einer Rattenplage in Hause der Nachbarin, bei ihr suchen.

Elissande möchte die Gesellschaft ihrer Nachbarin am liebsten so schnell wie möglich wieder los sein, da sie ihrem abwesenden, überaus strengen und sadistischen Onkel keinen Anlass zur Raserei oder Grausamkeit bieten möchte. Andererseits könnte aber Penny auch die Lösung ihrer Probleme bedeuten, denn würde sie sich von ihm kompromittieren lassen und würde er sie als Ehrenmann heiraten, böte ihr diese Ehe die Möglichkeit, zusammen mit ihrer bettlägerigen Tante dem ungeliebten Zuhause endlich den Rücken kehren zu können. So umgarnt sie den Marquess of Vere trotz seiner Defizite und belohnt seine Reden stets mit einem überschwänglichen Lächeln. Ein Lächeln, das Vere zwar betört, welches ihm jedoch je länger er Elissande kennt und beobachtet, unecht vorkommt. Vere vermutet sehr schnell, dass Elissande sich unbedingt einen Ehemann angeln will und versucht heimlich und auf seine unnachahmliche Art ihre Pläne zu durchkreuzen. Vor allem, als er annehmen muss, dass die junge Frau es auf seinen Bruder Freddie abgesehen hat.

Dabei tappt er Elissande direkt in die Ehefalle und es bleibt ihm am Ende nichts anderes übrig, als sie zu heiraten. Doch diese forcierte Heirat von Elissande birgt einige Überraschungen für das frischgebackene Ehepaar, denn Vere ist alles andere als schwachsinnig und scheint ebenso eine Rolle zu spielen wie auch Elissande, doch warum?

Während ich vom Debütroman der Autorin schlichtweg begeistert war, weil mir sowohl Story als auch der geschliffene Schreibstil sehr gut gefallen haben, waren die Nachfolgebände der Autorin dagegen keine echten Offenbarungen für mich. Umso neugieriger war ich nun auf den aktuellen Band der Autorin, da ich mir im Vorfeld vorgenommen hatte, ihr noch eine Chance zu geben. „Eine skandalöse Liebesfalle“ ist dann für mich auch um Längen besser gewesen, als „Köstlich wie ein Kuss“ oder „Gefährliche Leidenschaften“, dennoch fehlte mir zu einer Bestbewertung- um es auf einen Punkt zu bringen; mehr Romantik und vor allem eine etwas gestraffter erzählte Story.

Die Ausgangssituation könnte nicht vielversprechender sein. Zwei Menschen sehen sich, sind fasziniert voneinander und stellen dann schließlich fest, dass sie beide der Gesellschaft nur eine Rolle vorspielen. Ich fand, dass die Autorin sich sehr viel Mühe damit gegeben hat ihren Figuren glaubwürdige Motive für deren Verhalten mitzugeben und fand sowohl Ellisande als auch Penny sympathisch. Besonders anfangs habe ich mich köstlich darüber amüsiert, wie Vere die arme Elissande mit belanglosen und haarsträubenden Dingen „vollquasselte“, doch je weiter die Geschichte voranschritt, um so größere Probleme hatte ich damit, dass Penny seine frischgebackene Ehefrau mehr und mehr aus seinem Leben ausschloss.

Mag es in der ersten Hälfte der Story noch verständlich gewesen sein, schließlich hat sie ihn in die Ehefalle gelockt, konnte ich sein Verhalten irgendwann nicht mehr so ganz nachvollziehen. Vor allem weil Penny sich ja sehr schnell darüber im Klaren war, warum Elissande sich zu solch einem rigorosen Schritt entschlossen hatte.
Mittlerweile wusste Penny jedoch auch, dass sie keinesfalls mit ihrem Onkel unter einer Decke steckte und stattdessen eine höllische Angst vor diesem hatte. Aber statt Elissande dann endlich zu unterstützen, spielte er ihr weiterhin die Rolle des dümmlichen Ehemannes vor, was mich schon ein wenig beim Lesen nervte.

Zwar gibt Sherry Thomas uns Lesern diverse Einblicke in die Gedankenwelt ihres Heldenpaars, doch leider erfährt man nur welche Sehnsüchte und Träume die beiden umtreibt und das sowohl Elissande als auch Penny sehr einsame Menschen sind, die sich nach einem Menschen sehnen, der ihnen Halt und Liebe gibt. Mir fehlte persönlich die Romantik- sowohl während der ersten Liebeszene zwischen beiden, als auch im Laufe der Story. Vielmehr beschäftigt sich Thomas, meiner Meinung nach zu sehr, mit der Jagd auf Elissandes kriminellen Onkel und der Aufklärung des Kriminalfalles, jedoch recht unspektakulär und stellenweise auch verwirrend und einer zweiten eingebauten Liebesgeschichte zwischen Freddie und seiner Jugendfreundin, welche leider nur schmückendes Beiwerk und zu farblos blieb.

Warum gebe ich trotz der Kritikpunkte und einiger Längen 4 Bewertungspunkte für „Eine skandalöse Liebesfalle“? Nun, zum einen hat es mir Thomas Schreibstil nach wie vor angetan, die Geschichte als solche war interessant; ich mochte die beiden Hauptfiguren und ich habe mich sehr über Pennys gestelltes Verhalten im „ton“ amüsiert. Und auch die Übersetzung möchte ich als überaus gelungen bezeichnen.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Ein interessantes, ungewöhnliches Ermittlerduo ermittelt im alten York- solider, wenn auch nicht hochspannender erster Teil einer neuen Serie, die aber Potential in sich birgt und meine Neugierde auf weitere Bände durchaus geschürt ha

Die Hebamme und das Rätsel von York
0

Nachdem Lady Bridget Hodgson bereits zwei Ehemänner und zwei Kinder zu Grabe tragen musste, widmet sie sich nun Witwe, voller Eifer und Hingabe dem Beruf der Hebamme und hat einen guten Ruf vorzuweisen. ...

Nachdem Lady Bridget Hodgson bereits zwei Ehemänner und zwei Kinder zu Grabe tragen musste, widmet sie sich nun Witwe, voller Eifer und Hingabe dem Beruf der Hebamme und hat einen guten Ruf vorzuweisen. Im York des Jahres 1644, ist es jedoch nicht ganz einfach, junge, unverheiratete Mütter davon zu überzeugen, dass sie zum Wohle der Stadt unbedingt den Namen des Kindsvaters preisgeben müssen. Doch Bridget geht in dieser Hinsicht mit aller Strenge zu Werke, denn im Grunde ist sie es allein, die den gefallenen Frauen helfen kann, wie sie glaubt. Als sie ein Empfehlungsschreiben ihrer jüngst verstorbenen Cousine erhält, welche Bridget eine junge Bedienstete namens Martha empfiehlt, nimmt sie die angeblich sehr tüchtige Kraft, als gottesfürchtige Christin, sehr gerne in ihrem Haus auf und nur wenig später, während Martha sie in der Dämmerung durch York begleitet, zeigt die neue Bedienstete, das sie einige sehr ungewöhnliche Fertigkeiten für eine junge Frau besitzt. Ein volltrunkener Soldat, der Martha vergewaltigen will, stirbt durch Marthas Hand.

Diese Begebenheit schweißt die sehr unterschiedlichen Frauen zusammen und ihr Zusammenhalt ist bald auch sehr wichtig, denn eine Freundin von Lady Bridget, Esther, wird verdächtigt, ihren Gatten mit Rattengift ermordet zu haben und beteuert ihre Unschuld. Ausgerechnet Lady Bridget soll nun im Namen von Esther ermitteln, obwohl alle Welt glaubt, die wahre Schuldige bereits eingekerkert zu haben.
Als Bridget jedoch herausfindet, dass es auch noch eine Reihe anderer Bewohner von York gab, die Esthers Ehemann, der heimlich die Rebellen unterstützte, liebend gerne zum Schweigen gebracht hätten, fürchtet die Hebamme, zwischen die Mühlräder der Politik geraten zu sein, denn die Mächtigen der Stadt stellen sich bei Bridgets Ermittlungen quer und sie gerät in Lebensgefahr. Wird es ihr dennoch gelingen, Licht ins Dunkel zu bringen?

„Die Hebamme und das Rätsel von York“, stellt den Auftaktband um eine neue Histo-Krimiserie dar, in der eine Hebamme adliger Herkunft und ihre unkonventionelle Dienstmagd Martha, im York um 1644, inmitten eines politischen Umbruchs, eher zufällig zu einem Ermittlerduo werden. Sehr interessant fand ich es, dass der Autor Marthas kriminellen Hintergrund bzw. deren Vorgeschichte, die sich so sehr von Lady Bridgets bisherigem Werdegang unterscheidet, einbringt, da Lady Bridget, eine sehr gottesfürchtige Dame, somit das absolute Gegenteil darstellt, was Platz für gegensätzliche Meinungen der Romanfiguren schafft. Und trotz der Verschiedenheit des Duos, kann man als Leser sehr gut nachvollziehen, warum sich beide Frauen trotz der Gegensätzlichkeit mögen und schließlich vertrauen, denn Sam Thomas hat hier einen guten gemeinsamen Nenner gefunden, auf dem das gute Verhältnis der Frauen aufbaut und letztendlich sogar Lady Bridgets Gedanken über Gottes Wille ins Wanken bringt.

In Sachen historisches Flair, hätte ich mir ehrlich gesagt ein wenig mehr Hintergrundinfos und vor allem zahlreichere, bildhafte Beschreibungen des alten Yorks gewünscht. Eingestreute Informationen rund um die damalige politische Lage dagegen (Königstreue und Cromwell- Anhänger, liefern sich Scharmützel rund um York) empfand ich leider als etwas zu nüchtern involviert, fast wie aus dem Lehrbuch, aber dieser Punkt mag durchaus Geschmackssache des einzelnen Lesers sein.
Sehr gut ist es dem Autor meiner Meinung nach jedoch geglückt, das Gedankenbild der Menschen dieser Zeit, auch in Glaubensfragen, zu porträtieren, so dass einem die Figuren vielleicht nicht unbedingt als Sympathieträger erscheinen mögen, man jedoch ihr Verhalten nachvollziehen kann.
Der Kriminalfall hätte zwar für meinen Geschmack ein wenig spannender gestaltet sein dürfen, jedoch darf man nicht vergessen, dass man hier den Debütroman einer neuen Serie vor sich hat, wobei so mancher erster Teil diverser Serien noch ein wenig entwicklungsträge erscheint, weil der Fokus natürlich zunächst mehr auf die Vorstellung der Protagonisten gerichtet liegt.
Neben Bridget und Martha werden noch zwei männliche Nebenfiguren eingeführt, die mit Bridget durch ihren zweiten, bereits verstorbenen Mann verwandt sind. Leider blieben mir diese noch ein wenig zu blass, was sich hoffentlich in den nächsten Teilen noch ändern wird.

Kurz gefasst: Ein interessantes, ungewöhnliches Ermittlerduo ermittelt im alten York- solider, wenn auch nicht hochspannender erster Teil einer neuen Serie, die aber Potential in sich birgt und meine Neugierde auf weitere Bände durchaus geschürt hat.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Ein historischer Liebesroman, der mich trotz guten Schreibstils nicht wirklich überzeugen konnte.

Für immer in meinem Herzen
0

Lady Alexandra Ware, ist eine anerkannte Archäologin, die im Britischen Museum arbeitet und in der Fachwelt als kluge und patente Frau gilt. Als sie feststellen muss, das wertvolle Artefakte gegen Imitationen ...

Lady Alexandra Ware, ist eine anerkannte Archäologin, die im Britischen Museum arbeitet und in der Fachwelt als kluge und patente Frau gilt. Als sie feststellen muss, das wertvolle Artefakte gegen Imitationen ausgetauscht wurden, teilt sie ihren Verdacht, nämlich dass ein Dieb im Museum umhergeht, dem Leiter, Professor Atler mit. Dieser jedoch glaubt Alexandra kein Wort- im Gegenteil! Er zweifelt ihre Kompetenz an und geht sogar so weit, ihr zu unterstellen, dass sie etwas damit zu tun hätte. Als Alexandra feststellt, dass nur Artefakte ausgetauscht wurden, die sie anfangs auf ihre Echtheit überprüft hat, sieht sie ein, dass sie unbedingt Hilfe braucht.

Diese Hilfe begegnet ihr eines Tages unverhofft, als sie heimlich Nachforschungen im Museum betreibt.
Sie trifft dort auf Sir Christopher Donelly und seine Schwester Brianna.
Alex ist zunächst geschockt und überaus überrascht ihn zu treffen, denn vor zehn Jahren waren beide miteinander verheiratet und erwarteten ein Kind. Jedoch starb das Kind kurz nach der Geburt und der Vater von Lady Alexandra, tat alles, um beide auseinander zu bringen, was ihm schließlich auch gelang. Die Ehe wurde annulliert und seitdem sahen sich beide nie wieder.

Seit der Annullierung ist aus Christopher, einem einfachen, irischen Soldaten, ein überaus reicher von Erfolg gekrönter Mann geworden, der nach einer großzügigen Spende an das Museum zu den Kuratoren dort gehört.
Als Lady Alex, Christopher aufsucht, um ihn um Hilfe zu bitten, ist er zunächst innerlich wie erstarrt, denn die damalige Annullierung der Ehe zwischen Alexandra und ihm, hat auch bei Christopher seelische Narben hinterlassen. Trotzdem verspricht er ihr, sie bei der Suche nach dem Dieb, der im Museum umhergeht, zu unterstützen. Obwohl er sich einredet, über Alexandra hinweg zu sein, spürt er jedoch immer noch die sexuelle Spannung, wenn sich beide begegnen. Alexandra hat nie aufgehört ihn zu lieben, doch kann sie Christopher davon überzeugen, dass es ihr ernst ist?

„Für immer in meinem Herzen“ von Melody Thomas ist zunächst einmal ein solide geschriebener historischer Liebesroman. Die Heldin des Buches, Lady Alexandra, ist zwar beruflich eine Koryphäe, jedoch im wahren Leben eine stille, weltfremde, sehr zurückgezogen lebende Frau, die sich von ihrem überaus dominanten Vater sämtliche Entscheidungen vordiktieren lässt. Die einzige große Liebe in ihrem Leben war Christopher. Doch nachdem sie ihr gemeinsames Kind verlor und ihr einflussreicher Vater Christopher mehr oder weniger zwang, Alexandra zu verlassen um an einem Krieg teilzunehmen, bei dem er schwer verwundet wurde und sich seitdem nie wieder schriftlich oder persönlich um sie bemühte, bis zur Annullierung der Ehe, blieb sie zutiefst verletzt zurück und stürzte sich ab diesem Zeitpunkt ausschließlich in die Arbeit im Museum.

Christopher, der Held dieses Buches, hat im Gegenzug immer vermittelt bekommen, er wäre Alexandra in keiner Weise ebenbürtig und als die vielen Briefe, die er ihr während des Krieges schrieb, niemals von ihr beantwortet wurden, dachte er schließlich, auch Alexandra wäre zu dieser Einsicht gelangt.
Im Grunde hat das Buch eine interessante Ausgangssituation, jedoch wurde ich leider mit beiden Hauptprotagonisten nicht richtig warm.
Lady Alexandra war mir für ihre 28 Jahre viel zu naiv dargestellt. Auch wenn sie die größte Zeit ihres Lebens nur mit ihrem Vater und archäologischen Ausgrabungen beschäftigt war, war mir ihre „Weltfremdheit“, die zu kompromittierenden Situationen führte, doch etwas zu dick aufgetragen bzw. ziemlich unglaubwürdig. Im krassen Gegensatz dazu steht ihre überaus offene und aufgeschlossene Art in sexuellen Dingen.
Obwohl ich auch Christophers ab und an schroffe Verhalten durchaus verstehen konnte, nervte mich immer wieder, wie er der Heldin ihre Naivität auch noch jedes Mal vorhielt und ihr nicht wirklich etwas zutraute.
Der Nebenplot um den Dieb im Museum war ebenfalls viel zu leicht zu durchschauen und ließ bei mir keine Spannung aufkommen.

Kurz gefasst: Ein historischer Liebesroman, der mich trotz guten Schreibstils nicht wirklich überzeugen konnte.