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Veröffentlicht am 17.03.2019

Eine weibliche Kriminalpolizistin ermittelt im München der 60er Jahre- interessante Ausgangsstory- leider hat mich der eigenwillige Schreibstil der Autorin jedoch nicht packen können

Fräulein Zeisig und der frühe Tod
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Noch sind weibliche Kriminalpolizistinnen ein ungewohntes Bild im München der 60er Jahre, doch Elke Zeisig ist überaus ehrgeizig. Sie freut sich sehr, als sie von den männlichen Kollegen hinzugezogen wird, ...

Noch sind weibliche Kriminalpolizistinnen ein ungewohntes Bild im München der 60er Jahre, doch Elke Zeisig ist überaus ehrgeizig. Sie freut sich sehr, als sie von den männlichen Kollegen hinzugezogen wird, die in einem möglichen Mordfall ermitteln. Das Opfer ist ein kleines Mädchen, das tot aufgefunden wurde, jedoch keine äußerlichen Anzeichen von Gewaltanwendung trägt.

Die kleine Johanna, war die Tochter einer Markthändlerin und hielt sich, wenn ihre Mutter arbeiten musste, viel bei der Nachbarsfamilie auf; war zudem befreundet mit den Kindern der Nachbarn.
Und zusammen mit dem verwitweten Hauptkommissar Manschreck, der selbst Vater einer Tochter ist, versucht Fräulein Zeisig nun, Licht ins Dunkel zu bringen.
Auch Ludwig Maria Seitz, ein eifriger Reporter, will mehr erfahren. Eines Tages begegnet er dem Fräulein Zeisig, dass ihn jedoch, als er damit beginnt, neugierige Fragen zu stellen, schnell abblitzen lässt. Ludwig Maria, der seit Jahren bereits einen guten Draht hat, zum Hauptkommissar, ist jedoch hartnäckig.

Dennoch, als es zu Unruhen kommt in Schwabing, zwischen aufsässigen Jugendlichen und der Polizei, die mit unnötiger Härte und Gewalt gegen die Unruhestifter vorgeht, bekommt Ludwig Maria reichlich Stoff für neue Artikel geboten. Denn tags drauf wird dazu eine Frauenleiche gefunden. Auch Elkes jüngerer Bruder Volker, der sich eigentlich in der Wohnung seiner Schwester aufhalten sollte, treibt sich auf den Straßen Münchens herum und gerät direkt zwischen die Fronten. Eine junge Frau, die ihn rettet, raubt ihm nicht nur die Unschuld, sondern führt Elke kurz darauf auf eine mögliche Spur…

Ich habe eine Schwäche für Krimis, die in vergangenen Zeiten spielen. Zeiten, in denen der Kriminalpolizei weniger Mittel zur Verfügung standen, als heute und in denen die Ermittler noch nicht mit coolen Sonnenbrillen und Handys im Schlepptau, lässig, in Hollywoodmanier ihre Fälle aufklärten. So fiel mir, dank des Romancovers, das ein echter Blickfang ist, dann auch dieses Buch ins Auge.

Vor einigen Jahren las ich bereits einen historischen Roman von Kerstin Cantz, der später verfilmt wurde; „Die Hebamme“ und da mir das Buch damals, im Großen und Ganzen gefallen hatte, erhoffte ich mir auch diesmal interessante und spannende Lesestunden.
Nun, nach dem Lesen, bin ich leider ernüchtert und enttäuscht. Das liegt keinesfalls daran, dass es die Autorin nicht verstanden hätte, die Stadt München der 60er Jahre, mitsamt ihren Bewohnern, authentisch wirkend zu beschreiben. Im Gegenteil, das historische Flair des Romans, der Zeitgeist, gehört zu den wenigen Pluspunkten, die ich hier hervorheben möchte.
Kerstin Cantz streut dazu nicht nur, einfach politische Ereignisse ein, die sich zutrugen, sondern zeigt zudem auf, was die Menschen damals bewegte und das auf überzeugende Art und Weise.

Weniger zurecht kam ich mit dem, sehr eigenen, nüchtern gehaltenen Schreibstil der Autorin.
In der Vita von Kerstin Cantz ist zu lesen, dass sie, neben ihrer Karriere als Autorin, bereits als Drehbuchschreiberin Erfolge feierte. Und leider liest sich „Fräulein Zeisig und der frühe Tod“, über weite Strecken, dann auch mehr, wie ein straff zusammengefasstes Drehbuch. Während, die zum Teil, abrupt wechselnden Szenerien sehr bildhaft und in detailfreudiger Akribie geschildert werden, sind die Dialoge der Akteure einfach zu kurz und knapp gehalten. Oftmals beschleicht einen beim Lesen das Gefühl, als wären Anteile gestrichen worden, vieles überlässt die Autorin der Phantasie ihrer Leser. Das mag bei einem Drehbuch/einem Film funktionieren, weil vieles Ungesagte allein durch Mimik und Gestik der Schauspieler getragen und transportiert wird und ein Blick oftmals mehr sagt, als Worte, doch ein Roman benötigt, meiner Meinung nach, mehr. Man möchte die Hauptfiguren schließlich kennen lernen, in deren Gedanken- und Gefühlswelt abtauchen um einen Zugang zu ihnen finden.

Sicher, man erfährt über Elke, eine der Hauptfiguren, dass sie mehr aus ihrem Leben machen will, als ihre Mutter ursprünglich für sie geplant hatte, dass sie sich auflehnte und viel riskierte, nur um Polizistin werden zu können und dass sie sehr an ihrem Bruder hängt und durchaus eine sensible Natur besitzt, doch abgesehen von diesen Randnotizen, bleibt Elke leider sehr blass. Genau wie auch Hauptkommissar Manschreck oder der Reporter Seitz.
Der eigenwillige Doppelname von Seitz, Ludwig Maria, wird im Verlauf des Romans dermaßen oft wiederholt, dass mich dieser Umstand schnell begann zu nerven und mir fehlte zu einer besseren Bewertung einfach von allem etwas. Mehr Tiefgang, mehr Emotionalität und Dialoge, die nicht nur alltäglichen Small Talk oder reine Ermittlungsarbeit zum Inhalt gehabt hätten.
Dazu habe ich mich gefragt, was die Romanpassage zu bedeuten hatte, in der Ludwig Maria Drogen besorgen soll, für einen bekannten Sänger. Sie ist in keiner Weise relevant für die Handlung. Und dass der musikbegeisterte Reporter, vor seiner Laufbahn bei der Zeitung Zugang zum kriminellen Milieu hatte, erfährt man schließlich bereits ganz am Anfang des Romans. Auch die Charakterisierung von Elkes jüngerem Bruder Volker, fand ich nicht ganz rund. Dass er sich in der Großstadt die Hörner abstoßen wollte okay, doch nachvollziehbar fand ich es nicht, dass er sich seiner Schwester gar nicht anvertraut hat. Immerhin hatten beide doch angeblich früher einmal ein gutes Verhältnis. Die Tätersuche fand ich interessant geschildert, allerdings hätte ich mir ein etwas spannenderes Showdown gewünscht. Dieses hier kommt zwar Knall auf Fall, ebbt aber viel zu schnell und unspektakulär wieder ab.


Kurz gefasst: Eine weibliche Kriminalpolizistin ermittelt im München der 60er Jahre- interessante Ausgangsstory- leider hat mich der eigenwillige Schreibstil der Autorin jedoch nicht packen können.

Veröffentlicht am 14.03.2019

Geheimnisvolle Familiengeschichte, auf zwei Zeitebenen erzählt. Jedoch konnte mich nur der historische Erzählstrang überzeugen.

Die Burg am Mondsee
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Gegenwart:

Tessa ist, erst kurze Zeit glücklich verheiratet, mit dem um einige Jahre älteren Burghardt, als dieser, während einer beruflichen Reise, tödlich verunglückt.
Nun steht Tessa allein mit ihrem ...

Gegenwart:

Tessa ist, erst kurze Zeit glücklich verheiratet, mit dem um einige Jahre älteren Burghardt, als dieser, während einer beruflichen Reise, tödlich verunglückt.
Nun steht Tessa allein mit ihrem Erbe, der Burg Weidenau, die Burghardt modernisieren und in ein Tagungshotel umbauen ließ, bevor er starb.
Tessas Trauer über ihren Verlust, ist so allumfassend, dass sie das Tagesgeschäft völlig in die Hände ihrer Mitarbeiterin Valerie gibt, die Burghardt, einst ebenfalls mitbrachte und als tüchtige Kraft beschrieb.

Zwei Jahre gehen ins Land und obwohl das Tageshotel ständig ausgebucht ist, schreibt es dennoch rote Zahlen. Tessas Familie will unbedingt helfen, doch erst, als Tessa den etwas jüngeren Fotografen und Künstler Jan kennen lernt, der sich „Lost Places“, also leer stehenden, zurückgelassenen Ruinen und Bauten, verschrieben hat, geht es ihr mental wieder etwas besser und sie besinnt sich auf die Rettung ihres Erbes- Burg Weidenau.

Obwohl ihre Familie froh darüber ist, dass Tessa Trauer und Depression scheinbar überwunden hat, ist ihnen Jan jedoch ein Dorn im Auge. Sie hält ihn für einen Taugenichts.
Ein mysteriöser Fund, lässt Tessas und Jans Neugierde dann erwachen. Wer war die junge Frau, deren Porträt Burghardt im Keller fand und was sind das für Aufzeichnungen und Briefe in denen sich Menschen über eine Raquel austauschen, eine Person, die in der Familiengeschichte der Donkerts nie Erwähnung fand? Die beiden wollen mehr darüber herausfinden…

Vergangengheit:

Im tiefsten Dschungel entdecken Naturforscher zwei kleine Kinder und beschließen diese, zu Forschungszwecken mitzunehmen, ins ferne Deutschland. Doch eines der Kinder stirbt bereits, bevor es an Bord gehen kann. Das verblieben Kind, dass sie Raquel nennen, ist zäher. Sie verblüfft die Forscher mit ihrer schnellen Auffassungsgabe und ihrer Intelligenz. Zwanzig Jahre gehen ins Land. Raquel hat sich mit ihrem neuen Leben arrangiert. Sie lebt bei ihrem Ziehvater, einem der Forscher der sie fand und aus dem Dschungel entführte, in einer Nervenheilanstalt der ihr Ziehvater vorsteht. Obwohl Raquel ohne Geschwister oder mit Gleichaltrigen aufwachsen konnte und ihr lediglich Unterhaltungen mit Freunden ihres Vaters oder Insassen der Anstalt blieben, ist sie zu einer gebildeten Dame herangewachsen Da ihr Ziehvater plant, Deutschland den Rücken zu kehren, will er Raquel gut unterbringen. Sie erhält schließlich eine Anstellung, als Gesellschafterin einer jungen verheirateten Frau. Raquel fühlt sich schnell wohl auf Burg Weidenau, lernt ihre neue Freundin zu schätzen. Jedoch ist diese unglücklich verheiratet…

Da ich geheimnisvolle Romane im Stile einer Katherine Webb, Kate Morton, Barbara Wood oder Susanna Kearsley sehr mag, stieß ich beim Stöbern irgendwann auch auf Carolin Raths „Die Burg am Mondsee“. Das umwölkte Schloss auf dem Buchcover, das übrigens ein echter Blickfang ist, gefiel mir auf Anhieb und machte mich neugierig auf die Geschichte hinter dem Buchdeckel.

Nun, nach dem Lesen, bin ich etwas zwiegespalten.

Einerseits erzählt die Autorin die Geschichte der Raquel sehr spannend, dazu mochte ich das neugierige Mädchen, das zu einer intelligenten, abenteuerlustigen und positiv eingestellten jungen Frau heranreift, sehr. Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir, dass der Handlungsstrang der in der Vergangenheit spielt, flüssig erzählt wirkt und vor allem, drücken sich ihre Romanfiguren, der Zeitepoche gemäß aus.

Jedoch hatte ich mit dem zweiten Erzählstrang, der in der Gegenwart spielt, so einige Probleme.

Wir lernen Tessa kennen, eine unglückliche Frau, dessen Ehemann kürzlich verunglückt ist und die sich in ihrer Trauer verschanzt hat- vor dem Leben und ihrer Familie. Da sollte man doch eigentlich erwarten, dass diese sich nicht plötzlich Knall auf Fall, als sie dem ersten besten attraktiven Mann begegnet, der dazu auch noch um einiges jünger ist, als sie, in diesen verliebt. Okay, es mag sie vielleicht geben, die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick, doch die Autorin versäumt es leider völlig, dem Leser Tessas Gefühlsleben darzubieten. Keinerlei anfängliche Gewissensbisse ihrerseits, wegen ihres verstorbenen Mannes- lediglich sorgt sie sich darum, was andere Leute über sie denken könnten, da Jan so völlig anders gestrickt ist, als Männer aus den Kreisen, in denen sie ansonsten verkehrt. Ebenfalls seltsam fand ich es, dass Tessa einerseits den Standesdünkel ihrer Mutter verachtet, aber selbst ebenfalls ein kleiner Snob ist.

Ihre Charakterisierung wirkt widersprüchlich und nicht ganz durchdacht. Und auch in Sachen Liebesszenen, hätte ich mehr erwartet. Wenn man schon eine Liebesgeschichte einbaut, sollte man ihr zumindest etwas Romantik verleihen. Stattdessen wirken die Beschreibungen von Kussszenen eher aus dem „Off“ geschildert und dermaßen langweilig, dass man auch gut ganz darauf hätte verzichten können, meiner Meinung nach.
Dann verzichtet die Autorin beispielsweise auf wichtige Aussprachen, wie etwa mit Valerie, die sie ein paar Seiten zuvor andeutet. Gerade solche Dialoge bringen Temperament und Feuer in einen Roman. Bedeutsame Dialoge, die über Small Talk hinausgehen, finden sich leider ebenfalls kaum in diesem Buch. Wäre dieser Roman ein Kinofilm, würde man sich oftmals verwundert die Augen reiben, wenn die Szenerie so abrupt wechselt, wie es hier der Fall ist und einen schlechten Schnitt vermuten.
Dann tritt plötzlich eine Person ins Tessas Leben, der sie sogleich blind vertraut und eine Couch zum Schlafen anbietet. Nur weil diese ihr angeblich, im Vorfeld, zwei Briefe geschrieben hatte, die Tessa jedoch noch nicht gelesen hatte??? Mhm, das war mir viel zu dünn, zumal auch hier wieder ein zufriedenstellend ausführlicher Dialog zwischen Tessa und besagter Person fehlte, der Tessas Verhalten erklärt hätte.

Dies waren nur ein paar wenige Beispiele- wie gesagt ich hätte mir gewünscht, dass die Handlung, die in der Gegenwart spielt, besser durchdacht und atmosphärisch dichter dargeboten worden wäre. Am historischen Handlungsstrang dagegen, gibt es nicht viel auszusetzen. Ich finde, dass die Autorin eher ein Händchen hat, für historischen Romanstoff, als für zeitgenössische Geschichten.

Kurz gefasst: Geheimnisvolle Familiengeschichte, auf zwei Zeitebenen erzählt. Jedoch konnte mich nur der historische Erzählstrang überzeugen.

Veröffentlicht am 09.03.2019

Berührender, romantischer 2. Teil der Survivor’s Club Reihe, der mir sogar ein paar Tränchen entlockt hat.

Wie ein Herz in dunkler Nacht
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Die mittellose Sophia wird von ihrer Familie schlicht und ergreifend „die Maus“ genannt, weil sie nicht nur unscheinbar aussieht, sondern auch stets im Hintergrund bleibt. Aber was soll sie auch anderes ...

Die mittellose Sophia wird von ihrer Familie schlicht und ergreifend „die Maus“ genannt, weil sie nicht nur unscheinbar aussieht, sondern auch stets im Hintergrund bleibt. Aber was soll sie auch anderes tun, da sie auf die Güte ihres Onkels und ihrer Tante angewiesen ist, die Sophia zwar in ihrem Hause leben lassen, doch dies eher schlecht als recht. Selbst die Dienstboten sind besser gekleidet, als sie selbst. Als im Dorf das Gerücht umgeht, dass der blinde Viscount Darleigh zurückgekehrt ist, um einige Zeit in seinem Haus zu verbringen, sehen Sophias Verwandte dies als Zeichen, dass Vincent womöglich der ersehnte Gatte für ihre Tochter Henriette sein könnte und planen auf einem Ball, der zu Vincents Ehren im Dorf gegeben wird, dass Henriette Vincent in eine kompromittierende Situation bringen soll, bis diesem keine andere Wahl mehr bleibt, als Henriette die Ehe anzubieten. Doch Sophia, die ahnt, dass ihre Familie etwas Arges im Schilde führt, vereitelt ihre Pläne, in dem sie Vincent aus einer sehr verfänglichen Situation in letzter Minute rettet. Als Dank wird sie von ihrer Familie gleich noch in der Nacht vor die Tür gesetzt und übernachtet in der Dorfkirche, wo sie am nächsten Morgen vom Vikar aufgefunden wird.

Als Vincent davon erfährt, eilt er sogleich zum Haus des Vikars und bietet der verdutzten Sophia die Ehe an. Diese ist zunächst alles andere als überzeugt von seinem Vorschlag, denn sie fürchtet, Vincent zur Last zu fallen. Dabei ist Vincent überaus froh, Sophia die Ehe antragen zu können, da seine Familie ihn bereits seit einiger Zeit versucht mit den unmöglichsten Frauen zu verkuppeln, damit er nicht mehr allein mit seiner Behinderung ist. Auch ihre Verhätschelei, selbst wenn sie nur gut gemeint ist, kann er nicht ertragen und er spürt sogleich, dass Sophia aus einem anderen Holz geschnitzt ist.
Allerdings muss er, nachdem sie seinen Heiratsantrag angenommen hat, erst einmal daran arbeiten, ihr angekratztes Selbstbewusstsein aufzupolieren, das ihr zuvor von ihrer Familie genommen wurde…

„Wie ein Herz in dunkler Nacht“ gehört zur „Suvivor’s Club“ Reihe von Mary Balogh. In der Serie finden Mitglieder des genannten Clubs nacheinander die Frau oder den Mann fürs Leben. Alle verbindet, trotz unterschiedlicher Vorgeschichten, ein Schicksal bzw. ein Trauma. Sie sind durch den Krieg seelisch oder auch körperlich versehrt. Nachdem in „Überleben für die Liebe“, der im Umgang mit anderen etwas grob wirkende Hugo seine bessere Hälfte fand, erzählt Mary Balogh diesmal die Geschichte über den, seit dem Krieg erblindeten Vincent, der anfangs noch ein wenig gefangen ist, zwischen seinem Bedürfnis frei und ohne Einmischungen von Seiten seiner Familie leben zu können und gewissen Ängsten. Wie die Autorin diese schildert und auch Vincents Umgang mit seiner Blindheit, fand ich sehr unter die Haut gehend und glaubwürdig geschildert.
Vincent ist ein Romanheld, der zwar ab und an von Panikattacken heimgesucht wird, diese jedoch mutig bekämpft und nicht mit seinem Schicksal hadert oder sich gar selbst bemitleidet. Man schließt ihn sehr schnell in sein Leserherz, weil er auch sonst sein Herz auf dem rechten Fleck trägt. Er ist durch und durch ein sogenannter Gentleman, ist aber durchaus auch mal zu Späßen und Streichen aufgelegt, was ihn sehr sympathisch und liebeswert macht.

Sophia hingegen hadert zwar ebenfalls nicht mit ihrem Schicksal, von ihrer Familie so schlecht behandelt zu werden, legt jedoch leider kaum Selbstbewusstsein an den Tag. Sie wiederholt mir ein wenig zu oft, dass sie keine Schönheit ist und eigentlich kaum die richtige Frau für Vincent, der als, schön wie ein Engel beschrieben wird, ist. Jedoch hat sie auch eine andere Seite. Sie ist clever, humorvoll und zeichnet heimlich mit spitzer Feder gewisse Alltagssituationen, in denen ihre Familie nicht so gut wegkommt, was ich dagegen als sehr amüsant beschrieben fand.
Wie Vincent und Sophia sich in ihrer Ehe langsam besser kennen und lieben lernen, wird ebenfalls mit dem richtigen Timing erzählt, so dass man sich als Leser entspannt zurücklehnen und die romantischen Romanpassagen genießen kann. Ich fand die Love Story zwischen den beiden sehr süß beschrieben und natürlich haben auch die übrigen Mitglieder des Survivor’s Club einige Auftritte im Roman, so dass ich nun schon sehr neugierig auf die Folgebände geworden bin. Obwohl sich gegen Ende des Romans kleine Längen einschleichen, die jedoch eigentlich nicht wirklich der Rede wert sind, weil die Geschichte ansonsten so wunderschön geschrieben ist, hat mir dieser 2. Teil der Reihe um Längen besser gefallen, als Teil 1. Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt ansprechend und die gute Übersetzung rundet diesen tollen Regency ab.

Kurz gefasst: Berührender, romantischer 2. Teil der Survivor’s Club Reihe, der mir sogar ein paar Tränchen entlockt hat.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Unterhaltsamer Rügenthriller mit spannender Ausgangssituation, allerdings nicht in allen Punkten zufriedenstellend.

Mein Tod in deinen Augen
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Jennifer wird von einem Kollegen zu Rate gezogen, der Kinderbilder gefunden hat, die sich in der Praxis seines Vorgängers befanden. Besagte Kinderbilder sind verstörend und zeugen von großem Gewaltpotential. ...

Jennifer wird von einem Kollegen zu Rate gezogen, der Kinderbilder gefunden hat, die sich in der Praxis seines Vorgängers befanden. Besagte Kinderbilder sind verstörend und zeugen von großem Gewaltpotential. Für Jennifer, die einst eine Koryphäe war, im Bereich der Kinderpsychologie, ist der Ruf ihres Kollegen nach langer Zeit, die Möglichkeit, wieder zurück in die Selbstständigkeit zu finden, denn seit einer versuchten Vergewaltigung eines Stalkers, ist sie blind. Zwar bescheinigten die Ärzte ihr, dass sie, rein organisch, gesund sei, doch ob sie jemals wieder sehen wird, steht in den Sternen.
Um mehr über die Bilder erfahren zu können, nimmt sie die Einladung ihres Kollegen Gideon an, der auf Rügen lebt.

Unterwegs lernt sie im Zug den attraktiven Marc kennen, der ebenfalls auf der Insel zu tun hat. Sie spürt sogleich eine Verbindung zu ihm und auch Marc scheint es nicht anders zu gehen.
Auf Rügen angekommen, holt sie die Vergangenheit schlagartig ein. Denn einst lebte Jennifer hier mit ihrer Familie. Dort starben ihre Eltern und ihr Bruder, in einer windumtosten Nacht und bis heute, gibt sich Jennifer die Schuld daran.
Sie bezieht das Gartenhäuschen von Gideon und fühlt sich zunächst sehr wohl. Doch dann mehren sich die Anzeichen, dass ihr Stalker immer noch nicht aufgegeben hat und ausgerechnet Gideon, das glauben zumindest Marc und Jennifers Freundin, wirkt verdächtig…

„Mein Tod In Deinen Augen“, ist bereits der zweite Roman von Sophie Kendrick, einer deutschsprachigen Autorin, deren Debütroman „Das Gesicht meines Mörders“, im Jahre 2016 erschien. Besagtes Debüt habe ich damals leider verpasst, doch macht das nicht wirklich etwas, da es sich bei beiden Romanen um Einzelbände handelt.
Die kühl gehaltene Covergestaltung hat mich neugierig werden lassen, zudem fand ich das Setting, Rügen, spannend.
Die Autorin besitzt einen anschaulichen, flüssigen Schreibstil, der es dem Leser ermöglicht, schnell in die Story abtauchen zu können und die Ausgangssituation der Romanheldin versprach ebenfalls eine interessante Story.
Leider fand ich, wurde das vorhandene Potential hier nicht ganz ausgeschöpft. Zwar erhält man einige Einblicke in die Gefühlswelt der Romanheldin; etwa wie sie mit ihrer Blindheit klar kommt, was ich sehr wichtig fand, denn die Story wird aus ihrer Sicht, in „Ich-Form“ geschildert, doch bleibt sie dennoch etwas blass. Das gilt leider auch für die Nebenfiguren.

Dann waren da noch die Dialoge der Romanakteure, die sich oftmals nur auf Nebensächlichkeiten oder kurze und knappe Informationen beschränkten. Hier hätte ich mir einfach mehr Gespräche gewünscht, die in die Tiefe gegangen wären, so dass man mehr Anteil hätte nehmen können am Schicksal der Figuren.
Auch fand ich es unglaubwürdig, dass Jennifer so viel Vertrauen hat, zu fremden Männern, nicht nur wegen ihrer Blindheit, sondern auch wegen ihres Stalkers.
Sie hinterfragt mir auch einfach zu wenig, gibt sich zu schnell mit Erklärungen besagter Figuren zufrieden.
Obwohl ich die Story spannend und interessant konstruiert fand, haben mich besagte Punkte beim Lesen etwas gestört.

Wie gesagt, es ist kein schlechter Thriller- ich hatte ihn innerhalb von zwei Stunden ausgelesen, da ich neugierig war, ob des Ausgangs und dank des eingängigen Schreibstils ließ sich der Roman auch gut lesen. Wer einfach nur leichte Krimi/Thrillerlektüre mit gewissem Unterhaltungsfaktor lesen möchte, wird hier sicherlich auf seine Kosten kommen.

Kurz gefasst: Unterhaltsamer Rügenthriller mit spannender Ausgangssituation, allerdings nicht in allen Punkten zufriedenstellend.



Veröffentlicht am 28.02.2019

Vielversprechender Auftaktband einer neuen Krimireihe, mit einer ungewöhnlichen Heldin im Fokus. Unterhaltsamer, gut gemachter Krimi.

Vanitas - Schwarz wie Erde
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Carolin arbeitet in einer Wiener Friedhofsgärtnerei und liebt ihren Job, den sie eigentlich eher gezwungenermaßen annehmen musste. Denn einst führte sie ein ganz anderes Leben in Frankfurt, das mit ihrem ...

Carolin arbeitet in einer Wiener Friedhofsgärtnerei und liebt ihren Job, den sie eigentlich eher gezwungenermaßen annehmen musste. Denn einst führte sie ein ganz anderes Leben in Frankfurt, das mit ihrem Begräbnis endete. Es ist der Polizei zu verdanken, dass die Menschen, ihres beruflichen Ex-Umfeldes, nun glauben, dass Carolin tot ist. Die Polizei verschaffte ihr eine neue Identität in einem anderen Land. Und dennoch kommt Carolin nicht wirklich zur Ruhe. Zu groß sind ihre Ängste, denn sie weiß genau, dass sie einen schrecklichen Tod sterben wird, wenn sie Andrej oder seinen Männern je in die Hände fällt.
Ihr Verbindungsmann bei der Frankfurter Polizei, Robert, hält sie jedoch stets auf dem Laufenden. Um ihr Botschaften zu schicken, benutzt er die Sprache der Blumen; benutzt deren Bedeutungen, die Carolin mittlerweile im Schlaf beherrscht.

Eines Tages ist Robert jedoch in Wien und bittet Carolin um ein Gespräch. Ihre Panik, dass sie womöglich aufgeflogen ist, stellt sich zwar als unbegründet heraus, dennoch versetzt Roberts Wunsch, Carolin in Angst und Schrecken.
Sie soll zurückkehren nach Deutschland, um jemanden auszuspionieren. Carolin könnte sich weigern, doch dann würde die Polizei sich zurückziehen und ihr keinerlei Schutz mehr bieten.
So lässt sich die junge Frau überreden und bezieht nur wenige Tage später eine Wohnung in Münchens bester Wohngegend. Schnell kommt sie mit der Zielperson, ihrer Nachbarin Tamara Lambert ins Gespräch und beide freunden sich miteinander an.
Tamara ist die Tochter eines Bauunternehmers. Und seit kurzer Zeit, geht scheinbar ein Mörder um auf den Baustellen der Stadt, der besagte Morde als Unfälle tarnt. Es trifft hauptsächlich Konkurrenzfirmen von Lambert, weswegen Tamaras Familie in den Kreis der Verdächtigen rückt. Kann Carolin herausfinden, ob die Familie Lambert wirklich etwas zu verbergen hat? Oder steckt gar jemand anderes hinter den Morden?

„Vanitas- Schwarz wie Erde“, ist mein erster Roman der Autorin. Ins Auge gefallen war mir der Krimi vor allem, wegen des ansprechenden Covers, das mich rein von der Machart her, etwas an Filmplakate der „ Hannibal Lecter“ Verfilmungen erinnert hat. Die Coveraufmachung ist sehr hochwertig geraten, Hier hat der Verlag wirklich ein gutes Händchen bewiesen; fährt man etwa über den Schmetterling, fühlt er sich sehr samtig an und auch ansonsten macht sich Ursula Poznanskis Roman sehr gut im Regal als Eyecatcher.
Nun aber zum Inhalt. In „Vanitas- Schwarz wie Erde“, bekommt es der Leser mit einer ungewöhnlichen Heldin zu tun. Sie ist sperrig, neurotisch und sehr zugeknöpft. Bedenkt man aber ihre Vergangenheit, die einem in kleinen Häppchen serviert wird, kann man sich eigentlich gut in sie und ihre Verhaltensweisen hineindenken.

Einige Rezensenten bemängelten, dass es der Romanheldin an Tiefgang mangeln würde. Nun, sicher, man erfährt in diesem Band leider, trotz benutzter „Ich-Form“ noch nicht viel über sie, es bleibt vieles an der Oberfläche, doch da es sich hier um den ersten Teil einer neuen Krimiserie handelt, fand ich besagten Punkt gar nicht so arg. Und im Gegensatz zu vielen Krimis anderer deutschsprachiger Autoren, fand ich, dass Ursula Poznanski richtig gute Dialoge schreiben kann. Die Gespräche zwischen den Romanakteuren wirken natürlich und echt.

Innovativ fand ich die Idee der Autorin, ihre Romanheldin und ihren Verbindungsmann bei der Polizei, über Blumen bzw. deren Bedeutung kommunizieren zu lassen. Vergleichbares ist mir bislang noch nicht untergekommen.
Und dank des sehr bildhaften, eingängigen Schreibstils kam ich nicht nur schnell hinein in die Story, sondern habe mich auch gut unterhalten gefühlt. Zugegeben, manche Handlungsweisen der Romanheldin passten nicht wirklich; so war es für mich nicht nachvollziehbar, dass jemand, der sich von der Mafia verfolgt fühlt, in die Öffentlichkeit wagt, zu einem Event, über das sogar die Medien berichten; auch Carolins Alleingänge in Maskierung muteten etwas abenteuerlich und gewagt an, doch sieht man diesen Punkt nicht so eng und will sich nur von einem interessanten Krimi unterhalten lassen, wird man hier auf seine Kosten kommen.
Ich habe den Roman innerhalb von zwei Tagen ausgelesen und auch, wenn der Spannungsbogen nicht konstant hochgehalten wurde, konnte ich das Buch dennoch kaum zur Seite legen, da es die Autorin versteht, die Neugierde ihrer Leser bezüglich der Aufdeckung düsterer Geheimnisse, zu schüren. Bis zur Enttarnung des Täters und seines Motivs tappte ich völlig im Dunklen; was mir ansonsten eher selten geschieht und ich hoffe sehr, dass die Autorin sich nicht allzu viel Zeit lässt mit dem zweiten Teil über ihre ungewöhnliche Heldin Carolin.

Kurz gefasst: Vielversprechender Auftaktband einer neuen Krimireihe, mit einer ungewöhnlichen Heldin im Fokus. Unterhaltsamer, gut gemachter Krimi.