Profilbild von HistoryCat

HistoryCat

Lesejury Profi
offline

HistoryCat ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HistoryCat über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.04.2021

Ein Land im Tiefschlaf

Der ehemalige Sohn
0

„Der ehemalige Sohn“ aus der Feder von Sasha Filipenko ist mein erstes Buch, dass ich von ihm gelesen habe. Bereits durch die Leseprobe und frühe Leserstimmen habe ich ein kritisches und gleichzeitig sehr ...

„Der ehemalige Sohn“ aus der Feder von Sasha Filipenko ist mein erstes Buch, dass ich von ihm gelesen habe. Bereits durch die Leseprobe und frühe Leserstimmen habe ich ein kritisches und gleichzeitig sehr trauriges literarisches Werk erwartet. Doch das Endergebnis hat mich umgehauen.

Filipenko erschafft in einer mir bisher einmaligen Art eilig einige Personen, die nicht exzessiv vorgestellt und charakterisiert werden, die einem jedoch so unglaublich nah sind, dass man ihre Tränen fließen hört, ihre Schreie spürt und selbst den Zigarettenrauch riecht. Im Vordergrund steht der junge Franzisk, oft einfach nur Zisk genannt, der ein an sich gewöhnliches Leben führt. Er lernt an einem Lyzeum das Cello spielen und soll, sofern das Ganze von Erfolg gekrönt wird, mal damit Geld verdienen. Seine Großmutter Elvira, in meinen Augen das Herz dieses Buches, sorgt auch, dass der Junge fleißig lernt und es ihm sonst an nichts mangelt. Sie gibt auch nicht auf, als Zisk schwer verunfallt und daraufhin ins Koma fällt. Mit aller ihr möglichen Kraft versucht sie Zisk, und so auch den Leser am Leben in Belarus teilhaben zu lassen. Ihre Schilderungen sind so eindrücklich, dass man während des Lesens sich mehrfach bedankt, dass Marin einer Demokratie leben darf.

Viele Geschehnisse habe ich jetzt noch nicht verarbeitet. Filipenko lässt detailgetreu und historisch eingebettet einige einschneidende Ereignisse der weißrussischen Geschichte erneut passieren und macht deutlich, dass wir zwar im Jahr 2021 leben, aber es doch weiterhin Länder gibt, die ihre Bürger jenseits von Gut und Böse unterdrücken. Eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.04.2021

Romy Schneider und ihr Weg zu sich selbst

Romy und der Weg nach Paris
0

Bei dieser Geschichte musste ich mich outen … ich habe weder bewusst etwas über Romy Schneider gelesen und wahrgenommen noch ihre berühmten Filme gesehen. Lediglich war mir Alain Delon ein Name, wobei ...

Bei dieser Geschichte musste ich mich outen … ich habe weder bewusst etwas über Romy Schneider gelesen und wahrgenommen noch ihre berühmten Filme gesehen. Lediglich war mir Alain Delon ein Name, wobei ich auch hier nicht viel Wissen vorweisen konnte. Und so tauchte ich in die Geschichte ein …. Michelle Marly entführt einen regelrecht in das Leben von Romy und schildert eine Episode aus ihrem Leben, nämlich die, wo sie in Frankreich erstmals auf Alain Delon trifft, um mit ihm seinen ersten Film zu drehen. Der Schönling entpuppt sich als ungezogen und rebellisch, also das komplette Gegenteil von der jungen und anständigen Wienerin. Aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an … .

Der Leser verfolgt und leidet mit. Durch einen meisterhaft einfachen und flüssigen Schreibstil wird dieses Werk zu einem wahren Pageturner. Es werden nicht nur wichtige Stationen in Romys Karriere und Leben geschildert, man hat auch einen umfassenden Einblick in ihre Gedanken und Gefühle und gönnt ihr vom Herzen Erfolg, Liebe, Glück und ein langes Leben. Doch leider sah die Realität anders aus. =(

Ich würde dieses Buch jedem empfehlen, der einen lockeren und spannenden Einblick in eine Episode aus Romy Schneiders Leben werfen möchte und dabei nicht von zig Namen von Regisseuren, Schauspielern und Drehorten erschlagen werden möchte und so oft mehr mit Zuordnen beschäftigt ist als mit Lesen und Eintauchen. Auch das Nachwort ist empfehlenswert und rundet das gesamte Buch gut ab. Ich finde es schade, dass es zu Ende ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.04.2021

Deutsche Geschichte nicht neu, aber anders erzählt

Irmas Enkel
0

… nämlich aus dem Blickwinkel von einfachen deutschen Bauern, wie man es heuer sagen würde. Die Autorin Leandra Moor nimmt den Leser auf die Reise in die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte, nämlich ...

… nämlich aus dem Blickwinkel von einfachen deutschen Bauern, wie man es heuer sagen würde. Die Autorin Leandra Moor nimmt den Leser auf die Reise in die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte, nämlich die der beiden Weltkriege und die Zeit dazwischen und danach. In dem kleinen Dorf Tauperlitz taucht der Leser erst in ländliche und familiäre Idylle und lernt die große Familie von Helene kennen und lebt und überlebt mit ihnen. Denn bereits auf den ersten Seiten werden Schicksalsschläge berichtet.
Leandra Moor erzählt in diesem Buch eine große Geschichte, die aus vielen kleineren besteht und sich zum Schluss zu einem Ganzen verbindet. Mal schaut man durch die Augen von Anni, der guten Seele der kleinen Kate in Tauperlitz, die stets ein liebes Wort, ein offenes Ohr und eine Gabe aus ihrer Vorratskammer übrig hat. Sie beweist trotz ihres harten Lebensverlaufs, dass „der Gott einem nur so viel auferlegt, wie man tragen kann.“ Dann begegnet der Leser Vertriebenen, die sich in die Geschichte einflechten, kleinen Jungs, die getäuscht und manipuliert worden sind, gebrochenen Herzen, viel zu vielen Leben, nach denen die Kriege ihre Krallen ausgestreckt haben und Kindern, die plötzlich erwachsen werden müssen. Ich kann nicht allzu viel schreiben, ohne etwas zu verraten. Es bleibt jedoch bis zum Schluss spannend und interessant und letztendlich gibt es schon sehr viele Bücher über Familiengeschichten und Schicksale aus diesen Zeiten. Jedoch ist diese Erzählung für mich bisher einzigartig, da sie dem Leser das (Über)leben und die Sorgen der einfachen deutschen Bevölkerung vom Lande zeigt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2021

I am what I am.

Ypsilons Rache
0

Kris, 55 Jahre alt, Pathologe mit einer relativ intakten Familie … soweit nichts arg Ungewöhnliches. Dies endet jedoch, als er die Diagnose Prostatakrebs erhält. Dies geschieht auch gleich am Anfang und ...

Kris, 55 Jahre alt, Pathologe mit einer relativ intakten Familie … soweit nichts arg Ungewöhnliches. Dies endet jedoch, als er die Diagnose Prostatakrebs erhält. Dies geschieht auch gleich am Anfang und wirft nicht nur den Leser dezent aus der Bahn, sondern natürlich auch Kris, der selbst genug medizinische Kenntnisse hat, um sich die weitreichenden Folgen dessen auszumalen. Dem nicht genug. Kris ist eigentlich Kristina und sie möchte auch schon längst raus, gelebt, geliebt und akzeptiert werden. Schon Jahrzehnte unterdrückt der Pathologe sein „wahres Ich“ aus Angst vor Verstoß, Häme und Unverständnis. Nur heimlich kommt Kristina zum Vorschein. Durch die niederschmetternde Diagnose und die ernüchternden TherapieMöglichkeiten fasst Kris den Entschluss, Nägel mit Köpfen zu machen. Er beschließt ein Sabbatical, wo er sich dem Schreiben eines Buches widmen möchte und wo er allen, die ihn etwas bedeuten, endlich seine Transidentität gestehen möchte. Doch Pläne sind nur dazu da, dass sie nicht aufgehen. Denn auf seiner Reise lernt Kris nicht nur, dass so manche Reaktion von Menschen, die einem viel bedeuten, sehr weh tun kann, sondern auch Chloé kennen, die ihm einen anderen Weg zeigt, zu sich selbst zu finden … .
Für mich war dieses Buch, obwohl relativ kurz, eine Quelle wichtiger Impulse und Denkanstöße über eine Thematik, die im 21 Jahrhundert immer noch keine ihr zustehende Aufmerksamkeit erhält.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2021

Leider zu Ende

Eine Sehnsucht nach morgen
1

… und das sag ich als Leserin, die die ersten beiden Bände nicht gelesen hat. Trotz der Charakterdichte sowie der vielen Lebensgeschichten habe ich jedoch sehr schnell und gut in die Geschichte gefunden ...

… und das sag ich als Leserin, die die ersten beiden Bände nicht gelesen hat. Trotz der Charakterdichte sowie der vielen Lebensgeschichten habe ich jedoch sehr schnell und gut in die Geschichte gefunden und konnte mich zum Schluss nur schwer davon losreißen.

Die beiden Hauptfiguren in diesem Band sind die junge Ärztin Bärbel und der Unternehmer Klaus. Nachdem ihre Jugendliebe zerbrochen ist, versuchen sie beide ihr Leben in den Griff zu bekommen und ihren gewählten Weg zu gehen. Leider klappt es bei beiden ohne einander nicht so recht. Bärbel muss Hamburg kurzerhand verlassen, da sie ihre dortige Stelle als Ärztin aufgegeben hat und kehrt zu ihrer Familie nach Fishlaken zurück. Gleich in den ersten Minuten, die sie wieder auf heimatlichem Boden verbringt, begegnet sie Klaus und alte Wunden reißen wieder auf. Doch diese dürfen nicht sein, denn Klaus ist verheiratet und Vater. Daher möchte Bärbel sich erneut auf einen Neustart konzentrieren … doch wann spielt das Leben schon so wie man es gerne hätte?!
Neben der Geschichte von Bärbel und Klaus begegnen dem Leser natürlich auch viele andere Schicksale, Begegnungen und Verwirrungen. Menschen, die kommen und Menschen, die gehen. Fakt ist, dass auf diesen knappen 500 Seiten keine Langeweile aufkommt und man wirklich bedauert, dass die Saga mit diesem Buch endet.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Atmosphäre