Erwartungen erfüllt: Solider Krimi mit angenehmer Atmosphäre
Mord nach Strich und FadenDer Einstieg in das Buch ist mir sehr leicht gefallen. Die Ausgangssituation wird gut dargestellt, sodass mir die Orientierung (wo stehen wir und wo geht es hin?) sehr leicht fiel. Kate Shackleton tritt ...
Der Einstieg in das Buch ist mir sehr leicht gefallen. Die Ausgangssituation wird gut dargestellt, sodass mir die Orientierung (wo stehen wir und wo geht es hin?) sehr leicht fiel. Kate Shackleton tritt als starke Protagonistin auf, die mit ihrer Vergangenheit (die Zeit beim VAD und dem im Krieg verschollenen Ehemann) gleich auch an Tiefe gewinnt.
Kate hat es sich zur Aufgabe gemacht, verschwundene Personen aufzuspüren. Ihre Motivation ist klar nachvollziehbar: sie hat die Hoffnung nie aufgegeben ihren Mann Gerald wiederzufinden. So kommt es, dass sich die ehemalige VAD-Kollegin Tabitha Braithwaite bei Kate meldet, deren Vater vor 6 Jahren verschwand. Tabithas Hochzeit steht kurz bevor und sie hat den Wunsch, dass ihr Vater sie zum Altar führt. Kate begibt sich also nach Bridgestead und stellt Nachforschungen an.
Die Geschichte strotzt nicht gerade vor Spannung, doch langweilig empfand ich sie auch nicht unbedingt. Es war unterhaltsam und interessant, Kate bei ihren Ermittlungen zu begleiten und mit ihr die einzelnen Puzzleteile aufzudecken. Ich war ständig am Miträtseln, habe mir fleißig Notizen gemacht und hatte schon bald einige Vermutungen.
Kates Ermittlungen führen in alle Richtungen und es sind viele Personen involviert, die am Ende gar nichts mit dem Fall zu tun hatten. Einerseits hat mich die Anzahl der Charaktere manchmal etwas überfordert, andererseits finde ich es auch sehr authentisch, dass bei Ermittlungen eben nicht nur die Hauptverdächtigen auftauchen, sondern auch diverse Nebenfiguren.
Trotzdem hätte man hier und da ein paar Grenzen ziehen können. Die Geburtstagsparty von Kates Tante hat zum Beispiel nicht zum Verlauf der Geschichte beigetragen, genauso wie die Begegnung mit Sir Arthur Conan Doyle. Das alles hat mich als Leser nur von dem Fall entfernt und verwirrt.
Extrem schade fand ich, dass der Charakter Sykes so gar nicht zum Tragen kam! Kate stellt ihn am Anfang als Partner ein, doch danach tritt er kaum noch in Erscheinung. Hier und da liefert er ein paar Informationen und bespricht sich mit Kate, doch er gewinnt einfach keinen Boden. Ich hoffe, dass seine Figur in den folgenden Teilen der Reihe noch ausgebaut wird!
Kommen wir zum Ende: die Auflösung des Falls hat mich nicht so sehr überrascht. Durch meine vielen Notizen habe ich erste Hinweise darauf schon ganz am Anfang registriert. Die Details haben sich natürlich erst im Verlauf der Geschichte herausgestellt, aber meine Vermutungen waren nicht weit entfernt. Das sehe ich aber nicht unbedingt als Minuspunkt – der Ausgang hat für mein Empfinden ganz gut gepasst.
Einzig den Showdown fand ich etwas schlecht inszeniert. Das Zusammentreffen mit der „Person“ wirkte gestellt und das plötzliche Auftauchen der „anderen“ erinnerte ein wenig an Deus-Ex-Machina. (Verzeiht mir die schwammige Formulierung, aber ich will nicht spoilern.)
Alles in allem muss ich aber sagen, dass ich mit diesem Buch genau das bekommen habe, was ich erwartet hatte: Es ist ein netter Krimi für Zwischendurch mit einer angenehmen Landhaus-Atmosphäre und solider Handlung. Das Buch hat sicher seine Schwachstellen, doch es kann durchaus unterhalten.