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Veröffentlicht am 19.10.2025

Ruhig erzählt...

No Escape
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Die Freundinnen Kitty und Lana sind auf einer Weltreise, als sie sich einer Gruppe anschliessen, die auf einer Yacht in der Weltgeschichte herum gondelt. Die beiden Frauen besteigen die Blue in den Philippinen ...

Die Freundinnen Kitty und Lana sind auf einer Weltreise, als sie sich einer Gruppe anschliessen, die auf einer Yacht in der Weltgeschichte herum gondelt. Die beiden Frauen besteigen die Blue in den Philippinen und sind von da an Teil der Crew. Sie geniessen das Leben auf dem Schiff, die Sonne und die unbeschwerte Zeit. Bis ein Crewmitglied nach einer stürmischen Nacht fehlt.

Den restlichen Crewmitgliedern sind die Hände gebunden, denn das Meer hat mit dem Toten auch das Geheimnis, ob es ein Unfall war oder jemand an Bord seine Hände im Spiel hatte, mit in die Tiefe gezogen. Lana weiss, dass sie auf der Yacht nicht bleiben kann. Zu gross ist das Misstrauen den anderen gegenüber.


Die Autorin schreibt, dass sie drei Jahre, bevor sie damit begonnen hat dieses Buch zu schreiben auf einen Segelturn eingeladen wurde. Sie verbrachte schöne Tage auf dem Boot, ass an Deck, badete in Lagunen und schlief beim Rauschen der Wellen ein. Genau das merkt man bei der Lektüre. Da ein grosser Teil der Geschichte an Bord der Yacht Blue oder im und am Meer handelt, spielt dies eine zentrale Rolle in der Geschichte. Das hat die Autorin authentisch umgesetzt.

Vor allem ihre Passagen, die das Meer, das Schwimmen und die Atmosphäre beschreiben, sind gut gelungen. Mich persönlich hat die eine Passage, als Lana nachts alleine im Meer schwimmt, gegruselt. Das war aber auch die einzige Szene auf den ersten hundert Seiten, die gruselig war. Ansonsten gibt es sehr viel Sommerfeeling, Sonnenbrände, Fisch grillen über dem offenen Feuer, Sprünge ins Meer und immer wieder Sympathien und Antipathien zwischen den Menschen an Bord.

Die Geschichte wird gemächlich erzählt. In wechselnden Kapiteln erfährt man, was im "Jetzt" und im "Damals geschieht. Immer ist da Lana im Mittelpunkt, eine sensible und kreative Figur, die manchmal etwas weltfremd wirkt. Es dauert eine Weile, bis die Handlung fesselnd wird und mich etliche Fragen vorwärtsgetrieben haben. In der Gegenwart, die acht Monate nach dem "Damals" angesiedelt ist, tauchen immer mehr Zweifel auf, was in der Vergangenheit auf dieser Yacht geschah. Vor allem die Frage, warum Lana sesshaft in Neuseeland wurde und ihre beste Freundin Kitty noch immer auf der Yacht ist, machte mich neugierig.

Anscheinend haben alle der Crewmitglieder ein Geheimnis, das sie mit an Bord genommen haben. Einige waren mir grad zu Beginn zu wenig ausgearbeitet und auf geheimnisvoll gemacht. Da hat die Autorin das Potential nicht ganz ausgeschöpft. Zum Schluss wartet Lucy Clark mit ein paar verblüffenden Wendungen auf, die mich kalt erwischt haben.

Damit hat sich auch dieser Sog entwickelt, der mir gefällt in Büchern dieser Art. Ein Sog, den ich aber bedauerlicherweise in der ersten Hälfte des Buches auch vermisst habe.

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Veröffentlicht am 16.10.2025

Ein Marathon, kein Sprint!

Dunkle Sühne
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Es ist der 4. Juli, Unabhängigkeitstag: Die 15-jährige Madison Dalrymple wartet auf ihre beste Freundin im Park. Cheyenne Baker verspätet sich, Madison macht sich auf die Suche nach ihr.

Wenig später ...

Es ist der 4. Juli, Unabhängigkeitstag: Die 15-jährige Madison Dalrymple wartet auf ihre beste Freundin im Park. Cheyenne Baker verspätet sich, Madison macht sich auf die Suche nach ihr.

Wenig später gelten die beiden Freundinnen als vermisst. Die Polizistin der Kleinstadt North Falls, Emmy Lou Clifton, hat Madison, die die Tochter ihrer besten Freundin ist, kurz vor dem Verschwinden noch gesehen. Für Emmy, die in der Kleinstadt aufgewachsen ist, gestalten sich die Ermittlungen schwierig, denn sie stösst auf eine Mauer des Schweigens.




Mit "Dunkle Sühne" legt die bekannte Thrillerautorin Karin Slaughter den Grundstein für eine neue Serie. Ich war gespannt, ob es an die Will Trent und Sarah Linton Reihe heranreichen wird.

In der Kleinstadt North Falls verschwinden zwei Teenager kurz vor dem Feuerwerk am 4. Juli, dem amerikanischen Nationalfeiertag. Auf den ersten hundert Seiten ist die Geschichte etwas zäh. Denn es werden sehr viele Nebenfiguren und ihr Leben in der Kleinstadt eingeführt. Die Entführung der beiden Mädchen geht das fast völlig unter. Statt diese Straftat Thriller-gerecht zu erzählen, hatte ich den Eindruck, es wird ganz nach der "Schwupps und weg" Manier erzählt. Geholfen hat es nicht gerade, dass öfters Emmys Beziehungsprobleme oder organisatorische Chatverläufe mit Verwandten erörtert werden. In Anbetracht der Dicke des Buches hätten diese Stellen ohne Verlust gestrichen werden können.

Zum Glück wandelt sich die Geschichte und endlich beginnen die Ermittlungen. Da gibt es schon einige Szenen zum Nägelkauen. Teil zwei und ein Zeitsprung 12 Jahre später hebt die Story auf ein besonderes Level, weg vom üblichen Ablauf von Thrillern und Krimis. Man hat es nicht nur mit "Tat-Ermittlung-Verhaftung" zu tun, sondern liest was danach kommt. Denn in diesem zweiten Teil verschwindet wieder ein Mädchen, auf ähnliche Weise wie 12 Jahre zuvor. Hier habe ich auch die lange ersehnte Spannung gefunden. Als sich die Entführungsgeschichte immer mehr in die Familiengeschichte der Cliftons eingräbt, wird das Fundament für einen nächsten Teil geschaffen.

Der Titel meiner Rezension ist zugleich etwas, was die Ermittler ein paar Mal erwähnen in der Geschichte. Sie nennen die Suche nach dem Mörder einen Marathon, keinen Sprint. Genauso fühle ich mich nach der sehr komplexen Handlung und den vielen Figuren in "Dunkle Sühne".

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Veröffentlicht am 13.10.2025

Am Puls der Zeit!

Okaye Tage
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Sam will ihr Praktikum in London voll auskosten, denn ihre Heimatstadt Stockholm fühlt sich schon eine Weile einengend an. Die 28-jährige Sam ist lebenslustig, quirlig und chaotisch. Auf einer Party trifft ...

Sam will ihr Praktikum in London voll auskosten, denn ihre Heimatstadt Stockholm fühlt sich schon eine Weile einengend an. Die 28-jährige Sam ist lebenslustig, quirlig und chaotisch. Auf einer Party trifft sie Luc und sie verliebt sich Hals über Kopf in ihn.

Luc, der sich auf Arbeitssuche und nach einem Sinn im Leben befindet, ist der komplette Gegensatz von Sam. Sport ist ihm wichtig, seine Ernährung und genug Schlaf. Sam wirbelt sein Leben ganz schön durcheinander.

Doch die Beziehung auf Zeit ist sowieso vorgegeben. Ende Sommer muss Sam wieder nach Stockholm in ihren alten Job zurück.


Die Autorin stellt im ersten Teil des Buches die zwei Protagonisten einander gegenüber. In abwechselnden Kapiteln kommen Sam und Luc zu Wort. Sehr schnell merkt man, dass die beiden nicht viel gemeinsam haben. Sehr schnell sieht man aber auch, wie sie versuchen, mit Kompromissen eine gemeinsame Basis zu schaffen. Genau das machte für mich den Reiz der Liebesgeschichte aus.

Werden die beiden es auf Dauer schaffen, wenn die Liebe das einzige ist, was sie verbindet? Nach dem Sommer offenbart sich, wie und ob ihnen das gelingt. Das ist nicht nur für die beiden eine Zitterpartie, sondern auch für die Leser. Als Sam nach zehn Wochen nach Stockholm zurückkehrt, wird es leicht langatmig und weinerlich. Hier haben mir ein, zwei überraschende Wendungen gefehlt, die die Handlung aufgepeppt hätten.

Diese überraschenden Wendungen gibt es dann in Teil zwei, in denen sich das Leben und die Beziehung der beiden noch einmal wandelt.

Jenny Mustard hat mit ihrem Debütroman nicht nur eine nicht alltägliche Liebesgeschichte erschaffen, sondern zeigt auch auf, wie viel Arbeit in einer Beziehung steckt.

Die Autorin hat es geschafft, die Figuren mit Tiefe auszustatten und ihre Figuren sind am Puls der Zeit. Vegane Ernährung, Hafermilch, Partys und tägliche Sportsessions.

Gendern scheint ja nun in Mode in Büchern von jüngeren Schreibenden und auch Jenny Mustard zieht dies durch. Etwas, was für mich persönlich nicht unbedingt sein müsste, gestört hat es mich allerdings nicht gross.

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Veröffentlicht am 06.10.2025

Ein Pulverfass!

My Life as a Serial Killer
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Eine Ausstellung! Claire sieht sich am Ende ihres Ziels: Sie hat die Zusage für eine Ausstellung ihrer Bilder bekommen. Kurz darauf kommt die Ernüchterung. Jemand hat sich in der Mailzustellung geirrt ...

Eine Ausstellung! Claire sieht sich am Ende ihres Ziels: Sie hat die Zusage für eine Ausstellung ihrer Bilder bekommen. Kurz darauf kommt die Ernüchterung. Jemand hat sich in der Mailzustellung geirrt und Claire beschliesst: Dieser Jemand muss sterben. Claire lauert Lucas auf. Lucas ist dieser Jemand, der sie durch die falsch versendete Mail gedemütigt hat.

Am nächsten Tag ist er tot, ermordet von Claire. Die junge Frau fackelt nicht lang! Wer ihr in die Quere kommt, wird ermordet. Sie rächt sich an dem Pfleger, der ihren dementen Vater schikaniert hat oder einer Teilnehmerin in der Selbsthilfegruppe. Und die Leiterin dieser Gruppe kann Claire sowieso nicht ausstehen. Dumm ist nur, dass Claire bei einem dieser Morde beobachtet wird.


Im "Damals" bekommen die Leser Einblick in Claires Kindheit. Mit einer äusserst narzisstischen Mutter ist Claires Karriere als Täterin so gut wie vorprogrammiert. Tatsächlich haben mich diese Rückblicke mehr geschockt als Claires Morde in der Gegenwart, als sie um die 30 Jahre alt ist.

Claire ist ein wandelndes Pulverfass, kommt ihr jemand quer, muss er sterben. Die Protagonistin ist amüsant, sarkastisch und mörderisch. Selbstjustiz ist es nicht wirklich, was Claire zum Morden treibt. Es ist eher so, dass sie eine schwache Hand hat. Die Hand, die zum Hammer greift, wenn ihr etwas missfällt.

Bei ihren Gedanken, weshalb jemand sterben muss, musste ich mehrere Male schmunzeln. Sie kommentiert nämlich das Geschehen oft mit einzelnen Sätzen, die witzig und oft rabenschwarz sind. Das war eigentlich genau mein Humor. Obwohl Claire eine Mörderin ist, fand ich sie überraschend witzig und ich gestehe, ein paar Mal habe ich ihre Art jemanden zur Rechenschaft zu ziehen verstanden. Nicht gut geheissen, aber ansatzweise konnte ich nachvollziehen, weshalb sie mordet. Dies vor allem als Claire bei den Pflegern von dementen Menschen "aufräumt".

Obwohl Claire durchwegs in Ich Perspektive erzählt, wird es nicht langweilig, was sie so sagt, denkt und überlegt. Was etwas langfädig ist, ist ab und zu mal die verwickelte Handlung. Gerade in den Therapiesitzungen für Hinterbliebene oder Passagen in einem Seniorenheim dreht sich diese im Kreis und hätte kürzer gehalten werden dürfen.

Die Autorin Clare Mackintosh hat für ihre Protagonistin einen ähnlichen Vornamen wie ihrer gewählt. Damit hat sie mich beim Tippen dieser Rezension noch ein letztes Mal zum Schmunzeln gebracht!

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Veröffentlicht am 03.10.2025

Leise Zwischentöne!

Schwanentage
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Der siebenjährige Kuan Kuan liebt sein Kindermädchen Yu Ling abgöttisch. Seine Eltern, Mutter Qin Wen und Vater Hu Yafei, sind wohlhabend und gehören zu Pekings Elite.

Als Yu Ling einen Frühlingsausflug ...

Der siebenjährige Kuan Kuan liebt sein Kindermädchen Yu Ling abgöttisch. Seine Eltern, Mutter Qin Wen und Vater Hu Yafei, sind wohlhabend und gehören zu Pekings Elite.

Als Yu Ling einen Frühlingsausflug mit dem Jungen plant, ahnen die Eltern nicht, dass das Kindermädchen ihren Sohn entführen will. Denn Yu Ling möchte nicht mehr als Kindermädchen arbeiten, sondern ihre Träume verwirklichen.

Die Ereignisse überrollen sich als Kuan Kuans Vater wegen Korruption festgenommen wird und seine Mutter abtaucht. Plötzlich ist Yu Ling ganz alleine, mit dem Jungen und seiner Gans, in dem Haus der Golden Lake Villen.


Die Autorin gilt, laut Information auf dem Buch, als eine der einflussreichsten Autorinnen Chinas. Zhang Yueran schreibt in einer klaren und eher sachlichen Sprache. Ihr Protagonistin YuLing ist eine tiefgründige Figur. Sie arbeitet als Kindermädchen bei einer wohlhabenden Familie in Peking und sie träumt von so viel mehr. Sie möchte weg. Denn sie fühlt sich gefangen durch das gute Gehalt und die Trägheit des Lebens. Dadurch ist sie empfänglich für den verhängnisvollen Plan von ihrem neuen Freund Chen Donghu: die Entführung ihres Schützlings. Man spürt ihr Zaudern gut, denn eigentlich ist sie nicht die, die kriminell wird. Eigentlich geht Kriminalität über ihr Naturell, ihre Erziehung, ihre Weltanschauung.

Die Autorin hebt deutlich die Unterschiede der Macht in der Bevölkerung hervor. Die Eltern von Kuan Kuan sind reich, leicht arrogant, gewohnt zu befehlen und alles zu bekommen, was sie sich wünschen. Ihr siebenjähriger Sohn Kuan Kuan ist mit kleinen Abstrichen ein Ebenbild der Eltern und ebenfalls gewohnt zu bekommen, was er will. Ein verwöhnter Bengel, wie wohl viele in China, die in der Ein-Kind-Politik aufwachsen. Die schöne Ueberraschung ist, dass er eine Gans kauft. Da diese, eingepfercht in einem Käfig, ihm leidtut. Die Gans, von der der Junge denkt, sie sei ein Schwan. Damit haben wir die Erklärung für die Illustration des Covers!

Immer wieder finden sich leise Zwischentöne, die mich haben nachdenken lassen. Oft musste ich innehalten beim Lesen und über einen gelesenen Satz nachdenken. Leider verflüchtigen sich diese Zwischentöne gegen Schluss und die Geschichte driftet in eine mühsame Angelegenheit ab. Plötzlich dreht sich vieles um die Beziehungsgeschichte zwischen Kuan Kuans Eltern. Ich empfand den Schluss oberflächlich und hektisch. Die Handlung überrollt, das Tiefsinnige verliert sich.

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