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Veröffentlicht am 27.11.2017

Ein Märchen, das leider nicht zu bezaubern weiß

Fallen Queen
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Die Geschichte um Schneewittchen einmal ganz neu und aus der Sicht der bösen Königin erzählt

"Wenn aus Schwestern Feindinnen werden und Äpfel Königinnen zu Fall bringen.

Erst wenn Königin Nerina sich ...

Die Geschichte um Schneewittchen einmal ganz neu und aus der Sicht der bösen Königin erzählt



"Wenn aus Schwestern Feindinnen werden und Äpfel Königinnen zu Fall bringen.

Erst wenn Königin Nerina sich einen Gemahl erwählt hat, darf die Prinzessin des Landes heiraten. Was aber, wenn sie sich in den Mann verliebt, den auch das Herz ihrer Schwester begehrt?
Um den Thron betrogen und zum Tode verurteilt flieht Nerina in den Verwunschenen Wald, einen Ort, den viele Menschen betraten, doch niemals mehr verließen.“



Achtung der folgende Text kann stellenweise SPOILER enthalten!

Das Cover zu „Fallen Queen – Ein Apfel, rot wie Blut“ ist ein echter eyecatcher, im wahrsten Sinne des Wortes. Aufgrund der gewählten Farbkombination wird der Blick fast schon magnetisch von dem Buch angezogen. Für mich war es, neben dem Klappentext, definitiv ein Kaufkriterium.
Die Grundidee „gute Königin vs. Böses Schneewittchen“ klang für mich zunächst vielversprechend und die Inhaltsangabe von "Fallen Queen" wirkte recht ansprechend auf mich, auch wenn die Idee nicht wirklich neu ist und derzeit unzählige mehr oder weniger kreative Märchenadaptionen auf dem Markt kursieren.

Der Erzählstil ist leider sehr umständlich und zieht sich teilweise wie zähes Kaugummi durch das ganze Buch. Während die Geschichte in einer typischen, mittelalterlichen Märchenwelt spielt, habe ich die teilweise extrem moderne Wortwahl oftmals als sehr unpassend und störend empfunden. Das Buch enthält zudem viele unnötige Erklärungen an Stellen die eigentlich selbsterklärend sind.
Auch die Geschichte an sich kommt leider nur sehr schleppend ins Rollen. Zunächst wird Seitenlang über die Vorgeschichte von Nerina und ihrer Schwester Eira berichtet, wobei jedoch wesentliche Punkte (insbesondere die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden Schwestern) nur knapp abgearbeitet oder sogar gänzlich übersprungen werden. Und dann geht plötzlich alles wie im Schnelldurchlauf. Selten habe ich eine so überstürzte und unromantische Liebesbeziehung wie zwischen Nerina und dem Prinzen erlebt. Wo an anderen Stellen im Buch bis zum erbrechen alles ins kleinste Detail beschrieben wird, so werden hier gleich ganze Passagen (Wochen oder gar Monate) übersprungen. Als Leser fragt man sich, wie es nur zu dieser „wahren Liebe“ kommen konnte.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Königin Nerina, die auf mich sehr
naiv wirkt und deren Handeln ich zu einem großen Teil überhaupt nicht nachvollziehen kann. Nicht nur Nerina, auch alle anderen Figuren wirken wenig ausgearbeitet und konnten mich als Leser zu keinem Zeitpunkt emotional erreichen oder anderweitig überzeugen. In meinen Augen war die Hauptfigur aufgrund ihres beinahe schon absurden Verhaltens selbst Schuld an ihrer Situation.
Die Art und Weise wie Eira ihr Schwester vom Thron verdrängt, wirkt völlig übertrieben konstruiert und unglaubwürdig. Zunächst ist Nerina diejenige, die alle lieben. Eira hingegen wird von den meisten gehasst oder zumindest abgelehnt. Dann wird ein "Mordanschlag" auf Eira verübt (unsinnigerweise muss Nerina in dieser Situation lächeln). Plötzlich sind (fast) alle auf Eiras Seite, niemand hat Zweifel an Nerinas Schuld und nicht mal Nerina selbst versucht auch nur ansatzweise sich zu verteitigen, sondern lässt sich ergeben in eine Zelle abführen um dort ihre Hinrichtung zu erwarten.
Dieses völlig widersinnige Verhalten zieht sich leider durch das gesamte Buch. Am Ende muss man als Leser feststellen, dass es sich zudem noch um einen Fortsetzungsroman handelt.

Da für mich bereits das lesen des ersten Bandes von „Fallen Queen – Ein Apfel, rot wie Blut“ nur wenig mit Lesevergnügen zu tun hatte, werde ich davon absehen auch den zweiten Band zu kaufen. Selten habe ich ein Buch gelesen, bei dem weder die Story noch die Charaktere mich so wenig überzeugen konnten, dass ich überhaupt kein Interesse am weiteren Verlauf der Geschichte habe. Einzig das phänomenale Cover weiß zu überzeugen. Daher vergebe ich leider nur einen von fünf Sternen.