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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.12.2018

Eindrücklich

Deutsches Haus
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Das "Deutsche Haus" in diesem Roman ist die Gaststätte, in der Evas Eltern die Frankfurter bewirten. Eva selbst möchte nicht in das Gastgewerbe einsteigen, sondern arbeitet als Übersetzerin und wird aufgrund ...

Das "Deutsche Haus" in diesem Roman ist die Gaststätte, in der Evas Eltern die Frankfurter bewirten. Eva selbst möchte nicht in das Gastgewerbe einsteigen, sondern arbeitet als Übersetzerin und wird aufgrund eines Personalmangels plötzlich mit hoher Verantwortung versehen: sie soll im anstehenden Auschwitz-Prozess die Zeugenaussagen übersetzen und kommt so hautnah in Kontakt mit der schrecklichen deutschen Vergangenheit.
Annette Hess beleuchtet in diesem Roman eindringlich die deutsche Schuldfrage und regt wirklich zum Nachdenken an. Ich benötigte einige Zeit, um mich an den doch sehr nüchternen Schreibstil zu gewöhnen, mit dem ich mich etwas schwer getan habe. Die Handlung um Eva fand ich dann wirklich interessant, einige andere Nebenhandlungen (z.B. um Jürgens Vater) erschlossen sich mir nicht richtig bzw. trugen meiner Meinung nach nicht wirklich zur Geschichte bei. Ich hätte mir etwas mehr Fokus auf die hauptsächliche Handlung gewünscht, würde das Buch aber für geschichtsinteressierte Leser durchaus weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 03.09.2018

Alles dreht sich um die Zeit

Wie man die Zeit anhält
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In diesem Buch dreht sich alles um die Zeit, denn Tom Hazard ist einer, der die Zeit überdauert. Seit Jahrhunderten lebt er bereits und hat bereits fast alles gesehen, dennoch ist er rastlos. Seine Geschichte ...

In diesem Buch dreht sich alles um die Zeit, denn Tom Hazard ist einer, der die Zeit überdauert. Seit Jahrhunderten lebt er bereits und hat bereits fast alles gesehen, dennoch ist er rastlos. Seine Geschichte wird von Matt Haig, den ich bisher eher von humorvollen Geschichten kannte, einfühlsam erzählt. Zeit war bei mir eine echte Größe, denn da ich das Buch als Hörbuch gehört habe, hat es mich wirklich einige Zeit begleitet. Tom ist ein sympathischer Charakter, allerdings finde ich, dass im Buch recht schnell klar wird, wer die Guten und wer die Bösen sind. Das Ende der Geschichte war für mich früh absehbar, andererseits kam es natürlich auch irgendwie dann abrupt. Ich denke, da ich den Autor mit anderen Texten assoziiere, hat mich die Ernsthaftigkeit der Geschichte überrascht. Es ist eine gute und sehr emotionale Darstellung historischer Ereignisse, beispielweise der Hexenverfolgung, die ich jedoch gerade Christoph Maria Herbst nicht immer abgenommen habe. Ich mag seine Stimme, hätte mir persönlich jedoch eher Christian Berkel oder einen anderen Leser vorstellen können. Insgesamt hat mir die Erzählung gut gefallen. Allerdings gab es zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass ich nicht mehr aufhören konnte zu hören. Ab und an bin ich gedanklich durchaus abgewandert, habe zwar zurückgefunden, war aber einfach nicht durchgehend gefesselt. Bei einem Hörbuch merkt man eben viel intensiver, wie gebannt man von der Geschichte wirklich ist. Obwohl die Idee originell erscheint, war es mir dann irgendwie doch nicht besonders und unvorhersehbar genug. Daher gebe ich solide drei Sterne.

Veröffentlicht am 03.09.2018

Ein neues Meisterwerk

Loyalitäten
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Delphine de Vigan ist für mich seit „Nach einer wahren Geschichte“ eine Lieblingsautorin. Nach und nach habe ich alle ihre Bücher angesammelt und daher stand „Loyalitäten“ schon lange auf der Wunschliste. ...

Delphine de Vigan ist für mich seit „Nach einer wahren Geschichte“ eine Lieblingsautorin. Nach und nach habe ich alle ihre Bücher angesammelt und daher stand „Loyalitäten“ schon lange auf der Wunschliste. Sehr ungewöhnlich, dieser Plot über einen 12jährigen, der seinen Kummer mit Alkohol ertränkt. Aber: andererseits eine Geschichte mitten aus dem Leben, jede einzelne der Figuren erscheint 100% authentisch und als Leser kann man sich der strudelnden Abwärtsspirale, in die Theo gerät, kaum entziehen. Das Ende ist dann eine Überraschung, ein würdiges Finale, aber auch viel Stoff zum Nachdenken.
Für mich lebt diese Geschichte zum einen von der hohen Authentizität, zum anderen aber vor allem von Delphine de Vigans toller Sprache. Immer wieder habe ich Sätze gelesen, die ich genauso abschreiben und immer wieder lesen müsste. Gedanken der einzelnen Personen, die eigentlich eine Wahrheit über uns alle verraten. Es ist beeindruckend, wie sich die Autorin sowohl in die Psyche eines Kindes, aber auch von Erwachsenen hineinversetzen und das Thema aus allen Perspektiven beleuchten kann. Ich denke, die Bücher von Delphine de Vigan sind wie die Bücher von Jodi Picoult, aber literarischer. Beide Autorinnen schätze ich sehr und kann „Loyalitäten“ uneingeschränkt empfehlen. Der Titel ist übrigens hierbei super gewählt! Man sollte sich nicht vom (nicht sehr gut geschriebenen) Klappentext abschrecken lassen, sondern dieses Buch einfach direkt beginnen!

Veröffentlicht am 28.08.2018

Oh Ida, oh Ida...

Ida
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Siegmund Freuds "Dora" ist ein Name, den viele schon einmal gehört, im Studium kennengelernt oder irgendwo gelesen haben. Katharina Adler hat, wie neulich im "Spiegel" zu lesen war, erst später in ihrem ...

Siegmund Freuds "Dora" ist ein Name, den viele schon einmal gehört, im Studium kennengelernt oder irgendwo gelesen haben. Katharina Adler hat, wie neulich im "Spiegel" zu lesen war, erst später in ihrem Leben erfahren, dass diese "Dora" ihre Verwandte Ida gewesen ist und sich danach mit der Idee getragen, ihre wahre Geschichte zu erzählen.
Dabei herausgekommen ist ein Roman mit Höhen und Tiefen über eine harte Frau...die mir leider sehr unsympathisch in Erinnerung geblieben ist. Nachdem die Geschichte spannend einstieg, nahm die Spannung für mich leider im Laufe der Lektüre ab. Die Handlung wurde zusehends politisch, leider erschienen mir die Zusammenhänge aber nicht immer ganz klar dargestellt. Ida selbst eine Protagonistin, die polarisieren wird, was ich völlig okay finde. Ich bin nicht der Meinung, dass man die Hauptfigur eines Buches immer gern mögen muss, um ihre Geschichte mit Interesse zu lesen. Gerade bei Ida ist mir dies aber wirklich schwer gefallen...sie hat es mir mit ihrem Verhalten und ihren Einstellungen einfach verdorben, das Buch genießen zu können und ich finde, es hätte insgesamt etwas weniger episodisch, mehr aus einem Guss sein können.
Von Katharina Adler würde ich in der Zukunft sicher auch weitere Bücher lesen, denke aber, dass sie sich noch steigern kann.
Von mir leider rückwirkend betrachtet nur 2,5 bis maximal 3 Sterne... ein wenig Lesespaß muss schon sein!

Veröffentlicht am 10.08.2018

Ein ganz außergewöhnliches Mädchen

Weit weg von Verona
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"Weit weg von Verona" spielt dieser Roman in der Tat. Auch sonst hat er wenig mit den Shakespear'schen Gefilden zu tun, außer dass Protagonistin Jessica es während des ganzen Buches nicht schafft, "Romeo ...

"Weit weg von Verona" spielt dieser Roman in der Tat. Auch sonst hat er wenig mit den Shakespear'schen Gefilden zu tun, außer dass Protagonistin Jessica es während des ganzen Buches nicht schafft, "Romeo und Julia" durchzulesen. Jessica ist eine Leseratte, eine (hoffentlich) angehende Schriftstellerin und in gewisser Weise auch ein Sonderling. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge und ist immer für einen impulsiven Gefühlsausbruch gut. Ständig kommen ihr teilweise recht unvernünftige Ideen, aber bevor sie sich stoppen kann, ist sie oft schon mitten im Fettnapf gelandet. Wie sie dies selbst reflektiert ist wirklich das Highlight dieses Romans, ebenso die schönen Beschreibungen und die Atmosphäre der Geschichte. In gewisser Art wirkt er ein wenig aus der Zeit gefallen, so als wäre er von einer Schriftstellerin vor 50 Jahren geschrieben worden. Diesen Stil finde ich allerdings wirklich gut, nachdem ich die Old Filth-Reihe von Jane Gardam leider gar nicht mochte. Durch die genaue Beschreibung und "Verehrung" der Lehrerinnen Jessicas kommt auch ein wenig "Hanni und Nanni"-Feeling auf.
Obwohl ich das Buch schwer aus der Hand legen konnte, bleibe ich doch etwas ratlos zurück. Es hat mir in vielen Dingen gut gefallen, auf der anderen Seite hat Jessica mich jedoch wirklich oft irritiert. Manche Szenen waren einfach...merkwürdig und haben sich mir auch im Nachhinein nicht erschlossen. Diese leichte Verwirrung begleitete mich an vielen Stellen der Lektüre und hält mich davon ab, das Buch uneingeschränkt zu loben. (3,5 -) 4 Sterne möchte ich jedoch in jedem Fall vergeben und bin gespannt, ob Jane Gardam nun in diesem Genre weiterschreiben wird.