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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.11.2025

Schicksalsverwandte

In den Scherben das Licht
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Der neueste Roman von Carmen Korn hat das zerbombte Nachkriegs-Hamburg im Jahr 1946 zum Schauplatz. Schon die Covergestaltung ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass die Handlung vor mehreren Jahrzehnten ...

Der neueste Roman von Carmen Korn hat das zerbombte Nachkriegs-Hamburg im Jahr 1946 zum Schauplatz. Schon die Covergestaltung ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass die Handlung vor mehreren Jahrzehnten spielt.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen mehrere Hauptpersonen. Da sind einmal Gert und Gisela, beide noch Jugendliche, die im Krieg von ihren Familien getrennt wurden und auch enge Angehörige verloren haben und von den restlichen nicht wissen, ob sie noch leben. Sie lernen sich im Keller des Hauses von Friede, einer ehemaligen Schauspielerin, kennen, wo sie beide Unterschlupf suchen. Im Laufe der Zeit wachsen diese zufällig zusammengewürfelten "WG-Mitglieder" immer enger zusammen und es kommen auch noch weitere, vorübergehende und dauerhafte, Mitbewohner:innen dazu.

Der Roman fängt gut die Stimmung im Nachkriegsdeutschland mit aller Not, allen Sorgen und der Notwendigkeit von ganz viel Improvisation ein. Zugleich haben die Protagonist:innen aber auch die Hoffnung nie aufgegeben und der Krieg hat sie nicht zu Einzelkämpfer:innen werden lassen, sondern sie achten aufeinander. Somit handelt es sich nicht um ein düsteres, sondern hoffnungsvolles Buch über die Nachkriegszeit. Ich habe das Hörbuch gehört, dem man sehr gut folgen konnte. Dieses wurde von der Autorin selbst eingesprochen.

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Veröffentlicht am 10.11.2025

Gefangen in einer toxischen Beziehung

Lost Girls − Breathing for the First Time
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Der neue Roman der Bestseller-Autorin spielt, wie so viele, in den USA und behandelt ein düsteres Thema, eine toxische Beziehung. Das soll wohl auch, das eher abstrakt gehaltene Cover mit seiner Farbgebung ...

Der neue Roman der Bestseller-Autorin spielt, wie so viele, in den USA und behandelt ein düsteres Thema, eine toxische Beziehung. Das soll wohl auch, das eher abstrakt gehaltene Cover mit seiner Farbgebung wiederspiegeln.

Die 21-jährige Darcy ist trotz ihres jungen Alters bereits unglücklich verheiratet mit einem erfolgreichen Footballstar, der aber ein absoluter Choleriker und Kontrollfreak ist. Sie will dem goldenen Gefängnis, in das sie von ihm gesteckt wird, unbedingt entkommen, was aber mit sehr vielen Hürden verbunden ist, da er sie überwacht und sie natürlich auch nicht über eigene finanzielle Mittel verfügt. Durch einen gescheiterten Fluchtversuch lernt sie den jungen Engländer Ellis kennen, der schnell versteht, was bei ihr los ist.

Der Autorin ist es sehr gut gelungen, zu verdeutlichen, wie quälend und aussichtslos es sein kann, wenn man in einer derart toxischen Beziehung ist. Nicht ganz überzeugt hat mich aber, warum Darcy überhaupt so jung geheiratet und sich so von ihrem Partner abhängig gemacht hat, irgendwie wurde für mich nicht deutlich, was sie damals so sehr an diesem Mann fasziniert haben könnte. Und auch, was das schwierige Entkommen aus dieser Ehe angeht, insbesondere, weil der Mann berühmt, ja sogar eine Art Nationalheld für manche ist, ist sicher vieles realistisch, ich glaube oder hoffe aber zumindest, dass auch die USA als Rechtsstaat einer Frau, die den Entschluss zur Trennung fest gefasst hat, doch ein paar wirksamere Unterstützungsmöglichkeiten bieten, zum Schutz vor weiterer Gewalt. Ich habe das Hörbuch gehört und die Sprecherin trägt alles in einem sehr pathetischen Tonfall vor, was einerseits natürlich zu der Thematik passt, mir zwischendurch aber auch mal etwas zu viel war. Folgen konnte man ihr aber gut, das Tempo war angenehm.

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Veröffentlicht am 10.11.2025

Untreue Pinguine?

The Penguin Paradox
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An diesem Roman für Young Adults hat mich gereizt, dass er auf einer Polarstation und damit an einem sehr interessanten Schauplatz spielt. Und auch die Forschung rund um die Pinguine klingt interessant, ...

An diesem Roman für Young Adults hat mich gereizt, dass er auf einer Polarstation und damit an einem sehr interessanten Schauplatz spielt. Und auch die Forschung rund um die Pinguine klingt interessant, auch wenn diese eher für die Rahmenhandlung eine Rolle spielt und keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse durch den Roman zu erwarten sind. Das Cover ist bunt und locker gestaltet, sodass es wohl eher ein jüngeres Publikum anspricht und einen amüsanten und gut lesbaren Roman für Herbst- und Wintertage verspricht.

Veterinärmedizinerin Emerie ist überglücklich: Sie darf überraschend an einer Forschungsreise in die Antarktis teilnehmen, weil der ursprünglich vorgesehene Wissenschaftler ausgefallen ist. Dort kann sie nun vor Ort weitere Erkenntnisse zu ihrer Forschungsarbeit zur Monogamie bei Pinguinen sammeln. Allerdings bereitet es ihr Bauchschmerzen, dass die Expedition von Beckett geleitet wird, von dem sie bisher nur negative Eindrücke gewonnen hat und auch auf der Polarstation fühlt sie sich in seiner Gegenwart zunächst einmal unwohl, bis sie ihn dann besser kennenlernt...

Mir hat die Geschichte gut gefallen. Sie war unterhaltsam und nicht zu anspruchsvoll, aber auch nicht platt. Die Haupt- und Nebenfiguren waren alle irgendwie liebenswert und die Rahmenhandlung mit dem Liebesleben der Pinguine hat auch gut dazu gepasst. Durch die Perspektivwechsel konnte man sich gut in die Protagonist:innen hineinversetzen. Was das Hörbuch angeht, empfand ich die die beiden Sprecher:innen als angenehm und zu den Personen und der Atmosphäre passend. Man konnte ihnen gut folgen.

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Veröffentlicht am 25.10.2025

Erwartungen nicht voll erfüllt

Die Assistentin
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Wie viele andere Leser:innen/Hörer:innen auch, habe ich die beiden vorherigen Romane von Caroline Wahl sehr gemocht und war daher nun sehr gespannt auf ihr neuestes Werk.

Diesmal steht Charlotte im Mittelpunkt, ...

Wie viele andere Leser:innen/Hörer:innen auch, habe ich die beiden vorherigen Romane von Caroline Wahl sehr gemocht und war daher nun sehr gespannt auf ihr neuestes Werk.

Diesmal steht Charlotte im Mittelpunkt, die eigentlich lieber Musikerin wäre, aber dann doch etwas Bodenständigeres studiert hat, ihren Eltern zuliebe, und daher nun auch die Stelle als Assistentin eines Münchener Verlagschefs annimmt, nachdem sie mehrere Phasen eines Auswahlverfahrens gemeistert hat. Glücklich wird sie dann aber weder mit München als Stadt noch mit ihrer Wohnung und auch ihr Chef entpuppt sich immer mehr als narzisstisch und übergriffig, sodass er einen großen Verschleiß an Mitarbeiterinnen hat. Aber Charlotte beschließt, durchzuhalten.

Grundsätzlich handelt es sich meiner Meinung nach durchaus um eine realistische Ausgangssituation, dass man sich lange nicht traut, etwas gegen toxische Situationen im Berufsleben zu unternehmen oder gar zu kündigen, gerade wenn man es geschafft hat, in einer beliebten Branche unterzukommen. Caroline Wahl beschreibt auch nachvollziehbar, wie die Situation der Protagonistin einfach immer unerträglicher wird, ohne, dass es zu einem einzigen wirklich extremen Ereignis kommt. Nicht glücklich war ich diesmal aber mit der Erzählweise, es gab einfach zu viele Wiederholungen, die Vorwegnahmen nervten viel mehr, als dass sie zur Spannungssteigerung beitrugen und alles hätte gestraffter erzählt werden können. Auch blieb mein Verhältnis zur Protagonistin bis zum Schluss recht distanziert. Das lag einerseits an der Erzählperspektive und andererseits daran, dass sie mir zu unreif und unreflektiert für jemanden rüberkam, der ein Studium abgeschlossen und im Bewerbungsverfahren andere ausgestochen hat. Als Sprecherin des Hörbuches konnte mich die Autorin nicht überzeugen. Ich hoffe, das macht beim nächsten Roman wieder eine professionelle Hörbuchsprecherin. So fiel mir das Zuhören wirklich oft schwer, der Tonfall enthielt mir zu viel Selbstmitleid und die Betonung war sehr monoton.

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Veröffentlicht am 25.10.2025

Ein ebenso wichtiges wie trauriges Thema, beeindruckend erzählt

Da, wo ich dich sehen kann
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Von Jasmin Schreibers Romanen hat mich bisher noch keiner enttäuscht. Sie schreibt sprachgewaltig zu einer großen Vielfalt an interessanten und wichtigen Themen und zählt somit zu meinen liebsten Gegenwartsautorinnen.

Diesmal ...

Von Jasmin Schreibers Romanen hat mich bisher noch keiner enttäuscht. Sie schreibt sprachgewaltig zu einer großen Vielfalt an interessanten und wichtigen Themen und zählt somit zu meinen liebsten Gegenwartsautorinnen.

Diesmal steht ein Femizid im Mittelpunkt der Handlung. Die dreißigjährige Emma wurde von ihrem gewalttätigen Ehemann ermordet. Zurück bleiben ihre neunjährige Tochter Maja, deren Patentante und Emmas beste Freundin Liv sowie Emmas Eltern. Sie müssen lernen, mit der großen Lücke, die Emma hinterlässt, umzugehen und auch mit den Vorwürfen, die sie sich selbst im Zusammenhang mit deren Tod machen, ob sie etwas merken und alles verhindern hätten können.

Jasmin Schreiber findet immer wieder tolle sprachliche Bilder, um die unbeschreiblichen Gefühle, die mit dem Verlust und der Trauer verbunden sind, doch irgendwie in Worte zu fassen. Zudem wird das Buch aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Aus Sicht ihrer Freundin, ihrer Tochter und ihrer Eltern, aber in Rückblicken auch aus Emmas, sodass man als Leserin sehr nah dran an allem ist, wodurch man tief berührt wird von der Geschichte. Zwischendurch gibt es auch Notrufprotokolle oder den sachlich-nüchtern verfassten Obduktionsbericht als Kontrast zur persönlichen Sicht der Beteiligten. Optisch abgegrenzt finden sich kurze Szenen, die sich damit beschäftigen, wo noch ein Wendepunkt zu einem guten Ausgang möglich gewesen wäre.

Somit handelt es sich um einen recht außergewöhnlich gestalteten Roman zu einem wichtigen Thema, der niemanden kalt lässt.

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