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Veröffentlicht am 06.04.2022

Feinsinniger Roman um eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft

Für immer und noch ein bisschen länger
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Anna, Anfang 30, deren chinesische Mutter direkt nach ihrer Geburt gestorben ist, woraufhin sie bei ihren eher gefühlskalten deutschen Großeltern aufwuchs, musste vor sechs Jahren einen weiteren heftigen ...

Anna, Anfang 30, deren chinesische Mutter direkt nach ihrer Geburt gestorben ist, woraufhin sie bei ihren eher gefühlskalten deutschen Großeltern aufwuchs, musste vor sechs Jahren einen weiteren heftigen Verlust verkraften. Ihr Verlobter Jeremias starb bei einem Verkehrsunfall. Seitdem lebt sie total zurückgezogen in der ehemals gemeinsamen Wohnung, ihr einziger Kontakt zur Außenwelt findet durch ihre Arbeit als Pianistin und Gesangslehrerin statt. Doch dann erhält sie auch noch eine Kündigung der Wohnung wegen Eigenbedarf und findet im teuren München keine Alternative, sodass sie schließlich mehr oder weniger aus Verzweiflung bei der WG der über 80-jährigen, ehemaligen Opernsängerin Gunilla, ihrem autistischen Sohn Michel, der stillen älteren Dame Rose und KG, einem höflichen älteren Herren, der den WG-Haushalt schmeißt, landet. Auch sie haben alle ihr Päckchen zu tragen, doch Annas Einzug bringt etwas ins Rollen, sowohl bei Anna, als auch bei ihren älteren Mitbewohner:innen.

Barbara Leciejewski ist es auch mit ihrem neuesten Roman gelungen, eine sehr feinsinnige Geschichte mit etwas ungewöhnlichen Protagonist:innen und viel Tiefgang zu erzählen. Jede:r der Beteiligten hat mit Ereignissen aus der Vergangenheit nicht abschließen können und verbirgt etwas vor den anderen, anstatt offen darüber zu sprechen. Aber, beginnend mit Annas Einzug, ändert sich langsam etwas, alle werden offenener und achtsamer miteinander und helfen sich so gegenseitig ins Leben zurück, auch wenn es ein langer Prozess ist. Die Autorin hat durchweg überzeugend gestaltete und liebenswerte Charaktere erschaffen, die trotz mancher Macke nie ins Lächerliche abdriften. Der Schreibstil ist sehr gut und flüssig lesbar und der Roman fesselt, weil man nach und nach die Geschichte der verschiedenen Personen erfährt. Auch die Liebe spielt natürlich eine Rolle, aber auf eine angenehm unkitschige Art und Weise. Was mir ebenfalls gut gefallen hat, ist, dass im Gegensatz zu vielen anderen Romanen, die in letzter Zeit erschienen sind, auch Corona, in diesem Fall die Folgen des ersten Lockdowns vor allem für die Musikerin Anna, nicht komplett ausgeblendet wurde, da es zur aktuellen Zeit einfach dazu gehört und nicht bewusst ignoriert werden sollte, weil es sich um eine fiktive Geschichte handelt. Ich empfehle diesen Roman auf jeden Fall sehr gerne allen, die Gegenwartsromane mit etwas Tiefgang mögen.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Erster Teil einer spannenden Familiensaga um ein Kosmetikunternehmen

Das Goldblütenhaus - Der Ruf einer neuen Zeit
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Das "Goldblütenhaus - Ruf einer neuen Zeit" macht mit seiner sommerlichen und zugleich edlen Covergestaltung gleich Lust auf's Lesen. Es handelt sich dabei um den ersten von drei Teilen, in dessen Mittelpunkt ...

Das "Goldblütenhaus - Ruf einer neuen Zeit" macht mit seiner sommerlichen und zugleich edlen Covergestaltung gleich Lust auf's Lesen. Es handelt sich dabei um den ersten von drei Teilen, in dessen Mittelpunkt ein Familienunternehmen, die Firma Glanz, steht, dessen Gründer, der Großvater einer der Protagonistinnen nach dem Zweiten Weltkrieg mit der von ihm entwickelten Goldblütencreme erfolgreich wurde.

Mittlerweile führen seine Enkelinnen Leonie und Ella das Familienunternehmen, nachdem ihr Bruder Alex nach einem Sturz aus seinem Bürofenster ums Leben gekommen ist. Ihre Großmutter Hedi, die Witwe des einstigen Firmengründers lebt aber noch, genau wie ihre einzige Tochter, die Mutter der Zwillingsschwestern Leonie und Ella. Hedi scheint eine schwere Schuld auf sich geladen zu haben, man erfährt aber nur bruchstückhaft in Rückblenden mehr über ihre Vergangenheit, was die Spannung (auch auf den Folgeband) steigert. Aber auch die beiden Juniorchefinnen haben beruflich wie privat einige Themen, die dringend geklärt werden müssten.

Gabriela Gross schreibt sehr anschaulich und fesselnd darüber, was es bedeutet, eine Familie zu sein und einen Familienbetrieb zwischen Tradition und Moderne zu führen, was auch immer wieder gewisse Einschränkungen mit sich bringt und den Zusammenhalt aller erfordert. Man kann sich gut in die Beteiligten und ihr Leben hineinversetzen, auch wenn diese mir stellenweise doch etwas zu sehr in ihrer recht luxuriösen Welt leben, aber so ist das wohl oft, wenn man ein eigenes Unternehmen führt, und durch die Rückblicke in die Vergangenheit von Hedi und dadurch, dass nur portionsweise mehr über sie bekannt wird, wird viel Spannung erzeugt. Auch die Kosmetikentwicklung und die Vermarktung der Produkte werden thematisiert, hierzu hat die Autorin gründlich recherchiert. Der Schreibstil ist gut lesbar, sodass die Kapitel nur so verfliegen. Ich bin auf jeden Fall schon gespannt auf den zweiten Band.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Inspiration und Nachschlagewerk für den eigenen Garten

Selbstversorgung
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Marie Diederich befasst sich schon länger in ihrem Blog und auf YouTube unter dem Namen "Wurzelwerk" mit Themen rund um den Garten. Dieses Buch liefert nun auf über 300 Seiten gebündelt diverse Tipps zum ...

Marie Diederich befasst sich schon länger in ihrem Blog und auf YouTube unter dem Namen "Wurzelwerk" mit Themen rund um den Garten. Dieses Buch liefert nun auf über 300 Seiten gebündelt diverse Tipps zum Gemüseanbau und zur Tierhaltung und auch einige Küchentipps. Die Aufmachung des Buches hat mir gleich sehr gut gefallen, das Titelbild vermittelt richtig die Freude an der Arbeit im Garten und der Einband ist stabil und wirkt durch die raue Haptik sehr hochwertig und gut zum Thema des Buches passend.

Das Buch vermittelt dann zunächst Grundlegendes, zum Beispiel auch, wie man ganz ohne eigenes Grundstück selbst Gemüse anbauen und sogar Tiere halten kann und einen Realitätscheck, inwieweit Selbstversorgung wirklich möglich ist. Dann gibt es grundsätzliche Anbau-Tipps, zum Beispiel, wie man Beete anlegt, worauf bei der Fruchtfolge zu achten ist, wie man seinen eigenen Kompost bekommt und wie man aus Samen Jungpflanzen heranzieht und am Ende bestenfalls auch wieder neuen Samen gewinnt.

Anschließend folgen auf jeweils etwa zwei bis vier Seiten Portraits von den wichtigsten Gemüsesorten, aber auch einigen Kräutern und Obststräuchern. Hier wird dann genauer auf den besten Zeitpunkt für die Aussaat oder das Auspflanzen im Freien eingegangen, auf gute und schlechte Beetnachbarn, Schädlingsbefall und wie man dem entgegen wirken kann, besonders geeignete Sorten und ihre Vorzüge und die Vermehrung der jeweiligen Pflanze eingegangen.

Es folgen noch einmal gesondert Tipps gegen Schnecken, Läuse und Co, bevor es dann um die Nutztierhaltung in Form von Hühnern, Ziegen und Schafen geht, was für mich persönlich dann doch eine Nummer zu groß ist. Daher stellt sich mir die Frage nach der Verwertung und Haltbarmachung der Tierprodukte auch nicht. Die Rezepte für den eigenen Sauerteig und fermentiertes Gemüse klingen dagegen auch für mich spannend.

Das Buch bietet auf jeden Fall sehr viel Inspiration und auch Tipps für den eigenen Garten. Es ist zudem gespickt mit ansprechenden Fotos und Anekdoten der Autorin.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Die verschwundene Hauptdarstellerin

Nordwestnacht
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Im dritten Teil der in St. Peter Ording spielenden Krimireihe um die Kommissar:innen Hendrik Norberg und Anna Wagner steht der Dreh einer Krimiserie in dem Badeort unter keinem guten Stern. Zunächst wird ...

Im dritten Teil der in St. Peter Ording spielenden Krimireihe um die Kommissar:innen Hendrik Norberg und Anna Wagner steht der Dreh einer Krimiserie in dem Badeort unter keinem guten Stern. Zunächst wird ein Mitarbeiter des Filmteams tot an einen Pfahlbau gekettet aufgefunden und dann ist auch noch die neue Hauptdarstellerin verschwunden. Und auch privat läuft bei Hendrik und Anna nicht alles glatt.

Ich mag diese, recht neue Krimireihe sehr gern, weil mir die beiden Protagonist:innen sympathisch sind und auch ihr Privatleben nicht außen vor bleibt. Dafür ist auch dieser Fall wieder nicht zu gruselig oder blutig beschrieben, sondern die Ermittlungstaktik steht im Mittelpunkt und Spannung ist so trotzdem vorhanden. Auch den Schauplatz St. Peter Ording finde ich sehr interessant und es findet sich auch immer wieder eine Dosis Lokalkolorit. Der Cliffhanger am Ende dieses Teils lässt mich darauf hoffen, dass schon bald ein weiterer Fall für das Ermittlerteam folgen wird.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Gelungener Abschluss der Trilogie um die Berliner Polizeiärztin

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein wilder Tanz
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"Das Leben, ein wilder Tanz" ist der dritte und letzte Teil einer Romanreihe um die Polizeiärztin Magda Fuchs, die nebenbei auch als Gynäkologin und Kinderärztin tätig ist. Zeit der Handlung ist das Jahr ...

"Das Leben, ein wilder Tanz" ist der dritte und letzte Teil einer Romanreihe um die Polizeiärztin Magda Fuchs, die nebenbei auch als Gynäkologin und Kinderärztin tätig ist. Zeit der Handlung ist das Jahr 1924, eine wilde Zeit in Berlin.

Magda und ihr Ehemann, der im Polizeidienst tätige Jurist Kuno haben es mit einem Mord an einer wohlhabenden jungen Frau zu tun, die in einem skurrilen Club ihren ausgefallenen Vorlieben nachgekommen sein soll. Bei den Ermittlungen kommen sie auch mächtigen Personen in die Quere. Zugleich haben sie die Suche nach Elkes Bruder Otto, der bei Magdas erstem Fall als Kleinkind nach dem Mord an seinen Eltern verschwunden war, weiter nicht aufgegeben.
Celia soll unterdessen, wenn es nach ihrem Mann Edgar und dessen Mutter geht, immer mehr auf ihre Rolle als Mutter und Ehefrau reduziert werden und ihre Pension und ihr Medizinstudium aufgeben.

Ich fand es wieder sehr interessant, mit Magda und den anderen Frauen, die alle in Zusammenhang mit Celias Pension Bleibtreu stehen, in die Vergangenheit zu reisen und Berlin aus deren Perspektive kennenzulernen. Das Autorenduos schreibt sehr anschaulich und fesselnd, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Als kleinen Bonus gab es zudem noch ein Wiedersehen mit alten Bekannten aus einer vorangegangenen Reihe der Autor:innen. Nun finde ich es etwas schade, dass die Geschichte um Magda Fuchs und die anderen Frauen damit zu Ende ist, sie hat aber einen runden und würdigen Abschluss gefunden. Grundsätzlich würde ich empfehlen, zuerst die beiden vorangegangenen Bände zu lesen, weil man dann einfach über mehr Hintergrundinformationen verfügt und auch diese lesenswert sind.

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