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Veröffentlicht am 26.11.2023

Je enger die Beziehung, desto anfälliger sind wir für Manipulation

Die Fremde in meinem Haus
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Als Susie 20 Jahre alt war brachte sie ein Kind zur Welt, welches aus einer flüchtigen Beziehung entstanden ist. Gerade hatte sie ihr erstes Engagement als Background-Sängerin erhalten und so stand sie ...

Als Susie 20 Jahre alt war brachte sie ein Kind zur Welt, welches aus einer flüchtigen Beziehung entstanden ist. Gerade hatte sie ihr erstes Engagement als Background-Sängerin erhalten und so stand sie vor der Entscheidung ihren Job für das Baby aufzugeben oder das Baby für den Job wegzugeben. Sie entschied sich dafür, Sky – so nannte sie ihre Tochter – zur Adoption freizugeben; eine Entscheidung die sie zwar bei vollem Bewusstsein getroffen hat, was aber nicht bedeutet, dass sie es nicht bereut. Sie baut sich ein Leben als Musikerin auf, verdrängt die Gedanken an ihre Tochter und irgendwann nehmen diese weniger Raum ein – vergessen kann sie Sky jedoch nicht.

15 Jahre später ist Susie mit Gabe verheiratet und Sängerin ihrer Band Silverlink. Sie ist auch für die Social-Media-Auftritte der Band verantwortlich und so findet sie – zwischen all den Nachrichten die an die Band gerichtet sind – auch eine, die für sie persönlich ist.

Hallo Susie. Ich heiße Anna Mulcahy, aber mein Geburtsname ist Sky Jukes. Ich bin fünfzehn Jahre alt. Wenn Du am 6. März 2007 um etwa fünf Uhr nachmittags in der Klinik St. George’s ein Mädchen geboren hast, das später adoptiert wurde – könnten wir uns dann mal treffen? Ich glaube, dass Du meine leibliche Mutter bist.
Viele Grüße Anna
P.S.: Ich bin schrecklich unglücklich.


Diese Nachricht zieht Susie den Boden unter den Füßen weg. Natürlich kommt es zu einem ersten Treffen und die Ähnlichkeit von Susie und Anna lässt keinen anderen Schluss zu, als dass es sich wirklich um Mutter und Tochter handelt. Anna/Sky erzählt bei diesem Treffen, dass es ihr bei ihren Adoptiveltern nicht gut geht. Sie würde per Handy-App überwacht und generell nicht wie eine fünfzehnjährige behandelt werden. Sie nennt ihren Adoptiv-Vater „Das Monster“ und schnell wird klar, dass sie bei Susie und Gabe wohnen möchte. Die Adoptiveltern sind mit dieser Sache nicht einverstanden und versuchen Susie und Gabe zu vermitteln, dass Anna/Sky sie manipuliert. Susie möchte jedoch ihren Fehler von damals wiedergutmachen und so treffen sie eine Vereinbarung mit den Mulcahys und Anna/Sky zieht zu ihrer leiblichen Mutter und dessen Ehemann um.

Dass das keine so gute Idee ist (und der gute Herr Mulcahy vielleicht doch Recht hatte), zeigt sich ziemlich schnell, denn Anna/Sky lässt ihre Maske fallen und zeigt, was wirklich in ihr steckt ……

Als Susie ihre Tochter damals zur Adoption freigegeben hat, hatte sie wahrscheinlich immer die Hoffnung, später noch ein eigenes Kind bekommen zu können. Fünf Fehlgeburten und die Tatsache, dass sie nicht jünger wird, erklären, warum sie sofort dazu bereit ist, Anna/Sky bei sich aufzunehmen. Schließlich handelt es sich um ihr einziges leibliches Kind.

Susie will alles richtig machen, weswegen sie ihrer Tochter auf Augenhöhe begegnet; eher als eine Freundin denn als Mutter. Gabe hält sich mehr oder weniger aus der Sache raus. Das führt dazu, dass Anna/Sky keinerlei Konsequenzen erfährt, egal was sie tut. Was Anna/Sky bräuchte wäre Struktur und liebevolle Strenge, ein stabiles familiäres Gerüst, an dem sie sich festhalten könnte um ihren Weg zu finden. Da sie das nicht bekommt, versucht sie permanent ihre Grenzen auszutesten und ihre Manipulationen werden immer perfider. Sie versucht Gabe und Susie gegeneinander auszuspielen und irgendwie passt es ihr auch gerade in den Plan, dass Gabe damit beschäftigt ist, sich gegen ihn und seine Bandkollegen in den Social Media aufkommenden Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung gegenüber Groupies zu verteidigen. Susies Affenliebe führt dazu, dass sie durch Handgreiflichkeiten ihrer Tochter verletzt wird, diese gegenüber Gabe jedoch verharmlost oder gar verschweigt. Anna/Sky bekommt immer mehr Oberwasser, bis der Zeitpunkt, an dem man ihr noch Grenzen setzen könnte, verpasst ist. Und das. ist. nicht. gut.

Das Buch „Die Fremde in meinem Haus“ stammt aus der Feder des britischen Autors JP Delaney. Es handelt sich dabei um das Pseudonym des erfolgreichen Romanautors Anthony Capella, unter dem er Thriller/Psychothriller veröffentlicht. Für mich war es das erste Buch des Autors.

JP Delaney wirft den Leser gleich mitten ins Geschehen. Die komplette Geschichte von Susie und Gabe sowie Anna/Sky ergibt sich aus den eingestreuten Rückblicken. Ich muss gestehen, mir waren weder Susie noch Gabe und schon gar nicht Anna/Sky sympathisch. Ich empfand Susies Vogel-Strauß-Verhalten über weite Strecken sehr viel anstrengender als Annas/Skys Handlungen, obwohl die wirklich nicht nett waren, zeugten aber von großer Kreativität der Fünfzehnjährigen.

Die Geschichte umfasst 109 Kapitel und wird unregelmäßig wechselnd aus der Sicht von Susie, Gabe und Anna/Sky in der personalisierten Ich-Form erzählt, dadurch ist man den anderen Personen immer an Wissen voraus. Die einzelnen Kapitel sind sehr kurz gehalten, manchmal nur eine Seite, und enden offen.

Für mich handelt es sich hier nicht um einen Thriller, dafür hat mich die Handlung zu wenig aufgewühlt. Ich würde es eher in den Bereich Spannungsroman bzw. Familien-Drama einordnen. Es gab keinen wirklichen Nervenkitzel, ich wollte immer nur wissen, was sich dieses Früchtchen denn als nächstes für seine Mutter einfallen lässt. Der Unterhaltungsfaktor dieser Geschichte war für mich sehr hoch, weswegen ich das Buch mit seinen 384 Seiten fast an einem Stück gelesen habe.

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Veröffentlicht am 15.11.2023

Untiedt ermittelt

MARSCHBLUT
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An gleicher Stelle auf der Bahnstrecke Heide-Husum, an der sich vor zwei Wochen schon einmal jemand in suizidaler Absicht vor den Zug geworfen hat, wurde erneut eine Leiche gefunden bzw. das, was von einem ...

An gleicher Stelle auf der Bahnstrecke Heide-Husum, an der sich vor zwei Wochen schon einmal jemand in suizidaler Absicht vor den Zug geworfen hat, wurde erneut eine Leiche gefunden bzw. das, was von einem Menschen übrig bleibt, wenn man sich vor einen Zug wirf. Da die Auffinde-Situation in diesem Fall aber eine andere ist, glaubt die Kriminaloberkommissarin Katja Greets nicht an einen Selbstmord und bittet beim LKA in Kiel um Unterstützung. Die bekommt sie in Form von Kriminalhauptkommissar Karsten Untiedt.

Karsten Untiedt hat so gar keinen Bock irgendwelchen Kollegen in Dithmarschen dabei zu helfen irgendwelche Fälle zu lösen. Lieber würde er in seinem eigenen Revier im Archiv Staub wischen als nach Dithmarschen zu fahren. Genau diese Einstellung lässt er auch seiner Kollegin Katja Greets gegenüber raushängen, die am Leichenfundort auf ihn wartet. Ihre Ausführungen, warum es sich ihrer Meinung nach nicht um einen Selbstmord handeln kann, sind jedoch einleuchtend und schnell wird klar, dass Untiedt nicht – wie er es eigentlich geplant hatte – am gleichen Abend wieder zurück in Kiel sein wird.

Bei dem Toten handelt es sich um Thoralf Hemke, der ein einfacher Finanzbeamter war. Warum sollte er sich umgebracht haben? Oder stimmt Greets Vermutung und jemand hat bei seinem „Selbstmord“ nachgeholfen?

Das herauszufinden ist der Job von KOK Katja Greets und KHK Karsten Untiedt.

Bei „Marschblut“ handelt es sich um das Krimi-Debüt des Autors Marco Schreiber. Er bedient sich eines lockeren und angenehmen Schreibstils und dieser unterschwellige Humor, der an manchen Stellen nur kurz aufblitzt, aber nicht wirklich offensichtlich wird, ist genau meine Kragenweite.

Auf den ersten Seiten dachte ich, dass das Un- in Untiedt für „Un-Sympath“ steht, dieser Eindruck täuscht jedoch, denn Karsten Untiedt entwickelt sich zu einem sehr sympathischen Ermittler, dem lediglich seine Vergangenheit im Weg steht. Deswegen möchte er auch um jeden Preis vermeiden, dass seine Kollegin Greets herausfindet, wo er nachts schläft. Greets gegenüber lässt er gerne den Boss raushängen und manchmal ranzt er sie an, Greets fühlt sich zu Anfang ungerecht behandelt, der Leser ist ihr da jedoch einen Schritt voraus; die beiden wachsen zu einem tollen Team zusammen.

Auch Greets wird von Anfang an als sympathischer Charakter gezeichnet, sie macht ihren Job gerne und das merkt man. Wie schon erwähnt ist Untiedt manchmal etwas ruppig zu ihr, aber nach anfänglichen Schwierigkeiten bietet sie ihm einfach Paroli.

„Haben wir die Hierarchien jetzt geklärt, Herr Kriminalhauptkommissar, oder brauchen Sie noch eine besondere Huldigung?“ (Seite 20)

„Marschblut“ ist ein ruhiger Krimi. Es gibt keine große Action, keine Verfolgungsjagden und kein übermäßiges Blutvergießen – die Spannung baut sich dadurch auf, dass man als Leser den Ermittlern ständig über die Schultern schaut. Die Geschichte um Hemkes Tod wird immer undurchsichtiger und je näher sich Greets und Untiedt der Aufklärung fühlen, desto enttäuschter müssen sie feststellen, dass ihre Spur – erneut – ins Leere führt. Immer wieder tauchen neue Indizien auf, die dem Fall eine andere Richtung geben und immer neue Charaktere rücken in den Fokus, während der Autor gekonnt mit der Fantasie des Lesers spielt und ihn immer wieder auf falsche Fährten lockt.

Die mir vorliegende Taschenbuch-Ausgabe umfasst 384 Seiten und die Geschichte ist in 56 Kapitel eingeteilt. Die Kapitel sind auf geschickte Art und Weise kurz gehalten, manchmal nur eine bis zwei Seiten, was dem Lesefluss Tempo verleiht, da man natürlich wissen möchte, wie es weitergeht. Erzählt wird – neben Greets und Untiedt – aus der Sicht von verschiedenen Personen, die in den Fall verstrickt sind, der direkte Zusammenhang zwischen den Personen offenbart sich aber erst im Laufe der Erzählung. Der Täter – eine Überraschung!

Für mich ein Krimi, wie er sein soll. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Ermittlungen, die Kommissare sind sympathisch, ich begleite sie gerne auf ihrer Recherche-Tour und es gibt Irrungen und Wirrungen, die den Leser nicht auf direkter Spur zum Täter führen. Ich erwähne ja selten ein Cover in meinen Rezensionen, weswegen es hier mal eine Ausnahme von der Regel gibt: Ich finde dieses Cover wirklich mega schön und ansprechend.

Für ein paar Stunden habe ich mich hier gut unterhalten gefühlt und ganz sicher werde ich „Marschnacht“, den 2. Fall von Untiedt verfolgen, der am 01.03.2024 veröffentlicht werden wird.

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Veröffentlicht am 30.10.2023

Winter“alb“traum in Kanada

Wintertraum in Kanada
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Nach der Rückkehr aus ihrem gemeinsamen Kanada-Urlaub sind Sara und Paul sich sicher – sie wollen in dieses wunderschöne Land auswandern und gemeinsam ein Haus kaufen, um darin ein Bed & Breakfast zu eröffnen. ...

Nach der Rückkehr aus ihrem gemeinsamen Kanada-Urlaub sind Sara und Paul sich sicher – sie wollen in dieses wunderschöne Land auswandern und gemeinsam ein Haus kaufen, um darin ein Bed & Breakfast zu eröffnen. Der Wunsch nach Kanada auszuwandern ist nicht neu, aber die Schönheit dieses Landes vor Ort zu erleben, hat sie in ihrem Vorhaben bestärkt. Auf einer Immobilienseite im Internet finden sie dann per Zufall dieses wunderschöne Haus am Okanagan-See, welches sie tatsächlich vor Ort gesehen und bewundert haben. Nun steht es auf dieser Internet-Seite zum Verkauf…..

Mit einer kleinen finanziellen Unterstützung ihres Vaters reicht das Geld aus, um genau dieses Haus zu kaufen und so steht ihrem Umzug und der Veränderung der Lebensumstände nichts mehr im Weg. In Springfield angekommen, erwartet sie jedoch kein Traumhaus sondern eine Katastrophe mit schönem Äußerem. Sie kannten dieses Haus nur von Außen, als sie auf ihrer Reise am Okanagan-See waren, befand es sich in Privatbesitz.

Das Haus entpuppt sich als Ruine; die Heizung ist defekt, in den Wasserleitungen zirkuliert braune Brühe, der Kamin entwickelt keinen Zug weil er verstopft ist und sobald man mehr als 1 Gerät an den Stromkreislauf anschließt, fliegen die Sicherungen raus. Handwerker sind rar und auf Monate hinaus ausgebucht, so dass Sara und Paul sich zuerst einmal mit der Kälte und den vorgefundenen Umständen arrangieren müssen.

Im Haus herrscht das blanke Chaos – und dann steht die erste Person vor der Türe, die die Einladung „komm uns doch gerne in Kanada besuchen“ nicht auf die lange Bank geschoben hat.

Es bleibt jedoch nicht bei diesem einen Besucher ….

Bei diesem Cover war es Liebe auf den ersten Blick. Nachdem dann auch noch der Klapptext signalisierte, dass dieses Buch genau in mein Beuteschema passt, freute ich mich auf eine Wohlfühlgeschichte, mit der ich ein paar schöne Lesestunden verbringen kann. Leider war das nix!

Das Buch beginnt mit einem weihnachtlichen Treffen bei Saras Eltern und von Anfang an empfinde ich diese ganze Familie als überaus anstrengend. Dass Sara und Paul ihren Urlaub in Kanada verbringen möchten, kann ich nachvollziehen, schon nach wenigen Seiten fühle ich mit den Beiden, dass es eher eine Flucht vor der Familie als der Wunsch nach einem Urlaub sein muss. In diesem Urlaub beschließen die Beiden dann auch spontan, in einer Hochzeitsbude an den Niagarafällen zu heiraten. Nach dem Urlaub und bevor sie ihre Zelt ein Deutschland ganz abbrechen, richten Sara und Paul für ihre Familien und Freunde eine Hochzeitsfeier aus, und wie es sich in den einzelnen Gesprächen dann ergibt, ermutigen sie ihre Hochzeitsgäste, sie doch bald einmal in ihrem neuen Zuhause in Kanada besuchen zu kommen.

-SPOILER !!

Den Anfang in der Reihe macht Angus. Angus ist Schriftsteller und hat eine Schreib-Blockade. Paul ist sein Lektor und ohne ihn kann er nicht arbeiten. Ihm folgt kurz darauf Saras Schwester Olivia mit ihren Kindern Noah (4) und Amelie (5), die sich von ihrem Ehemann getrennt hat. Dann reisen Jeanette, Saras und Olivias Mutter, und Karin, Olivias Schwiegermutter an, weil sie Olivia überreden möchten es doch nochmal mit ihrem Mann zu versuchen. Kurz nach den beiden Frauen erscheinen Richard, Saras und Olivias Vater sowie Gernot, Olivias Noch-Ehemann und Vater ihrer Kinder. Zum Abschluss erscheinen dann auch noch 2 Freunde sowie die Ex-Freundin von Paul auf der Bildfläche.

Niemand, ich betone Niemand!, hilft Sara und Paul dabei ihre Probleme mit dem Haus zu lösen. Alle sind nur da um ihre eigenen Befindlichkeiten in den Vordergrund zu stellen und ihre Probleme bei Sara und Paul abzuladen, während diese sich immer mehr voneinander entfernen, weil sie gar keine Zeit haben, sich um ihre eigenen Probleme zu kümmern.

Die ganze Geschichte hat – für mein Befinden – sehr wenig positive Aspekte, mit Ausnahme der Nachbarn in Springfield, die Sara und Paul herzlich in ihren Reihen aufgenommen haben und Jeff, der Handwerker, der sein Herz für Kinder gezeigt und eine andere Baustelle abgesagt hat, um die Heizung bei Sara und Paul zu reparieren, damit die Kinder nicht frieren müssen. Ansonsten ist das ganze Geschehen durchweg negativ behaftet. Die Autorin findet für ihre Protagonisten auch ausreichend zutreffende Adjektive. Die Stimmung ist „frostig“, Sara erwidert „mutlos“, verspürt „ärgerliche Ungeduld“ in sich aufsteigen, Angus klingt „genervt“, Paul antwortet „gereizt“ oder auch „launig“, sein Blick ist voller „kalter Wut“, Jeanette ist „empört“ oder „energisch“. Die Reihe lässt sich endlos fortsetzen und spiegelt tatsächlich das Miteinander dieser Personen. Ich hätte schreiend das Weite gesucht….

Keiner der handelnden Charaktere hat bei mir Sympathiepunkte bekommen, ich empfinde jeden Einzelnen wirklich nur als anstrengend. Wegen des angenehmen Schreibstils von Ruth Bennett, und weil ich wissen wollte wie es für Sara und Paul endet, habe ich das Buch zu Ende gelesen. Die Geschichte selbst ist leider weit hinter meinen Erwartungen auf eine Liebesgeschichte mit Wohlfühl-Charakter zurückgeblieben. Sehr schade!

Diese Rezension spiegelt lediglich mein Empfinden beim Lesen der Geschichte, vielleicht gefällt sie Dir ja besser?!

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Veröffentlicht am 02.10.2023

Phrogger – Menschen, die heimlich in Deinem Haus wohnen

Die Verborgenen
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Sven, Franziska und Tabea Hoffmann wohnen in ihrem idyllischen Landhaus an der Nordseeküste und nach außen hin stellen sie die perfekte Familie dar. Sven ist Journalist, Franziska arbeitet in einem Tourismusbüro ...

Sven, Franziska und Tabea Hoffmann wohnen in ihrem idyllischen Landhaus an der Nordseeküste und nach außen hin stellen sie die perfekte Familie dar. Sven ist Journalist, Franziska arbeitet in einem Tourismusbüro und Tabea ist 17 und steht kurz vor dem Abitur.

Wie in wahrscheinlich vielen Familien spiegelt das Bild nach Außen jedoch nicht die tatsächlichen Umstände, denn sowohl Sven als auch Franziska leben ein Leben, das mit dem des Partners nichts (mehr) viel zu tun hat. Was ihre Tochter den ganzen Tag treibt wissen sie nicht wirklich, was sie aber ebenfalls nicht wissen ist, dass auf Ihrem Dachboden eine fremde Person wohnt.

Nach und nach fällt Franziska auf, dass etwas nicht stimmt. Bei 3 Personen kann es schon mal vorkommen, dass das Müsli leer ist oder die Milch oder Dinge an einem anderen Platz stehen als gewohnt. Wenn aber nachts immer mal wieder der Fernseher an- und ausgeschaltet wird obwohl alle schlafen und im Keller Fußspuren zu finden sind, die angeblich von keinem aus der Familie stammen, wird es irgendwie merkwürdig. Das Vertrauensverhältnis zwischen den Hoffmanns ist nicht mehr sonderlich gut und so verdächtigen sich die Familienmitglieder untereinander, diese Dinge zu tun. Keiner der Drei kann sich auch nur im entferntesten vorstellen, dass für diese Vorkommnisse ein Phrogger zuständig ist, der sich immer dann auf dem Dachboden versteckt, wenn jemand zu Hause ist und nur aus seinem Versteck kommt, wenn die Hoffmanns außer Haus sind. Manchmal traut er sich auch nachts heraus und beobachtet sie beim Schlafen. ….

Als sich die merkwürdigen Ereignisse im Haus häufen und eine Mitschülerin von Tabea tot aufgefunden wird, die kurz vor ihrem Tod Kontakt zu Sven hatte, fängt die Fassade der Familie an zu bröckeln und das Lügengebäude stürzt ein. Genau das, was der Phrogger mit seinen Aktionen bezweckt.

Das neueste Buch des Kölner Thriller-Autors Linus Geschke befasst sich mit der Thematik des Phroggings. Phrogger sind Menschen, die auf dem Dachboden oder im Keller fremder Häuser wohnen. Sie kommen nachts aus ihren Verstecken, wenn die Bewohner des Hauses schlafen oder tagsüber, wenn sie nicht zu Hause sind. Sie bedienen sich am Kühlschrank, verlegen Dinge, hinterlassen Nachrichten und ziehen auch schon Mal deren Kleider an. Sie machen das entweder für den Kick oder – wie in „Die Verborgenen“ – um eine Familie in den Wahnsinn zu treiben, weil es dahinter ein Motiv gibt.

Die Geschichte wird überwiegend von Sven und Franziska aus der Ich-Perspektive erzählt, ganz selten auch von Tabea. Zusätzlich gibt es noch die Du-Variante, die die Geschehnisse aus Sicht des Phroggers sieht. Schnell wird klar, dass es in dieser Familie viele Geheimnisse gibt. Auch die Tochter steht ihren Eltern hier in nichts nach.

Was im Leben der Hoffmanns passiert, empfinde ich weniger als beängstigend, eher fasziniert es mich. Wie einfach ist es bitteschön, Menschen, die miteinander verheiratet sind, gegeneinander auszuspielen, weil sie ihren Partner gar nicht wirklich kennen und es scheinbar auch nicht wollen.

Sympathisch ist mir eigentlich keiner der Protagonisten, das ist aber auch nicht notwendig. Spannend wird es dadurch, dass der Phrogger mit einer Aktion eine Reaktion auslöst, die wiederum ein Geheimnis ans Tageslicht bringt. Als LeserIn kann man zuschauen, wie die Ehe der Hoffmanns sich in ihre Einzelteile zerlegt.

Linus Geschke verfügt über einen angenehmen Schreibstil, er baut viele unverhoffte Wendungen in die Geschichte ein und die kurzen Kapitel animieren dazu, immer weiter lesen zu wollen. Ich habe das Buch fast in einem durchgelesen. Der Schluss, also das Motiv, warum der Phrogger das alles macht, stand für mich nicht unbedingt in Relation zu seinem Tun und Handeln, aber Menschen handeln unterschiedlich, obwohl sie die gleiche Situation vorfinden.

Auch wenn es sich für mich nicht um einen klassischer Thriller handelt, so hat mich das Buch wirklich gut unterhalten und eine Thematik angesprochen, die es – meines Wissens – so vorher in einem Buch noch nicht gab.

Veröffentlicht am 26.09.2023

Der 1. Fall für Funke und Stein

Der Schacht
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Auf der Jagd nach einem Serienmörder, der bereits ein Dutzend junger Frauen ermordet hat, ging beim letzten Einsatz der von der Koblenzer LKA-Profilerin Helen Stein geleitet wurde, einiges schief. Obwohl ...

Auf der Jagd nach einem Serienmörder, der bereits ein Dutzend junger Frauen ermordet hat, ging beim letzten Einsatz der von der Koblenzer LKA-Profilerin Helen Stein geleitet wurde, einiges schief. Obwohl es hätte niemals passieren dürfen und auch eigentlich nicht hätte passieren können, verschwindet die als Lockvogel eingesetzte 19jährige Mia spurlos. Auf der Suche nach Mia gerät Helen selbst in die Fänge des Serienmörders und findet sich 36 Stunden später nackt und orientierungslos auf dem Parkplatz einer Autobahnraststätte. Die vergangenen Tage und Nächte sind aus ihrem Gehirn wie weggewischt; Helen kann sich an gar nichts erinnern. Als kurz darauf bei einem nächtlichen Einsatz, der ebenfalls mit der Suche nach dem Serienmörder in Zusammenhang steht, ein Kollege massiv verletzt wird, weil Helen vor Angst erstarrt und nicht handlungsfähig ist, wird sie vom Polizeipsychologen aus dem Verkehr gezogen. Da Helen sich weigert, sich in einer Fachklinik für Angststörungen behandeln zu lassen, schickt ihr Chef sie für 1 Woche in Urlaub und dann zur Polizeiinspektion nach Hachenburg in den Westerwald. Ihr Vorgesetzter, Georg Starbacher, glaubt, dass sie dort eine ruhige Kugel schieben und sich erholen kann, während sie dem Dienststellenleiter bei seinen Problemen vor Ort ein wenig zur Hand geht.

Als Helen nach Hachenburg kommt, wartet dort jedoch schon die erste Leiche auf sie. Der Dreifelder Weiher, dessen Wasser im Herbst zum Abfischen abgelassen wird, hat die Leiche eines ca. 18jährigen Mädchens freigegeben und diesem fehlt die linke Hand. In diesem Punkt weist der Fall Parallelen zum Koblenzer Serienmörder auf, denn auch seinen Opfern fehlt die linke Hand. Neben dem Leichenfund gibt es noch 2 Vermisstenfälle. Die Tochter des Gastwirt-Ehepaares Milic wird vermisst, ebenso wie die Tochter des designierten Dienststellenleiters Ben Funke, der sich seit dem Verschwinden seiner Tochter nur noch mit Hilfe des Alkohols durch den Tag retten kann.

Statt eine ruhige Kugel zu schieben, muss Helen sich mit einem permanent alkoholisierten Dienststellenleiter und einem korrupten Bürgermeister herumschlagen und der Frage, ob der Serienmörder seinen Wirkungskreis verlagert hat…..

„Der Schacht“ ist der erste Teil einer Reihe um die Ermittler Helen Stein und Ben Funke. Hier treffen zwei Personen aufeinander, die durch ihre Vergangenheit – jeder auf seine Weise – stark traumatisiert sind. Helen befand sich für einige Stunden in der Hand eines Serienmörders und auch wenn sie seitdem unter Angstattacken, Schlafwandeln und einigen anderen psychischen Problemen leidet, ist ihr ganzes Tun und Denken darauf fokussiert, den „Maskenmann“ zu finden. Ben lebt von seiner Frau getrennt und seit einem Jahr ist seine Tochter verschwunden, weswegen er sich schon morgens dem Alkohol zuwendet. Seinen Job hat er eigentlich nur noch, weil er die Machenschaften des Bürgermeisters deckt; großen beruflichen Enthusiasmus zeigt er nicht mehr.

Gleich am ersten Tag ihrer Zusammenarbeit spült ihnen das Schicksal die Leiche eines 18jährigen Mädchens vor die Füße und das ungleiche Ermittler-Paar muss nun einen Weg finden, wie sie trotz ihrer Probleme gemeinsam am gleichen Strang ziehen können.

Obwohl ich mit Alkoholikern so meine Probleme habe, ist Ben Funke mir trotzdem auf unerklärliche Art und Weise sympathisch. Er ist Mitte 30 und hat einfach resigniert ….. Wäre nicht Helen Stein aufgetaucht, hätte er getan was der Bürgermeister wollte und den Tod der 18jährigen ohne zu hinterfragen als Unfall deklariert. Das ließ die Stein jedoch nicht zu und so musste er sich zusammenreißen und aus seiner Lethargie rauskommen. Im Gegensatz dazu ist Helen Stein fast schon übermotiviert, verbissen, auf der Suche nach dem „Maskenmann“ und Funke bringt sie dazu, einen Gang zurückzuschalten. Auf diese Art und Weise ergänzen sich die Beiden hervorragend und der Gedanke von Helen Stein, dass Funkes Tochter noch leben und sich nach wie vor in der Hand ihres Entführers befinden könnte, bringt Funke vollends dazu, mit ihr zusammenzuarbeiten.

Volker Dützer hat einen sehr angenehmen Schreibstil und die Geschichte lässt sich flüssig lesen. Die von ihm erschaffenen Charaktere haben einen realistischen Hintergrund, was sie menschlich erscheinen lässt. Der Spannungsbogen wird gleich zu Anfang aufgebaut und dadurch, dass permanent etwas passiert und immer etwas in Bewegung ist, wird er auch bis zum Schluss gehalten. Interessant sind auch die Nebencharaktere, von denen gefühlt jeder eine Leiche im Keller zu haben scheint.

Die Offenbarung, wer sich hinter dem „Maskenmann“ verbirgt, war überraschend aber schlüssig. Obwohl es mir im Showdown ein wenig „zu viel“ war, hat mich das Buch sehr gut unterhalten, ich habe es in kurzer Zeit gelesen und lese direkt im Anschluss „Freier Fall“, der 2. Band in dem Funke und Stein ermitteln.

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