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Veröffentlicht am 28.08.2017

Auftakt zur Trilogie um Staatsanwältin Helene Faber

Die sieben Farben des Blutes
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Vor 1 Jahr erschütterte eine Mordserie Berlin. 3 Frauen werden auf bestialische Art und Weise getötet und nach jedem Mord taucht ein Video im Netz auf, das die schreckliche Tat dokumentiert. Der Mörder ...

Vor 1 Jahr erschütterte eine Mordserie Berlin. 3 Frauen werden auf bestialische Art und Weise getötet und nach jedem Mord taucht ein Video im Netz auf, das die schreckliche Tat dokumentiert. Der Mörder selbst gibt dazu jeweils ein Statement ab. Nach diesen 3 Morden endete die Serie, der Täter wurde nie gefasst. Staatsanwältin Helena Faber glaubt jedoch nicht daran, dass die Sache wirklich zu Ende ist. Und sie scheint Recht zu haben, denn die Leiche der Wirtschaftssenatorin Ursula Reuben weist die gleichen Merkmale auf, wie die Leichen der Opfer vor knapp einem Jahr. Als kurz nach dem Tod von Ursula Reuben ein Video mit einer Verkündung des Täters auf Facebook auftaucht ist klar – Dionysos ist wieder da und er wird weiter morden. 7 Frauen insgesamt möchte er einer „Heilung“ unterziehen. Seine Inspiration zu den Morden entnimmt er dem Buch des Anthropologieprofessors Rashid Gibran „Das Buch Dyonisos“ Im Laufe der Ermittlungen rückt auch Staatsanwältin Helena Faber ins Visier des Täters.

„Die 7 Farben des Blutes“ ist der 1. Thriller aus der Feder des Autors Uwe Wilhelm. Es handelt sich um den Auftakt einer Trilogie um die Staatsanwältin Helena Faber, in der der Autor weder seine Leser noch seine Protagonisten schont. Dass Uwe Wilhelm auf dem Sektor des Schreibens bewandert ist, erklärt sich aus seiner langjährigen Tätigkeit als Autor von Dreh- und Sachbüchern sowie von Romanen und Theaterstücken. Ebenso war er 4 Jahre lang als Produzent tätig. Daraus resultieren vermutlich die detailreichen und wirklich bildhaften Beschreibungen der einzelnen Taten, die empfindsame Leser sicherlich abschrecken und/oder verstören können. Für zarte Gemüter ist dieses Buch wahrlich nichts.

Der Leser taucht ein in eine Geschichte in der die Staatsanwältin Helena Faber ihren nicht an Arbeitszeiten gebundenen Beruf und ihr Privatleben mit 2 Mädchen im Jugendalter unter einen Hut bringen muss. Herausragend an Helena ist ihr überdurchschnittlich gutes Gedächtnis und eine schnelle Auffassungsgabe. Im Zuge der Ermittlungen um den Fall Dionysos wird sie selbst Ziel des Psychopathen und aufgrund dieses Zusammentreffens erleidet sie eine Dissoziative Amnesie, die die Ermittlungen im Fall stark beeinträchtigen. Nicht nur ihre beiden Kinder sondern auch ihr Ex-Mann Robert Faber, der Leiter der SOKO Dionysos ist, machen sich große Sorgen um Helena.

Die Idee des Autors, die Ermittlerin aufgrund eines Traumas teilweise auszuschalten und somit das Aufdecken der Identität des Mörders herauszuzögern, hat mir sehr gut gefallen. Leider nimmt die Amnesie von Helena zum Schluss des Buches einen sehr großen Raum ein, was mir dann wiederum ein klein wenig zu viel des Guten war. Die ein oder andere Handlung von Helena, in ihren Phasen der Verwirrtheit, war für mich nicht immer zu 100 % nachvollziehbar. Ich kenne jedoch niemanden mit DA, weswegen ich nicht ausschließen kann, dass man – wäre man selbst von dieser Art Amnesie betroffen – genau so handeln würde. In diesem Punkt wäre weniger für den Lesegenuss aber tatsächlich mehr gewesen.

Seine Inspirationen zu den Morden bekommt der Täter aus dem Buch „Das Buch Dionysos“, das für ihn so eine Art Bibel darstellt. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht 7 Frauen zu „heilen“ - will heißen, er will die Frauen wieder auf den ihnen vorbestimmten Platz in der Gesellschaft degradieren. Seine Ansichten gehen dahin, dass die Frau ihre Funktion im Haus und bei den Kindern hat und nicht, wie heutzutage üblich, im Berufsleben und in starken Positionen. Dionysos lässt seine Opfer auf perfide Art und Weise ausbluten und kurz bevor der Tod einsetzt, verstümmelt er sie.

Rashid Gibran, der Autor des Buches „Das Buch Dionysos“, ist übrigens der unsympathischste Charakter schlechthin in diesem Buch. Von der 1. Zeile in der ich ihm begegnet bin, fand ich ihn einfach nur ekelerregend. Seine Ansichten sind frauenverachtend und widerlich und er liebt es, die Studenten in seinen Vorlesungen niederzumachen, zu blamieren und ihren Kommilitonen vorzuführen.

Die Identität des Mörders wird recht früh schon aufgedeckt, wobei ich persönlich zuerst einmal auf der vollkommen falschen Fährte war, im Gegensatz zu meinen Leserunden-MitleserInnen.

In einigen Rezensionen, die ich auf diversen Buchportalen gelesen habe, herrscht teilweise Unmut darüber, dass die Identität des Mörders schon in der 1. Hälfte des Buches gelüftet wird. Ist aber nicht das genau der Unterschied zwischen einem Krimi, bei dem man bis zum Schluss nicht wirklich weiß, wer der Mörder ist und einem (PsychThriller, bei dem man dem psychopathisch veranlagten Täter quasi bei seinen Greueltaten über die Schulter schauen kann?

Von den handelnden Charakteren waren mir Robert und die beiden Mädchen am sympathischsten, weil sie von der Beschreibung und ihren Handlungen her am besten greifbar für mich waren. Mit ihnen konnte ich mich identifizieren und ihre Regungen spüren. Die anderen Rollen waren eher nicht mit für mich einprägsamen Charakteren besetzt, was vielleicht daran lag, dass man sehr wenig über die Personen selbst erfahren hat. Auch beim Täter wurde nicht ganz klar, aus welchen Beweggründen heraus er agiert hat. Die Frage danach wurde ihm wohl gestellt, er hat jedoch die Antwort darauf verweigert.

Das Buch endet mit einem ziemlich bösen Cliffhanger, der Nachfolgeband erscheint nach Aussage von Uwe Wilhelm 2018.

Trotz einiger kleiner Schwächen konnte mich das Buch bis zum Ende fesseln und ich werde auch sicherlich im nächsten Jahr den 2. Teil lesen.

Auf der Homepage des Autors Uwe Wilhelm gibt es übrigens Video-Tagebücher von Helena Faber. Reinschauen lohnt sich!

Veröffentlicht am 26.07.2017

Gül - „Glanz meiner Augen“

Die Tochter des Schmieds
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Timur ist 11 als sein Vater stirbt. Mit 16 Jahren übernimmt er die Schmiede des Vaters, die bis dahin von seiner Mutter vermietet wurde. Mit 25 führt Timur ein behagliches Leben, sein Beruf als Schmied ...

Timur ist 11 als sein Vater stirbt. Mit 16 Jahren übernimmt er die Schmiede des Vaters, die bis dahin von seiner Mutter vermietet wurde. Mit 25 führt Timur ein behagliches Leben, sein Beruf als Schmied macht ihm Spaß, er sitzt gerne in den Teehäusern und raucht eine Wasserpfeife und wenn er Abwechslung braucht fährt er einfach in die nächste größere Stadt. Er selbst hat nicht das Bedürfnis zu heiraten, es fehlt ihm an nichts. Seine Mutter ist jedoch anderer Meinung und so arrangiert sie die Hochzeit zwischen Fatma und Timur.

Das Buch „Die Tochter des Schmieds“ erzählt die Geschichte der erstgeborenen Tochter Gül, die in den 1940er Jahren in einem kleinen Dorf in Anatolien aufwächst. Nachdem Fatma noch 2 weitere Mädchen zur Welt gebracht hat erkrankt sie an Typhus und stirbt. Nun steht Timur alleine mit 3 kleinen Kindern da, aber da er sich um keinen Preis von den Mädchen trennen möchte, braucht er eine Mutter für seine Kinder und so heiratet er recht schnell nach der Beerdigung von Fatma die 19jährige Arzu. Gemeinsam mit Arzu bekommt Timur noch Tochter Nalan und den lang ersehnten Sohn Emin. Arzu jedoch ist mit ihrer Rolle als Mutter von 5 Kindern überfordert und so überlässt sie gerne Gül die Rolle der Aufpasserin, während sie sich mit ihren Freundinnen trifft oder anderweitig beschäftigt ist. Um ihrer Rolle als „Mutter“ gerecht zu werden bricht Gül die Schule ab und macht eine Ausbildung als Schneiderin, während ihre Schwester Melike Fremdsprachen studiert und Sibel Dorflehrerin wird.

Mit 15 Jahren heiratet Gül den Bruder ihrer Stiefmutter und bekommt bald selbst 2 Kinder. In den 1960er Jahren geht ihr Mann Fuat nach Deutschland um dort Arbeit zu finden und ein besseres Leben zu beginnen. Anfangs wehrt Gül sich noch dagegen ihrem Mann zu folgen, aber nach 1 Jahr beschließt sie, ihre beiden Kinder vorübergehend bei ihrer Schwiegermutter zu lassen und ihrem Mann in das unbekannte Land zu folgen.

Der Autor Selim Özdogan zeichnet in seinem Buch das Bild einer anatolischen Familie, wie es zur damaligen Zeit Usus war, mit allen seinen Traditionen.

Gül ist eher die schüchterne und zurückhaltende Tochter, die niemals aufbegehrt oder sich auflehnt und alle Arbeiten, die ihr ihre Stiefmutter aufbürdet, ohne zu Murren verrichtet. Auch auf die Avancen eines Jungen, der ihr sehr gefällt, geht sie nicht ein. Mehrfach hatte sie die Möglichkeit, aber Gül lässt sie verstreichen. Ist es ihre Kultur, die es ihr verbietet oder ihr Pflichtbewusstsein? Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem, dass sie ihren Schwarm ziehen lässt um dafür später einen älteren Mann zu heiraten, der sich nicht sonderlich viel für seine Frau interessiert.

Im Gegensatz zu ihren Geschwistern macht Gül in diesem Buch keine große Entwicklung durch. In Anbetracht der Tatsache, dass es im September 2012 den Nachfolger „Heimstraße 52“ gab, ist das jedoch auch nicht weiter verwunderlich. Und am 18.07.2017, also vor wenigen Tagen, ist der 3. Teil „Wo noch Licht brennt“ erschienen – es geht also weiter mit der Geschichte von Gül.

Leider ist der überaus poetische und malerische Schreibstil, der von vielen LeserInnen/RezensentInnen so hoch gelobt wird, gerade das, was mir nicht so gut gefallen hat an diesem Buch. Der Autor schafft es leider nicht, mich mit dieser Art der Erzählung an seine Protagonisten zu fesseln – ich brauchte recht lange um das Buch zu lesen, obwohl die Geschichte über Güls Leben interessant ist.

Veröffentlicht am 26.06.2017

Eleanor Oliphant

Ich, Eleanor Oliphant
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Eleanor Oliphant hatte keine schöne Kindheit. Sie verbrachte die meiste Zeit in Heimen und Pflegefamilien, wo zwar ihre körperlichen Grundbedürfnisse wie Wärme, Essen und Schutz, nicht jedoch ihre emotionalen ...

Eleanor Oliphant hatte keine schöne Kindheit. Sie verbrachte die meiste Zeit in Heimen und Pflegefamilien, wo zwar ihre körperlichen Grundbedürfnisse wie Wärme, Essen und Schutz, nicht jedoch ihre emotionalen Bedürfnisse nach Liebe, Nähe und Zuneigung gedeckt wurden. Aufgrund dieser mangelhaften Prägung ist Eleanor sozial inkompetent, was bedeutet, dass sie nicht in der Lage ist, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und ihnen Empathie entgegenzubringen.

Mit 17 ist sie in eine kleine Sozialwohnung eingezogen in der sie, 13 Jahre später, immer noch wohnt. Den Wohnraum teilt sie sich mit ihrer Papageienschnabelblume namens „Polly“, die sie vor Jahren zum Geburtstag geschenkt bekam und die in der Regel ihr einziger Gesprächspartner ist.

Und wenn eine Frau, die ganz allein ist, gelegentlich mit einer Topfpflanze spricht, gilt das dann als Lebenszeichen oder als Zeichen der Unzurechnungsfähigkeit? Ich glaube, dass es ganz normal ist, hin und wieder mit sich selbst zu reden. Es ist ja nicht so, als würde ich eine Antwort erwarten. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass Polly eine Zimmerpflanze ist. (Position 913)

Um ihrem Leben Struktur zu geben, läuft jeder Tag wie der vorherige ab – von Montag bis Freitag arbeitet sie tagsüber als Debitorenbuchhalterin in einer kleinen Firma, abends hört sie interessante Sendungen im Radio und löst Kreuzworträtsel und von Freitag Abend bis Sonntag betrinkt sie sich mit Wodka und verschläft den Rest vom Wochenende.

In ihrem bisher eher ereignislosen Leben passiert dann aber doch etwas, was ihre Scheuklappensicht nach und nach verändert. Sie lernt ihren Arbeitskollegen Raymond kennen, vor ihren Augen bricht ein Mann auf der Straße zusammen und sie gewinnt eine Eintrittskarte zu einem Konzert. Drei auf den ersten Blick voneinander unabhängige Ereignisse, die jedoch den täglichen Trott von Eleanor durchbrechen und den Weg ebnen, doch noch ein einigermaßen normales Leben führen zu können, in dem sowohl eigene Emotionen als auch die Gefühle anderer Menschen eine Rolle spielen. Doch bis zu diesem Punkt ist es ein langer und harter Weg.

Die Geschichte wird von Eleanor in der Ich-Form erzählt. Generell mag ich es eher weniger, wenn der Protagonist von sich selbst erzählt – hier war es jedoch genau der richtige Stil. Gerade weil Eleanor über sich selbst spricht, erfährt der Leser jedes auch noch so kleine Detail ihrer Denkweise und was gerade in ihr vorgeht. Der Schreibstil der Autorin trägt ein Übriges dazu bei, dass man sich als Leser wirklich sehr genau vorstellen kann, was gerade in Eleanors Kopf vor sich geht

Ich fragte mich, ob ich mich unter Umständen auch für eine Feuerbestattung entscheiden würde. Der Gedanke zu verbrennen behagte mir nicht sonderlich. Am liebsten wäre es mir, man würde meine sterblichen Überreste im Zoo verfüttern. Das wäre eine nachhaltige, umweltschonende Methode und zudem ein schöner Leckerbissen für die fleischfressenden Zootiere. Konnte man in seinem Testament eine entsprechende Verfügung machen? Ich nahm mir vor, bei Gelegenheit den WWF anzuschreiben und nähere Informationen einzuholen. (Position 3590)

Der Charakter Eleanor ist jetzt nicht unbedingt von Anfang an ein Sympathieträger. Im Gegenteil – ich brauchte einige Zeit, bis ich mit ihr warm werden konnte. Die meisten Dinge, die ihr begegnen und die sie nicht kennt, werden ausgiebig unter die Lupe genommen und hinreichend kritisiert. Ich hoffe meine Großmutter dreht sich nicht im Grabe um, wenn ich das jetzt schreibe, aber irgendwie kam Eleanor mir anfangs wie meine Oma vor – an allem und jedem gibt es etwas auszusetzen. Wenn man dann jedoch die allwöchentlichen Gespräche mit „Mummy“ verfolgt, dann erschließt sich einem sehr schnell, warum Eleanor so ist wie sie ist und meine anfängliche Abwehr wandelte sich zuerst einmal in Mitleid um. Je besser ich Eleanor dann kennen lernte, desto mehr fing ich an, sie zu mögen.

Raymond, ihr Arbeitskollege aus der IT-Abteilung, ist der typische Nerd. Vom Äußeren her etwas ungepflegt und am liebsten spricht er über Computer und was man damit alles machen kann. Sein Kleidungsstil wird von Eleanor natürlich auch unter die Lupe genommen:

„Er trug Jeans, die unerfreulich tief auf seinen Hüften hingen; wenn er einem den Rücken zuwandte, konnte man einen Streifen Unterhose erkennen – weinrot, ich wünschte, ich hätte es nicht gesehen – und blasse, mit Sommersprossen gespenkelte Haut. Ich fühlte mich an das Fell von Giraffen erinnert, die ja eine ganz ähnliche Musterung haben, wenngleich in deutlich größerem Maßstab. (Position 1316)

Aber auch er entwickelt sich im Laufe der Geschichte zu einem wirklich liebenswerten Typen. Er ist für die Entwicklung von Eleanor unwahrscheinlich wichtig und hilfreich und schon gleich zu Anfang der Geschichte dachte ich mir, dass die 2 zum Ende des Buches sicherlich ein Paar sein werden. Ob das auch so eingetroffen ist? Das verrate ich natürlich nicht.

Eine andere wichtige Person in der Geschichte ist Sammy. Er ist der Mann, der vor den Augen von Eleanor und Raymond auf der Straße zusammengebrochen ist. Auch er spielt eine wichtige Rolle im Entwicklungsprozess von Eleanor.

Zu „Mummy“ möchte ich gar nicht viel schreiben, sie ist die Person, die an allem Ungemach in Eleanors Leben Schuld ist und zum Ende der Geschichte ist Dr. Maria Temple diejenige, die den Knoten bei Eleanor endgültig zum Platzen bringt.

Mir hat lange Zeit beim Lesen die Spannung gefehlt. Die Geschichte plätschert eigentlich nur so vor sich hin. Es passiert immer etwas, auch Dinge, die einen zum Schmunzeln bringen, aber es passiert nix wirklich mitreißendes. Trotzdem wollte ich das Buch zu Ende lesen um zu wissen, was genau in Eleanors Kindheit passiert ist, was sie so hat werden lassen, wie sie ist.

Auf den letzten Seiten wird es dann wirklich richtig spannend, aber auch traurig und jetzt, nach ein paar Tagen Abstand, muss ich zugeben, dass mir das Buch doch besser gefallen hat als ich zuerst dachte.

Eleanor Oliphant – die Geschichte einer Frau, die 30 Jahre ihres Lebens in einem gefühlsarmen Raum gelebt hat, und dann das Leben mit all seinen Emotionen für sich entdeckt.

Veröffentlicht am 06.06.2017

Fiktion oder Realität?

Sommernachtsfunkeln
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Kati trägt nach einem schlimmen Unfall eine Narbe im Gesicht davon. Diese Narbe ist groß und auffallend und deswegen leidet Kati unter schwindendem Selbstwertgefühl und Depressionen. Sie bricht alle Brücken ...

Kati trägt nach einem schlimmen Unfall eine Narbe im Gesicht davon. Diese Narbe ist groß und auffallend und deswegen leidet Kati unter schwindendem Selbstwertgefühl und Depressionen. Sie bricht alle Brücken hinter sich ab und flüchtet nach L.A. um dort 1 Jahr als Au-Pair-Mädchen zu arbeiten. Als sie eines Tages von ihrer Au-Pair-“Mutter“ ins Lived geschickt wird, um ein wenig die Cocktailrezepte auszuspionieren, trifft sie auf Jeff, den Inhaber der Bar. Jeff scheint ihre Narbe gar nicht zu bemerken oder er ignoriert sie geschickt und er umgarnt Kati regelrecht mit seinem Charme, was ihr einen Selbstbewusstseins-Schub gibt. Sie hat überhaupt nichts dagegen, von Jeff eingewickelt zu werden. Dann setzt sie die rosarote Brille auf und packt die Naivität aus.

Jeff und seine Schwester Lucy, die beiden Inhaber des Lived, haben eine florierende Bar mit internationalem Publikum aufgezogen und der Geheimtip ihrer Bar sind Smoothies, die genau passend und mit geheimen Zutaten zum jeweiligen Charakter des Trinkenden hergestellt werden.

Jeff, Lucy und deren Freund Ezra, lassen von Anfang an den Eindruck bei mir entstehen, dass mit ihnen etwas nicht so recht stimmt. Dann wiederum zweifele ich an meiner Phantasie, denn eigentlich sind sie doch ganz normale Menschen.

Und dann ist da noch Luke. Seit Jahren sind Kati und er befreundet, aber erst in letzter Zeit wird Kati bewusst, dass sie mehr für ihn empfindet als nur Freundschaft. Als Luke zum ersten Mal aus seiner Perspektive in der Geschichte erwähnt wird, dachte ich mir „okeeeeey, was ist das denn für einer?“, aber je öfter die Perspektive von Kati zu Luke wechselt, desto mehr mag ich ihn und das bleibt auch bis zum Schluss so. Luke ist der Einzige, der wirklich den Überblick behält.

Die Autorin versteht es geschickt, den Leser immer wieder dazu zu bringen, sich die Frage zu stellen „Ist das jetzt real oder nicht?“. Damit hält sie die Spannung gekonnt von Anfang an aufrecht.

Am Schluss fügt sich alles ineinander. Für mich persönlich ist der Schluss ein klein wenig zu harmonisch, da hätte gerne etwas nicht so rund laufen dürfen – aber letztendlich werden alle Fragen
beantwortet.

Bisher kannte ich von der Autorin nur die historischen Romane, die sie unter ihrem Namen Beatrix Mannel veröffentlicht hat. Aus der Sparte ihrer Jugendbücher liegt hier schon seit einer kleinen Ewigkeit „Stigmata“ auf meinem SuB, aber das wird jetzt hoffentlich nicht mehr lange so bleiben, denn ihr neuestes Buch „Sommernachtsfunkeln“ zu lesen, war nicht meine schlechteste Idee.

Das Buch richtet sich an Jugendliche im Alter von 12 – 15 Jahren und - auch wenn ich der Zielgruppe längst entwachsen bin - es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen.

Der Schreibstil von Beatrix Gurian ist angenehm, flüssig und gut zu lesen. Die Charaktere sind allesamt realistisch und greifbar beschrieben und re-/agieren weitestgehend dem Alter nach, in dem sie sich befinden.

Veröffentlicht am 12.04.2017

Früher tötete sie für ihr Land, heute tötet sie für ihre Tochter

Sie werden dich finden
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Wie jeden Morgen fährt Holly Brenner ihre 6jährige Tochter Suzie auch heute zur Grundschule. In dem Moment, als sie die 2 jungen Männer auf dem Gelände der Grundschule sieht, wird ihr klar, dass ihre ...

Wie jeden Morgen fährt Holly Brenner ihre 6jährige Tochter Suzie auch heute zur Grundschule. In dem Moment, als sie die 2 jungen Männer auf dem Gelände der Grundschule sieht, wird ihr klar, dass ihre seit Jahren sorgfältig aufrecht erhaltene Tarnung sich in wenigen Minuten in Luft auflösen wird. Sie tötet die beiden Männer, verhindert damit ein Attentat auf die Schule, aber durch die DNA-Spuren, die sie am Tatort hinterlässt, wird sie wieder zu Kate Swift, jene Frau, die von der CIA und ihrem ehemaligen Vorgesetzten gejagt wird.

Einst war die CIA ihr Arbeitgeber – bis zu dem Zeitpunkt, als ihr palästinensischer Ehemann Yusuf durch die Hand von Lucien Benway, Kates damaligem Vorgesetzten, ermordet wurde. Kate ging mit diesen Informationen an die Öffentlichkeit, Benway verlor seinen Posten und das Vertrauen der Regierung und Kate ist mit ihrer Tochter untergetaucht.

Da sie geahnt hatte, dass ihre Tarnung irgendwann auffliegen wird, lässt sie einen lange ausgereiften Notfallplan ablaufen, ändert erneut ihre Identität und die ihrer Tochter und macht sich auf den Weg nach Thailand, um dort ihren ehemaligen Mentor Harry Hook aufzusuchen und um Hilfe zu bitten.

Dann stürzt AirStar Flug 2605 über Thailand ab …..

„Sie werden Dich finden“ ist ein Thriller aus der Feder des Autors James Rayburn. Es handelt sich dabei um das offene Pseudonym des Drehbuchautors, Regisseurs und Produzenten Roger Smith, der in Johannesburg/Afrika geboren wurde, in Kapstadt lebt und arbeitet und auch unter seinem Klarnamen Krimis und Thriller veröffentlicht.

Das Buch hat 400 Seiten, die in 90 kurze Kapitel eingeteilt sind und wechselweise aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten erzählt werden. Es gibt Kapitel aus der Sicht von Kate und ihrer Tochter, von Lucien/Nadja Benway, von Harry Hook und Philip Danvers. Alle haben mit der CIA-Vergangenheit von Kate Swift zu tun und sind ihr mal mehr oder mal weniger wohlgesonnen.

James Rayburn schafft es gleich auf den ersten Seiten, den Spannungsbogen steil in die Höhe schnellen zu lassen und den Leser neugierig auf die nächsten Kapitel zu machen. Leider kann er die Spannung nicht über die komplette Buchlänge aufrecht halten, denn irgendwann verliert er sich mehr und mehr in ausschweifenden Beschreibungen der einzelnen Personen, was Kate und ihre Tochter etwas aus dem Fokus rutschen lässt.

Das Buch ist gespickt mit Leichen, was bei einem Thriller ja nichts ungewöhnliches ist, es wird aber nicht bei jedem Toten klar, warum er/sie sterben musste. Zudem bedient der Autor sich einer ziemlich derben und obszönen Sprache. Am Anfang habe ich mich daran noch nicht gestört, aber mit fortschreitender Seitenzahl war es mir persönlich dann doch etwas zu derb.

Die Charaktere von Kate und Suzie sind gut angelegt, wobei Suzie mit ihren 6 Jahren schon viel zu verständnisvoll darauf reagiert, dass sie mehrfach ihren Namen und ihr Aussehen ändern muss. Noch nicht einmal gegen einen neuen Radikal-Haarschnitt wehrt sie sich, aber solche Kinder gibt es ja tatsächlich. Die anderen Charaktere sind gut beschrieben, erlangen aber aufgrund ihrer Charaktereigenschaften und/oder verkorksten Lebensumstände nicht unbedingt meine Sympathie.

Der Thriller war durch die kurzen Kapitel gut zu lesen, hatte ausreichend Action und wer es gerne blutig und derb mag, ist hier gut bedient. Das Ende war überraschend anders als erwartet.

Bei mir wird die Geschichte sicherlich nicht lange im Gedächtnis verweilen – dazu gibt es zu viele Thriller, die mir deutlich besser gefallen haben.