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Veröffentlicht am 22.07.2025

- anspruchsvolle, emanzipierte und sarkastische, aber auch derbe, verkommene und ekelerregende Betrachtungen einer Soziopathin -

Mein Name ist Maeve Fly
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CJ Leede - Mein Name ist Maeve Fly
(Festa Verlag)

- anspruchsvolle, emanzipierte und sarkastische, aber auch derbe, verkommene und ekelerregende Betrachtungen einer Soziopathin -

Los Angeles, im September ...

CJ Leede - Mein Name ist Maeve Fly
(Festa Verlag)

- anspruchsvolle, emanzipierte und sarkastische, aber auch derbe, verkommene und ekelerregende Betrachtungen einer Soziopathin -

Los Angeles, im September der Gegenwart. Die 27-jährige Ich-Erzählerin Maeve Fly ist auf dem begehrten Posten der Eisprinzessin in einem Vergnügungspark angestellt. Frivol, selbstbewusst und unverhohlen sinniert sie über die Tücken des Lebens und ihre persönlichen Zukunftsvisionen. Es sind die spitzfindigen, direkten und geradezu frechen Gedankengänge einer, von Literatur und Halloween besessenen Soziopathin, die von ihren Eltern verstoßen wurde. Die kein Blatt vor den Mund nimmt und mit einem resignierenden, übertrieben scharf angemachten Synapsensalat, über ihre Vergangenheit bei ihrer unnahbaren Großmutter und ehemaligen Hollywood Schauspielerin Tallulah, sowie ihrer momentanen, von einer gewissen Endgültigkeit beherrschten Gegenwart berichtet. 2023 im amerikanischen Original unter dem Titel "Maeve Fly" veröffentlicht, offenbart das 352 Seiten umfassende "Mein Name ist Maeve Fly" eine düstere Prognose aus Soziopathie, Alkohol, Sex, Gewalt, Schmerz, Blut und Tod. Dabei irrt die junge Dame anfangs etwas planlos durch ihre gedankenverlorene Welt und übt gleichermaßen Kritik an der Gesellschaft, wie auch deren erstickenden Konventionen. Maeve gerät immer wieder auf physische, wie psychische Abwege und lässt sich von Banalitäten, sowie verquerem Gedankengut nur allzu leicht aus dem Gleichgewicht bringen. Vielleicht ist das genau der Grund dafür, dass sich diese widersprüchlich narzisstische Person liebend gerne sämtlichen Lastern hingibt und die wiederkehrenden Vorwürfe gegen das Leben als eine Art Ausrede oder Selbstschutz nutzt. Infolgedessen entwickelt sich ein interessanter Monolog über das Unechte und Plastikhafte an dieser Welt, der nicht selten an der Peripherie zur Abartigkeit entlang kratzt.

"Den Körper mit dem Ich zu verwechseln - was für eine Verschwendung von Lebenszeit und Geisteskraft." Zitat S. 108

"Mein Name ist Maeve Fly" sind anspruchsvolle, emanzipierte und sarkastische, aber auch derbe, verkommene und ekelerregende Betrachtungen einer Soziopathin. Gleichzeitig ist es aber auch eine moderne, lyrische Auflehnung gegen das, doch noch immer recht Prüde Amerika. Sexuelle Inhalte, exzessive Gewalt, Drogenkonsum, sowie krankhaft morbide Visionen und Obsessionen spielen eine tragende Rolle. Diese legere Melange aus Sex, Perversität, Eskalation, Mord und Fäkalien, die in CJs Debüt Roman kontrastierend anspruchsvoll ausgelebt wird, ist schon recht speziell, verworren und undurchschaubar. Maeves Geisteshaltung ist jedoch recht sprunghaft und streckenweise richtiggehend ekelhaft. Sachkundige Festa Leser lächeln das allerdings locker weg. Wenn ich mich auch mit den ersten 80 Seiten wirklich schwergetan habe, nahm mich die lebendige, tiefgründige, nachgerade unkonventionell-wollüstig-gierige Philosophie über das Leben und das Nichts das ihm innewohnt, immer mehr gefangen. "Mein Name ist Maeve Fly" hat mir des Öfteren ein bereitwilliges Grinsen auf die Visage gezaubert.

Mit ihrer Freundin und Arbeitskollegin Kate trifft Maeve auf gestörte Individuen, die sich gegenseitig Videos ihrer Defäkation zuschicken oder auf die orale Dreingabe von Natursekt und -Kaviar direkt vom Erzeuger stehen. Als jedoch Kates Bruder, der Eishockeyprofi Gideon Green nach LA zieht, verliert sich Maeve, die mit sich selbst und ihrer Umwelt ohnehin nicht so ganz klarkommt, immer mehr in seinen starken Armen und letztlich in sich selbst. "Mein Name ist Maeve Fly" ist alles andere, als ein herkömmlicher Horror Thriller, der aufgrund seiner eigenwilligen, sinistren Beschwingtheit und seiner kleineren perversen Einwürfe, sicherlich nicht jedermanns Sache sein dürfte. Mit nonkonformem, drastischem Sarkasmus garniert und humorvoll pointiert, analysiert und seziert die junge Erzählerin ihr jeweiliges Gegenüber bis auf die Knochen. Irgendwann geraten die Dinge immer mehr ins Wanken. Bis Maeve Fly kippt und in das gnadenlose Mahlwerk der Hoffnungslosigkeit und der Verdammnis gerät. Mit einem Mal findet sie endgültig zu ihrer sadistischen Ader! Die geistesgestörte Misanthropin gibt sich im Wahn des Gewaltexzesses und des leidenschaftlichen Overkills, dem mordlustigen Strudel der puren Verkommenheit hin.

Der nachfolgende Roman "American Rapture", der US-amerikanischen Horrorautorin CJ Leede konnte sich ebenfalls bereits erfolgreich etablieren. Horrortrip Nummer drei soll 2026 im amerikanischen Original erscheinen. Die, in Los Angeles geborene und in Austin, TX, sowie New York City aufgewachsene Autorin zweier Horror Romane reist viel, wandert gerne, steht auf Star Trek und lebt mit ihrem Freund, sowie ihren Rettungshunden heute in Los Angeles.

(Janko)

https://cjleede.com/
https://www.instagram.com/ceejthemoment/

Brutalität/Gewalt: 73/100
Spannung: 40/100
Action: 61/100
Unterhaltung: 86/100
Anspruch: 53/100
Atmosphäre: 69/100
Emotion: 55/100
Humor: 41/100
Sex/Obszönität: 54/100

https://www.lackoflies.com" target="_blank">https://www.lackoflies.com - Wertung: 80/100

https://www.lackoflies.com" target="_blank">https://www.lackoflies.com - Altersempfehlung: ab 18 Jahren (aufgrund exzessiver Gewalt, sexueller Perversitäten und Drogenkonsum)

CJ Leede - Mein Name ist Maeve Fly
Festa Verlag
Horror-Thriller
Buchreihe: Horror & Thriller - Band 205
ISBN: 978-3-98676-215-5
352 Seiten
Paperback in der Festa-Lederoptik mit Umschlagklappen
Originaltitel: Maeve Fly (2023)
Aus dem amerikanischen Englisch von Jochen Schwarzer
Erscheinungstermin: 03.07.2025
EUR 16,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

Weitere Formate:
ISBN eBook (epub): 978-3-98676-216-2
Erscheinungstermin: 04.06.2025
EUR 5,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

"Mein Name ist Maeve Fly" beim Festa Verlag: https://www.festa-verlag.de/mein-name-ist-maeve-fly.html

Leseprobe: https://www.festa-verlag.de/mpattachment/file/download/id/782/

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Veröffentlicht am 05.07.2025

- anspruchsvoller, packender und tief unter die Haut gehender Kriminalroman voller bösartiger Intrigen -

Ein ungezähmtes Tier
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Joël Dicker - Ein ungezähmtes Tier
(Piper Verlag)

- anspruchsvoller, packender und tief unter die Haut gehender Kriminalroman voller bösartiger Intrigen -

Genf, 02. Juli 2022. Um 9:30 Uhr dringen zwei ...

Joël Dicker - Ein ungezähmtes Tier
(Piper Verlag)

- anspruchsvoller, packender und tief unter die Haut gehender Kriminalroman voller bösartiger Intrigen -

Genf, 02. Juli 2022. Um 9:30 Uhr dringen zwei Täter mit abgesägtem Gewehr in ein Juweliergeschäft ein. Sie halten die Kunden, sowie den Geschäftsführer in Schach. Sie haben es auf ganz bestimmte Edelsteine, im Wert von mehreren Millionen Euro abgesehen. Genau danach hatten sie gesucht.

Zwanzig Tage zuvor. Sonntag, 12. Juni 2022. Die 39-jährige Anwältin Sophie Braun lebt mit ihrem Ehemann und Bankier Arpad in einem modernen, von Wald umgeben Glaskubus. Die Brauns haben die Architektenvilla im luxuriösen Cologny, im Kanton Genf, keine vier Kilometer vom Genfer Stadtzentrum entfernt, erst vor einem Jahr gekauft. Sophie wird vom Wald aus von einem Mann namens Greg Liégean mit einem Feldstecher beobachtet. Seit Wochen schon. Der verheiratete Familienvater, Teamleiter einer Spezialeinheit und Freund der Familie pflegt eine krankhafte Obsession für sie. Seine Faszination für die attraktive Anwältin, mit der sogartigen Aura hatte sich vor einem Monat auf Arpads vierzigstem Geburtstag manifestiert. Nun zieht es ihn täglich zum Haus der Brauns hin. Greg kann seinem Drang einfach nicht widerstehen. Sophie würde noch sein Ende bedeuten! Aber Greg bleibt nicht ihr einziger Beobachter.

Der Schweizer Schriftsteller Joël Dicker hat, mit seinem packenden und tief unter die Haut gehender Kriminalroman "Ein ungezähmtes Tier", einen dicken Coup voller Intrigen gelandet. Der französischsprachige Virtuose, der am 16. Juni 1985 in Genf geboren wurde, besitzt neben einer ganz besonders anheimelnden, erzählerischen Gabe, den nötigen Weitblick, komplexe Ideen aus dem Boden zu stampfen, die von vorne bis hinten stimmig ausgearbeitet sind. Sein emotional bindender Stil bleibt zwar eher im Konservativen, Faktenbasierten verankert, ist aber stets empathisch und mitreißend aufgebaut. Joël Dicker ist eben ein Meister darin, packende, vielschichtige und labyrinthische Szenarien zu entwerfen. Die verschiedenen Handlungsstränge, des facettenreichen 432 Seiten-Storyboards, werden nach und nach auf exzellente Weise ineinander verwoben. Mit einer Datumsaufzählung und der Angabe bestimmter Eckdaten biegt Dicker den Spannungsbogen bis zum Erbrechen. Der Schweizer wechselt zwischen der Zeit des Raubüberfalls, den Tagen davor, Arpads leichtsinniger und unbedachter Vergangenheit, sowie das Aufeinandertreffen mit Sophie hin und her. Diese Perspektivwechsel fließen wie automatisiert ineinander. Das macht Dicker absolut großartig! Es ist eben genau dieser gemächliche aber hochspannende und perfekt ausgeklügelte Aufbau, eines, sich in ekstatische Hemisphären steigernden Beziehungs- und Kriminaldramas, der Dickers Leserschaft an seinen Seiten kleben lässt. Und obschon der Schweizer Autor, innerhalb seiner profunden Niederschrift auf einen üppigen Personalpool zugreift, kann man sich auf die Hauptcharaktere allerdings sehr gut einlassen, auch wenn man sie wohl kaum als sympathische Zeitgenossen beschreiben möchte.

Während sich das augenscheinlich perfekte Paar Sophie und Arpad gerne in elitären Kreisen bewegt, sind Greg Liégean und seine eifersüchtige Frau Karine mit obsoleten Konventionen belastet, die auf ihrer beider Minderwertigkeitskomplexe zurückzuführen sind. Sophie und Arpad scheinen allerdings auch nicht das zu sein, was sie vorgeben.

"Doch widrige Umstände verbergen sich hinter schönem Schein. Und dem ist nicht zu trauen." Zitat S. 94

Aber nicht nur die Liégeans, sondern auch die Brauns haben Geheimnisse voreinander. Ihre kleinen Lügen bauschen sich im weiteren Verlauf des vorzüglichen, literarischen Trips zu einem riesigen Ballon auf, der irgendwann unweigerlich platzen muss. Als dann auch noch ein alter Bekannter der Brauns in ihr aller Leben tritt, lassen die gesamten Umstände sämtliche fragilen Kartenhäuser einstürzen, als machten sie Bekanntschaft mit einem Orkan.

„Einen Augenblick lang stand er nackt vor den Anzügen: Einst hatten sie einen Banker mit vielversprechender Karriere gekleidet. Jetzt waren sie nur noch die Kluft eines Versagers, der seine Familie belog. Er wählte einen sehr leichten, cremefarbenen Maßanzug. Die Komödie würde weitergehen.“ Zitat S. 214

"Ein ungezähmtes Tier", welches 2024 unter dem Originaltitel "Un Animal Sauvage" veröffentlicht wurde, verkaufte sich in Frankreich, bereits kurz nach Erscheinen, über 500.000 Mal. Aus der Sicht des jeweiligen Akteurs geschrieben, hat Joël Dicker hier ein anspruchsvolles Meisterstück und einen ultimativen Pageturner erschaffen, der mit einem Haufen Twists aufwarten kann, die ganz andere Bahnen einschlagen als zunächst vermutet. Ein Szenario vollgepumpt mit fiesen Gemeinheiten, zur Schau getragenen Fassaden, arglistigen Täuschungen, unverschämten Demütigungen, extremen Peinlichkeiten, linkischer Eifersucht, infamen Lügen, halsbrecherischer Neugier, unverzeihlichem Verrat und heimtückischen Betrügereien, welche eine Lawine ungeahnten Ausmaßes lostreten. Eine perfide Symbiose, wie geschaffen für die Leinwand! Bereits die beiden Bestseller des Autors französischer, wie auch russischer Abstammung "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" und "Die Geschichte der Baltimores" wurden weltweit über sechs Millionen Mal verkauft. Eine TV-Serienadaption zu "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert", wurde erstmals am 01.04.2019 im deutschen TV ausgestrahlt. Wer Joël Dicker noch nicht gelesen hat, sollte diese „Bildungslücke“ unbedingt mit "Ein ungezähmtes Tier" oder mit "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" (eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe) schließen. Diesen Autor näher unter die Lupe zu nehmen lohnt sich in jeden Fall!!!

(Janko)

https://www.joeldicker.com
https://www.facebook.com/Joel.DickerCH/
https://www.instagram.com/joeldicker/

Brutalität/Gewalt: 25/100
Spannung: 94/100
Action: 55/100
Unterhaltung: 95/100
Anspruch: 87/100
Atmosphäre: 84/100
Emotion: 66/100
Humor: 07/100
Sex/Obszönität: 16/100

LACK OF LIES - Wertung: 90/100

LACK OF LIES - Altersempfehlung: ab 14 Jahren (aufgrund sexueller Handlungen und des allgemeinen Verständnisses)

Joël Dicker - Ein ungezähmtes Tier
Piper Verlag
Kriminalroman
ISBN: 978-3-492-07344-8
432 Seiten
Hardcover
Originaltitel: Un Animal Sauvage (2024)
Aus dem Französischen von Michaela Meßner, Amelie Thoma
Erscheinungstermin: 27.02.2025
EUR 26,00 Euro [DE] inkl. MwSt.

Weitere Formate:
ISBN eBook (epub): 978-3-492-61069-8
Erscheinungstermin: 27.02.2025
EUR 18,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

"Ein ungezähmtes Tier" beim Piper Verlag: https://www.piper.de/buecher/ein-ungezaehmtes-tier-isbn-978-3-492-07344-8" target="_blank">https://www.piper.de/buecher/ein-ungezaehmtes-tier-isbn-978-3-492-07344-8

Leseprobe: https://www.piper.de/buecher/ein-ungezaehmtes-tier-isbn-978-3-492-07344-8" target="_blank">https://www.piper.de/buecher/ein-ungezaehmtes-tier-isbn-978-3-492-07344-8

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Veröffentlicht am 21.06.2025

- eigensinnige, brutale und anrüchige Pulp-Komödie -

Das grenzgeniale Pseudo-Kidnapping
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Les Edgerton - Das grenzgeniale Pseudo-Kidnapping
(Pulp Master)

- eigensinnige, brutale und anrüchige Pulp-Komödie -

New Orleans, Louisiana, 2003. Die beiden dauerabgebrannten Loser Pete Halliday und ...

Les Edgerton - Das grenzgeniale Pseudo-Kidnapping
(Pulp Master)

- eigensinnige, brutale und anrüchige Pulp-Komödie -

New Orleans, Louisiana, 2003. Die beiden dauerabgebrannten Loser Pete Halliday und Tommy LeClerc feilen an ihrer kriminellen Karriere. Sie wollen an das ganz große Geld. Zunächst gilt es jedoch die nötigen Barmittel für ein ordentliches Outfit zu besorgen, um nicht vom Fleck weg von den Ordnungshütern eingebuchtet zu werden. Bereits dieser Plan krankt an allen Ecken und Enden und ist zum Scheitern verurteilt. Also heckt das Ganoven-Duo als Nächstes einen todsicheren Plan aus, um einen Supermarkt auszurauben, was ebenfalls mächtig in die Hose geht und in einem totalen Desaster mündet. Plötzlich klebt den beiden Kleinkriminellen nämlich die Cosa Nostra am Hintern. Pete - "ich hatte Geschlechtskrankheiten gehabt, die erfolgreicher verlaufen waren" - Halliday, der ehemalige Profi-Baseballspieler, der wegen illegaler Sportwetten aus der Liga ausgeschlossen wurde und sein Halbblut-Gauner-Kollege Tommy "Strudel des extremen Irrsinns" LeClerc, haben unwissentlich in ein Wespennest gestochen und nun die Cajun-Mafia am Hals. Einer der vielen Gründe, warum sie fortan um ihr Leben bangen müssen.

Der verstorbene US-amerikanische Schriftsteller Les Edgerton macht sich, in seiner provokanten, 365 Pagina zählenden Krimikomödie "Das grenzgeniale Pseudo-Kidnapping", eine locker-flockige, mit einer Nuance an Metaphorik versehene Rhetorik zu Eigen. Das Kopfkino springt darauf zielstrebig an wie ein Alligatorbulle und lässt sich vom eigensinnigen Humor, sowie dem brutalen, anrüchigen und politisch unkorrekten Vibe tragen. In eine testosterongeschwängerte Essenz getaucht, lässt diese gewaltbereite, schmutzige und sexistische Southern Noir Komödie sicherlich kein Auge (und auch keine ...) trocken.

„Und dann war da noch die heiße Braut auf der Tribüne, die mir immer wieder zeigte, dass sie an diesem Tag vergessen hatte, ihre Unterwäsche anzuziehen. Sie zeigte mir ihr Lächeln zweimal: horizontal und vertikal.“ Zitat S. 10

Die sexuellen Anspielungen und Handlungen werden zwar nicht allzu explizit dargestellt und gehen daher auch nicht zu sehr in die Tiefe, aber die allgemeinen Perversitäten sind doch weit unter der Gürtellinie. So werden Prostituierte, Pädophile, Masochisten, Buchmacher, organisierte Kriminalität und korrupte Bullen ebenso in die deftige bis chaotische NOLA-Ursuppe gemischt, wie Drogen, Alkoholmissbrauch, außerkörperliche Erfahrungen, Betrug, Erpressung, Verstümmelung und Mord. Edgerton streut hierbei genügend landschaftliche Kulisse in seine Pulp-Komödie, die auch eine kleine Romanze bietet, um dem "spicy" multikulti Flair des Big Easy gerecht zu werden.

Die beiden Halunken, die tagein, tagaus mit Gaunereien beschäftigt und um keine Ausrede verlegen sind, kommen mir von ihrer Flapsigkeit her so vor, wie Cheech und Chong. Wie "Dumm" und "Dümmer" manövrieren sich die zwei Gesetzlosen von einer grotesken Situation in die nächste, wobei ihnen die Kugeln nur so um die Ohren fliegen. Zu allem Überfluss verliebt sich Pete auch noch in die Teilzeit-Prostituierte Cathy "Cat Duplaisir" Hebert, die ihn für ein paar Tage bei sich unterkommen lässt. Und dann kommen die zwei Hohlbratzen auf die irrwitzigste Idee überhaupt. Der Plan ist so ultimativ bescheuert, dass man es kaum in Worte fassen kann und man sich unweigerlich fragt: "Was treiben die beiden Hobby-Idioten da eigentlich?" Die Erfolgsaussichten sind jedenfalls so sicher, wie die Wiederkunft des Herrn. Für ihren ganz großen Coup haben sich die beiden Spinner nämlich einen der einflussreichsten Männer in ganz "Big Easy" ausgesucht. Sie wollen ihn entführen und einen Millionenbetrag für ihn erpressen. Das klingt nicht nur todessehnsüchtig. Das ist es auch..., bis die zwei Todgeweihten ihren irrwitzigen Plan in die Tat umsetzen.

Die gedankenprononcierte Story, die einem Hybriden aus einem Tarantino-Film, einer Episode Cheech und Chong, sowie der Serie "My Name Is Earl" entsprungen sein könnte, muss sich schon mit ein paar abgedroschenen Sprüchen herumschlagen. Das Gesamtbild des amoralischen Storyboards, das im Jahre 2014 unter dem Originaltitel "The genuine, imitation, plastic kidnapping" erschien, überzeugt jedoch eindeutig. Les Edgerton, der vier Jahre lang als Kryptograf in der US Navy diente, weiß wovon er schreibt, verbüßte er doch in den 1960er Jahren eine Haftstrafe wegen Einbruchs zweiten Grades im Pendleton Reformatory. Edgerton hatte vergleichsweise Glück, ließ sich der Richter doch auf einen Vergleich ein, der die insgesamt 82 Einbrüche, zwei Raubüberfälle (einer davon galt als bewaffneter Raubüberfall) und ein Fall von Hehlerei auf eine einzige Anklage reduzierte. So verbrachte der, 1943 in Odessa, Texas geborene Schriftsteller lediglich zwei Jahre, einer Strafe von zwei bis fünf Jahren in besagtem Zuchthaus. Der Vater zweier Töchter (Britney und Sienna) aus früherer Ehe lebte bis zu seinem Tod mit seiner zweiten Frau Mary und seinem kurz zuvor verstorbenen Sohn Michael in Ft. Wayne. Les Edgerton verstarb am 31.08.2023 an Covid-19. Bis zu seinem Tod veröffentlichte er insgesamt 23 Bücher. Unter anderem auch "Der Vergewaltiger", sowie "Primat des Überlebens", die beide bei Pulp Master erschienen sind. "Das grenzgeniale Pseudo-Kidnapping" dürfte auch dem einen oder anderen Festa Leser zusagen.

Fun-Fact: Noch keine elf Lenzen auf dem Buckel, verbrachte Les einen Großteil seiner Zeit in der Bar seiner Großmutter, in der er "Mädchen für alles spielte", was auch das Ausschenken von Alkohol und das Servieren von Essen umfasste. Nachdem ihn seine Großmutter in die Gepflogenheiten ihres Taxiunternehmens eingeführt hatte, übernahm er im Alter von zwölf Jahren die Nachtschicht in einem Taxi, um nur eine Stunde später Zeuge davon zu werden, wie einer der Taxifahrer einen anderen erschoss, der ihn mit einer Klapperschlange quälte. Les rief die Polizei und wurde später bei der Gerichtsverhandlung als Zeuge aufgerufen. Der Schütze wurde letztlich für unschuldig befunden, da er in Notwehr gehandelt hatte.

(Janko)

https://lesedgertononwriting.blogspot
https://www.facebook.com/LesEdgertonAuthor

Brutalität/Gewalt: 70/100
Spannung: 78/100
Action: 80/100
Unterhaltung: 87/100
Anspruch: 34/100
Atmosphäre: 72/100
Emotion: 57/100
Humor: 48/100
Sex/Obszönität: 43/100

https://lackoflies.com" target="_blank">https://lackoflies.com - Wertung: 85/100

https://lackoflies.com" target="_blank">https://lackoflies.com - Altersempfehlung: ab 16 Jahren (aufgrund der Brutalität und sexueller Abartigkeiten)

Les Edgerton - Das grenzgeniale Pseudo-Kidnapping
Pulp Master
Krimikomödie
Buchreihe: Pulp Master, Band 52
ISBN: 978-3-946582-05-2
365 Seiten
Paperback
Originaltitel: The genuine, imitation, plastic kidnapping (2014)
Aus dem amerikanischen Englisch von Stefan Rohmig
Erscheinungstermin: 30.05.2025
EUR 16,00 Euro [DE] inkl. MwSt.

Weitere Formate:
ISBN eBook (epub): 978-3-946582281
Erscheinungstermin: 23.05.2025
EUR 11,99 Euro [DE] inkl. MwSt

"Das grenzgeniale Pseudo-Kidnapping" bei Pulp Master: https://www.pulpmaster.de/wp/les-edgerton-das-grenzgeniale-pseudo-kidnapping/

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Veröffentlicht am 12.06.2025

- introspektive Fallstudie zweier Gauner auf ihrem Weg in den Abgrund -

Die Verpflichtung
0

Gregory Galloway - Die Verpflichtung
(Polar Verlag)

- introspektive Fallstudie zweier Gauner auf ihrem Weg in den Abgrund -


Irgendwann in der Gegenwart, in einer nicht näher bezeichneten Ortschaft in ...

Gregory Galloway - Die Verpflichtung
(Polar Verlag)

- introspektive Fallstudie zweier Gauner auf ihrem Weg in den Abgrund -


Irgendwann in der Gegenwart, in einer nicht näher bezeichneten Ortschaft in den USA. Die professionellen Kleinkriminellen Rick und Frank sind ein eingespieltes Team. Unscheinbar, unauffällig, unsichtbar. Sie haben sich auf Auftragsjobs spezialisiert und stehlen alles, was ihre Klienten haben wollen. Doch an diesem Tag hat Froehmer, ihr üblicher Auftraggeber, einen ganz speziellen Job für die beiden ehemaligen Drogenabhängigen. Sie sollen einen Gegenstand stehlen, der nicht viel Wert zu sein scheint, aber offensichtlich jede Menge Ärger nach sich zieht. In direktem Anschluss an den Raub wird das Einbrecher-Duo in einen Unfall verwickelt, der eine Welle ungeahnten Ausmaßes lostritt. Wenig später verschwindet Frank von der Bildfläche. Mit ihm all seine Habseligkeiten, inklusive des Gegenstandes, der eigentlich für Froehmer bestimmt war.

Die kopflastige Story "Die Verpflichtung", die der US-amerikanische Schriftsteller Gregory Galloway im Jahre 2021 unter dem Originaltitel "Just Thieves" zu Papier brachte, ist eine introspektive Fallstudie zweier Gauner auf ihrem Weg in den Abgrund. Der gemächliche Aufbau lässt der Spannung anfangs noch wenig Raum zur Entfaltung, sprießt nach hinten raus aber wie ein Pflänzchen nach einem ergiebigen Sommerregen. Der Ich-Erzähler Rick sinniert indes ausufernd über die allgemeinen Begebenheiten, die Ausarbeitung des Plans, die Observationen, sowie das auffallend pedantische Verhalten seines Gauner-Kollegen und Mitbewohners Frank. Obschon es nicht explizit erwähnt wird, wird sich der Leser über die enge Bindung und die gegenseitige Abhängigkeit der beiden Einbrecher nur allzu gewahr. Man kommt dabei kaum umhin, Gregory Galloway zuzugestehen, dass er ein erzählerischer Virtuose ist, dessen scheinbare Belanglosigkeiten runtergehen wie Öl. Das muss kein Widerspruch sein, denn der 1962 in Keokuk, Iowa geborene Autor streut immer wieder interessante Anekdoten in seine Sätze ein, die er mit empathischem, wie auch psychologischem Geschick seziert. Galloway entwickelt innerhalb der 288 Seiten, welche "Die Verpflichtung" für seine potenzielle Leserschaft bereithält, ein anspruchsvolles Psychogramm zweier Profi-Einbrecher, welches im weiteren Verlauf einen mitreißenden Sog entwickelt. Authentische Charaktere treffen auf Vergangenheitsbewältigung, Lügen, Verrat, Gewalt, Tod und so manches Abhängigkeitsverhältnis.

Als sich Rick allmählich damit abfindet, dass sein Partner nicht mehr auftauchen und er vor Froehmer in Erklärungsnot geraten wird, weiß er sich nicht mehr zu helfen. Zunächst fällt der Auftragsdieb in eine katatonische Starre, um anschließend regelrecht manisch zu agieren. Neben Verzweiflung, Sprachlosigkeit, Wut, Zorn und Misstrauen, breiten sich Perspektiv- und Ratlosigkeit in ihm aus. Eine Vielzahl aus Neurosen, welche die ehemalige Alkohol- und Drogensucht in den Gehirnwindungen des Hauptprotagonisten hinterlassen hat, lassen Rick zusehends in einen Wahn verfallen. Die Geschehnisse bringen den Vater einer Tochter schon bald an seine ganz persönlichen Grenzen, wobei er allmählich in seiner eigenen Gedankenwelt zu ertrinken droht. Einzig und allein Franks Schwester Casey, die Rick nach Franks Verschwinden kennenlernt und die ihn stetig mit der früheren Vergangenheit, sowie neueren Fakten bezüglich ihres Bruders konfrontiert, scheint den Berichterstatter aus seiner Katatonie und seiner Depression herauslocken zu können. Trotz investigativer Nachforschungen zu den Vorkommnissen rund um Frank, frisst die Tristesse seines Alltags allmählich Ricks Seele auf und er lässt sich immer tiefer in einen brandgefährlichen, undurchsichtigen Moloch aus mafiösen Strukturen, Missgunst, Täuschung, Trug und Heuchelei hineinziehen. Als Rick jegliche seiner Skrupel ablegt, besiegelt er nicht nur sein eigenes Schicksal.

Durch die Erzählperspektive, die der heute mit seiner Frau in Hoboken, New Jersey lebende Gregory Galloway wählte, kann man sich recht gut in den Hauptakteur hineinversetzen. Vielleicht nicht unbedingt in seine Taten, aber doch in sein angespanntes Nervenkostüm. Der Bücher-Konsument fragt sich unweigerlich, was hier eigentlich läuft und wer hier wen übers Ohr zu hauen versucht. Die Frage nach dem "Warum" kommt auf, die Gregory Galloway bis zur endgültigen Aufklärung meisterlich umschifft. "Die Verpflichtung" ist ein irrwitziges, unkonventionelles und vertracktes Gedankenkonstrukt, in dem jeder mehr zu wissen scheint, als die Hauptfigur selbst. Häufig ist es das Unausgesprochene, das in diesem Noir zur Wahrheit führt. Dabei kann die geistreich und komplex herausgearbeitete Tiefe, in die Galloway seine Leser hineinmanövriert, niemals ein gutes Ende nehmen. Wie in einer Drogensucht gerät Rick in eine Spirale der Abhängigkeit, der er sich kaum zu entziehen vermag. Denn auch wenn der ehemalige Alkoholiker und Ex-Junkie der Meinung ist, seine Abhängigkeiten überwunden zu haben, so ist er in vielerlei Hinsicht von einer sprichwörtlichen Unabhängigkeit doch meilenweit entfernt. Wer hier enorm viel Spannung und Action erwartet, dem sei mit auf den Weg gegeben, dass "Die Verpflichtung" anderen Gewichtungen Vorrang gewährt, als herkömmliche 08/15-Thriller. Hier ist definitiv der Weg das Ziel!

(Janko)

https://www.facebook.com/gregorykgalloway

Brutalität/Gewalt: 44/100
Spannung: 74/100
Action: 44/100
Unterhaltung: 87/100
Anspruch: 86/100
Atmosphäre: 73/100
Emotion: 78/100
Humor: 15/100
Sex/Obszönität: 02/100

https://lackoflies.com" target="_blank">https://lackoflies.com - Wertung: 85/100

https://lackoflies.com" target="_blank">https://lackoflies.com - Altersempfehlung: ab 16 Jahren (aufgrund des anspruchsvollen Kontexts)

Gregory Galloway - Die Verpflichtung
Polar Verlag
Kriminalroman/Thriller/Noir
ISBN: 978-3-910918-24-5
288 Seiten
Klappenbroschur
Originaltitel: Just Thieves (2021)
Aus dem Amerikanischen von Karen Witthuhn
Erscheinungstermin: 06.06.2025
EUR 17,00 Euro [DE] inkl. MwSt.

"Die Verpflichtung" beim Polar Verlag: https://polar-verlag.de/produkt/gregory-galloway-die-verpflichtung/

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.06.2025

- humorvoller, mysteriöser und psychologisch geprägter Gesellschaftsroman mit unnötigen Längen -

Vorsehung
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Liane Moriarty - Vorsehung
(Droemer HC)

- humorvoller, mysteriöser und psychologisch geprägter Gesellschaftsroman mit unnötigen Längen -

Die australische Bestsellerautorin Liane Moriarty, hat mit ihrem ...

Liane Moriarty - Vorsehung
(Droemer HC)

- humorvoller, mysteriöser und psychologisch geprägter Gesellschaftsroman mit unnötigen Längen -

Die australische Bestsellerautorin Liane Moriarty, hat mit ihrem neuesten Clou "Vorsehung" ein äußerst spannendes und mysteriöses Thema zu Papier gebracht. Viele ihrer vorherigen Werke wurden als Filmvorlagen adaptiert. Die wohl be-kannteste Adaption dürfte die TV-Serie "Big Little Lies" (mit Nicole Kidman, Reese Witherspoon, Shailene Woodley, Alexander Skarsgård, Adam Scott, Laura Dern und Zoë Kravitz) sein, die mit acht Emmy Awards ausgezeichnet wurde. Ebenso cinematisch figurativ verhält es sich mit "Vorsehung", welches sich grob um die Konfrontation mit der Prophezeiung seines eigenen Todeszeitpunktes, sowie der Art dreht, wie es letztlich geschehen wird. Liane Moriarty bettet die fan-tastische, beinahe abgründige Thematik in ein ganz alltägliches Setting ein. Mal knappe, mal ausladende, aber immer präzise und straight auf den Punkt gebrachte, knackige Sätze, in die Moriarty wie selbstverständlich lakonisch gehalt- und humorvolle Anekdoten einwebt, machen diesen geheimnisvollen Gesellschaftsroman erst so richtig lesenswert. Die Stimmung ist aufgelöst bis mitreißend und korrespondiert mit den mysteriösen Gegebenheiten, welche die australische Schriftstellerin ihrer Leserschaft auf elegante Weise Häppchen für Häppchen serviert.

Eine unscheinbare ältere Dame, an die sich später niemand so recht erinnern wird, ist an Bord einer Maschine vom Hobart International Airport in Tasmanien nach Sydney. Während des Fluges steht die Dame kurzerhand auf, deutet mit dem Finger auf verschiedene Fluggäste und teilt selbigen ungefragt mit, wann und wie sie sterben werden. Einige Passagiere nehmen das Gesagte ernst, andere weniger. Diskussionen entfachen. Unmut kommt auf. Aber warum tut die Frau, die später als "Todesdame" bekannt werden wird, so etwas? Was bezweckt die Seniorin mit ihren Aussagen? Sagt sie die Wahrheit oder will sie die Menschen nur verunsichern? Dann geht ein Video viral und plötzlich müssen alle umdenken..., schließlich saßen sie samt und sonders im selben Boot..., äh Flieger.

"Vorsehung", welches 2024 im australischen Original unter dem Titel "Here One Moment" erschienen ist, hat einen wahnsinnig lebendigen Flow, der die Seiten nur so an einem vorbeifliegen lässt. Der raffiniert geplottete Gesellschaftsroman, mit seiner "um die Ecke gedachten Erzählkunst", wurde niveauvoll und ereignisreich arrangiert, orientiert sich jedoch unkonventioneller Weise an keinem speziellen Hauptprotagonisten. Liane Moriarty arbeitet sich auf 512 Seiten eher munter durch die unterschiedlichen Lebensumstände und Sichtweisen ihrer Akteure, selbstredend mit einem gewissen Schwerpunkt auf den Background der "Todesdame". Die 1966 in Sydney geborene Autorin pflegt einen catchy Schreib-stil, in dem sie ihre scheinbaren Belanglosigkeiten mit erzählerischer Finesse, einer ordentlichen Prise pointiertem Sarkasmus und selbstreflektiertem, schwarzem Humor garniert. So erfahren wir von einer Frau, die ihren Säugling zum Schwimmen anmeldet, weil die Todesdame ihm "Ich prophezeie Tod durch Ertrinken mit sieben Jahren" prophezeit. Oder von weiteren Flugreisenden, denen "Tod durch Arbeitsunfall mit 43 Jahren" oder "Tod durch Schlägerei mit 30 Jahren" vorhergesagt wird, wie auch der 28-jährigen Kabinenchefin, der die Todesdame "Tod durch Selbstverletzung mit 28 Jahren" verkündet. Diese Lebensläufe, mit all ihren menschlichen Tücken und Problemen bespricht Moriarty, die mit ihrem Mann Adam und ihren beiden Kindern George und Anna in der Hauptstadt von New South Wales lebt, so lässig und lapidar, dass man an ihren Seiten klebt, wie ein Neugeborenes an den Brüsten seiner Mutter. Die Australierin ist in der Tat, eine geborene Erzählerin, die sich mit viel geschickt von Handlungsstrang zu Handlungsstrang hangelt. Es sind Geschichten, wie sie das Leben schreibt, voller dramatischer Schicksalsschläge und einstürzender Traumgebilde, die aber immer mit einem deutlichen Augenzwinkern versehen wurden. Die Zeichnung ihrer Charaktere wirkt authentisch, auch wenn sie aufgrund der permanenten Perspektivwechsel etwas blass und austauschbar bleiben. Liane Moriarty fällt beim Erzählen allerdings auch vom Hundertstel ins Tausendstel, was manch einen Leser oder eine Leserin sicherlich stören wird. Ihre Protagonisten machen sich Gedanken über ihr Leben, welches die jeweilige Prophezeiung stark infiltriert. Es ist durchaus interessant zu erfahren, welchen Rattenschwanz das alles nach sich zieht. Dieses exzellente Storyboard schreit geradezu nach einer Verfilmung. Und dann passiert es. Ab Seite 350 sinkt das Niveau rapide unter Raumtemperatur. Liane Moriarty nimmt eindeutig den falschen Abzweig, wird enttäuschend ausführlich, bisweilen gar verwirrend. Das "Wieso" erklärt sich mir nicht! Der Australierin geht nach hinten raus einfach konsequent die Luft aus. Sie zerschießt sich damit ein echtes Highlight und lässt es kümmerlich verwelken. "Was macht sie denn da?", ist man gewillt zu fragen. Zum Schluss hin musste ich mich regelrecht durchkämpfen. Und die Auflösung des Ganzen ist so banal, so grottenschlecht, damit zerschmettert Moriarty alles, was sie sich bis dahin mühsam aufgebaut hat. Verdammt schade um dieses Werk, das ihr Opus Magnum hätte werden können!!!

(Janko)

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Brutalität/Gewalt: 15/100
Spannung: 48/100
Action: 21/100
Unterhaltung: 80/100
Anspruch: 49/100
Atmosphäre: 44/100
Emotion: 48/100
Humor: 37/100
Sex/Obszönität: 07/100

LACK OF LIES - Wertung: 78/100

LACK OF LIES - Altersempfehlung: ab 14 Jahren (aufgrund der allgemeinen Thematik und des Kontexts)

Liane Moriarty - Vorsehung
Droemer HC
Gegenwartsliteratur
ISBN: 978-3-426-56279-6
512 Seiten
Gebundene Ausgabe
Originaltitel: Here One Moment (2024)
Aus dem Australischen von Alice Jakubeit
Erscheinungstermin: 02.05.2025
EUR 23,00 Euro [DE] inkl. MwSt.

Weitere Formate:
ISBN eBook (epub): 978-3-426-56280-2
Erscheinungstermin: 02.05.2025
EUR 16,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

ISBN Download - Streaming (Ungekürzt): 978-3-7324-7831-6
Erscheinungstermin: 09.05.2025
EUR 29,95 Euro [DE] inkl. MwSt. (Argon Digital)

"Vorsehung" bei Droemer HC: https://www.droemer-knaur.de/buch/liane-moriarty-vorsehung-9783426562796

Leseprobe: https://www.book2look.com/book/9783426562796

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