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Veröffentlicht am 21.05.2024

✎ Otfried Preußler - Der kleine Wassermann

Der kleine Wassermann
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Otfried Preußler ist mir ein Begriff, doch seine Geschichten kenne ich lediglich vom Hörensagen. Niemand hat sie mir als Kind vorgelesen. Niemand hat mir je ein Buch von ihm geschenkt. Aber in unserer ...

Otfried Preußler ist mir ein Begriff, doch seine Geschichten kenne ich lediglich vom Hörensagen. Niemand hat sie mir als Kind vorgelesen. Niemand hat mir je ein Buch von ihm geschenkt. Aber in unserer Schulbibliothek, in der ich mich ehrenamtlich engagiere, stehen ein paar Kinderromane, die - vor allem Räuber Hotzenplotz - hin und wieder ausgeliehen werden.

Ich suchte eher etwas für meine 6-Jährige und blieb daher an „Der kleine Wassermann“ hängen.
Zum Glück habe ich es erstmal alleine angehört und werde es auch jetzt nicht meiner Tochter vorspielen. Vielleicht später, wenn man gut darüber reden und das Gehörte reflektieren kann.

Mir ist klar, dass das Buch 1956 erschien. Damals galten sowohl in der Erziehung als auch in der Rollenverteilung noch andere Maßstäbe.

Dennoch hat es mich schockiert, dass der Vater den kleinen Wassermann in einer gefährlichen Situation zappeln lässt und nach einer Dummheit den kleinen Kerl mit 25 Schlägen bestraft.

Zudem empfinde ich die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts als zu fokussiert dargestellt. Man hört, dass nur Jungen „richtige Wassermänner“ sind. So gibt es keine starke weibliche Figur, mit denen sich Mädchen identifizieren können.

Die Abenteuer des kleines Wassermanns sind vielfältig: Lustig, spannend, gefährlich, … Es wird nie langweilig. Nachbesprochen werden sollten sie auf alle Fälle. Empfehlen würde ich das Hörbuch aufgrund meiner Kritikpunkte leider nur beschränkt.

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 07.05.2024

✎ Juliane dos Santos - Zeitreise zum MEHR der Zeit

Zeitreise zum MEHR der Zeit
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Ich hatte mich sehr auf die Lektüre gefreut, denn zum einen erhoffte ich mir mehr Verständnis meines Kindes mir gegenüber, wenn es einfach Dinge gibt, die getan werden müssen. Zum anderen war ich gespannt, ...

Ich hatte mich sehr auf die Lektüre gefreut, denn zum einen erhoffte ich mir mehr Verständnis meines Kindes mir gegenüber, wenn es einfach Dinge gibt, die getan werden müssen. Zum anderen war ich gespannt, ob die Autorin auch uns Erwachsene ein Stück mehr ins Hier und Jetzt befördern kann, um die Welt mal wieder mit Kinderaugen zu sehen.

Außerdem suggerierte die Aufschrift „Mitlesen von Anfang an“ (mit farbigen Silben), dass dies ein geeignetes Buch für Erstlesende sein würde.

Auf der ersten Doppelseite ist die Schrift sehr groß. Super geeignet für Erstlesende. Da meine Tochter keine Silben benötigt, haben wir sie auch nicht vermisst, denn dies kommt erst sehr viel später im Text. (auf Seite 39 wird die Silbenmethode das erste Mal direkt im Text angewandt - davor nur in den Sprechblasen)

Was uns jedoch irritierte waren die dahingeknallten Laute in den Sprechblasen. Wir haben keinen tieferen Sinn dahinter gefunden. Und das zieht sich durch die ganze Lektüre: Es gibt Sprechblasen mit einzelnen Buchstaben drin, die genau was bedeuten sollen?

Schon ab der nächsten Doppelseite wird die Schrift dann kleiner - bis sie nur noch zum Vorlesen geeignet ist. An dieser Stelle tauchen plötzlich Sprechblasen mit einzelnen Worten auf, die an einer bestimmten Stelle im Text gelesen werden müssen. Meistens war klar, wo im Text, manchmal jedoch auch nicht. Zudem sind sie so riesig, dass sie eher behinderten statt halfen. Man wurde oft mitten aus dem Satz gerissen.

Durch die Sprechblasen wirken die Seiten sehr unruhig und sie hatten keinen Mehrwert für uns.

Es gibt auch einen interaktiven Teil. Manchmal soll man das Buch drehen, um die richtige Zeit bei der Zeitmaschine einzustellen. Einmal sollte man eine 0 eingeben, was jedoch nicht umsetzbar war.
Zudem dufte man 2x entscheiden, wie die Geschichte weitergehen sollte.

Am Ende wird dann auch noch die Erzählung unruhig, sodass man einen Augenblick benötigte, um sich zu orientieren.

Für meine frisch 6-Jährige (und mich) war es leider nicht das Richtige. Sowohl der Aufbau, die Gestaltung, als auch das Abenteuer waren viel zu unruhig und mit 53 Seiten zudem ziemlich lang.

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 09.04.2024

✎ Oliver Scherz - Sieben Tage Mo

Sieben Tage Mo
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Auf dieses Kinderbuch bin ich durch Zufall aufmerksam geworden. Ich war gespannt, wie der Autor diese besondere Situation in ein Buch für 11-Jährige packt.

Im Endeffekt bleibe ich zwiegespalten zurück.

Oliver ...

Auf dieses Kinderbuch bin ich durch Zufall aufmerksam geworden. Ich war gespannt, wie der Autor diese besondere Situation in ein Buch für 11-Jährige packt.

Im Endeffekt bleibe ich zwiegespalten zurück.

Oliver Scherz versucht, aufzuzeigen, mit welchen Problemen Familien(angehörige) von Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu kämpfen haben. Im Fokus steht hier der 12-Jährige Karl, aus dessen Sicht wir die Geschichte hautnah miterleben.

Es gibt schöne Momente und Momente, in denen Karl sich seinen Bruder wegwünscht - völlig normal.
Dies wird behutsam und authentisch angegangen und Lesende bekommen einen tiefen Einblick in sein Seelenleben.

Ebenso wird dargestellt, wie das Umfeld auf Mo (und seinen Bruder) reagiert. Gegebenheiten, von denen Betroffene sicherlich ein Lied singen können.

Und doch gibt es Passagen, die mich arg stören.

Ja, es ist wichtig, auf Menschen wie Karl und Mo aufmerksam zu machen. Beide Parteien haben mit ihren Problemen zu kämpfen. Beide MÜSSEN gesehen werden!
Aber ich kann einfach nicht damit mitgehen, dass ein 12-Jähriger so viel Verantwortung für seinen behinderten Bruder übernehmen muss!
Das ist in meinen Augen eine Verletzung der Aufsichtspflicht der Eltern! Da zählt auch nicht, dass beide arbeiten müssen, um ein Haus abzubezahlen. Dann muss ich das eben anders regeln können. Zumal Mo auf eine Förderschule geht und ich nicht verstehe, warum er dies nicht ganztags tut.
Sicher, es gibt Ausnahmen. Tage, an denen die Betreuung plötzlich wegfällt. Aber für Karl war es ALLTAG! Vor allem in einem Alter, in dem er vom Kind zum Jugendlichen wird und mit sich selbst genug zu tun hat.

Dass Karl eigene Bedürfnisse hat und diese von seinen Eltern nicht gesehen werden, war wieder ein Punkt, der super umgesetzt wurde.

Ich hätte mir eine andere, realistischere Familiensituation gewünscht. Karl wurde zu viel aufgetragen und völlig überfordert. Dass er nicht schon längst zusammengebrochen ist, grenzt an ein Wunder. Und dass sich noch niemand beim Jugendamt beschwert hat, noch viel mehr. Mo ist ein Kind mit besonderen Bedürfnissen und diese müssen entsprechend begleitet werden - von Erwachsenen! Egal, ob es die Eltern oder andere Erwachsene sind. Auf keinen Fall ein 12-Jähriger Zwillingsbruder.

Wenn der Autor sich mit wirklich betroffenen Familien ausgetauscht und dies zu einer Geschichte gemacht hätte, hätte dies ein Glanzprojekt werden können. So ist es in meinen Augen nur ein „gewollt und nicht gekonnt“.

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 29.12.2023

✎ Nina C. Grimm - Hätte, müsste, sollte: Bedürfnisorientierung im Familienalltag wirklich leben

Hätte, müsste, sollte
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Vielleicht habe ich mittlerweile zu viele dieser Ratgeber in diese Richtung gelesen, vielleicht waren meine Erwartungen (nach dem Vorwort von Nora Imlau) zu hoch - mich hat dieser Ratgeber im Endeffekt ...

Vielleicht habe ich mittlerweile zu viele dieser Ratgeber in diese Richtung gelesen, vielleicht waren meine Erwartungen (nach dem Vorwort von Nora Imlau) zu hoch - mich hat dieser Ratgeber im Endeffekt jedenfalls nicht weiter gebracht ...

Nina C. Grimms Worte sind klar und verständlich. Und wenn sich Eltern das erste Mal mit Bedürfnisorientierung beschäftigen, wird ihr Buch sicher auch hilfreich sein und man erlebt den ein oder anderen Aha-Moment.

Doch ich, die Jesper Juuls Publikationen nahezu alle gelesen und verinnerlicht hat, habe in den Worten der Autorin nichts Neues finden können.

Zudem fand ich es trotz seiner nur knapp 280 Seiten zu lang.
Ich habe das Werk mehrmals angefangen und auch mehrmals abgebrochen. Zum Schluss musste ich feststellen, dass ich 2 Jahre daran gelesen habe. Das ist mir bei anderen Veröffentlichungen dieser Thematik bisher noch nie passiert.
Ich hatte das Gefühl, dass ständig alles wiederholt wird.

Ich denke, "Hätte, müsste, sollte" ist richtig und wichtig - aber nichts, was es da draußen nicht bereits gibt.
Mein unangefochtener Held in diesen Fragen ist (und bleibt wahrscheinlich) Jesper Juul.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 18.12.2023

✎ Peter Härtling - Ben liebt Anna

Ben liebt Anna
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"Ben liebt Anna" - ich glaube, es gibt kaum jemanden, der diese Geschichte nicht kennt ... Ich habe sie damals in der Schule gelesen und hatte sie gut in Erinnerung. Als sich mir die Gelegenheit bot, das ...

"Ben liebt Anna" - ich glaube, es gibt kaum jemanden, der diese Geschichte nicht kennt ... Ich habe sie damals in der Schule gelesen und hatte sie gut in Erinnerung. Als sich mir die Gelegenheit bot, das Buch in unser Regal einziehen zu lassen, weil es in der Schule scheinbar immer noch Pflichtlektüre ist, ergriff ich die Chance.

Vielleicht bin ich mittlerweile zu alt für diese Erzählung. Ich habe jedoch gemerkt, dass sie mich nicht mehr ganz so begeistert wie damals.

Man muss im Hinterkopf behalten, dass die Erstveröffentlichung 1979 war. Das merkt man dem Text an. Es werden Sachen beschrieben, die heutzutage einfach nicht mehr möglich sind und die sich auch geändert haben.

In meinen Augen ist es kein pädagogisch wertvoller Text. Es verliebt sich einer, eine ist eine Aussiedlerin, es wird gestritten, jemand wird verletzt, ... Aber es gibt keinerlei Auseinandersetzungen mit den Themen. Sie sind einfach da.

Ich frage mich, ob es tatsächlich nötig ist, diese alte Kamelle noch immer im Unterricht durchzukauen. Es gibt so viele aktuellere Werke, die das gleiche Thema behandeln. Ich bin gespannt, ob mein Kind damit noch konfrontiert werden wird ...

©2023 Mademoiselle Cake