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Veröffentlicht am 09.09.2025

✎ Rashid Hamid - Freundschaft kennt kein Alter

Freundschaft kennt kein Alter
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Ich bin irgendwann zufällig auf Videos von Oma Lotti gestoßen. Sie tauchten immer mal wieder in meinem Feed auf und ich habe mir einige angeschaut, ohne mich jedoch näher mit dem Hintergrund zu beschäftigen. ...

Ich bin irgendwann zufällig auf Videos von Oma Lotti gestoßen. Sie tauchten immer mal wieder in meinem Feed auf und ich habe mir einige angeschaut, ohne mich jedoch näher mit dem Hintergrund zu beschäftigen. Erst als ich auf das Hörbuch „Freundschaft kennt kein Alter - Wie Oma Lotti und alle anderen mein Leben verändert haben“ von Rashid Hamid aufmerksam wurde, habe ich mich bewusst damit auseinandergesetzt. Vielleicht lag es auch daran, dass eine meiner Angehörigen selbst keine guten Erfahrungen mit einem Pflegedienst gemacht hat und ich deshalb neugierig war, wie jemand aus der Praxis darüber berichtet.

Hamid erzählt in seinem Buch von Begegnungen mit älteren Menschen, die er betreut, und schafft es, ihre Lebensgeschichten mit großem Respekt und spürbarer Zuneigung zu schildern. Auch wenn mir außer Oma Lotti niemand ein Begriff war, habe ich schnell gemerkt, wie einzigartig und berührend die Biografien sind. Diese Erzählungen holen die Menschen aus der Anonymität der Pflege heraus und machen sie zu Persönlichkeiten, die man nicht so schnell vergisst.

Besonders beeindruckt hat mich, wie viel Wärme, Humor und Empathie in seinen Worten mitschwingen. Man spürt, dass er die Pflege nicht als lästige Pflicht, sondern als Begegnung auf Augenhöhe versteht. Gerade in einer Zeit, in der oft über Personalmangel, Überforderung und Gleichgültigkeit im Pflegealltag berichtet wird, wirkt seine Haltung erfrischend und hoffnungsvoll. Ich wünsche mir, es gäbe mehr Menschen in diesem Beruf, die ihre Arbeit mit so viel Herz ausüben. Denn hier geht es nicht um Routinen oder Abläufe, sondern um das Leben und die Würde von Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind.

Die sehr emotionale Erzählweise empfand ich persönlich als bereichernd. Diese Nähe macht das Buch authentisch und hebt es von nüchternen Erfahrungsberichten ab.

Für mich ist „Freundschaft kennt kein Alter“ mehr als nur ein Einblick in den Pflegealltag. Es ist ein Plädoyer für Menschlichkeit und für das, was Begegnungen zwischen Generationen möglich machen können. Der Pfleger zeigt, dass selbst in schwierigen Situationen Freundschaft und Vertrauen eine Brücke schlagen - und dass daraus Beziehungen entstehen, die das Leben nachhaltig verändern können.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 08.09.2025

✎ Katharina von der Lane - Haribo 2 Goldene Zeiten brechen an

Haribo - Goldene Zeiten brechen an
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Nachdem mir „Haribo 1 So schmeckt das Glück“ ziemlich gut gefallen hatte, griff ich direkt zu „Haribo 2 Goldene Zeiten brechen an“. Während wir im ersten Teil die Geschichte der Familie und des Unternehmens ...

Nachdem mir „Haribo 1 So schmeckt das Glück“ ziemlich gut gefallen hatte, griff ich direkt zu „Haribo 2 Goldene Zeiten brechen an“. Während wir im ersten Teil die Geschichte der Familie und des Unternehmens von 1920 bis 1939 begleiten, setzt der zweite Band direkt im Jahr 1939 an und führt uns bis 1960. Damit deckt er eine deutlich längere und ereignisreichere Zeitspanne ab.

Das macht sich auch in der Handlung bemerkbar. Die Kinder werden älter, die Familie entwickelt sich weiter, und natürlich verändert sich auch Haribo als Marke. Gerade dieser Mix aus privater Familiengeschichte und Unternehmensentwicklung macht das Hören besonders spannend. Man spürt, wie eng historische Ereignisse mit dem Alltag der Figuren verknüpft sind. Diese Verknüpfung, macht Fakten greifbar und sorgt gleichzeitig für Unterhaltung.

Meine Kritik aus Band 1 muss ich auch hier leider wieder anbringen: Manche Inhalte wiederholen sich - vor allem gegen Ende des Romans. An manchen Stellen hätte ich mir etwas mehr Straffung und neue Perspektiven gewünscht. Trotzdem bleibt die Geschichte insgesamt stimmig und verliert nicht ihren roten Faden.

Sehr gelungen fand ich die klare Struktur. Jedes Kapitel beginnt mit einem Hinweis zu Zeit und Ort, sodass man nie den Überblick verliert. Auch die abschließenden Erläuterungen der Autorin, welche Elemente historisch belegt und welche frei erfunden sind, sorgen für Transparenz. Dadurch bekommt man ein gutes Gefühl dafür, wie nah das Geschehen an der Realität bleibt.

Mit diesem zweiten Band ist die Saga rund um Haribo abgeschlossen. Ich persönlich hätte mir gut noch einen dritten Teil vorstellen können, denn die Entwicklung des Unternehmens nach 1960 wäre sicherlich ebenso spannend gewesen. Gerade, weil Haribo bis heute Kultstatus hat, bleibt man neugierig, wie es mit der Familie und der Marke weiterging.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 03.09.2025

✎ Kerstin Löwe & Katja Schmiedeskamp - Anton will Prinzessin sein

Anton will Prinzessin sein
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Ich finde es großartig, dass Anton in dem Bilderbuch „Anton will Prinzessin sein“ von Kerstin Löwe und Katja Schmiedeskamp so unbeirrbar bei seinem Wunsch bleibt. Er lässt sich nicht davon abbringen, Prinzessin ...

Ich finde es großartig, dass Anton in dem Bilderbuch „Anton will Prinzessin sein“ von Kerstin Löwe und Katja Schmiedeskamp so unbeirrbar bei seinem Wunsch bleibt. Er lässt sich nicht davon abbringen, Prinzessin zu sein - auch nicht von seiner Schwester Ella, die ihm andere Kostüme vorschlägt. Genau das macht die Geschichte für mich so stark: Kinder erleben hier, dass es okay ist, bei sich selbst zu bleiben, egal, was andere sagen.

Gleichzeitig zeigt das Buch, wie früh Kinder mit Geschlechterklischees konfrontiert werden. Der Satz „Aber du bist ein Junge!“ wirkt auf den ersten Blick harmlos, kann aber viel auslösen. Eltern bemühen sich oft, Rollenbilder aufzubrechen, doch der Einfluss von Kindergarten, Schule und Freunden ist groß. Ich erinnere mich gut daran, wie mein eigenes Kind plötzlich meinte, ein bestimmtes Kleidungsstück sei nur für Jungen - obwohl es bei uns zu Hause keine solche Einteilung gab. Da wird deutlich, wie tief solche Denkmuster sitzen, selbst wenn man sie im Alltag bewusst vermeidet.

Was mich am Erzählstil etwas gestört hat, ist, dass Ella ihrem Bruder zunächst nicht wirklich zuhört. Anton sagt sehr klar, dass er Prinzessin sein möchte, doch Ella kontert jedes Mal mit einem anderen Kostümvorschlag. Dieses ständige Wiederholen kann einerseits anstrengend wirken, andererseits spiegelt es vielleicht genau das Verhalten wider, das viele Erwachsene zeigen: statt einfach zuzuhören, meinen sie besser zu wissen, was passt.

Die Illustrationen sind zweifellos ein Highlight. Farbenfroh, lebendig und ausdrucksstark unterstützen sie Antons Geschichte auf eine Weise, die Kinder sofort anspricht. Allerdings hätten die Figuren für meinen Geschmack noch vielfältiger gestaltet sein können. Von sieben Kindern sind fünf weiß, und obwohl die Geschlechter auf den Gesichtern nicht klar festgelegt sind - was ich positiv finde -, bleibt die Darstellung in puncto Diversität hinter den Erwartungen zurück. Hier wäre noch mehr möglich gewesen.

Trotz kleiner Schwächen ist die Botschaft eindeutig und wichtig: Kinder sollen alles sein dürfen, unabhängig von Geschlecht und Erwartungen. Genau das bringt die letzte Seite wunderschön auf den Punkt: „Denn: Jungs können alles sein. Mädchen auch.“

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 29.08.2025

✎ Lorenz Pauli & Sonja Bougaeva - Fips hört ein PIEPS

Fips hört ein PIEPS
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Meine Tochter soll laut Lehrerin täglich etwa zehn Minuten lesen. Für mich, die ständig mit einem Buch in der Hand gesehen wird, klingt das nach einer Kleinigkeit - für sie hingegen ist es eine echte Herausforderung. ...

Meine Tochter soll laut Lehrerin täglich etwa zehn Minuten lesen. Für mich, die ständig mit einem Buch in der Hand gesehen wird, klingt das nach einer Kleinigkeit - für sie hingegen ist es eine echte Herausforderung. Obwohl sie schon mit knapp vier Jahren ihre ersten Wörter selbst erlesen hat, hat sie bis heute keine große Begeisterung fürs Lesen entwickelt. Damit sie nicht (gänzlich) die Freude daran verliert, greife ich momentan bewusst zu Büchern aus der Kleinkindzeit, in denen Bilder dominieren und die Texte überschaubar sind. So wirkt das Lesen weniger wie eine Hürde.

Ich weiß, dass sie jetzt in der 2. Klasse die erste Pflichtlektüre haben und ich bin gespannt, wie mein Kind das meistern wird.

Neulich fiel mir dabei „Fips hört ein PIEPS“ von Lorenz Pauli und Sonja Bougaeva wieder in die Hände. Sie kennt die Geschichte zwar schon, aber das stört mich nicht. Im Gegenteil: Gerade das Wiederholen erleichtert ihr den Zugang zu den Wörtern. Entscheidend ist für mich, dass sie sieht, wie Sprache funktioniert, wie Wörter geschrieben aussehen – und dass sie die Chance hat, sich diese selbst zu erlesen und dabei kleine Erfolge feiern kann. Die gelungenen Reime tun dabei ihr Übriges.

Die Geschichte selbst ist humorvoll und leicht zugänglich. Ein winziges Pieps löst eine überraschende Kettenreaktion aus, die uns beide zum Schmunzeln bringt. Am Ende wird das Kind sogar direkt aufgefordert, selbst aktiv zu werden.

Auch die Illustrationen tragen dazu bei, dass die Geschichte lebendig wirkt. Die klaren Gesichter machen Gefühle sofort erkennbar und erleichtern das Mitfühlen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass kleinere Kinder die wiederkehrenden Geräusche bald selbst nachahmen und dadurch spielerisch in die Sprache hineinwachsen. Und wer glaubt, mit der letzten Seite sei alles vorbei, wird mit einer charmanten Überraschung belohnt.

Nach den Ferien darf unser Exemplar in die Kindergartenbibliothek einziehen. Vielleicht erleben dann noch viele andere Kinder diesen kleinen Funken, den „Fips hört ein PIEPS“ entzünden kann.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 29.08.2025

✎ Anna Menon & Keri Vasek - Bis zu den Sternen und wieder zurück ...

Bis zu den Sternen und wieder zurück ... - Liebeserklärung einer Drachenmama
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Manchmal sind es die kleinen Momente in einem Kinderbuch, die am längsten nachhallen. In „Bis zu den Sternen und wieder zurück …“ begleiten wir eine Drachenmama auf ihrem Weg ins Weltall.

Bevor sie überhaupt ...

Manchmal sind es die kleinen Momente in einem Kinderbuch, die am längsten nachhallen. In „Bis zu den Sternen und wieder zurück …“ begleiten wir eine Drachenmama auf ihrem Weg ins Weltall.

Bevor sie überhaupt abhebt, wird klar, wie viel harte Arbeit und Ausdauer nötig sind, um Großes zu erreichen. Genau darin liegt für mich der besondere Reiz: Die Geschichte macht Kindern verständlich, warum ein Elternteil auch mal länger weg sein kann, sei es wegen eines besonderen Jobs oder einer großen Aufgabe, und zeigt gleichzeitig, dass Liebe und Verbundenheit auch über Distanzen bestehen bleiben.

Beim Vorlesen habe ich selbst viele Gefühle durchlebt: die Traurigkeit des Abschieds, die Anspannung während der Reise, die große Wärme, die in jeder Geste der Drachenmama steckt, und schließlich die Freude über die Heimkehr. Dieser Bogen öffnet Türen für Gespräche mit Kindern über Trennung, Sehnsucht und Wiedersehen.

Und doch gibt eine Stelle, die mich nachdenklich machte.Die Passage, in der die Drachenmama sagt, sie komme immer zurück, empfinde ich als schwierig. Natürlich ist der Gedanke tröstlich, doch die Realität ist eben unsicherer. Man wünscht es sich so sehr - jeden Tag -, doch wirklich sicher kann niemand sein, denn es kann immer etwas passieren. Und da ich das selbst bereits erleben musste, wie schnell man einen geliebten Menschen verlieren kann, mag ich es einfach nicht, dass man diesen Satz inflationär nutzt.

Optisch ist das Buch etwas Besonderes. Die Illustrationen wurden aus Knete geformt, und obwohl die Figuren schlicht wirken, steckt eine erstaunliche Detailfülle darin. Unterschiedliche Strukturen, Farbnuancen und kleine Akzente laden dazu ein, länger hinzusehen.

Besonders schön finde ich den Anhang, in dem erklärt wird, wie das Buch entstanden ist. Zu wissen, dass Anna Menon die Geschichte sogar live aus dem Weltall vorgelesen hat, macht das Ganze fast magisch. Die Aufnahme kann man sich online ansehen - und allein dieser Gedanke verleiht dem Buch eine besondere Authentizität.

Ich finde das Buch eine niedliche Idee, die für Anna Menons Familie sicher ein Stück Ewigkeit ist. Der Weltraumbezug macht die Geschichte einzigartig, doch in ihrem Kern erzählt sie etwas sehr Universelles: dass Liebe und Nähe nicht an Orte gebunden sind, sondern überall hinreichen können.

©2025 Mademoiselle Cake