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Veröffentlicht am 14.01.2022

✎ ZO-O - Die Ecke

Die Ecke
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Welche Worte sind angemessen für ein Buch, welches fast gänzlich ohne Worte auskommt?

Ich hatte "Die Ecke" ein paar Mal in sozialen Medien gesehen und bin neugierig geworden. Ausnahmslos alle lobten dieses ...

Welche Worte sind angemessen für ein Buch, welches fast gänzlich ohne Worte auskommt?

Ich hatte "Die Ecke" ein paar Mal in sozialen Medien gesehen und bin neugierig geworden. Ausnahmslos alle lobten dieses Debüt und so besorgte ich es mir - ohne vorher einen Blick rein zu werfen oder den Klappentext zu lesen.

Als es dann bei mir ankam, war ich erstmal erstaunt. Ich konnte im ersten Moment nichts damit anfangen. Zwar liebe ich Geschichten - ich lese sehr viel(seitig) - und ich in der Schule schrieb ich selbst gerne Aufsätze, doch mit reinen Bilderbüchern hatte ich mich irgendwie noch nie beschäftigt.

Meine Angst ging dahin, dass ich mir nicht genug ausdenken könnte für unser Kind. Es ist so unheimlich wissbegierig. Singt und textet den ganzen Tag. Hat eine blühende Fantasie. Und das mit nicht mal 4 Jahren. Da kann ich einfach nicht mithalten.

Also legte ich das Werk erstmal wieder zur Seite.

Beim regelmäßigen Vorlesen kam es jedoch, dass das Kind genau dieses Buch aus dem Regal nahm. Und ich Schweißausbrüche. Ich dachte: "Ok, wir schauen uns es jetzt einmal gemeinsam an und legen es nach 2 Minuten zur Seite, weil es mein Kind nicht interessieren wird."

Doch was dann geschah, konnte ich selbst kaum glauben:

Die Worte sprudelten aus mir heraus. Auf manchen Seiten verweilten wir richtig lange, weil wir über die Zeichnungen sprachen - über das, was wir sahen; über das, was wir nicht sahen.

Und seitdem ist es ein regelmäßiger Begleiter bei unseren Leserunden. Mal erzähle ich. Mal erzählt unser Kind. Doch oft erzählen wir einfach gemeinsam.

Die Lektüre hat meinen Horizont in einer Weise erweitert, die ich selbst nicht für möglich gehalten habe. Ich brauchte nicht krampfhaft nach Worten suchen, um mein Kind zu unterhalten. Die Illustrationen sprechen für sich und lassen die Worte einfach fließen.

Momentan schauen wir: Welche Ecke darf sich das Kind ganz nach den eigenen Wünschen einrichten? Sie fragte natürlich, ob sie auch die Wände bemalen dürfte. Das habe ich jedoch abgefangen, indem ich vorschlug, dass wir Bilder aufhängen, die beliebig ausgetauscht werden können. Glück gehabt! lach

Die Illustratorin ZO-O hat für uns also ein ideales Bilderbuch geschaffen.

Bereits mit ihren 3 Jahren merkt mein Kind, dass, egal, wie schön das eigene Zuhause ist, man immer auch andere Menschen benötigt, um glücklich und ausgeglichen zu sein. Sie ist ein sehr kontaktfreudiger Mensch und ihr fällt Isolation sehr schwer. ZO-O gestaltet dies auf 27 Doppelseiten ausdrucksstark ohne überladen zu wirken.

Für uns ein sehr wertvolles Buch, welches wir mit Sicherheit noch einige Male zusammen anschauen werden und irgendwann nimmt sie es sich auch alleine zur Hand und erzählt ihrem Hasi ihre ganz eigene Geschichte ...

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 12.01.2022

✎ Gregor Eisenbeiß - Checker Tobi 4 Der große Umwelt-Check: Klima, Wald, Wasser

Checker Tobi - Der große Umwelt-Check: Klima, Wald, Wasser: Das check ich für euch!
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Das ist jetzt das vierte Buch der Reihe, welches ich gehört habe - und für mich definitiv das letzte.

Ich kenne Checker-Tobi aus dem TV nicht und hatte daher keine Vorstellung von dem, was er macht. Ich ...

Das ist jetzt das vierte Buch der Reihe, welches ich gehört habe - und für mich definitiv das letzte.

Ich kenne Checker-Tobi aus dem TV nicht und hatte daher keine Vorstellung von dem, was er macht. Ich fand das Konzept, welches hier verwendet wird, anregend: Wichtige Themen in kindgerechte Sprache verpackt.

Da die Reihe ab 8 Jahren empfohlen wird, habe ich schon mit einem angepassten Niveau gerechnet. In diesem Alter bekommt man normalerweise Antworten, die über das kindliche Minimum hinausgehen. Man versteht bereits komplexe Dinge und fragt eventuell weiter, wenn etwas auftaucht, was interessant klingt.

Checker-Tobi reißt in "Der große Umwelt-Check: Klima, Wald, Wasser" jedoch einfach nur gefühlt 100 Dinge an und bleibt so dermaßen an der Oberfläche, dass sich das Hörbuch überhaupt nicht lohnt.
Und auch hier ist wieder zu beachten: Wer nicht auf das Hörbuch mit Booklet zurückgreifen kann, schaut dumm aus der Tasche. Denn schon wieder gibt es zig Hinweise darauf, aber wenn ich es nicht habe, kann ich auch nichts nachlesen.

Von solch einem Format hätte ich mir mehr Einfallsreichtum gewünscht. Was Recycling ist, wieso Bienen so wichtig sind und wer die Luft säubert - all das sind Fragen, die schon mehrfach sehr ausführlich beantwortet werden und sicher in der Schule eine Rolle spielen. Ich hätte mir mehr Fokus auf weniger Themen gewünscht (Klimawandel, Treibhauseffekt, erneuerbare Energien, Mikroplastikproblem), die dafür tiefgreifender behandelt werden. So bekam man leider nur einen kleinen Einblick in viele Bereiche und es bleibt nichts wirklich hängen.

Wahrscheinlich ist auch hier wieder das Hörbuch stark gekürzt und die Printvariante enthält viel mehr Informationen. Aber mein Bestreben ist es nicht, ein Hörbuch zu hören (um zum Beispiel Ressourcen zu sparen) und mir dann das Printexemplar zuzulegen, weil ich 1000 Dinge nachlesen soll. Dann kann ich direkt zum gebundenen Buch greifen. (denn eine eBook-Variante habe ich nicht gefunden)

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 10.01.2022

✎ Daniela Drescher - Bertie Pom und das große Donnerwetter

Bertie Pom und das große Donnerwetter
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Als ich das Buch entdeckte und den Klappentext las, wollte ich es unbedingt haben.
Als ich das erste Mal reinschaute und den vielen Text sah, war ich mir sicher, dass es für meine 3-Jährige zu viel auf ...

Als ich das Buch entdeckte und den Klappentext las, wollte ich es unbedingt haben.
Als ich das erste Mal reinschaute und den vielen Text sah, war ich mir sicher, dass es für meine 3-Jährige zu viel auf einmal sein wird.

Beim ersten Lesen - ich hatte das Buch ausgesucht - hörte sie auch tatsächlich nur ganz kurz zu und wollte dann ein anderes Werk anschauen. Ich sah meine anfängliche Skepsis bereits bestätigt und dachte einfach, dass wir noch ein wenig warten, bevor es dafür Zeit ist.
Beim zweiten Lesen - sie hat sich aktiv das Buch aus dem Regal genommen - haben wir zusammen die ganze Geschichte angeschaut und hinterher sogar noch darüber geredet. Dabei liegen lediglich ein paar Tage zwischen diesen zwei Ereignissen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Die Illustrationen sind traumhaft: Detailliert, doch nicht überladen. Sie vermitteln auf jeder Seite die entsprechenden Gefühle. Es gibt so viele Kleinigkeiten zu entdecken, sodass wir das Bilderbuch mittlerweile manchmal einfach nur in die Hand nehmen, um über die Zeichnungen zu sprechen. Durch sie fällt es meinem Kind auch leicht, sich allein hinzusetzen und eine Handlung zu erzählen.

Eine kleine Besonderheit gibt es ebenfalls: Der Text hat auf (fast) jeder Seite eine andere Farbe. Sie wurde der jeweiligen Zeichnung angepasst, was sich super ins Bild einfügt.

Doch nicht nur bei den Bildern hat Daniela Drescher ganze Arbeit geleistet.

Bertie Pom ist ein toller Charakter! Die Geschichte ist liebevoll, spannend und lehrreich, ohne mit erhobenem Zeigefinger daher zu kommen.

Der Apfelwicht ist einfach herzallerliebst. Ohne darüber nachzudenken, rettet er seine Freunde und bietet ihnen Unterschlupf vor dem Donnerwetter.

Gekonnt wurden hier Werte wie Freundschaft, Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, gemeinsame Zeit, aber auch Ängste in eine Erzählung gepackt, in die man ganz leicht eintauchen kann.
Schon den Kleinsten wird gezeigt, dass nach jedem Donnerwetter die Sonne wieder raus kommt.

Der Verlag vergibt eine Altersempfehlung ab 3 Jahren. Bei uns war es ein wenig früh, daher denke ich, dass der lange Text eher ab 4 oder 5 Jahren so richtig mit allen Details bei den Kindern ankommt.

Wir würden Bertie Pom gerne noch länger begleiten und hoffen auf mehr Abenteuer des kleines Wichtels.
Auf alle Fälle werden wir uns weitere Bücher der Autorin anschauen.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 08.01.2022

🍰✎ Britta Honeder - Tante Tillys Tod

Tante Tillys Tod
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Als meine Uroma zu Hause starb, war ich 15. Ich begleitete sie bis zu ihrem letzten Atemzug. Sie hatte es sich damals gewünscht, zu Hause sterben zu dürfen. Zuerst waren die Verwandten dagegen. Ich durfte ...

Als meine Uroma zu Hause starb, war ich 15. Ich begleitete sie bis zu ihrem letzten Atemzug. Sie hatte es sich damals gewünscht, zu Hause sterben zu dürfen. Zuerst waren die Verwandten dagegen. Ich durfte noch keine Stimme haben, ich war wohl zu jung. Zum Glück hat man sich letzten Endes doch dazu entschieden, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.

In "Tante Tillys Tod" erzählt Lisa, wie sie den Tod ihrer Tante miterlebt.

Dabei wird anfangs kindgerecht erklärt, was Krebs ist, warum Tilly die Haare ausfallen und was ist Lisas Vorstellung 'Bestrahlung' bedeutet. Nichts Kompliziertes und doch auf einer Ebene, die Kinder wirklich einbindet und nicht wegschiebt.

Wir erleben, wie alle der Sterbenden helfen wollen und dabei eins ganz besonders zählt:

"Darum geht es nämlich: da sein. Auch wenn ich oder Mama [...] sonst nicht mehr viel tun können. Da sein geht immer."

Dieses Gefühl hatte ich damals bei meiner Uroma ebenfalls: Sie wusste, dass ihr nicht mehr geholfen werden kann, aber sie wollte in einer ihr vertrauten Umgebung sterben, mit Menschen, die sie kennt. Ihr war es wichtig, dass ich da war, nicht, dass ich etwas Bestimmtes tat.

Im Buch wird auch Lisas Furcht vor dem Tod thematisiert. Ein ganz wichtiger Punkt. Ebenso, dass sie offen mit ihrer Tante darüber redet. (und später auch mit ihrer Mutter und dass beide Erwachsene diese Furcht gleichfalls zugeben) So finden sie Strategien, um sich gegenseitig Mut zu machen.

Einen wunderschönen Gedanken finde ich, dass es ein 'Seelenschmetterlingsparadies' gibt. Das ist ein Regenbogen. Dort sind alle bunten Seelenschmetterlinge von verstorbenen Leuten. Und wenn er am Himmel zu sehen ist:

"Dann kann mich ihr Seelenschmetterling bestimmt gerade besonders gut sehen."

Mit Lisa wird sehr offen kommuniziert. So wird zum Beispiel über Tante Lillys Selbstbestimmung über lebenserhaltene Maßnahmen geredet und was der Sterbenden jetzt gerade wichtig ist.

"Sie findet, dass sie jetzt sterben darf.
Gesund kann sie nicht mehr werden, und vom Kranksein hat sie die Nase voll."

"Tante Tilly-Gesetz
§1 Das Recht des Menschen auf Kuscheln ist unantastbar.
§2 Jeder Mensch darf leben, bis er tot ist."

Zudem legt der Arzt ihr die Fakten auf den Tisch und redet nicht um den heißen Brei herum. Viele Erwachsene denken, sie müssten Kinder schonen, aber genau das ist in meinen Augen falsch. Die Kleinen spüren sehr wohl, wenn etwas nicht stimmt und fühlen sich gegebenenfalls alleine gelassen und ausgeschlossen.

"[...], hat er ganz ehrlich gesagt, dass Tante Tilly wahrscheinlich nicht mehr so lange leben wird. Vielleicht heute oder morgen noch."

"Ich mag unseren Arzt, weil er immer so ehrlich ist und mir echte Antworten gibt.
Bei anderen Erwachsenen merke ich ganz oft genau, dass sie mir irgendwas verheimlichen, weil ich ja "nur" ein Kind bin. Das ärgert mich dann ziemlich und macht mich noch trauriger."

Auch das Abschiednehmen nimmt in dieser Lektüre einen großen Raum ein. Lisa darf vor dem Tod Abschiednehmen - als ihre Tante das noch mitbekommt - und ihr wird hinterher so viel Zeit mit der Toten (allein) eingeräumt, wie sie benötigt. Sie wird dabei jedoch nie sich selbst überlassen.
Beim Aufbahren dürfen Lilly und ihr kleiner Bruder ebenfalls helfen. Dort werden nochmal ehrlich Gefühle angesprochen, die damit einhergehen.

Im Anschluss gibt es einen 'Fachteil für Kinder' und einen 'Fachteil für die "Großen"'.
Im ersteren werden die Kleinen direkt angesprochen. Es wird viel über Gefühle geschrieben, es gibt zwei Mitmachseiten, auf denen gezeichnet werden kann, und vor allem werden die Kinder ermutigt. Ermutigt zu reden, zu fragen und zu den Gefühlen zu stehen.
Im zweiten Teil schreibt die Autorin "Ein Plädoyer für eine lebendige Sterbebegleitung". Etwas, was ich persönlich absolut unterschreiben kann und umsetzen werde, falls es von meinen Liebsten so gewünscht wird. Ich habe es schon einmal erlebt und es ist eines der wichtigsten Ereignisse in meinem Leben bis heute.

Dieses Buch bleibt bei uns, bekommt den Sonderstatus 'Sahnestückchen' verliehen und wird mir zu gegebener Zeit sicher eine große Hilfe sein.
Von mir gibt es auf alle Fälle eine Leseempfehlung an Leute, die sich entweder bereits in dieser Situation befinden oder (kleine) Kinder haben und sich auf eine solche Begebenheit vorbereiten wollen.
Der Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 5 Jahren. Bei entsprechender Begleitung ist dieses Werk auch schon 1, 2 Jahre früher einsetzbar.

"Lieber Tod!
Ich möchte mir ein Beispiel an dir nehmen.
Jedes Lebewesen ist dir recht.
Jedes Lebenswerk ist dir recht.
Jeden lässt du so sein, wie er ist,
nimmst ihn am Ende in den Arm
und machst ihn unsterblich."

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 05.01.2022

✎ Christina Baker Kline - Der Zug der Waisen

Der Zug der Waisen
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Ich liebe solche Geschichten. Mir selbst blieb es bedauerlicherweise verwehrt, Fragen über die Vergangenheit zu stellen. Bzw. war es dann, als ich es endlich tun wollte, viel zu spät ... Ich wünschte, ...

Ich liebe solche Geschichten. Mir selbst blieb es bedauerlicherweise verwehrt, Fragen über die Vergangenheit zu stellen. Bzw. war es dann, als ich es endlich tun wollte, viel zu spät ... Ich wünschte, mehr junge Leute würden sich für bereits Geschehenes interessieren - solange die Leute, die es erzählen können, noch leben.

Christina Baker Kline hat einen angenehmen Schreibstil. Die Seiten flogen nur so dahin. Und selbst, als ich nachts einmal nicht wieder einschlafen konnte, habe ich 2 Stunden am Stück gelesen. Sowas passiert mir extrem selten.

Leider geht der historische Teil neben der Gegenwartsgeschichte ein wenig unter.

Vivian erzählt eindrucksvoll von ihrer Reise. Dass es dabei nicht immer gut geht, verrät bereits der Klappentext. Doch was sie alles erdulden muss, ist manchmal schier unfassbar. Mit jeder Seite, die ich umschlug, merkte ich auch, wie die kleine Kinderseele immer mehr zerbrach.

Die Rahmenhandlung um Molly indes hat mir nicht immer zugesagt. Sie war langweilig. Sie hätte nicht existieren müssen.

Ebenso der Schluss: Das ging mir dann doch etwas zu flott für eine 91-Jährige. (was genau, kann ich nicht sagen, da ich sonst spoilern würde)

Von mir gibt es eine eingeschränkte Leseempfehlung. Der Teil um die Waisenkinder war super interessant und in meinen Augen auch gut dargestellt. Der Part von Molly nimmt unglücklicherweise zu viel Raum ein. Das schmälerte manchmal mein Lesevergnügen. Dennoch werde ich mir die anderen Romane der Autorin anschauen.

©2021 Mademoiselle Cake