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Veröffentlicht am 29.09.2017

Tolle Erzählweise, spannender Fall

Kreuzschnitt
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Rezension zu „Kreuzschnitt“ von Oistein Borge
Inhalt:
Bogart Bull, eigentlich Kriminalpolizist in Oslo, wird zu Europol versetzt, nachdem er aufgrund des Verlustes seiner Frau und seiner Tochter eine schwere ...

Rezension zu „Kreuzschnitt“ von Oistein Borge
Inhalt:
Bogart Bull, eigentlich Kriminalpolizist in Oslo, wird zu Europol versetzt, nachdem er aufgrund des Verlustes seiner Frau und seiner Tochter eine schwere Zeit durchmacht. So gelangt er nach Frankreich, wo ein norwegischer Millionär ermordet wurde. Da alle Verdächtigen ein Alibi haben, ist Bulls einziger Anhaltspunkt ein Gemälde von Edvard Munch, das einen Dämonen zeigt. Die Ermittlungen führen Bogart Bull schnell zu einem grausamen Verbrechen in der Vergangenheit.

Meinung:
Der Schreibstil des Romans ist angenehm und sehr gut lesbar. Als Leser kann man sich gut in die Situationen des Buches hineindenken. Im Roman wechseln sich Abschnitte, die in der Gegenwart und in der Vergangenheit spielen, ab. Die Verbindungen der Ereignisse aus den beiden Zeiten ist dem Autor gut gelungen. Der grobe Zusammenhang wird zügig deutlich, ohne jedoch alle Details zu verraten. So bleiben in beiden Handlungssträngen stets offene Fragen. Der genaue Zusammenhang, und damit auch die direkte Verbindung zum Mordfall in der Gegenwart, klärt sich erst am Ende.
Zu Beginn war ich etwas hin- und hergerissen. Die Geschichte nahm, meiner Meinung nach, nur langsam Fahrt auf und auf den ersten Seiten passierte weniger als ich erwartet hatte. (Vielleicht hatte ich als Krimi-Neuling auch zu hohe Erwartungen?) Nach den ersten Abschnitten wird der Krimi dann aber richtig spannend. Das Buch kann mit einigen unerwarteten Vorfällen aufwarten, sodass die Spannung immer weiter steigt und auch bis zum Ende erhalten bleibt. Der weitere Verlauf des Krimis hat den schwachen Start in jedem Fall wieder wettgemacht.
Der Autor hat mit Bogart Bull einen interessanten Hauptcharakter geschaffen. Der Ermittler ist einerseits sehr scharfsinnig, andererseits alles andere als perfekt. Gerade seine Ecken und Kanten machen ihn aber zu einem tollen Charakter. Die Klischees werden schon zu oft bedient. Er wird mit Sicherheit auch in weiteren Fällen erfolgreich ermitteln können.
Toll ist auch das letzte Kapitel, dass bereits die Neugierde auf den nächsten Band weckt.
Insgesamt handelt es sich bei dem Krimi um einen spannenden Fall, der mit seiner Erzählweise und einem interessanten Hauptcharakter besticht. Nach anfänglicher Schwäche kommt viel Spannung auf, die bis zum Schluss erhalten bleibt. Ein Krimi der unterhält. Ich empfehle ihn in jedem Fall weiter und würde Bogart Bull gerne bei weiteren Fällen begleiten.

Veröffentlicht am 07.09.2017

Ohne Wurzel fehlt uns was

Die Wurzel alles Guten
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Rezension zu „Die Wurzel alles Guten“ von Miika Nousiainen
Inhalt:
Pekka entdeckt, dass sein Zahnarzt eine ungewöhnliche Ähnlichkeit mit ihm hat. Der Mann könnte sein Bruder sein. Nach einigem Sträuben ...

Rezension zu „Die Wurzel alles Guten“ von Miika Nousiainen
Inhalt:
Pekka entdeckt, dass sein Zahnarzt eine ungewöhnliche Ähnlichkeit mit ihm hat. Der Mann könnte sein Bruder sein. Nach einigem Sträuben sieht der Zahnarzt das genauso. Die ungleichen Brüder machen sich auf die Suche nach ihren Wurzeln.

Meinung:
Der Einstieg in das Buch fällt leicht und durch den einfachen Schreibstil lässt sich das Buch schnell und flüssig lesen. Der Perspektivwechsel ist hier super angelegt, da man dadurch viel mehr über die beiden Charaktere erfährt. Das ist gerade bei Esko von Vorteil, der ansonsten eher schweigsam ist. Den Charme des Buches machen die angesprochenen Themen und die Charaktere aus. Auffallend ist sofort die Authentizität der beiden Hauptcharaktere. Pekka und Esko sind von Beginn an interessant und vielschichtig. Beiden schleppen viel mit sich herum und sind alles andere als perfekt. Sie könnten so unvollkommen wie sie sind, in jeder Stadt leben. Toll ist auch, dass die Charaktere sich auf interessante Art und Weise weiterentwickeln, und am Ende immer noch nicht perfekt sind. Diesen Umstand habe ich als sehr erfrischend empfunden, da die Charaktere der meisten Geschichten ja doch perfekt sind und/oder einem Klischee entsprechen. Dies ist hier gar nicht der Fall, auch nicht bei den weiteren Figuren, die im Laufe der Geschichte auftauchen. Über die möchte ich aber nicht zu viel verraten, da sie Spannung in die Geschichte bringen. Gerade zu Beginn ist außerdem beeindruckend, wie Esko und Pekka einander kennenlernen und sich aufeinander einlassen. Der gesamte Roman macht deutlich, wie wichtig Familie und das Wissen um die eigene Herkunft ist. Mich hat der Roman begeistert, da er außerdem soziale und politische Themen anspricht, die zum Nachdenken und zu Diskussionen anregen. Dazu gehören Flüchtlinge/Rassismus/Multikulturalität, Armut und aus ihr begründete Prostitution, die Stolen Generation und weitere. Verpackt sind diese ganzen Themen, und vor allem die Entwicklung der Protagonisten, in eine Zahnsymbolik, die einfach nur genial ist. Vor allem die Verbindung zwischen der Zahnwurzel und der Wurzel im Sinne von Herkunft finde ich sehr passend und ansprechend.
Insgesamt würde ich den Roman jedem empfehlen, der Romane mag, die auf vielen Ebenen zum Nachdenken anregen. Die Reise der Geschwister zu verfolgen ist außerdem sehr interessant und spannend, da sie ungeahnte Wendungen und Überraschungen birgt.

Veröffentlicht am 02.09.2017

Interessant, aber nicht überragend

Der Preis, den man zahlt
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Rezension zu „Der Preis, den man zahlt“ von Arturo Pérez
Inhalt:
Im November 1936 erhält Lorenzo Falcó einen Auftrag, der es in sich hat. Er soll einen hochrangingen politischen Gefangenen aus einer südspanischen ...

Rezension zu „Der Preis, den man zahlt“ von Arturo Pérez
Inhalt:
Im November 1936 erhält Lorenzo Falcó einen Auftrag, der es in sich hat. Er soll einen hochrangingen politischen Gefangenen aus einer südspanischen Festung befreien. Ihm wird für diese Mission eine junge Kollegin an die Seite gestellt, sie heißt Eva und ist eine so anziehende wir rätselhafte Erscheinung. Bald schon geht es um Leben und Tod, und Falcó und Eva müssen sich absolut aufeinander verlassen können. Aber sollten sie einander auch wirklich über den Weg trauen?

Meinung:
„Der Preis, den man zahlt“ ist der erste Roman, den ich von Arturo Pérez gelesen habe. Sein Schreibstil gefällt mir ganz gut. Er ist einfach und flüssig, was in diesem Fall positiv war, da die Verstrickungen in der Geschichte schon kompliziert genug sind.
Die Geschichte ist interessant, vor allem, wenn man sich für Geschichte interessiert, da das Setting authentisch beschrieben wird.
Falcó ist ein guter Charakter, der für mich aber bis zuletzt nicht richtig greifbar wurde. Der Leser erfährt wenig über ihn. Er ist ein Spion, der sich immer auf die Seite schlägt, die ihn gerade gut bezahlt. Besser gefallen hat mir da sein Chef der Admiral, der viel von ihm zu halten scheint und sich schützend hinter ihn stellt. Er ist definitiv einer der sympathischeren Charaktere in diesem Roman. Zu erwähne ist in jedem Fall noch Eva, die für eine überraschende Wendung sorgt und wie der Klappentext schon verrät, eine rätselhafte Frau ist bei der fraglich scheint, ob Falcó ihr trauen kann. Sie war mir zunächst auch sehr sympathisch, was sich zum Ende aber geändert hat. Da ich nicht zu viel verraten möchte, müsst ihr schon selber herausfinden, warum. Bei Falcó war es eher umgekehrt. Er wurde mir zum Ende hin sympathischer und wirkte menschlicher. Diese Entwicklung wäre für mich auch ein Grund, den nächsten Roman zu lesen, da ich gern wüsste wie es ihm weiterhin ergeht.
Beeindruckend bei der Lektüre war der Schauplatz. Das Spanien im Guerra Civil, im Bürgerkrieg, war sehr gut beschrieben. Als Leser kann man sich leicht in die Situationen hineinversetzen. Allerdings ist etwas Vorwissen über den Guerra Civil von Vorteil. Mir waren als Spanischstudentin die verschiedenen Gruppierungen und Konflikte größtenteils bekannt. Ich würde auf jeden Fall empfehlen vor der Lektüre zumindest die groben Umstände nachzulesen, da man dem Roman dann wesentlich leichter folgen kann.
Insgesamt fehlte mir in dem Roman jedoch etwas Tiefe und Spannung. Wäre mir Falcó zu Beginn sympathischer gewesen, hätte ich vielleicht mehr mitgefiebert. Die Geschichte hatte zwar einige Wendungen, die interessant waren, sie haben aber nicht DIE große Spannung aufgebaut, sodass ich es kaum abwarten konnte weiterzulesen. Dennoch würde ich den Roman für die Leser empfehlen, die sich für Spanien und den Bürgerkrieg interessieren, da die Atmosphäre eben doch authentisch rüberkommt und gut beschrieben wird.

Veröffentlicht am 16.08.2017

Literatur und Schnitzeljagd- Toller Roman

Die Kapitel meines Herzens
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Rezension zu „Die Kapitel meines Herzens“ von Catherine Lowell
Inhalt:
Samantha ist jung, klug, frech- und die letzte lebende Nachfahrin der berühmten Geschwister Bronte. Ein Umstand, mit dem sie nicht ...

Rezension zu „Die Kapitel meines Herzens“ von Catherine Lowell
Inhalt:
Samantha ist jung, klug, frech- und die letzte lebende Nachfahrin der berühmten Geschwister Bronte. Ein Umstand, mit dem sie nicht gern hausieren geht. Doch der Tod ihres Vaters und das geheimnisvolle Erbe, über das alle Welt bereits spricht, zwingen sie, sich mit den Rätseln ihrer Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Gemeinsam mit ihrem ebenso scharfzüngigen wie attraktiven Literaturprofessor in Oxford begibt sich Samantha auf eine Reise in ihre Vergangenheit, bei der sich die beiden näherkommen, als sie ahnen konnten…

Meinung:
Zunächst einmal ist der Schreibstil sehr angenehm und durch die vielen literarischen Zitate, Querverweise und Diskussionen gleichzeitig interessant und anspruchsvoll. Wer so gar nichts für Literatur übrig hat, den werden die Diskussionen langweilen.
Die Charaktere machen einen Teil des Charmes des Buches aus. Samantha ist, vor allem zu Beginn, schon etwas merkwürdig. Eine Eigenbrötlerin wie sie im Buche steht, mit einer festen Haltung ihren Vorfahren gegenüber, die sich im Roman weiterentwickelt. Orville ist ein Literaturprofessor, der für seinen Beruf zu leben scheint und das ein oder andere Geheimnis mit sich herumträgt. Das Verhältnis der beiden ist spannend beschrieben und der Ausgang lange nicht vorhersehbar. Besonders interessant und auch zum Schmunzeln sind die Dialoge zwischen der Protagonistin Samantha und Orville. Sie liefern sich tolle Wortgefechte.
Dass es in dem Roman um ein Rätsel aus Samanthas Familie geht, kann man ja schon dem Klappentext entnehmen. Die Autorin dieses Romans streut geschickt Puzzlestück für Puzzlestück in die Geschichte ein und schafft es die Teile am Ende logisch und vollständig zusammenzuführen. Dabei hat sie die Geschichte der Brontes toll in den Roman eingearbeitet. Bis zuletzt überzeugt der Roman mit ungeahnten Wendungen.
Insgesamt ist „Die Kapitel meines Herzens“ ein interessanter und spannender Roman und aufgrund der Thematik ein Muss für jeden Bronte-Fan. Besonders schön ist die Verbindung des Romans zu den Brontes und zur Literatur, sowie die Schnitzeljagd mit nicht zu erahnendem Ausgang. Inhaltlich ist der Roman sehr dicht geschrieben, weshalb es schwer ist viel in der Rezension zu schreiben, ohne wichtige Aspekte vorwegzunehmen.

Veröffentlicht am 07.08.2017

Tolle Unterhaltung!

Kopf aus, Herz an
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Rezension zu „Kopf aus, Herz an“ von Jo Watson
Inhalt:
Lillys schlimmster Albtraum wird war, als ihr Verlobter sie vor dem Traualtar stehen lässt. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, beschließt ...

Rezension zu „Kopf aus, Herz an“ von Jo Watson
Inhalt:
Lillys schlimmster Albtraum wird war, als ihr Verlobter sie vor dem Traualtar stehen lässt. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, beschließt sie, die Hochzeitsreise nach Thailand trotzdem anzutreten- und zwar allein. Noch im Flugzeug lernt sie den attraktiven Damien kennen, der mit seinen Tattoos und der spontanen Art eigentlich gar nicht ihr Typ ist. Doch jetzt, wo es nicht gibt, was sie zurückhält, lässt sie es zu, dass er sie auf eine Reise entführt- eine Reise, die ihr zeigt, was es bedeutet, auf sein Herz und nicht auf seinen Kopf zu hören.

Meinung:
Der Roman ist in einem lockeren, leichten Schreibstil verfasst, der mir sehr gut gefallen hat. Schon zu Beginn kann man über die Ereignisse nur schmunzeln, was durch den Schreibstil unterstützt wird. Die Geschichte ist kurios und hier und da übertrieben, aber trotzdem witzig, charmant und fesselnd. Dieser Roman möchte unterhalten, nicht zum Nachdenken anregen. Wer also etwas Tiefsinniges sucht, ist hier falsch.
Die Protagonistin war mir von Beginn an sympathisch. Lilly ist eigentlich ein strukturierter Mensch. Als sie am Altar stehen gelassen wird, scheint sich ein Schalter umzulegen und sie stützt sich geradezu ins Abenteuer und von einem Chaos ins nächste. Der Protagonist Damien hat zunächst etwas schräg und kurios gewirkt. Er wirkt wie ein Aussteigertyp, der aber aus einem reichen Elternhaus kommt. Mit seiner liebevollen Art wird auch er schnell zum Sympathieträger, die in starkem Kontrast zu seinem Auftreten steht. Schnell spürt man die Spannung zwischen den beiden. Romantische und eher leidenschaftliche Szenen sind sehr gelungen.
Auch Lillys Freundinnen fand ich klasse. Sie sind sehr unterschiedlich, halten aber alle zusammen. Da würde ich die ein oder andere gerne in einem weiteren Buch näher kennen lernen.
Insgesamt ist „Kopf aus, Herz an“ ein tolles Buch für alle, die sich einfach nur unterhalten lassen wollen von einer schönen, schrägen Geschichte, die durch ihre kuriosen Szenen, der Spannung zwischen den Protagonisten und einem tollen Handlungsort besticht.

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