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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2018

Begehren vs. Gewissen

Alles Begehren
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„Alles begehren“ ist ein Roman, der bewegt. Zunächst gefällt mir die Stimmte der Sprecherin Julia Nachtmann sehr gut. Sie ist ruhig und hat mich tief in die Geschichte gezogen. Sie schafft es zudem, die ...

„Alles begehren“ ist ein Roman, der bewegt. Zunächst gefällt mir die Stimmte der Sprecherin Julia Nachtmann sehr gut. Sie ist ruhig und hat mich tief in die Geschichte gezogen. Sie schafft es zudem, die verschiedenen Charaktere hervorstechen zu lassen, was es leicht macht dem Geschehen von Beginn an zu folgen.
Die Geschichte an sich ist spannend. Ich habe durchgehend auf den großen Knall gewartet, der dann plötzlich kommt und zuvor immer wieder aus verschiedensten Gründen abgewendet wird.
Zu Beginn hat mir zunächst die Vorstellung der Charaktere gut gefallen. Alle konnte ich leicht zuordnen und es ist gut erkennbar, wie sie miteinander verwoben sind.
Wie viele Bücher besticht auch dieses durch seine Charaktere. Das unmoralische Begehren zwischen Callum und Kate sorgt, in Bezug auf die Charaktere, für wechselnde Sympathien. Zunächst fand ich Callum klasse. Er ist ein freundlicher, kluger Mann, dem seine Familie überaus wichtig ist. Seine Affäre mit Kate hat mich jedoch unglaublich wütend auf ihn gemacht, verstärkt durch seine überaus sympathische Frau Belinda, die man nur gernhaben kann. Dass Callum sich selbst für sein Verhalten verachtet, relativiert sein schlimmes Verhalten wenig. Interessant ist der Kontrast zwischen seinem Handeln und seinem Gewissen.
Kate war mir zunächst ebenfalls sympathisch. Mit ihrer fröhlichen, lockeren und jugendlichen fühlt man sich schnell angesteckt. Auch hier veränderte sich meine Sympathie schnell. Außerdem wirkt sie kindlich in ihrem Verhalten und psychisch instabil. Als Leser habe ich geschwankt zwischen Wut auf Kate und Mitgefühl für ihre Situation. Ihr Mann Matt dagegen ist durchweg sympathisch – ein netter Mann und liebevoller Vater, der die Familie zusammenhält.
Interessant macht die Geschichte auch die Zeitsprünge zwischen damals und Gegenwart. Gut gemacht ist dabei, dass die jeweilige Zeit recht lange beibehalten wird, sodass man als Leser voll eintauchen kann in die jeweilige Zeit, bevor sie durch die Gegenwart aufgebrochen wird. Außerdem lernt man die Geschichte der Figuren toll kennen.
Insgesamt ist „Alles Begehren“ ein toller Roman, der seine Leser durch das kontroverse Verhalten seiner Figuren auf eine Gefühlachterbahn schickt und ein Hin- und- hergerissen- sein beim Leser erzeugt. Ein weiterer Pluspunkt ist der fesselnde Erzählstil sowie der spannende Aufbau, gefördert durch den Wechsel zwischen damals und heute.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Stimme
  • Handlung
  • Thema
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.05.2018

Interessant, aber Luft nach oben

Das korsische Begräbnis
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Rezension zu „Das korsische Begräbnis“ von Vitu Falconi
Zunächst einmal lässt sich der Schreibstil des Autos angenehm lesen. Durch die guten, aber nicht zu ausführlichen, Beschreibungen kann man sich die ...

Rezension zu „Das korsische Begräbnis“ von Vitu Falconi
Zunächst einmal lässt sich der Schreibstil des Autos angenehm lesen. Durch die guten, aber nicht zu ausführlichen, Beschreibungen kann man sich die Szenerien gut vorstellen und der Roman wird so lebendig.
Die Charaktere sind gut. Eric, der Protagonist, ist Schriftsteller und kommt aufgrund eines Hinweises auf die Insel, den er nach dem Tod seiner Mutter gefunden hat. Er ist sympathisch, ohne perfekt zu sein. Das macht ihn realistisch und nahbar, was der Geschichte guttut. Er trifft Laurine, die tief verwurzelt ist auf der Insel und mit der Insel. Sie ist ein interessanter Charakter, der unterhaltsame Kenntnisse über Korsika und die Korsen beisteuert. Außerdem bringt die starke Frau Schwung in die Geschichte.
Schade ist, dass der Hauptermittler in dem Fall etwas zurückfällt. Mahmoud ist mir zu Beginn zu blass. Sein Charakter wird zwar deutlich, er ist offen, neugierig und scheint ein gutes Bauchgefühl dafür zu haben, wem er trauen kann, aber ich hatte ständig das Gefühl, dass hinter der Figur noch mehr steckt, was der Autor noch nicht offenbart. Vielleicht ist dies auch für den Folgeband vorgesehen?
Die Geschichte bleibt etwas hinter ihrem Potenzial zurück. Zu Beginn war mir die Geschichte zu wenig spannend und zum Ende hin zu viel Verfolgung. Zu einem Krimi gehört für mich spannende Ermittlungsarbeit, die mir hier etwas gefehlt hat.
Dennoch handelt es sich keinesfalls um einen schlechten Krimi. Die Geschichte ist interessant, auch wenn sie noch spannender sein könnte, und besticht durch die Idee des Bandenstreits und des traditionellen Lebens auf Korsika. Auch der Handlungsort an sich ist mal etwas Anderes und wertet den Krimi in jedem Fall auf. Band zwei werde ich daher auch lesen.

Veröffentlicht am 06.05.2018

Tolle Atmosphäre, interessante Charaktere

Spur der Schatten
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Rezension zu „Lost in Fuseta – Spur der Schatten von Gil Ribeiro
Andreas Pietschmann ist der Sprecher des Krimis. Seine Stimme ist angenehm und die verschiedenen Charaktere kommen gut zur Geltung. Super ...

Rezension zu „Lost in Fuseta – Spur der Schatten von Gil Ribeiro
Andreas Pietschmann ist der Sprecher des Krimis. Seine Stimme ist angenehm und die verschiedenen Charaktere kommen gut zur Geltung. Super ist auch, dass durch Pausen Szenenwechsel und ähnliches gut erkennbar sind und man es kaum merkt, wenn die CD zum nächsten Track wechselt, da an diesen Stellen keine Pausen sind.

Besonders positiv hervorheben lassen sich zwei Dinge, die von Beginn an deutlich werden. Zum einen die Atmosphäre. Fuseta und die umliegenden Orte/Städte werden toll beschrieben. Man hat das Gefühl, man könne das Meer hören, wenn man nur die Straße hinunterginge. Dazu trägt bei, dass viele portugiesische Worte genannt werden, was für Straßen, Namen, Gerichte und ähnliches gilt. Dies macht das Setting noch einmal greifbarer und authentischer.
Zum anderen sind die Charaktere der Ermittler interessant, allen voran Leander Lost, der aus Hamburg Polizist an einem Austauschprogramm teilnimmt und so nach Fuseta kam. Da er Asperger Autist ist, macht er mit seiner besonderen Art auch die Ermittlungen und die Beziehungen zu seinen Kollegen besonders. Er sorgt dafür, dass man als Hörer einiges zum Schmunzeln hat. Auch seine Kollegen sind interessant. Graciana und Carlos sind ein gutes Team und lassen Leander Teil des Teams sein. Um den Krimi zu verstehen, muss man den ersten Teil nicht kennen. Ich möchte ihn nun aber unbedingt hören, da ich glaube, dass es sehr interessant ist zu erfahren, wie es Leander in der ersten Zeit in Portugal erging.
Es fällt auf, dass ich bisher kein Wort über den Fall verloren habe, obwohl es sich doch um einen Krimi handelt. Die Krimihandlung weist lange eine geringe Dynamik auf. Auch wenn der Krimi spannend ist, so dürfte es gern noch etwas mehr Spannung sein. Die Figuren nehmen sehr viel Raum ein, aber da sie so gut gestaltet sind, kommt der Hörspaß nicht zu kurz. Dennoch ist die fehlende Dynamik schade. Da es sich bei der Hörfassung um eine gekürzte Fassung handelt, bleibt die Frage offen, ob dies eventuell auch an den Kürzungen liegt.
Insgesamt ist es ein toller Krimi, den ich jedem empfehlen würde, der sich gerne von einem tollen Setting und interessanten Figuren unterhalten lässt. Auch wer es bei Krimis gern nervenzerreißend spanend mag, sollte mal reinhören, da die Schauplätze und Charaktere ihren ganz eigenen Charme haben. Ich bin in jedem Fall ein Fan von Leander, Graciana und Carlos geworden.

Veröffentlicht am 27.04.2018

Erschütternde Geheimnisse

Kranichland
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Rezension zu „Kranichland“ von Anja Baumheier
„Kranichland“ ist ein tolles Buch, dass sich gut hören lässt. Die Sprecherin, Beate Rysopp, überzeugt mit einer ruhigen, sanften Stimme, womit sie gut zu der ...

Rezension zu „Kranichland“ von Anja Baumheier
„Kranichland“ ist ein tolles Buch, dass sich gut hören lässt. Die Sprecherin, Beate Rysopp, überzeugt mit einer ruhigen, sanften Stimme, womit sie gut zu der Geschichte passt, in der emotionale, erschreckende, schicksalhafte Dinge geschehen. Man kann mir ihrer Stimmte gut in der Geschichte versinken. Zu bemängeln ist der Schnitt der Lesung, an dem die Sprecherin jedoch keine Schuld trägt. Der Schnitt ist an einigen Stellen etwas unglücklich, sodass Pausen entstehen, die irritieren. Sinnvoll sind die Pausen da, wo in der Geschichte von einer anderen Person berichtet wird oder wo zwischen „damals“ und „heute“ gewechselt wird.
Gut ist auch, dass im „damals“ immer mit einer Jahreszahl begonnen wird, sodass die Jahrzehnte gut beschrieben werden und man als Hörer nicht den Faden verliert und sich über die Schnelligkeit der Vorgänge wundert.
Durch das Buch ziehen sich verschiedene Liebesbeziehungen, die mir alle gut gefallen haben. Besonders gut fand ich, dass einige mehr, andere weniger glücklich verliefen und endeten. Das macht das Buch spannend und interessant.
Besonders toll sind die die Verflechtungen mit der DDR, auch wenn man bedenken muss, dass die DDR einseitig dargestellt wird. Es ist ergreifend und erschreckend, wie tief in familiäre und private Strukturen der Einfluss des Systems reichten. Man kann nur den Kopf schütteln und wird sich bewusst, wie wertvoll das Gefühl von Freiheit ist. Was ebenfalls beeindruckend ist, ist die Macht und das Gewicht von Geheimnissen. Die Auswirkungen sind gravierend und können zerstören, aber auch zusammenbringen.
Der Roman ist sehr zu empfehlen und vor allem für diejenigen etwas, die Geschichten zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart mögen, geschichtliche Verflechtungen interessant finden und sich gerne vom Schicksal der Protagonisten berühren lassen. Ein tolles Buch!

Veröffentlicht am 14.04.2018

Spannend und aufrüttelnd

Das Meer
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Rezension zu „Das Meer“ von Wolfram Fleischhauer
Spannend und aufrütteln - so lässt sich das Hörbuch „Das Meer“ beschreiben, welches mit der tollen tiefen Stimme Johannes Stecks gelesen wird, die super ...

Rezension zu „Das Meer“ von Wolfram Fleischhauer
Spannend und aufrütteln - so lässt sich das Hörbuch „Das Meer“ beschreiben, welches mit der tollen tiefen Stimme Johannes Stecks gelesen wird, die super zu einem Thriller passt.

Der Roman vermittelt, was wir eigentlich alle wissen: Wir gehen mit unserem Planeten um, als gäbe es fünf davon. Wolfram Fleischhauer verpackt die Vergiftung der Meere als großes Problem unserer Gesellschaft geschickt in diesem Thriller. Von Beginn an besticht das Hörbuch mit seiner Spannung, wird die Geschichte doch mit einer entführten Fischereibeobachterin eröffnet. Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, was in der Hörbuchfassung für eine gute Strukturierung sorgt. Außerdem sorgen die Perspektivwechsel dafür, dass man sich als Hörer ständig fragt, wie die Personen miteinander verknüpft sind und was die anderen Figuren gerade treiben mögen, während man einer anderer lauscht. Eine Figur, Adrian, erzählt dabei aus der Ich-Perspektive, was neugierig macht und die Aufmerksamkeit des Hörers fordert.
Die Figuren sind charakterlich unterschiedlich und haben verschiedene Haltungen zu den Geschehnissen rum um die Vergiftung und Überfischung der Meere und des Einsatzes oder Nicht-Einsatzes der EU und anderer Behörden für die Erhaltung des Meeres. Fleischhauer siedelt seine Figuren alle im Zusammenhang der Fischerei und der EU/ den Behörden an und führt sie geschickt nach und nach zueinander. Das Ende, welches ich hier natürlich nicht verrate, ist überraschend, wenn auch nicht unpassend. Im Gegenteil: Der ganze Roman macht die verheerenden Folgen und dich Machenschaften rund um die Fischerei und die Ausbeutung des Meeres deutlich und zeigt auf, wie schwer es ist, daran etwas zu ändern. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Dabei möchte man den Gegnern der Fischereimafia am liebsten applaudieren, wären da nicht ihre, meiner Meinung nach, perfiden und gefährlichen Methoden. So kann man als Leser schnell mal seine Haltung den Charakteren gegenüber ändern. Wen man sympathisch findet und wen nicht, hängt bei einigen Figuren von der eigenen Haltung zu diesem Thema ab.

In jedem Fall ist dieser Thriller spannend, gut anzuhören, aufgrund der Kapitelaufteilung gut verständlich und thematisch hochbrisant.