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Veröffentlicht am 16.12.2018

Die Folgen des Ersten Weltkriegs

Das Jahrhundertversprechen (Jahrhundertsturm-Serie 3)
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Dieser dritte Teil der Jahrhundertsturm-Serie von Richard Dübell spielt im Berlin der 1920er-Jahre.
Ganz Deutschland leidet unter den Folgen des Ersten Weltkriegs und die Familie von Briest bildet da ...

Dieser dritte Teil der Jahrhundertsturm-Serie von Richard Dübell spielt im Berlin der 1920er-Jahre.
Ganz Deutschland leidet unter den Folgen des Ersten Weltkriegs und die Familie von Briest bildet da keine Ausnahme. Zwar erhalten Otto und Hermine in ihrer Detektiv-Agentur einige interessante Fälle, die sie unter anderem in die Welt des Films führen oder auf die Spur einer Organisation bringen, welche es sich zum Ziel gesetzt hat, die Republik zu stürzen. Dennoch lebt Otto in ständiger Angst davor, das von seinen Vorfahren geerbte Gut verkaufen zu müssen.
Neben Tochter Luisa gehört inzwischen auch der ehemalige Straßenjunge Max Brandow zur Familie. Max ist ein begeisterter und engagierter Autorennfahrer. Einer seiner Konkurrenten dabei ist Sigurd von Cramm, der sich nicht nur für ihn als gefährlicher Feind erweist.

Dieser Roman ist vor einem spannenden historischen Hintergrund angesiedelt, der gründlich recherchiert sein dürfte. Die Zwischenkriegszeit mit all ihren Schwierigkeiten und gelegentlichen Hoffnungsschimmern wird anschaulich beschrieben. Auch die Informationen zu den Pionieren der Automobilindustrie und den Helden aus der Frühzeit des Rennsports sind interessant.
Der Film spielt dagegen eine weitaus geringere Rolle als vom Klappentext angedeutet.
Die Handlung als solche konnte mich allerdings nicht restlos überzeugen. Die Grundkonstruktion ist zwar durchaus gelungen. Vieles ist jedoch ziemlich vorhersehbar und einige vielversprechende Ansätze verlaufen im Sande.
Teilweise wird dies aber durch den fesselnden Erzählstil ausgeglichen. Die relativ kurzen Kapitel und die häufigen Perspektivenwechsel animieren immer wieder zum Weiterlesen.
Weiters sind die Protagonisten nachvollziehbar und teilweise mit psychologischem Feingefühl gezeichnet. Wirklich überraschende Aktionen oder Gedanken darf man von ihnen allerdings nicht erwarten.

Nichtsdestotrotz ist dies ein lesenswerter historischer Roman, der das Leben in den 1920er-Jahren porträtiert und auch schon eine düstere Zukunft erahnen lässt.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Zusammenstellung diverser Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Neuigkeiten von morgen
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Wie schon die übrigen von John Brockman herausgegebenen Werke zur Edge-Frage ist auch dieses wieder eine lesenswerte Zusammenstellung faszinierender Gedanken.
Die 2016 gestellte Frage lautete „Was halten ...

Wie schon die übrigen von John Brockman herausgegebenen Werke zur Edge-Frage ist auch dieses wieder eine lesenswerte Zusammenstellung faszinierender Gedanken.
Die 2016 gestellte Frage lautete „Was halten sie für die interessanteste (wissenschaftliche) Neuigkeit unserer Zeit? Was macht die Bedeutung dieser Neuigkeit aus?“ und hier sind fast 200 Antworten von Wissenschaftlern verschiedenster Disziplinen versammelt.

So wird ein breites Spektrum an Themengebieten abgedeckt. Die ein bis fünf Seiten langen Beiträge befassen sich beispielsweise mit der Entstehung des Universums, neuen Methoden zur Veränderung der DNA, der Funktionsweise des Gehirns, der Evolution des Menschen, der Zukunft der Wissenschaft …. und vielem mehr.
Manche beziehen sich auf ganz konkrete Entdeckungen, andere handeln eher von allgemeinen Überlegungen.
Bei all der häufigen Betonung interdisziplinären Denkens fand ich es aber doch interessant, dass die allermeisten Teilnehmer gerade eine Neuigkeit aus ihrem eigenen Fachgebiet für die bedeutendste hielten. Was allerdings zumindest den Vorteil hat, dass sie dort am kompetentesten sind.

Natürlich können die Ausführungen aufgrund der Kürze der einzelnen Texte nur die Grundzüge des jeweiligen Themas darstellen. Sie sind aber großteils allgemein verständlich gehalten und können dazu animieren, sich mit dem einen oder anderen Punkt noch näher auseinander zu setzen.
Denn wenngleich sicher nicht alles besonders neu oder aufregend ist, finden sich hier doch viele Aussagen, die auch in den nächsten Jahren relevant bleiben werden.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Interessante Zusammenstellung

Big History
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Für regelmäßige Leser populärwissenschaftlicher Literatur wird der Großteil des Inhalts nicht wirklich neu sein, seine Zusammenstellung ist aber interessant und innovativ. Dieses Buch behandelt tatsächlich ...

Für regelmäßige Leser populärwissenschaftlicher Literatur wird der Großteil des Inhalts nicht wirklich neu sein, seine Zusammenstellung ist aber interessant und innovativ. Dieses Buch behandelt tatsächlich die gesamte Geschichte vom Urknall bis zum Anthropozän – und stellt so eine Zusammenführung von Physik, Biologie, Geschichtswissenschaften und vielen weiteren (Teil-)Disziplinen dar.

Der Autor, bei dem es sich um einen Vordenker der Big History handelt, tritt für die Vereinheitlichung des Wissens und ein gesamtgesellschaftliches Bewusstsein ein.
Er berichtet hier unter anderem vom Beginn von Raum und Zeit, der Entstehung von Atomen, Sterne und Planeten sowie der wechselvollen Geschichte des Lebens auf der Erde und schließlich von der Menschheit, welche heute drauf und dran ist, tiefgreifende Änderungen in der Biosphäre mit potentiell dramatischen Folgen vorzunehmen.
Dabei treten immer wieder erstaunliche Parallelen zutage. So können etwa viele Prozesse – sei es in der Physik, sei es hinsichtlich historischer Entwicklungslinien – letztlich durch Energieflüsse oder durch Änderungen in der Informationsverarbeitung erklärt werden. Es ist dabei immer wieder faszinierend, derartigen Gedankengängen zu folgen und Verbindungen herzustellen.
Natürlich können die Ausführungen bei einer solchen Vielfalt an Themen nicht besonders in die Tiefe gehen. Außerdem haben sich, vermutlich im Zuge der Übersetzung, ein paar Fehler eingeschlichen. Der Text ist aber jedenfalls flott geschrieben und leicht verständlich.

Ich kann dieses Buch daher jedem empfehlen, der sich einen kurzweiligen Überblick über den derzeitigen Kenntnisstand der Wissenschaften verschaffen möchte.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Rasanter Krimi (Achtung Fortsetzung!)

Die Tote aus Salzburg
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Ich habe den Vorgänger („Der Hofer und der letzte Schnee“) noch nicht gelesen, was aber insofern kein Problem darstellt als dessen Inhalt hier ohnehin nochmal nacherzählt wird.
Zu Beginn liegt der Hofer ...

Ich habe den Vorgänger („Der Hofer und der letzte Schnee“) noch nicht gelesen, was aber insofern kein Problem darstellt als dessen Inhalt hier ohnehin nochmal nacherzählt wird.
Zu Beginn liegt der Hofer Andi im Krankenhaus und erholt sich von seinen schweren Verletzungen. Es scheint sich alles zum Guten zu wenden, doch dann holen ihn die Nachwirkungen seines letzten Abenteuers ein. Gerade als er mit seiner neuen Freundin auf Urlaub in Italien ist, wird dort eine Leiche gefunden. Auch nach seiner Rückkehr nach Salzburg reißen die seltsamen Vorkommnisse nicht ab. Eine weitere Tote taucht auf (im wahrsten Sinne des Wortes) und Hofer wird von einem Unbekannten bedroht.

Einen Krimi, dessen Hauptfigur ein Wirt namens Andreas Hofer ist, fand ich schon mal vielversprechend und auch sonst treten einige interessante Charaktere auf. Sie können ihre jeweiligen Persönlichkeiten jedoch nicht besonders gut ausspielen, was wohl auch daran liegt, dass die Beschreibungen der jeweiligen Situationen und Ereignisse meist sehr knapp ausfallen.
Generell ist der Erzählstil gewöhnungsbedürftig. Ich hatte den Eindruck, der Autor wollte dabei jemanden imitieren.
Die Handlung schreitet aber immerhin rasant voran und es wird einige Spannung erzeugt. Es gibt allerdings auch ein paar Ungereimtheiten und manches wirkt ziemlich unrealistisch.

Alles in allem eignet sich dieses Buch gut als rasche Lektüre für zwischendurch. Wirklich fesseln kann es aber nicht.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Schwedische Journalistin auf der Suche nach ihren (und unser aller) Wurzeln

Meine europäische Familie
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Die schwedische Wissenschaftsjournalistin und Hobby-Ahnenforscherin Karin Bojs befasst sich hier mit der Geschichte der Besiedlung Europas und zeigt auch auf, wie viele wichtige Resultate zu diesem Thema ...

Die schwedische Wissenschaftsjournalistin und Hobby-Ahnenforscherin Karin Bojs befasst sich hier mit der Geschichte der Besiedlung Europas und zeigt auch auf, wie viele wichtige Resultate zu diesem Thema inzwischen durch DNA-Analysen gewonnen wurden.
Sie geht dabei von ihrer eigenen Familie aus. (Der Klappentext ist übrigens irreführend. Der erste Satz lautet „Während ich an diesem Buch arbeitete, starb meine Mutter.“ Deren Tod war also nicht der Anlass, sich mit ihren Vorfahren zu beschäftigen.)

Hierbei zeigt sich, dass sich im Erbgut ihrer Verwandten Spuren der drei großen Einwanderungswellen finden, welche unsere Vergangenheit prägten – eiszeitliche Jäger, frühe Bauern und Sprecher indoeuropäischer Sprachen.
Vergleiche von aus alten Knochen extrahierter DNA mit jener von heute lebenden Menschen haben neben anderen Untersuchungen zu einer Vielzahl faszinierender Erkenntnisse geführt. So beispielsweise zur Herkunft von Völkern wie den Samen oder Basken, zu Beziehungsnetzwerken, die sich schon vor Jahrtausenden über weite Gebiete erstreckten, oder darüber wie sich das Zusammen- bzw Nebeneinanderleben von Jägern und Bauern gestaltete.
Es ist dabei oft richtig spannend, die Autorin bei ihren Nachforschungen sowie ihren Reisen durch die Zeit, aber auch durch den Raum zu begleiten. Denn sie referiert nicht nur die Ergebnisse, sondern hat viele der Orte, an denen bedeutende Funde gemacht wurden, selbst besucht und vor allem auch mit vielen wichtigen Forschern Gespräche und Interviews geführt. So entsteht ein unmittelbarer und lebendiger Eindruck davon, wie Wissenschaft in diesem Bereich funktioniert.

Am Ende des Buches finden sich neben ausführlichen Literaturangaben sogar einige Reisetipps.
Man merkt dem Text schon an, dass er von einer Journalistin verfasst wurde. Einige der hier entworfenen Szenarien, wie historische Ereignisse abgelaufen sein könnten, sind reichlich spekulativ, was aber auch immer dazugesagt wird. Weiters hätten die Lebensläufe der Groß- und Urgroßeltern der Autorin etwas kürzer ausfallen können.

Nichtsdestotrotz wirkt der Inhalt alles in allem sehr fundiert und es findet auch eine Auseinandersetzung mit divergierenden Ansichten innerhalb der Wissenschaftlergemeinde statt.
So erfährt man hier viel Neues zur europäischen (und hierbei vor allem schwedischen) Geschichte und das Buch regt außerdem dazu an, sich näher mit den Möglichkeiten zu befassen, welche DNA–Tests inzwischen auch für Privatpersonen bieten.