Tiefgründige Kindheitserinnerungen
Wer die Nachtigall stört ...Das Erscheinen des Vorgängers (oder der Fortsetzung - je nach Definition) „Gehe hin, stelle einen Wächter“ habe ich zum Anlass genommen, dieses Buch endlich mal zu lesen.
Die Handlung ist in den 1930er-Jahren ...
Das Erscheinen des Vorgängers (oder der Fortsetzung - je nach Definition) „Gehe hin, stelle einen Wächter“ habe ich zum Anlass genommen, dieses Buch endlich mal zu lesen.
Die Handlung ist in den 1930er-Jahren in dem amerikanischem Südstaat Alabama angesiedelt. Als Ich-Erzählerin fungiert die zu Beginn 6-jährige Jean-Louise, genannt Scout, die zusammen mit ihrem vier Jahre älteren Bruder Jem eine unbeschwerte Kindheit in der Kleinstadt Maycomb verbringt. Das einzige, worüber sie sich wirklich den Kopf zerbrechen, ist ihr Nachbar Boo Radley, der sein Haus schon seit Jahren nicht mehr verlassen hat.
Doch die Idylle wird jäh getrübt, als Scouts Vater Atticus als Anwalt die Verteidigung des jungen Schwarzen Thomas Robinson übernimmt, dem vorgeworfen wird, ein weißes Mädchen vergewaltigt zu haben. Atticus und seine Kinder sehen sich deswegen diversen Anfeindungen ausgesetzt, die eines Tages beinahe in eine Katastrophe münden.
Dieser Roman lässt das ländliche Alabama zur Zeit der Wirtschaftskrise wiederauferstehen. Dazu trägt bei, dass sämtliche Protagonisten, auch die „Nebendarsteller“ lebendig gezeichnet und authentisch wirken.
Ich konnte mich gut in Scouts eingeschränkten und teilweise naiven Blickwinkel hineinversetzen. Dass hier schwierige Themen wie Gerechtigkeit und Rassendiskriminierung von der Warte eines Kindes aus betrachtet werden, finde ich sehr gelungen.
Obwohl Atticus Tätigkeit als Anwalt und deren Folgen sicher das Hauptthema des Buches sind und die Schilderung des Prozesses gegen Robinson einschließlich der Wirkung, die dieser auf die jungen Zuschauer ausübt, ein Highlight darstellt, enthält die Handlung doch auch viele weitere Facetten.
Natürlich muss man während der Lektüre im Hinterkopf behalten, dass dieses Buch 1960 erschienen ist und in den 1930er Jahren spielt, sodass manche Ansichten, die damals wohl als fortschrittlich galten, heute eher altmodisch anmuten. Nichtsdestotrotz ein lesenswerter Roman, der ein brisantes Thema auf spannende und oft auch amüsante Weise näherbringt.