Zu langatmige Geschichte um einen Helden, der seiner Zeit voraus ist
IsenhartSchon Isenharts Geburt anno 1171 läuft alles andere als gewöhnlich ab. Die Hebamme hält ihn bereits für tot, als ein geheimnisvoller Fremder ihn wieder zum Leben erweckt. Auch andere mächtige Männer schenken ...
Schon Isenharts Geburt anno 1171 läuft alles andere als gewöhnlich ab. Die Hebamme hält ihn bereits für tot, als ein geheimnisvoller Fremder ihn wieder zum Leben erweckt. Auch andere mächtige Männer schenken ihm viel Aufmerksamkeit, was sich bald auch als gerechtfertigt herausstellt, zeigt er doch große geistige Talente und würde heute wohl als hochbegabt gelten.
Sein Leben verläuft dann teilweise ziemlich turbulent (bisweilen aber auch ziemlich langweilig) und wird unter anderem vom ständigen Streben nach mehr Wissen, von der Jagd nach einem Mörder oder von der Suche nach seinem leiblichen Vater geprägt.
Die Idee, die Erlebnisse eines hochbegabten Menschen im Mittelalter zu schildern, ist zweifellos kreativ.
Die Umsetzung ist jedoch nur teilweise gelungen.
Isenhart ist seiner Zeit so weit voraus (und erkennt dies auch selbst), dass es unrealistisch wirkt. Das stellenweise seitenlange gelehrte Gerede wird außerdem schnell langweilig und lenkt oft von der eigentlichen Handlung ab.
Letztere würde durchaus einige Spannungsmomente bereithalten (insbesondere, wenn der Spur des Mörders gefolgt wird), immer wieder werden aber auch Nebensächlichkeiten zu breit ausgewalzt.
Weiters konnte ich trotz einer Länge von über 800 Seiten keine richtige Beziehung zu den Protagonisten aufbauen. Sie sind zu abstrakt und eindimensional gezeichnet, haben eben jeweils ein oder zwei hervorstechende Eigenschaften, aber keine echte Persönlichkeit.
Man muss dem Autor allerdings immerhin zugutehalten, dass er darum bemüht war, ein möglichst authentisches Bild des Lebens im Mittelalter zu zeichnen, und dabei viele interessante Informationen einfließen lässt. (Wenngleich die Tatsache, dass eine seiner Figuren prophetische Träume hat, dem angestrebten Realismus ein bisschen zuwiderläuft.)
Fazit: Die Geschichte hätte auch auf maximal der Hälfte der Seitenzahl erzählt werden können und hätte dann vielleicht etwas mehr Pep gehabt. So gestaltet sich die Lektüre trotz einiger packender Szenen eher zäh.