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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ohne Dr Isles!

Die Chirurgin
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Obwohl dieses Werk ausdrücklich als „Ein Rizzoli-&-Isles-Thriller“ bezeichnet wird, kommt Dr Maura Isles darin überhaupt nicht vor!

Davon mal abgesehen, handelt es sich hier um einen ganz soliden Thriller, ...

Obwohl dieses Werk ausdrücklich als „Ein Rizzoli-&-Isles-Thriller“ bezeichnet wird, kommt Dr Maura Isles darin überhaupt nicht vor!

Davon mal abgesehen, handelt es sich hier um einen ganz soliden Thriller, der mit einigen Beschreibungen aus dem Alltag einer Medizinerin aufgepeppt wird, sich ansonsten aber nicht wesentlich vom in diesem Genre Üblichen abhebt.

Die wahren Hauptfiguren sind Detective Thomas Moore, der den Tod seiner Frau vor zwei Jahren immer noch nicht überwunden hat, Dr Catherine Cordell, eine erfolgreiche Chirurgin, deren Leben von einem Trauma überschattet wird, sowie Jane Rizzoli, die sich als einzige Frau in der Abteilung besonders anstrengen muss, um von den männlichen Kollegen ernst genommen zu werden, deren ständiges Jammern darüber, wie sehr sie benachteiligt wird, allerdings mehr und mehr nervt, – und natürlich der Serienkiller, der Boston in Atem hält.

Die Geschichte wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die zumindest in der Kindle-Ausgabe aber nahtlos ineinander übergehen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wäre es besser gewesen, einen Perspektivenwechsel zum Beispiel durch eine Leerezeile zu kennzeichnen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Reise ins alte Ägypten

Sinuhe der Ägypter
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Mika Waltari entführt die Leser in diesem im Original bereits 1945 erschienenen historischen Roman ins Ägypten der Zeit von Pharao Echnaton.

Das Leben der Hauptfigur und des Ich-Erzählers Sinuhe beginnt ...

Mika Waltari entführt die Leser in diesem im Original bereits 1945 erschienenen historischen Roman ins Ägypten der Zeit von Pharao Echnaton.

Das Leben der Hauptfigur und des Ich-Erzählers Sinuhe beginnt unter keinen guten Vorzeichen. Er wurde kurz nach seiner Geburt in einem Binsenboot auf dem Nil ausgesetzt, doch der Armenarzt Senmut und seine Frau Kipa nahmen sich seiner an.
Obwohl seine Zieheltern in bescheidenen Verhältnissen lebten, gelingt Sinuhe ein bedeutender gesellschaftlicher Aufstieg. Er erwirbt viel Ruhm als Arzt, unternimmt Reisen in einen Großteil der damals bekannten Welt und wird sogar zu einem engen Vertrauten von Pharao Echnaton, dessen neue Religion mit dem einzigen Gott Aton in ihm die Hoffnung auf eine bessere und friedlichere Zukunft weckt. Doch trotz aller positiven Entwicklungen wird Sinuhes Lebensweg immer wieder von Enttäuschungen und Schicksalsschlägen geprägt.

Von all dem wird in einer einfachen, schnörkellosen Sprache erzählt, die aber doch gut dazu geeignet ist, vergangene Zeiten wiederauferstehen zu lassen. Wer blumige Landschaftsbeschreibungen oder ähnliches erwartet hat, wird allerdings enttäuscht werden.

Trotz des sachlichen Stils kann man sich gut in Sinuhe hineinversetzen, wobei es sich bei ihm aber nicht um einen typischen Sympathieträger handelt. Er ist sicher immer bemüht, das Richtige zu tun, trifft aber dennoch viele falsche Entscheidungen und ging mir vor allem mit seinem ständigen Gejammer und seiner negativen Grundeinstellung oft auf die Nerven.

Zwar dürfte sich der Autor bei der Ausgestaltung der historischen Fakten viel dichterische Freiheit genommen haben, es gelingt ihm aber jedenfalls gut, die Hintergründe von Pharao Echnatons Reform und vor allem die Schwierigkeiten bei der Umstellung vom gewohnten Polytheismus zur ersten monotheistischen Religion der Menschheitsgeschichte darzustellen.

Dennoch hatte ich gewisse Schwierigkeiten, das Buch zu Ende zu lesen. Die 1100 Seiten enthalten einige Längen und die Geschichte dreht sich immer wieder im Kreis.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Womit Geoforscher sich so beschäftigen

Die Erde hat ein Leck
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Wie wird die Alpenregion in ferner Zukunft aussehen?
Der Ausbruch welches Vulkans leitete die „kleine Eiszeit“ ab 1258 ein?
Warum ist es auf der Nordhalbkugel im Durchschnitt wärmer als im Süden?
Mit diesen ...

Wie wird die Alpenregion in ferner Zukunft aussehen?
Der Ausbruch welches Vulkans leitete die „kleine Eiszeit“ ab 1258 ein?
Warum ist es auf der Nordhalbkugel im Durchschnitt wärmer als im Süden?
Mit diesen und vielen anderen Fragen, vor allem aber natürlich mit den Antworten, die Wissenschaftler darauf geben, befasst Axel Bojankowski sich in diesem Buch.

Die Beiträge sind jeweils nur ca drei bis vier Seiten lang, sodass die einzelnen Themen nur angerissen werden können, dennoch gibt der Autor interessante Einblicke in die wissenschaftliche Praxis und stellt meist mehrere Theorien einschließlich der Argumente, die für und gegen sie sprechen, vor.

Allerdings beschäftigt sich ein Großteil der Kapitel mit diversen Katastrophenszenarien (Erdbeben, Supervulkane, Tsunamis etc) – unsere Erde müsste doch auch erbaulichere Rätsel zu bieten haben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tiefgründige Kindheitserinnerungen

Wer die Nachtigall stört ...
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Das Erscheinen des Vorgängers (oder der Fortsetzung - je nach Definition) „Gehe hin, stelle einen Wächter“ habe ich zum Anlass genommen, dieses Buch endlich mal zu lesen.

Die Handlung ist in den 1930er-Jahren ...

Das Erscheinen des Vorgängers (oder der Fortsetzung - je nach Definition) „Gehe hin, stelle einen Wächter“ habe ich zum Anlass genommen, dieses Buch endlich mal zu lesen.

Die Handlung ist in den 1930er-Jahren in dem amerikanischem Südstaat Alabama angesiedelt. Als Ich-Erzählerin fungiert die zu Beginn 6-jährige Jean-Louise, genannt Scout, die zusammen mit ihrem vier Jahre älteren Bruder Jem eine unbeschwerte Kindheit in der Kleinstadt Maycomb verbringt. Das einzige, worüber sie sich wirklich den Kopf zerbrechen, ist ihr Nachbar Boo Radley, der sein Haus schon seit Jahren nicht mehr verlassen hat.
Doch die Idylle wird jäh getrübt, als Scouts Vater Atticus als Anwalt die Verteidigung des jungen Schwarzen Thomas Robinson übernimmt, dem vorgeworfen wird, ein weißes Mädchen vergewaltigt zu haben. Atticus und seine Kinder sehen sich deswegen diversen Anfeindungen ausgesetzt, die eines Tages beinahe in eine Katastrophe münden.

Dieser Roman lässt das ländliche Alabama zur Zeit der Wirtschaftskrise wiederauferstehen. Dazu trägt bei, dass sämtliche Protagonisten, auch die „Nebendarsteller“ lebendig gezeichnet und authentisch wirken.

Ich konnte mich gut in Scouts eingeschränkten und teilweise naiven Blickwinkel hineinversetzen. Dass hier schwierige Themen wie Gerechtigkeit und Rassendiskriminierung von der Warte eines Kindes aus betrachtet werden, finde ich sehr gelungen.

Obwohl Atticus Tätigkeit als Anwalt und deren Folgen sicher das Hauptthema des Buches sind und die Schilderung des Prozesses gegen Robinson einschließlich der Wirkung, die dieser auf die jungen Zuschauer ausübt, ein Highlight darstellt, enthält die Handlung doch auch viele weitere Facetten.

Natürlich muss man während der Lektüre im Hinterkopf behalten, dass dieses Buch 1960 erschienen ist und in den 1930er Jahren spielt, sodass manche Ansichten, die damals wohl als fortschrittlich galten, heute eher altmodisch anmuten. Nichtsdestotrotz ein lesenswerter Roman, der ein brisantes Thema auf spannende und oft auch amüsante Weise näherbringt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Waringham im Elisabethanischen Zeitalter

Der Palast der Meere
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Die von vielen Fans sehnsüchtig erwartete Fortsetzung der Waringham-Saga ist nun endlich erschienen:
Der Roman ist diesmal im Zeitraum von 1560 bis 1588 angesiedelt, also während der Regentschaft von Königin ...

Die von vielen Fans sehnsüchtig erwartete Fortsetzung der Waringham-Saga ist nun endlich erschienen:
Der Roman ist diesmal im Zeitraum von 1560 bis 1588 angesiedelt, also während der Regentschaft von Königin Elisabeth I:
Eleanor of Waringham ist seit frühster Kindheit Elisabeths engste Vertraute. Sie dient ihr nicht nur als Freundin und Ratgeberin, sondern gilt auch als „Auge der Königin“. Denn sie ist eine versierte Spionin mit guter Menschenkenntnis, die immer über alle wichtigen Vorgänge im Land informiert ist. Nicht weniger spannend als ihre berufliche Tätigkeit gestaltet sich Eleanors Privatleben, verliebt sie sich doch ausgerechnet in einen Mann, der als „König der Diebe“ einer von Londons meistgesuchten Verbrechern ist.
Eleanors Halbbruder Isaac hat dagegen mit höfischem Leben so gar nichts im Sinn. Um der Aussicht zu entfliehen, als künftiger Earl of Waringham Verantwortung übernehmen zu müssen, schleicht sich der erst 15-Jährige als blinder Passagier auf ein Schiff ein. Dabei gerät er gerade an den berüchtigten Sklavenhändler und Piraten John Hawkins und lernt auch dessen Vetter Francis Drake kennen. Obwohl Isaac in den nächsten Jahren viele schlimme Erfahrungen machen und eine Reihe gefährlicher Abenteuer bestehen muss, zeigt sich, dass ihm die Seefahrt im Blut liegt und es gelingt ihm, auf der Karriereleiter immer weiter aufzusteigen.

Der Roman ist in einer interessanten Epoche angesiedelt und die Protagonisten sind geschickt darin platziert. Eleanor illustriert das Leben bei Hofe, während Isaacs Geschichte zeigt, dass die Welt zu Beginn der Neuzeit viel größer war als jene des Mittelalters. So können wir an seiner Seite in exotische Gefilde wie Teneriffa oder Panama reisen.

Die Handlungsstränge laufen allerdings über weite Strecken nur parallel zueinander, ohne in einem besonderen Zusammenhang zu stehen. Die einzige wirkliche Verbindung zwischen den Halbgeschwistern ist Waringham, dieser Ort selbst (die Burg, das Gestüt, das Dorf) kommt diesmal aber nur relativ selten vor. Dafür sind die Kapitel, die dort angesiedelt sind, immer wieder besondere Highlights.

Historisch bedeutsame Ereignisse, die in diesem Buch thematisiert werden, sind insbesondere Elisabeths Privatleben bzw die Frage, ob und wen sie heiraten sollte, das Schicksal von Mary Stewart (Maria Stuart), die Piraten im Dienste der Königin und der Kampf gegen sie spanische Armada. An manchen Stellen hätte ich mir allerdings etwas ausführlichere Hintergrundinformationen gewünscht und bei Mary Stewart fand ich es schade, dass zwar oft über sie geredet wurde, sie aber kaum persönlich auftritt.
Dafür tauchen eine Vielzahl interessanter Personen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten auf. Nur ein echter Bösewicht fehlt.
Wenngleich Isaac in seinem Kampf gegen die Sklaverei etwas übertrieben edel wirkt, sind doch sämtliche handelnden Figuren nachvollziehbar und lebendig gezeichnet, haben jeweils ihre Stärken und Schwächen, sodass man sich gut in sie hineinversetzen, mit ihnen mitfühlen, sich bisweilen auch über sie ärgern kann.

Obwohl dieser Band sich in einigen Punkten deutlich von den bisherigen Waringhams unterscheidet, handelt es sich nichtsdestotrotz um einen absolut lesenswerten historischen Roman, der fundiert recherchierte Fakten mit einer packenden Geschichte verknüpft.

Dass am Ende die nächste Generation der Waringham zusehends ins Rampenlicht rückt, lässt auf eine weitere Fortsetzung hoffen.