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Veröffentlicht am 10.12.2017

Wissenschaft im Flug vermittelt

Warum Tee im Flugzeug nicht schmeckt und Wolken nicht vom Himmel fallen
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Konzipiert ist dieses Buch so, dass man es am besten während eines Fluges lesen kann. Es behandelt diverse Dinge, die einem auf einem Flughafen oder während des Aufenthalts in einem Flugzeug begegnen können ...

Konzipiert ist dieses Buch so, dass man es am besten während eines Fluges lesen kann. Es behandelt diverse Dinge, die einem auf einem Flughafen oder während des Aufenthalts in einem Flugzeug begegnen können - von Bodyscannern und Metalldetektoren über die Funktionsweise eines Flugzeugs und die Einrichtungen an Bord bis zu den Beobachtungen, die man beim Blick aus dem Fenster vielleicht machen kann, wie Wolken, Flussmündungen oder Sterne am klaren Nachthimmel – und betrachtet diese aus wissenschaftlicher Sicht.

Dazwischen werden immer wieder Anweisungen für kleine Experimente eingestreut, die allerdings großteils eher banal sind.

Ich fand es während des Lesens immer wieder erstaunlich, wie gut es dem Autor gelingt, von ganz alltäglichen Beobachtungen ausgehend diverse große Konzepte der Wissenschaft anzusprechen, etwa die Newtonschen Gesetze, die Relativitätstheorien, die Quantenmechanik oder Erkenntnisse aus der Biologie und Psychologie etc, und sie auf leicht verständliche und amüsante Weise darzustellen.
Vor allem zeigt sich, dass es sich dabei nicht um irgendwelche langweiligen, abstrakten Konstrukte handelt, die mit dem „normalen“ Leben nichts zu tun haben, sondern man ihnen im Gegenteil beinahe auf Schritt und Tritt begegnet, wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht.

Obwohl regelmäßige Leser populärwissenschaftlicher Literatur hier kaum etwas Neues erfahren werden, bietet dieses Buch doch eine interessante und kurzweilige Lektüre – auch wenn man gerade keine Flugreise plant ;)

Veröffentlicht am 22.10.2017

Interessante Darstellungsform

Gödel, Escher, Bach - ein Endloses Geflochtenes Band
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Laut Klappentext soll es sich bei diesem – im Original bereits 1979 erschienenen – Werk um ein „Kultbuch“ handeln, bei dem „der heroische Versuch unternommen wurde, Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften ...

Laut Klappentext soll es sich bei diesem – im Original bereits 1979 erschienenen – Werk um ein „Kultbuch“ handeln, bei dem „der heroische Versuch unternommen wurde, Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften gemeinsam auf Forschungsreise zu schicken“.
Derartige Lobeshymnen sind zwar etwas übertrieben, man kann ihnen aber doch insofern zustimmen als es sich hier tatsächlich um eine ungewöhnliche und sehr engagierte Art handelt, wissenschaftliche Inhalte zu vermitteln. So werden beispielsweise immer wieder fiktive Dialoge eingeschoben, in denen (von Zenos berühmten Paradoxon inspiriert) Achilles und die Schildkröte sowie einige andere Figuren auftreten, und die dazu dienen, manche Inhalte sozusagen auf eine andere Ebene zu heben, Verbindungen herzustellen oder auch durch absurde oder paradoxe Handlungen zu unterhalten.
Auch sonst merkt man, dass hinter diesem Buch viel Mühe steckt, es wirkt von vorne bis hinten perfekt „durchkomponiert“.

Doch auch vom Leser wird eine gewisse Mühe verlangt, dies ist sicher nichts, was man flott nebenbei lesen kann. Es ist einige Konzentration erforderlich, um allen Gedankengängen zu folgen und die diversen Anspielungen zu erkennen, wobei es wahrscheinlich kaum möglich ist, schon beim ersten Lesen alle Zusammenhänge zu erfassen.
Diese Mühe lohnt sich aber auch, da man hier doch eine Reihe spannender Einblicke erhält. So gibt es etwa eine relativ tiefschürfende und doch allgemein verständliche Diskussion von Gödels Unvollständigkeitssatz oder interessante Überlegungen zur Funktionsweise des Gehirns und zum Wesen des Bewusstseins – auch wenn diese teilweise durch neuere Forschungsergebnisse widerlegt worden sein dürften.

Allerdings sind auch einige negative Punkte zu vermerken: Der Autor selbst beklagt sich in einem anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums verfassten Vorwort darüber, dass es sogar begeisterten Lesern seines Buches schwer falle, dessen eigentliches Anliegen auf den Punkt zu bringen. Meiner Meinung nach ist dies absolut verständlich – neigt er doch zu sehr dazu, sich in irgendwelchen Randthemen zu verlieren und abzuschweifen. So kommt er immer wieder vom Hundertsten ins Tausendste, vieles davon ist nicht einmal uninteressant, doch es macht es beinahe unmöglich, den roten Faden im Blick zu behalten, erst recht, da es doch mit sehr vielen und vielschichtigen Inhalten überladen ist.
Etwas weniger wäre hier also tatsächlich mehr gewesen.

Veröffentlicht am 11.09.2017

Faszinierende Appetithäppchen

Zaubergarten Biologie
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Gottfried Schatz berichtet hier in jeweils ca sechs bis acht Seiten langen Episoden von den Wundern des Lebens. Er erzählt beispielsweise, wie es den Mitochondrien gelang, das Feuer zu zähmen, wie unser ...

Gottfried Schatz berichtet hier in jeweils ca sechs bis acht Seiten langen Episoden von den Wundern des Lebens. Er erzählt beispielsweise, wie es den Mitochondrien gelang, das Feuer zu zähmen, wie unser Blut und unsere Zellen funktionieren oder wie die Gene unser Schicksal prägen.
Der Schwerpunkt des Inhalts liegt also in den Bereichen der Biochemie und Genetik, es werden aber auch andere Dinge angesprochen wie zukunftsfähige Formen der Energiegewinnung oder das Problem der Unbeständigkeit von Speichermedien.
Man kann die Faszination des Autors für seine Themen gut nachfühlen, bisweilen kommt er dabei richtig in Schwärmen, was zwar manchmal etwas übertrieben wirkt, aber gut zum Lesefluss passt.
Die Ausführungen sind allgemein verständlich und flott lesbar, wirken aber nichtsdestotrotz fachlich fundiert. Jedoch können aufgrund der Kürze der Kapitel viele interessante Punkte nur oberflächlich angerissen werden.
Dennoch ermöglicht es die Lektüre, in spannende Materien einzutauchen, und kann dazu anregen, sich mit einigen der angesprochenen Fragen noch näher auseinander zu setzen.

Veröffentlicht am 07.08.2017

Intelligente Maschinen in verschiedenen Facetten

Was sollen wir von Künstlicher Intelligenz halten?
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Fast 200 Wissenschaftler und sonstige Denker aus den verschiedensten Bereichen beantworten hier in meist zwei bis vier Seiten langen Beiträgen die Frage „Was sollen wir von künstlicher Intelligenz halten?“

Ihre ...

Fast 200 Wissenschaftler und sonstige Denker aus den verschiedensten Bereichen beantworten hier in meist zwei bis vier Seiten langen Beiträgen die Frage „Was sollen wir von künstlicher Intelligenz halten?“

Ihre Überlegungen wirken dabei großteils besonnen, übertriebene Katastrophenszenarien sind ebenso Mangelware wie allzu utopische Zukunftsvisionen. Es klingt aber häufig eine gewisse Besorgnis mit, wie das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine sich weiterentwickeln wird, wobei vielfach auch betont wird, dass wir bereits jetzt mehr und mehr Aufgaben und Entscheidungen an Computer delegieren. Daneben gibt es auch einige Autoren, welche die Entstehung von echter KI in absehbarer Zeit generell für unrealistisch halten.

So prallen hier doch einige Meinungen aufeinander und werden verschiedene Facetten der möglichen Problemstellungen im Zusammenhang mit intelligenten Maschinen beleuchtet.

Ich fand dieses Buch jedoch weniger spannend als die anderen Ausgaben zur Edge-Frage (wie zum Beispiel „Wie funktioniert die Welt?“, „Was ist ihre gefährlichste Idee?“ oder „Welche wissenschaftliche Idee ist reif für den Ruhestand?“).
Dies liegt an der diesmal sehr eingeschränkten Fragestellung. Während sonst ein breites Themenspektrum abgedeckt wurde, handelt es sich hier bei den meisten Antworten um Variationen der immer gleichen Grundaussagen.

Veröffentlicht am 26.07.2017

Eine Geschichte voll Abenteuer und Freundschaft

Krone des Schicksals
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Papinberc (Bamberg) 1208: Vor vier Jahren war es den Freunden Walther von der Vogelweide, Otto von Herneberch, Heinrich von Kalden und Gerold von Waldeck gelungen, einen legendenumwobenen Edelstein aus ...

Papinberc (Bamberg) 1208: Vor vier Jahren war es den Freunden Walther von der Vogelweide, Otto von Herneberch, Heinrich von Kalden und Gerold von Waldeck gelungen, einen legendenumwobenen Edelstein aus dem brennenden Konstantinopel zu entwenden. König Phillip will diesen nun nutzen, um seinem Neffen Federico zum Amt des Kaisers zu verhelfen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, ein Drama folgt auf das nächste und vor allem Walther erleidet schreckliche Verluste, was dazu führt, dass er sich von der Welt zurückzieht.
Neunzehn Jahre später weiß niemand mehr, wo der Stein geblieben ist, und ausgerechnet Walther erhält den Befehl, ihn wiederzubeschaffen. Es beginnt eine abenteuerliche und gefährliche Suche, bei der auch Leute mitmischen, die einen alten Groll gegen ihn hegen.

Walther von der Vogelweide dürfte wohl der bekannteste Minnesänger des Mittelalters sein. In dieser Eigenschaft tritt er hier allerdings kaum in Erscheinung, es werden nur ein paar bereits vor dem Einsetzen der Romanhandlung verfasste Lieder zitiert.
Walther erscheint vielmehr als ein Mann, der den Verlust seiner großen Liebe sowie einige weitere Schicksalsschläge lange nicht überwinden kann und sich erst nach und nach dazu aufrafft, seine passive Lebenseinstellung zu revidieren.
Auch die anderen Protagonisten sind interessant angelegt. Man kann die Freundschaft zwischen Walther und seinen Gefährten gut spüren, teilweise fand ich ihre Darstellung jedoch etwas zu kitschig.

Der Roman ist in einem lebendigen Stil geschrieben, vor allem diverse „Action-Szenen“ werden anschaulich geschildert. Es wird aus der Sicht verschiedener Personen erzählt, wobei das Wechselspiel der Perspektiven gut komponiert ist und für einige Dynamik sorgt. Immer wieder wird Spannung aufgebaut, so manche Geheimnisse harren ihrer Aufdeckung, einiges ist aber auch ziemlich vorhersehbar.

Obwohl relativ viele historische Persönlichkeiten vorkommen, dürfte der Inhalt doch sehr weit von realen bzw beweisbaren historischen Ereignissen abweichen. Der Autor erläutert die tatsächlichen Hintergründe aber in einem ausführlichen Nachwort.