Profilbild von Kelo24

Kelo24

Lesejury Star
offline

Kelo24 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Kelo24 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.04.2018

Wie Entscheidungen einen Lebensweg verändern können

Luisa und die Stunde der Kraniche
0

"Jedes Mal, wenn du eine Entscheidung triffst, beeinflusst du diesen (Lebens)Weg. Mit manchen Entscheidungen änderst du den Verlauf deines Weges mehr, mit anderen weniger".

Auszug aus dem Brief des Großvaters ...

"Jedes Mal, wenn du eine Entscheidung triffst, beeinflusst du diesen (Lebens)Weg. Mit manchen Entscheidungen änderst du den Verlauf deines Weges mehr, mit anderen weniger".

Auszug aus dem Brief des Großvaters an seine Enkelin Luisa zum 18. Geburtstag, Prolog, Seite 7,



Ja, mit Entscheidungen hat Luisa, die Protagonistin dieses Romans, so ihre Probleme, denn sie hasst sie und alle sich daraus ergebenden Veränderungen. Alles soll so bleiben, wie es ist, denn es ist gut so.

Aber ist es das wirklich? Nach dem Antrag ihres Freundes Richard, einem narzisstischen, egozentrischen, eitlen Gockel, der sich als Mittelpunkt der Weg sieht, um den sich alles zu drehen hat, nimmt sich Luisa kurzerhand eine Auszeit von 2 Wochen im Familienferienhaus in Zingst. Ihr zukünftiges Leben als schmückendes Beiwerk des ach so erfolgreichen Gatten, angepasst, fügsam und finanziell von ihm abhängig erscheint ihr plötzlich doch nicht mehr so verlockend.

Im Haus ihrer Großeltern holt sie dann die Vergangenheit an viele glückliche Tage mit der Familie schmerzhaft ein, die sie in den vergangenen Jahren auch sträflich vernachlässigt hatte.

Es kommt wieder zu einer Annäherung zwischen Luisa und ihrer Schwester und ihren Zwillingen, die etwas Leben in die Bude bringen.

Daneben kreuzen auch 2 andere Personen ihren Weg. Zum einen Jan, der Kranichexperte, den sie zuerst mehr als nur schrecklich findet, der aber ganz andere Saiten in ihr zum Klingen bringt; zum anderen trifft sie immer an den unmöglichsten Orten auf die alte Mary, die ihr irgendwie bekannt vorkommt...



Ohne zu viel von der Handlung zu verraten: Luisa durchlebt turbulente Zeiten mit Höhen und Tiefen und nutzt die blaue Stunde am Abend zum Reflektieren über ihr bisheriges Leben und ihre Wünsche, die sie ganz allmählich wieder in ihrem Inneren ausgräbt, und besinnt sich auf die Werte, die ihr insbesondere ihr Großvater mit auf ihren Weg gegeben hat und die ihr wichtig sind.



Die Handlung ist eingebettet in wunderschöne Landschaftsbeschreibungen, die eine besondere Stimmung erzeugen - besonders die der "blauen Stunde" - und ganz nebenbei kann man beim Lesen so einiges über Kraniche erfahren. Die Geschichte macht definitiv Lust, sofort die Koffer zu packen und an die Ostsee zu fahren, um den Kranichzug live miterleben zu können und sich dabei den Wind um die Nase wehen zu lassen.

Der Schreibstil ist flüssig und die Kapitel fliegen nur so dahin. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen; einzig die Figur der Mary als "zukünftiges Ich" war mir etwas zu viel. Dies war mein erstes Buch von Tania Krätschmar, aber sicher nicht das Letzte.



Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 4 Sterne.

Veröffentlicht am 09.04.2018

Wohlfühlbuch mit Höhen und Tiefen

Wenn die Liebe Anker wirft
0

Das wunderschöne Cover dieses Buches hat mich sofort geködert und auch der Inhalt hörte sich vielversprechend an.

Summer steckt in der Zwickmühle: soll sie das Boots-Cafe ihrer verstorbenen Mutter retten, ...

Das wunderschöne Cover dieses Buches hat mich sofort geködert und auch der Inhalt hörte sich vielversprechend an.

Summer steckt in der Zwickmühle: soll sie das Boots-Cafe ihrer verstorbenen Mutter retten, obwohl sich alles in ihr dagegen sträubt?

Keine leichte Entscheidung, das bisherige so ganz andere Leben hinter sich zu lassen, wenn man vom Backen eigentlich keine Ahnung hat und die eigenen Schuldgefühle am Tod der Mutter auf ihrem Boot turmhoch anwachsen.

Aber Summer hat viele gute Freunde um sich herum, die ihr helfen und mit Rat und Tat zur Seite stehen und dann ist da auch noch Mason, der ihr Herz höher schlagen lässt.

Eigentlich alles in allem lauter gute Zutaten für einen Liebesroman in romantischer Kulisse. Eigentlich, denn irgendwie bleibt die Romantik doch ziemlich auf der Strecke, da der Handlungsstrang immer durch diverse Nebenschauplätze unterbrochen wird.

Es hat hier ziemlich lange gedauert, bis die Liebe endlich Anker geworfen hat (und ich muss gestehen, dass ich dabei erleichtert aufgeatmet habe), denn ab Mitte des Buches gab es die ein oder andere Länge und auch am Ende wäre weniger mehr gewesen.

Da es sich aber bei fast allen Haupt- und Nebendarstellern um liebevoll beschriebene Charaktere handelt und die Landschaftsbeschreibungen auch einiges wieder wett machen bleibt unter dem Strich ein Wohlfühlroman über. Und den liest man doch auch immer gerne mal wieder.

Veröffentlicht am 09.04.2018

Lesezeit zum Entschleunigen

Das Geräusch der Dinge, die beginnen
0

Seit Ada im Alter von 3 Jahren von ihrer Mutter verlassen wurde, ist sie bei ihrer Großmutter Teresa aufgewachsen, die im Laufe der Jahre zu ihrem Lebensmittelpunkt geworden ist. Das Geräusch der Dinge, ...

Seit Ada im Alter von 3 Jahren von ihrer Mutter verlassen wurde, ist sie bei ihrer Großmutter Teresa aufgewachsen, die im Laufe der Jahre zu ihrem Lebensmittelpunkt geworden ist. Das Geräusch der Dinge, die beginnen - darauf zu achten hat Ada von Teresa gelernt und auch mit offenen Augen durch das Leben zu gehen, um jede Kleinigkeit aufzunehmen.

Nachdem Teresa schwer erkrankt ins Krankenhaus gebracht werden muss und bald sterben wird, verbringt Ada ihre Tage bei ihr. Dort lernt sie Giulia, eine Krankenschwester, sowie Matteo, einen Vertreter für medizinische Produkte kennen.

Die gesamte Geschichte kommt mit diesen 4 Personen aus und den Netzwerken, die sich zwischen ihnen aufbauen.

Es ist ein Buch der leisen Töne, sehr detailreich, bei dem vermeintlich kleine Dinge gewürdigt und wahrgenommen werden. Die Handlung ist eher minimalistisch und kommt ohne große Ereignisse aus und besteht oftmals nur aus Abwarten - damit habe ich mich zu Beginn etwas schwer getan, wie auch mit dem Charakter von Ada - aber wenn man sich erst einmal darauf eingelassen hat, wird man belohnt mit dem Schreibstil, der Ausdrucksweise und der Möglichkeit, dabei zu entschleunigen und einen Gang herunter zu schalten, zumindest war das bei mir der Fall. Außerdem enthält die Geschichte einige wirklich zutreffende Lebensweisheiten.

Obwohl mir das Ende dann leider doch zu märchenhaft war gibt es eine Leseempfehlung für alle, die die leisen Töne lieben und sich selbst etwas Gutes tun wollen und 4 Sterne.

Veröffentlicht am 09.04.2018

Eine ganz spezielle Wohngemeinschaft

Das Haus ohne Männer
0

Eine ganz spezielle Wohngemeinschaft, ja, das sind die 5 Frauen im Haus ohne Männer oder der Casa Celestine, wie sie es liebevoll nennen.

Vom Cover etwas in die Irre geführt habe ich an und für sich einen ...

Eine ganz spezielle Wohngemeinschaft, ja, das sind die 5 Frauen im Haus ohne Männer oder der Casa Celestine, wie sie es liebevoll nennen.

Vom Cover etwas in die Irre geführt habe ich an und für sich einen amüsanten chick-lit-Roman erwartet. Daher war ich zunächst etwas verwirrt von den ersten Kapiteln und musste mich zum Weiterlesen tatsächlich selbst anschubsen, aber es hat sich am Ende doch gelohnt.

5 ganz unterschiedliche Frauen bewohnen das Haus der "Königin", die keine Männer darin duldet, und ihre 4 Mitbewohnerinnen haben sich bislang daran gehalten. Als Juliette für kurze Zeit eine der Wohnungen übernimmt, kommt frischer Wind in die Hausgemeinschaft und alte Strukturen fangen an zu bröckeln.

Als roter Faden zieht sich Juliettes Alltag durch die gesamte Geschichte. Sie hat eine sehr erfrischende Art und dadurch wird das Geschehen lebendig. Unterbrechungen gibt es bei den Rückblicken auf das Leben jeder einzelnen Mitbewohnerin . Jede einzelne der Frauen hat ein Päckchen zu tragen, das sie letztendlich zum Entschluss, ein Leben ohne Mann zu führen, gebracht hat. Aber nach Juliettes Einzug und vllt. aufgrund ihrer unkonventionellen Art stellt sich bei Giuseppina, Simone, Carla und selbst der Königin die Frage, ob sie mit diesem Lebensmodell überhaupt noch glücklich sind. Denn irgendwie ist doch jede/r von uns auf der Suche nach Glück, Geborgenheit, Liebe und einer Schulter zum Anlehnen.

Mir hat das Buch gut gefallen, denn es verbindet humorvolle Szenen, nachdenklichen Passagen, ungeschminkte Wahrheiten und ein tragisches Lebensresumee´. Dafür eine Leseempfehlung und 4 Sterne.


Weniger

Veröffentlicht am 09.04.2018

Lesegenuss über starke Frauen

Die Oleanderfrauen
0

"Irgendwie ist es seltsam: Einerseits muss ich wissen, wie es ausgeht, und gleichzeitig habe ich große Angst davor. Weil dann ja alles vorbei ist." (Seite 357, 2. Absatz)

Genau so ist es mir gegangen. ...

"Irgendwie ist es seltsam: Einerseits muss ich wissen, wie es ausgeht, und gleichzeitig habe ich große Angst davor. Weil dann ja alles vorbei ist." (Seite 357, 2. Absatz)

Genau so ist es mir gegangen. Geflutet von Emotionen nachdem sich alle noch offenen Fragen gelöst hatten und mit einem riesigen „wow-Gefühl“ im Bauch über diese berührende und mitreißende Geschichte, aber zuklappen mochte ich das Buch einfach noch nicht...

Aber der Reihe nach:

Der Prolog war bereits ein gelungener Einstieg in das Buch, der bei mir nicht nur einen Kloß im Hals zurückgelassen sondern auch Neugierde geweckt und viele Fragen aufgeworfen hat. Und im Laufe der Handlung spielt er noch eine große Rolle.

Die Geschichte gliedert sich in 2 Handlungsstränge, die beide in Hamburg spielen: der erste Mitte der 30-er Jahre, der zweite in der Gegenwart.

Im Hamburg der Vorkriegszeit lernen wir die junge Sophie kennen, die als Tochter eines Kaffeebarons das privilegierte Leben in einer Villa mit allen seinen Vorzügen genießt. Aus der Kinderfreundschaft zu Hannes, dem Sohn der Köchin, entwickelt sich eine große Liebe, die nicht ohne Folgen bleibt. Der Standesdünkel ist dabei das kleinste Problem des jungen Paares, denn es gibt ein dunkles Familiengeheimnis, das nun offenbart werden muss.

In der Gegenwart kämpft die chaotische Jule, Cafebetreiberin mit Leidenschaft und dem Herz am rechten Fleck, mit finanziellen Problemen. Da sie auch Spaß am Schreiben und historischer Recherche hat verfasst sie nebenbei noch unter dem Motto „Ich schreib dir dein Leben“ Biografien.

Einen solchen Auftrag erhält sie von Johanna, einer liebenswerten älteren Dame, die ihr einen Dachbodenfund aus dem Haus ihrer Mutter übergibt. An dieser Stelle gelingt es Teresa Simon auf raffinierte Weise beide Handlungsstränge zu verbinden, handelt es sich bei dem Gegenstand doch um Sophies Tagebuch. Mit einem fesselnden Schreibstil gelingt es der Autorin, den Spannungsbogen konstant hoch zu halten. Die Handlung bleibt dabei immer lebendig, die Personen sind authentisch; Teresa Simon versteht es meisterhaft, Spuren zu legen, streut dezent Hinweise, die immer wieder das Kopfkino in Gang setzen, verrät aber dabei nie zu viel. Als Leserin sind meine Gefühle Achterbahn gefahren;, ich habe mich mit gefreut, aber genauso mit gelitten.

Bisher haben mir in ähnlichen Büchern immer die Handlungsstränge in der Vergangenheit besser gefallen. In diesem Roman ist eine Trennung gar nicht möglich, da der eine nicht ohne den anderen bestehen kann, und das hat mir auch sehr gut gefallen.

Gleich zu Beginn des Jahres an so ein Lesehighlight zu gelangen, ist ein echter Glücksgriff und die Latte für alle Bücher, die ich noch lesen werde, hängt jetzt sehr hoch.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für dieses Buch und 5 Sterne (mehr gibt es leider nicht zu vergeben)